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No. 90. Sonntag, den 28. Juli 1907. 6. Jahrgang. ung. für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend Verlag vor« Hermann Rühl« in Groß-Okrilla, Druck und Für dis Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla Annahm« »«« Inserat« bt» »«»«Mag z« Uhr. Inserat« werden mit w p fSr dl« Spaltzetl« berechn«. radellartscher Satz nach besonderem Caris Vie -„Met««" >rfer Heitung» erscheint virnstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen t,20 Mark. Mit Wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltnngsblatt", sowie der abwechselnd erschemenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche TÜode." re/k Auswahl i-»Ia. chnahntt- Spstt- »ine», Md'chlnn lang. . mon»N!a. preUUrt«. IroksN .o. vk ein >ksM ksll rlt Ewald Gelsdorf. G. M. b. H., wird mitgeteilt, daß die zweite Zivilkammer des hiesigen Kgl. Landgerichts eine öffentliche Klagezustellung gegen den Kaufmann Ewald Gelsdorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, und einen Genoffen erläßt, nach welcher die geschädigte Firma Schlesische Spiegelglasmanufaktur Karl Tielsch, G. m. d. H., in Altwasser gegen die Genannten auf Schadenersatz klagt mit dem Anträge, die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, der Klägerin 20000 Mark samt Zinsen zu 4 Prozent vom Tage der Klagezustellung an zu zahlen und daS Urteil gegen Sicherheits leistung für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Die Firma behauptet, daß der Beklagte wider rechtlich in seinem Betriebe eine Ornamentglas maschine benutzt habe, deren Verwendung alleiniges Recht der Klägerin sei. Sie behält sich weitere Ansprüche vor. Riesa. In der Nacht zum Donnerstag wurde im hiesigen Gasthaus „Stadt Freiberg" ein Einbruchsdiebstahl verübt, bei dem den Langfingern Eß- und Trinkwaren, sowie ein Posten Zigarren in die Hände gefallen sind. Von den Dieben, die mit den Lokalitäten offenbar vertraut gewesen sind, fehlt bis jetzt noch jede Spur. Zeithain. Auf dem Truppenübungsplätze wurde einem Kanonier des 77. Fcldartilleric- regiments beim Scharfschießen der rechte Unterarm abgerissen. Stauchitz 'bei Riesa. Trotz des wenig günstig-n Wetters ist die Kirschenernte, die jetzt in hiesiger Gegend in vollem Gange ist, sehr reich ausgefallen. Auf hiesigem Bahnhöfe werden jetzt täglich rund 1000 Schwingen (gleich etwa 29 Pfund) Kirschen verladen, von denen etwa zwei Drittel nach Berlin, der Rest tn die Chemnitzer Gegend versandt werden. Roßwein. Am Donnerstag früh 1 Uhr brach in dem Hause des Bäckermeisters Loch mann Feuer aus, welches dieses HauS, das Hinterhaus des Kaufmanns Bennewitz und ein weiteres HauS ebenfalls dem letzteren gehörig, bis auf die Umfassungsmauern in Asche legte. Es verbrannten große Vorräte und viel Mobiliar. Menschen kamen nicht zu Schaden Nur der herrschenden Windstille ist es zu danken, daß nicht das ganze Häuser viereck ein Raub der Flammen wurde. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch un bekannt. - Ein Kuriosum eigner Art dürfte es wohl sein, daß im schönen Städtchen Roßwein fünf Baumeister existieren, deren Namen nach Außerachtlassung der Ortographie einen ganz originellen Satz bilden und lautet derselbe folgendermaßen: „Heite Mittag Kocht Thomas Wachs." Roßwein. Aus Furcht vor Strafe, weil er sich tn der Trunkenheit an einem Schutz mann vergriffen hatte, nahm sich der Hand arbeiter Däumig durch Erhängen das Leben. Leipzig. Einen regelrechten Raubanfall führten in Lindenau am Donnerstag vormittag neun Uhr drei jugendliche Burschen im Alter von 13 bis 14 Jahren aus. Sie über fielen einen 8 jährigen Knaben, der von seiner Mutter nach Einkäufen geschickt war. Zwei der jugendlichen Räuber hielten dem Kinde die Arme. Der dritte entriß ihm ein Täschchen mit 2 Mark. — Am Freitag mittag wollte das 12 jährige Töchterchen des RatSdienerS Reuner in der Mactinstraße 71 für ein einjähriges Kind Tee kochen. Es brannte zu diesem Zwecke den Spirituskocher an. Da der Spiritus nicht reichte, goß das Mädchen neuen auf den brennenden hinzu. Im Nu stand das Mädchen und das Bett, in dem das Kind lag, in Flammen. Das Mädchen brachte noch rasch das Kind in Sicherheit. Dann eilte es am ganzen Leibe brennend auf die Flur. Dort erstickte ein hinzueilender Mann die Flammen. Das Mädchen liegt hoffnungslos im Kranken hause danieder. er. Ibar und mpe. M n Kaffee, r 2 Pen ier us»> itbchrlich s. M Bataillon Nr. 13 täglich von 7 */g Uhr vorm. bis 3 Uhr nachm. Schießen in größeren Ab teilungen ab- — In Königsbrück, Schmorkau und Kamenz verübte Anfang April der oft und schwer vor bestrafte 41 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Karl Friedrich Fischer in Oßling eine Anzahl Betrügereien zum Nachteil des Gast wirts Heinrich in Königsbrück, der Frau Liebezeit und des Gastwirts Zenker in Schmorkau, sowie des Fleischermeisters Berndt in Kamenz. Dabei bediente er sich teilweise von ihm selbst gefälschter Bestellzettel. Fischer wurde zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Dobra. Am kommenden Sonntag wird n hiesiger Kirche der letzte Gottesdienst ab gehalten werden. Alsdann soll dieselbe nach Plänen des Herrn Architekten Sachsenröder in Dresden einer gründlichen Renovation unterzogen werden, welche man bis zum dicS- ährigen Kirchweihfest, 4. November, zu be endigen hofft. Eisenberg-Moritzburg. Der Roß- Vieh- und Krammarkt findet hierselbst am Sonnabend den 3- August statt. Dresden. Zu der vielbesprochenen An gelegenheit des Steinsetzobermeisters und Straßenbaummeisters Bruno Mrss ist weiter zu melden, daß die Staatsanwaltschaft in der Frauensteiner und Bärensteiner Gegend bereits eine Reihe Vernehmungen vornahm und daß auch eine Frau mit ihrer Tochter in Unter- uchungshaft genommen wurde. — Vom Bugsierdampfer „Kronprinz" stürzte am Donnerstag nachmittag in der Nähe des Pieschener Hafens ein 17 jähriger Schiffsjunge beim Wasicrschöpfen in die Elbe und ertrank, ehe Hilfe zur Stelle war. — Eine aufregende Szene gab es auf hiesiger Köniz Johann-Straße. Eine Pflegerin der Heil- und Pflegeanstalt bemerkte auf der Frohngaffe eine entwichene geistesgestörte Frauensperson und wollte sie ergreifen. Der Gefangennahme entzog sich diese jedoch durch schleunigste Flucht. Die Pflegerin nahm sofort )ie Verfolgung auf Und halte die Ausreißerin beinahe erfaßt, als diese tn einem Wagen der elektrischen Straßenbahnwagen verschwand. Die Verfolgerin drang in den Wagen ein. Hier gabs nun eine aufregend? Szene, die Geistes- zestörte war nicht zum Verlaffen des Wagens >u bewegen und polizeiliche Hilfe mußte erst requiriert werden. — In einem auf dem Hose des Grund- 'tückes Barbarastraße 4 befindlichen, etwa 30 Meter langen Holzschuppen, der in ver schiedenen Abteilungen durch Holzwände geteilt ist und einer Maschinenfabrik als Lagerplatz für Maschinenteile, Metallspäne, Kisten, Kohlen und Packmatcrial dient, war Freitag früh gegen einhalb drei Uhr ein Brand ausgebrochen. Das Feuer war nicht bemerkt worden und hatte sich derartig auögebreitet, daß beim Ein treffen der Feuerwehr der Schuppen bereits in einer Länge von etwa 15 Metern in Flammen stand. Unter Anwendung von zwei Schlauch leitungen konnte die Schuppenabteilung mit den Maschinenteilen gerettet werden. Die Lösch- und Abräumungsarbeiien beschäftigten die Feuerwehr gegen 2 Stunden. — Schwerverletzt wurde auf einer Radtour ein Bildhauer aus Blasewitz. Er kam mit seinem Rade bei Altenberg im Erzgebirge zu Fall und zog sich nmn Schlüsselbein- und Schädelbruch zu, sodaß an seinem Auskommen gezweifelt wird. CoSwig. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurde am Donnerstag früh einviertel vier Uhr dem diensttuenden Stationsassistenten Müller durch den Dresden—Berliner Zug der linke Fuß abgefahren. Ter Verunglückte wurde in der Dresdner Diakoniffenanstalt untergebracht Freiberg. Zu dem Konkurse der Firma Freiberger Farbenglaswerke „Gertrudhütte" — Durch welche Kleinigkeiten Menschen oft in den Tod getrieben werden, beweist der Selbstmordversuch eines hiesigen Fabrikarbeiter. Weil ihm 20 Mark gestohlen worden waren, griff er zum Revolver und schoß zweimal auf hatte aber das Pech oder Glück, stets nur seinen Rock zu durchlöchern. Taucha. Am Donnerstag nachmittag in der dritten Stunde brach in dem Grundstücke der Zelluloidfabrik von Wagner an der Grasdorfer Straße Feuer aus, das an den vorhandenen Zelluloidwaren und anderen Vor räten reiche Nahrung fand. In kurzer Zeit stand das ganze Erdgeschoß, sowie da» erste Obergeschoß in Flammen- Obwohl die hiesige Feuerwehr sehr rasch zur Stelle war und energisch gegen das wütende Element vorgtng, bestand doch Gefahr für die Nachbarschaft. Dank der großen Anstrengungen der Wehr und der Unterstützung durch einige Feuerwehren der Nachbarschaft konnte der Brand nach mehr stündiger Arbeit auf seinen Herd beschränkt und schließlich gelöscht werden. Die Fabrik lagerräume sind vollständig ausgebrannt. Der Schaden ist bedeutend und nicht durch Ver sicherung gedeckt. Die Ursache des Brandes ist bisher n ch nicht sestgestellt worden. Während von einer Seite Selbstentzündung des Zelluloids infolge der Hitze als Ursache betrachtet wird, besagt eine andere Meldung, das Feuer sei durch die Unvorsichtigkeit eines Klempners entstanden. Leutzsch. Von einem Straßenbahnwagen überfahren wurde am Freitag mittag in der Hauptstraße das fünfjährige Töchterchen des Fleischbeschauers Thoß. Das Kind wollte vor einem Motorwagen noch über die Straße springen, es kam aber nicht rechtzeitig hinüber. Ehe der Wagenführer den Wagen zum Stehen bringen konnte, wurde .das Mädchen umgeriffen. Die unglückliche Kleine wurde auf der Stelle getötet. Ob den Motorwagenführer eine Schuld trifft, wird die ringeleitete Unter suchung ergeben. Werdau. In einer der letzten Nächte wurde hier in einem Hausgrundstück der Brunnenstraße ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt, wobei dem Einbrecher ein Lederbeutel mit über 100 Mark Geld, eine silberne Herren-Remontoiruhr und andere Gegenstände sowie Lebensmittel in die Hände fielen. Von dem Einbrecher hat man bis jetzt noch keine Spur. Weiter hat der 27 Jahre alte Kellner und Anstreicher Böhme "aus Zwickau einige Logiskollegen in schnöder Weise bestohlen. So stahl er ihnen 25 Mark Geld, zwei Taschen uhren nebst Nickelketten und andere Gegenstände, ebenso ein auf den Namen des Handarbeiter» Josef Riha lautende» Verbandsbuch, worauf er jedenfalls reisen dürfte, da der Unredliche verschwunden ist. Zwönitz. Eine Gasexplosion richtete jim Hause des Kaufmanns Ebersbach schwere Sach beschädigungen an. Personen wurden nicht verletzt. Markneukirchen. Großen Unwillen hat eine an die Interessenten gesandte Verfügung hervorgerufen, in der bestimmt wird, daß e» im Laufe des Winters nicht mehr möglich sein werde, während der Lichtbrennzeit, also von 4 oder 5 Uhr nachmittags ab, Energie für Kraftzwecke abzugeben. Das Kraftnetze müsse daher von dieser Zeit an ausgeschaltet werden. Grund: die nötigen Maschinen konnten noch nicht bestellt werden, da der Stadtrat noch keine Entscheidung über den Ankauf getroffen hat. Adorf. In Schönbach und Umgegend macht das plötzliche Verschwinden des Pfarrers Lchulze großes Aussehen. Dem Pfarrer werden Unregelmäßigkeiten in der Handhabung der Fondsgelder für die alte sogenannte Frühmeß kirche vorgeworfen. In Protestversammlungen wurde stürmisch die Herbeischaffung des ver» schwundenen Geldes verlangt. reizender er« chen ieressantl OerMches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, den 2>. Juli <90?. —* Bauernregeln für den Monat August. Im August viel Regen, ist dem Wein kein Segen. — Nordwind im August will sa'n, daß gut Wetter noch hält an. — Mutter Maria, die schmerzensreiche, im Sonnenschein gen Himmel steige, dann können bei trefflichem Wein die Menschen sich trefflich erfreu'n. — Geht der Fisch nicht an die Angel, ist am Regen bald kein Mangel- — Hat uns're Frau gut Wetter, wenn sie zum Himmel fährt (15.) gewiß sie dann un» allen viel guten Wein beschert- — Sind Lorenz und Barthel (24 ), schön, ist ein guter Herbst vorauszuschn. — Wenn'» im Augnst stark tauen tut, bleibt auch gewöhnlich da« Welter gut. — Gewitter am Bartholomä (24.) bringen Hagel und Schnee. — Ist« in den ersten Wochen heiß, so bleibt der Winter lange weiß. — Bläst im August der Nord, dauert gules Wetter fort; stellen sich im Anfang Gewitter ein, so wird es bis zu Ende so sein. — Hitze um Domi'ücuS (5.), ein strenger Winter kommen muß. — Um St Laurenli (10.) Sonnenschein, bedeutet gutes Jahr mit Wein. — Wir Bartholomäustag (24.) sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt. — Um die Zeit von Augustin (28 ), zieh'n die Warmen Tage hin. — Jst's hell um den Laurentiuatag (10 ), viel Früchte man sich ver sprechen mag — Schlechten Wein gibt'« Heuer, wenn St. Lorenz (24) ist ohne Feuer. — Wa« die Hundstagc gießen, muß die Traube büßen. — Je dicker der Regen im August, desto dünner wird der Must. — Der Monat August muß Hitze haben, sonst wird der Früchte Zahl und Güte begraben. — Morgens lauter Finkenschlag, verkünden Regen für den Tag. — Wer tn dem Heu mcht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herst nicht srühaussteht, der sieht zu, wie's ihm im- Winter geht. — Höhenrauch im Sommer, ist der Winter kein srommer. — Freundlicher Barthel (24.) und Lorenz (10.), machen den Herbst zum Lenz. — Lorenz (10.) muß heiß sein, soll guter Wein sein. — Sonnt schetne im August, daß du un» den Wein mögst braten, Mond und Sterne schaut daraus Wit Lust, daß «r möge wohl geraten. —* Der Wegfall der Rückfahrten seit 1. Mai d. I. und die damit verbundene Mehrentnahme von Fahrkarten auf den Bahn höfen haben für die Eisenbahnverwaltung das unliebsame Nachspiel im Gefolge, daß die Fahrkartenschalter nicht ausrrtchen und namentlich tn der Provinz sich die inneren Bahnhofs- unlagen räumlich zu begrenzt z igen. Während uus manch, n Bahnhöfen, und zwar schon aus größeren Bahnhöfen, ein Fahrkartenschalter zur Abseitigung der Reisenden genügte, muß jetzt ein zweiter Schalter eingerichtet werden. Im Nahverkehr macht sich an Stelle der Entnahme Üner Rückfahrtente das Lösen zweier Fahrkarten ul» doppelte Arbeitsbelastung bemerkbar, da Viele Rückfahrpaffagirre zunächst immer die Fahrkarte zur Herfahrt lösen, die zweite Karte ober bet der Rückfahrt entnehmen. An den Sonntagen, wo größere Vereinsausflüge, Schützen-, Turn- und sonstige Feste abgehaldn werden, haben Bahnhöfe mit nur einem Schalter die Abfertigung der Reisenden kaum bewältigen können und ist infolge des Fehlens ausreichender Fahrkartenverkaufsschalter zu ganz Erheblichen Zugvverspätungen gekommen. Man M versucht, durch Errichtung provisorischer Fahrkartenverkauföschaltcr im Freien, also außerhalb des Bahnhofsgebäudes, in Zeiten Klebten Verkehrs dem Andrange entgegenzu- arb-itm. Diese Schalter im Freien bewähren vch aber nicht, insbesondere bei ungünstigem Wetter. Königsbrück. Auf dem GefechtSschießplatz bei Königsbrück hält in der Zeit vom 2d. Juli dt» Mit 3. August 1907 da» Kgl. 2. Jäger-