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Ottendorfer Zeitung. vi« »Vtlrndorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donner», tag und Sonnabend abend». ve;»g»prri, vierteljährli» , Mark. Durch di« Post bezogen l,20 Mar». Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme von Inserat« bt» vormittag Uh», Inserat» werden mit io p für di» Spattz»il« b»r»chn», Tabellarisch« Satz nach b»s»nd»r»m Laris Druck unk Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Dkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla Lo. 67. Mittwoch, den 5. Juni 1907. 6. Jahrgang. Orrtlichr« und Sächsisches. Mttcndors.Dkrilla, den -z. Juni ign?. D Am vergangenen Sonntag nachts gegen halb 1 Uhr brach bei dem Gutshesitzer Max Müller im nahen Weixdorf ein Schadenfeuer au«, welche« dar ganze Gut, das au« fünf Gebäuden bestand und da« älteste im Orte war, vollständig in Asche legte. Das Feuer, welche« von ruchloser Hand angelegt, kam in der mit Stroh gedeckten Scheune zum Au«- bruch und griff mit großer Schnelligkeit auf die anderen Gebäude über, sodaß an eine Rettung nicht zu denken war. Der Besitzer, welcher erst feit einem Jahr verheiratet und al« strebsamer und fleißiger Mann bekannk ist, erleidet sehr großen Schaden, da die ge samte Wirtschaftseinrichtung, die landwirt- schaftlichen Maschinen, alle Getreide- und Futtervorräte den Flammen zum Opfer fielen, nur das Vieh konnte gerettet werden, leider hat aber der Kalamitose nicht versichert. Am Brandplatze waren zur Löschung 7 Wehren au« den umliegenden Ortschaften erschienen, darunter auch die hiesige Freiwillige Feuerwehr. Sparkasse Ottendors-Moritzdorf. (Monat April und Moi 1907.) Es erfolgten 286 Einzahlungen im Betrage von 19 561,87 M und 79 Rückzahlungen im Betrage von 7026,68 M- Die Gesamieinnahme betrug 21496,78 M. und die Gesamtausgabe 21915.18 M. Der Einlagenzin«suß ist 3»/, o/v. Der Hypothekenzin-suß 4^ «/„ Die Expedition-zeit ist Wochentag von 8 — 1, 2-5, und Sonnabend» von 8—2 Uhr. Dresden. Ein Brand, bei dem Menschen in Gefahr schwebten, brach in der Nacht zum Sonnabend im Hause Neue Gaffe Nr. 24 aus bitber noch unaufgeklärte Ursache au» und griff so rasch um sich daß mehrere Bewohner in eine sehr gefährliche Loge gerieten und durch Oualm und Flammen bedroht wurden. Die Rettungsarbeiten der Feuerwehr waren sehr schwierig. Trotzdem gelang e«, dir Bewohner fu retten. Erst um 7 Uhr könnt» die Feuer» wehr abrücken. — Der Bruder de» Khedive von Egypten, Prinz Lbbas Halim, hat auf längere Zeit im hiesigen Grand Union Hotel Wohnung ge nommen. Der Prinz ist kein Fremder in Dresden, er weilte schon wiederholt hier. Auf dem Albrechtaschloffe aus den Loschwitzer Höhen wo im Frühjahre die Königin Wiihelmine der Niederlande mit ihrem Gemahl wohnte, Hot der Herzog von Pleß mit seiner Familie zu längerer Erholung Einkehr gehalten. — Nachdem die Behörden die Genehmigung Kazu «rt»ilt haben, Hot am Montag der Be- fltzrr de» Marienbad» ein Familienbad in der Abe eröffnet. — Die Dauarbtiten an der Jnterimsbrück» wo r« sich vorwiegend um da« Anbringen der Eisenkonstruktion handelt, lenken gegenwärtig die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Die »Ite Brück« ist unablässig von Schaulustigen stark belagert, die im Jnteresie den Fortgang der Arbeiten beobachten. Tie ganze Eisen- Krücke wird eine Länge von 260 Meter er halten. Die größte Ueberbrvckung beträgt 57.6 Meter. Sie bildet die Oeffnung für dte Schiffahrt und darf in deren Jnteresie nicht verbaut werden. Die Gesamtkosten der Jnterims- brücke werden auf 420000 M- berechnet. Nach 4 Jahren bi« wohin die Fertigstellung der neuen AugustuSbrücke in Aussicht gestellt ist. soll dann die Jntlrimsbrücke voraussichtlich für den Bau einer neuen Brücke Verwendung finden, die die neuen Schlachthofanlagen mit der Neustadt verbinden soll. — Die VI. Strafkammer hiesigen König!. Landgericht» verurteilte in ihrer letzten Sitzung die Pflegerin Tröger aus HainSderg zu einer Woche Gefängnis, weil sie fahrlässiger Weise den „Tod eines epileptischen Mädchens durch Ertrinken" in der Badewanne in der hiesigen städtischen Kinderpflegeanstalt verursacht hatte. Meißen. Zu dem unheimlichen Fund ist noch vachzutragen, daß das Gerippe, ins- iesondere das Gebiß noch sehr gut erhalten ist. und daß eg nicht fünf, sondern nur 0,5 Meter ies verscharrt war. Die Vermutungen, daß eö ich um ein Verbrechen handelt, verstärken sich. Zittau. In der letzten Stadtvcrordneten- Sitzung n feuerte laut „Z M." Stadt verordneter Probst über die Bewilligung eines Tarlchns zum Bau eines Krematoriums in Z'ttau. Der dasige Verein für Feuerbestattung )abc bisher auü Zeichnungen seiner Mitglieder eine Summe von 35 000 Mk. für den Bau de« Krematoriums erzielt, der Bau werde aber vo> aussichtlich 85 000 Mk. kosten. Um nun mit dem Bau anfangrn zu können, möchte er eihwcise 50 000 Mk. haben. Der Rat habe )>m Gesuch in liebenswürdiger Weise entsprochen und wolle die gewünschte Summe gegen Hypotheken leihen. Lommatzsch. Beim Gutsbesitzer Beger in Schwochau ist kürzlich ein Einbruchsdiebstahl verübt worden. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich auf den Glasmachergehilsen Joses Suffraga, einen wegen Diebstahls vielfach vor bestraften Menschen, der erst am 9. Mai aus dem Gefängnis in Bautzen entlassen worden ist. Suffraga ist auf dem Boden seiner elterlichen Wohnung an der Sckwochauer Straße unter einem Heuhaufen versteckt vor gefunden und verhaftet worden. Riesa. Kaum haben auf den Pflaumen bäumen die Früchte angesetzt, so sind — wie schon in den letzten Jahren — die Vermittler wieder da, die den Besitzern die Früchte vom Baume abkaufen, um sie später noch in halb- reisen Zustande nach England zu transportieren, wo daraus Essig und Sprit gebrannt wird. So verlockend für die Besitzer von Pflaumen plantogen nun der so zeitige Verkauf der Früchte sein mag, der sie der Sorge um olle Witterungsunbilden überhrbt, so ist doch zu bedenken, daß das Pflücken Ker unreifen Früchte auf die Dauer den Bäumen schaden muß. Strehla. Ein schreckliche» Brandunglück entstand auf unaufgeklärte Weise nachts in einer großen Holzbude, in welcher der mit der Ehaussierung der Straße von Blumberg nach Falkenberg beauftragte Unternehmer Böhle aus Zschackau sich mit seiner Familie und 11 Pferden, sowie Futtervorräten befand. Während es der Familie B- mit knapper Not gelang, da« nackte Leben zu retten, ver brannten mehrere Pferde, während andere schwere Verletzungen davontrugen. Die Holz bude brannte vollständig nieder. Sieben! ehn. Recht erbauliche Sachen kamen in der Hauptverhandlung am Freitag vor dem Freiberger Schwurgericht in der Siebenlehner Brandstiftungsangelegenheit zur Sprache. Angeklagt waren die Geschwister Zigarrenmacherin verw. Sparmann geb. Krinke aus Stebenlehn und der Dachdecker Adolf Krinke auü Meißen wegen Brandstiftung und Versicherungsbetrug, sowie der Sohn der Sparmann. Zigarrenarbeiter Rudolf Sparmann aus Siebenlehn wegen Betrugs. Die beiden ersteren sollen nach der Anklage am 25. Januar de» Jahres 1903 in Siebenlehn das dem Schuhmacher Louis Rost gehörige Wohnhaus vorsätzlich in Brand gesetzt und durch die Er hebung der FeuerversichcrungSbeträge für Gegenstände, die nicht vorhanden oder garnicht verbrannt waren, die Berliner Feuerverficherung- gesellschaft geschädigt haben. Die Angeklagte Sparmann will nach dem Ende 1902 erfolgten Tode ihres Manne» durch Not zu dem Ver brechen getrieben worden sein. Sie hat nach der in Siebenlehn herrschenden Ansicht: „Wer in Not ist, der brennt, denn dann ist ihm ge holfen, gehandelt. Es kam in der Verhandlung zur Sprache, daß der Gendarm Rudolf bereit« in früheren Jahren in Anzeigen über zu hohe VersicherungSabschlüsse in Siebenlehn geklagt habe, die der Bürgermeister aber stets als an- gemeßen attestiert habe. Bei der Sparmannschen Brandschadenregulierung hat der Bürgermeister Barthel zu der Angeklagten geäußert: „Auf ein paar hundert Mark mehr oder weniger Versicherungsentschädigung kommt eö nicht an." Ala bei dem in Frage steh-nden Brande di- benachbarte Breitcnbachcr Feuerwehr ihre Spritze an den Haupthydranten angeschloffen hatte, wurde sie von der Siebenlehner Wehr fortgewiesen und mußte die Spritze abschrouben Für Siebeniehn galt der Grundsatz: „Das ist unser Feuer, das geht Euch nichts an." Da durch wurde natürlich das Löschen sehr beein trächtigt, Frankenberg. Das energische Vorgehen des Bürgervereinö und des Evangelischen Arbeitervereins in Frankenberg in der An gelegenheit der Fleischteuerung hat cinen er freulichen Erfolg gezeitigt. Die Mehrzahl der Fleischermeister gab öffentlich bekannt, daß von jetzt ab der Preis für Schweinefleisch um 10 Pf. pro Pfund herabgesetzt worden sei. Chemnitz. In einer Schankwirt schäft der hiesigen Südvorstadt wurde ein 28 jähriger Handarbeiter, der sich dort in angetrunkenem Zustande ungebührlich benahm und tätlich gegen den Wirt wurde, von den übrigen Gästen ge waltsam aus dem Lokale gebracht. Kurze Zeit darauf verstarb die Ehefrau des Schankwirts am Herzschlag, vermutlich infolge von Erregung durch den Vorfall. Meerane. Bei dem Kassierer der Volks- hausgenoffenschast und dem Geschäftsführer des Melallarbeiterverbandes wurde in einer der vergangenen Nächte ein höchst frecher Einbruch verübt. Dem Diebe fielen die gesamten Baar bestände beider Organisationen in der Höhe von 400 Mark samt der Kassette, sowie 18000 Stück Beitragsmarken vom Metall- arbeiterverband und ein guter Anzug in die Hände. Reichenbach i. V. Durch Platzen eines Dampskeffelventils wurde am Sonnabend abend kurz vor Geschäftsschluß der bei der Firma Gebr. Neuberger in Dienst stehende Feuermann Richard Löffler dermaßen verbrüht, daß er im Stadtkrankenhause, wohin er gebracht worden war, verschieden ist. Aus -er Woche. Wir leben in einer Zeit der Streiks und Aussperrungen. Teils sind sie wirtschaftlicher Natur, teils haben sie einen politischen Hinter grund. In Deutschland sind in den ver schiedensten Gewerben Streiks ausgebrochen, in Berlin streiken 2500 Bäcker, während Tausende von Bauarbeitern ausgesperrt sind. Hier handelt es sich im wesentlichen um Lohnkämpfe, die sich in durchaus friedlichen Bahnen be wegen. In Italien dagegen, wo im Norden die Landarbeiter streiken, kam es in den Reis feldern bei Bologna zu einer förmlichen Schlacht zwischen Streikenden einerseits und Arbeits willigen und Truppen, die zu ihrem Schutze angerückt waren, anderseits. Auch in Ungarn, wo die kroatischen Eisenbahnangestellten aus nationalen Gründen streiken, kam es zu heftigen Zusammenstößen. Die umfangreichsten Streiks aber sind in San Francisco nnter den Eisen bahnangestellten und in Transvaal unter den Minenarbeitcrn ausgebrochen. Sowohl in Amerika, wie in den Goldfeldern der ehemaligen Burenrepublik ist die Lage äußerst ernst. Man hofft in beiden Fällen auf ein vermittelndes Eingreifen der in Frage kommenden Behörden, um weiters Blutvergießen, womöglich den Bürgerkrieg zu vermeiden. — Kurz vor Beginn der Friedenskonferenz im Haag sind in Deutsch land „Friedensboten aus England" eingetroffen, deren Erscheinen mit aufrichtiger Freude zu be grüßen ist, wenn die Folgezeit hält, wa» die Festtage in Deutschland versprechen. Die englischen Redakteure haben den Besuch den deutschen Journalisten im Vorjahr in England machten, erwidert und sind glänzend empfangen worden. In den Reden, die gehalten wurden, trat da» Bestreben der englischen Herren her vor. Deutschland ihrer Sympathien zu ver sichern. Immer wieder hörte man, daß e» in England keine Abneigung gegen Deutschland gibt, häufig ward der Hoffnung Ausdruck ver liehen. daß beide Nationen zum Verständni» füreinander und hoffentlich auch zur Freund schaft gelangen werden. Haben die Festtage, die den Herren der englischen Presse in Deutschland bereitet werden, ihren Teil dazu beitragen, dieses hohe Ziel zu erreichen, so werden sie gewiß uns Deutschen eine ange nehme Erinnerung sein. — Da« Kabinett Clemenceau wurstelt trotz des trüben VorauS- sagens seiner Gegner noch immer fort. Der Mai ist zu Ende gegangen und Herr Clemenceau, dem böse Zungen das bekannte Ministerfiebcr andichten wollten, ist noch immer Kabinettöchef. obwohl er gerade augenblicklich wieder von schwerer Sorge befallen ist. Die südfranzösischen Winzer, die seit etwa drei Wochen Kundgebungen gegen die Regierung veranstalteten, weil sie den Weinfälschungen (die durch die geringen Zuckerzölle begünstigt werden) gegenüber machtlos sind, haben nun mehr beschloßen, am 10. Juni mit der ange- drohten Steuerverweigerung zu beginnen, fall« bis dahin das vom Finanzminister Caillaux in aller Eile entworfene Notgesetz nicht in Kraft «etreten. Herr Clemenceau, der sonst immer die eiserne Faust der Regierung gezeigt hat, muß diesmal nachgeben, will er sich nicht seiner stärksten Stütze berauben, denn in Südfrankreich leben dem gegenwärtigen Kabinett die meisten Anhänger (Radikalen und Sozialisten). — Aehnlich wie von dem französischen Minister präsidenten hieß es auch von dem englischen Kabinettsleiter Campbell-Bannermann schon vor langen Monden, er werde seinen Posten ver laßen, weil er sich von der Unmöglichkeit über zeugt habe, das liberale Programm in dem Sinne zu erfüllen, wie er eS einst versprochen. Herr C. B.. wie man ihm am Themsestrand nennt, ist noch immer am Ruder. Jetzt aller dings heißts im Unterhaus« wieder einmal, er werde abdanken, weil die irische Volksver sammlung einstimmig den unzulänglichen Gesetz entwurf des englischen Ministerium», die Selbstverwaltung Irlands betreffend, verworfen habe. Der Kampf um die irische Selbstver waltung ist alt und viele Premierminister, (Liberale und Unionisten) haben die Lösung dieser Ausgabe vergeblich versucht, ohne daran zu scheitern. Herr C. B. der schlimmere Stürme überdauerte, wird auch diesem stand halten. — Ueber die russische Duma sind be unruhigende Nachrichten im Umlauf. ES heißt nämlich, daß der Präsident Golowin er klärt habe, ihre Auslösung sei unvermeidlich, nachdem die Volksvertretung es mit großer Mehrheit ablehnte, im Parlament den politischen Mord und die Herrschaft der Revolutionär« zu verurteilen. Ob der Zar die Duma auf lösen wird,, muß sich in wenigen Tagen ent scheiden, da am 3. d. M. ein Kabinettsrat be rufen ist, der sich mit dieser Frage befaßen wird. — Aus China kommen schlimme Nach richten. Im Süden des Landes ist wegen der drückenden Steuern ein Aufstand ausgebrochen, der sich merkwürdigerweise gegen die Fremden richtet, denen man die Schuld gibt, daß die Regierung, der durch die Ausländer Gebiets teile und mancherlei Rechte genommen werden, sich am Geldsäckel ihrer Landeskinder schadlos erhält. In der Gegend von Kanton sind Missionsstationen geplündert und Schulen niedergebrannt worden, so daß ein Eingreifen der europäischen Mächte unvermeidlich erscheint, wenn die Regierung nicht alle Mittel aufwendet, schnell der Bewegung Herr zu werden. Vor läufig ist der kaum ernannte Verkehrsminister Tsenchunsuan zum Generalgouverneur der auf ständischen Provinzen berufen worden, und von ihm, der schon häufig Rebellionen niederschlug, darf man erwarten, daß er auch des Aufstande» Herr wird, der den Frieden Chinas wie der ganzen Welt gleichmäßig bedroht,