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ZöMTWWWßß^k WM -HMUUVIRIZI ^A/HAH,tzMWH, sH h. v<r »Gttendirfer Zeitung" erscheint uirurtag, Donners, tag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. »«nahm» »»» I«s«at« bi» »»»mittag i« Uhr. Inserat« wuden mit m für di« Spaltz«il« b«r«chn«t Lab«llartsch«r Satz nach b»s»nd«r«m Laris Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Druck und Verlag vou Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla No. 142. Mittwoch, den 27. November 1907. 6. Jahrgang. Viehzählung betr. Am 2. Dezember dieses Jahres wird auf Grund eines Beschlusses des Bundesrats und einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern eine iE- Viehzählung -W» stattfinden, welche sich auf Pferde, Maultiere und Maulesel, Esel, Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und Bienenstöcke, sowie aus Hausschlachtungen saugender Ferkel, Lämmer und Zickel und auf Lebendgeburten von Fohlen und Kälbern erstreckt. Zu dieser Zählung werden in jedem Grundstücke, in welchen Tiere der vorerwähnten Gattungen gehalten werden oder Schlachtungen der vorersichtlichen Art seit 1. Dezember 1906 stattgefunden haben, dem Besitzer oder besten Stellvertreter bis zum 29. dieses Monats durch für diesem Zweck bestimmte Zähler entsprechende Formulare behändigt werden. Diese Formulare find noch der aufgedruckten Anweisung am Zählertage den 2. Dezember auszusüllen und zur Wiederabholung bereitzuhalten, welche bis 4. Dezember dieses Jahres erfolgen wird. Ottenäort-UoritLäorf, am 19. November 1907. Der Gemvindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, den 2ü. November ^o?. —* Die schöne pietätvolle Sitte, am Toten- gedenktage die Grabstätten teurer Dahin- geschiedener mit Zeichen der Liebe zu schmücken hat mit jedem Jahre an Ausdehnung ge wonnen. Am vergangnen Sonntag bildete der Gottesacker wiederum daö Ziel zahlreicher Wanderer, um in stillem Gedenken an den Grabhügeln zu weilen oder Blumengewinde aus die öden Stätten vor Einbruch der rauhen Winterszeit niederzulegen. Scho» vom frühen Morgen an, als trübes Schneewetter den Tag den wir unsern Toten zu weihrn gewöhnt find, einleitete, begann das Pilgern zum Fried hof« und als gar die Mittagszeit vorüber war, wo auch der Vielbeschäftigte ein paar Stunden zu erübrigen vermag, da wurde der Verkehr nach dem Gottesacker sehr lebhaft. Die Sitte des Kränzewinden» ist uralt, jedoch kann nicht jeder Volksstamm auf eine gleich lange Zeit diese» Brauche» zurückblicken. Bei uns bilden Blumenspenden eine edle vornehme Kundgebung rein menschlicher Teile, an dem Geschick unsrer Mitmenschen. Blumen begleiten uns von der Wiege bi» zur Bahre und sind die letzten Grüße, die unsere Toten mit ins Grab nehmen. Kamenz. Im Dachgeschosse des Tischler meister Hauffeschen Hausgrundstück in der Hoyer-werdaer-Straße geriet am Sonnabend mittag, durch unbeaufsichtigt zurück gelassene Kinder verursach», ein Korb Hobelspäne in Brand, welcher al»bald von Hausbewohnern gelöscht wurde. Da die starle Rauchentwicklung Gefahr vermuten ließ, war die Freiwillige Feuerwehr mittel« Feuermelder« alarmiert worden, sie konnte jedoch nebst Spritze aus halbem Wege wieder umkehren. Dürrihr»dorf. Die bekannte Glasfirma Wilh. Hirsch in Radeberg hat mit Beteiligung einer Großbank hier ein große« Areal zur Errichtung eines Glashültenwerkeg erworben. Dresden. Bei den am Königlichen Lehrer seminare zu Dresden-Friedrichstadt in der Zeit vom 9- bis zum 21. d. M. unter Leitung des Herrn Schulrat Dr. Prietzel abgehaltenen WahlsähigkritSprüsungen beteiligten sich fünfzig Hilfslehrer. Von den Bewerbern wurde einer wegen ungenügender schriftlicher Prüfungs arbeiten zurückgewiesen drei traten freiwillig vor der mündlichen Prüfung zurück, einer wurde vorzeitig zur Prüfung zugclasten und bestand sie, kann aber bestimmungsgemäß das Prüfungszcugnis erst im nächsten Jahre zuge sprochen erhalten. Die übrigen 45 Geprüften bestanden sämtlich. — Der 19 jährige Kommis Hans Herbst und die 20 Jahre alte Verkäuferin Martha Voigtländer, welche beide im hiesigen Waren haus« von Mefstw und Waldschmidt be schäftigt waren und ein Liebesverhältnis unter hielten, beschlossen, gemeinsam in den Tod zu gehen. Am Freitag begaben sich beide, nach dem sie sich einen Revolver gekauft, nach Pirna, um dort ihren Tod herbei,zusühren. Da Herbst den Mechanismus de» Revolvers nicht verstand, mißlangen die ersten Selbst mordversuche. Erst am Sonnabend früh auktionierte die Schußwaffe. Beide wurden mit Schußwunden am Bahnübergang nach der Hsrrenleite bei Mocketal aufgefunden. Die Wunden sind nicht lebensgefährlich. Als Grund zur Tat wird unglückliche Liebe an genommen. — Im Beisein Seiner Majestät des Königs und der Prinzensshne werden Montag, den 2. Dezember, vormittags einbalb zehn Uhr die Rekruten der Dresdner Garnison aus dem Alaunplatz vereidigt. Wie alljährlich wird ein Feldaltar errichtet. Die Feier wird sich in dem üblichen Rahmen abspielen. Die vom 1. Grenadierregiment Nr. 100 gestellt« Fahnen- 'ompagnie holt die Fahnen der Regimenter aus dem königlichen Residenzschloß ab und marschiert direkt nach dem Alaunplatz. Hier haben inzwischen die Rekruten mit ihren direkten Vorgesetzten, sowie die Generale und das gesamte dienstfreie Osfizierkorps der Garnison Aufstellung genommen. Nach der Feier wird Se. Majestät die Fahnenkompagnie nach dem Schlöffe zurücksühren. Bereits am 30. d. M. vormittags werden die Rekruten beider Konfessionen in Gottesdiensten in der Garnisonkirche auf die Heiligkeit des Eides hingewiesen. — Die hiesige Steinsetzerinnung teilt mit, daß der wegen Meineids usw. demnächst vor dem Schwurgericht stehende Sleinsetzmeister Mros nicht mehr ihr Obermeister sei, daß er vielmehr auch au» der Innung auSgeschiedcn wäre. Leipzig. Aus Mitleid begleiteten nachts zwei hier wohnhafte Männer einen Unbe kannten, der stark angetrunken war, eine Streck« Wegö. An der Ecke der Park- und Halleschen Straße kam er infolge seines Zu standes ins Schwanken. Als ihn deshalb einer der Männer halten wollte, brachte der Fremde, der wahrscheinlich glaubte, daß man ihm etwas zu Leide tun wollte, dem Mann jedenfalls mittels Messer verschiedene stark blutende Verletzungen bei. Der Verletzte mußte sich nach der Sanitätswache beg ben und verbinden lasten. Inzwischen war der Fremde, der angeblich in Neu-Mockau wohnt, verschwunden. Ec ist etwa 35 bis 40 Jahre alt mittelgroß und hat starken blonden Schnurrbart. — Am Montag nachmittag in der fünften Stunde wurde in der Kohlgartenstraße zu L.-Reudnitz die 67 Jahre alte, in Schönau wohnhafte Witwe Anna Emma Jahn geb. Dorn beim Absteigen von einem Straßenbahn wagen von einem Geschirr der Leipziger Dünger - Export - Aktien - Gesellschaft überfahren. Sie wurde nach der in der Rathausstraße zu L.-Reudnitz gelegenen Wohnung ihres Schwieger sohnes gebracht, wo sie alsbald verstorben ist. Ob und inwieweit fremdes Verschulden vorliegt war noch nicht festzustcllen. Chemnitz. Tie Platzfrage für dle im Jahre 1910 in Chemnitz veranstaltete Landes Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für die d Vorarbeiten bereits rüstig gefördert werden, ist durch das Entgegenkommen des Kommerzienrat Th. Körner, des Inhabers dee bekannten "intenfabrik E. B'yer in Chemnitz, leicht er- edigt worden. Herr Körner stellte dem vor bereitenden Ausschuß den Park mit dahinter- iegendem Gelände an der Allendorfer und Beyerstrabe in Größe von 200000 Quadrat metern kostenlos zur Verfügung. Das Ge lände ist durch Naturschönheit und günstige Lage in gleicher Weise für die Ausstellung vorzüglich geeignet. Die Kosten der ganzen lnlage einschließlich der Verwaltungskosten nd aus 1 Million Mark veranschlagt, auf die Zauten treffen davon 500000 Mark. Mit den Erd- und Fundamentierungsarbeiten wird bereits im nächsten Frühjahr begonnen. Glauchau. Mit Hinterlassung bedeutender Schulden wurde im Sommer vorigen Jahres der in dem nahen Jerisau wohnende Kaufmann und Ziegeleibefitzer Alfred Stadelma nn flüchtig, der fick in weiteren, namentlich in Sportkreisen einen Namen als hervorragender Dauerfahrer gemacht hat. Den wegen betrügerischen Bankrotts und Wechselsälschung verfolgten, hat man jetzt in Kairo in Aegypten fest" genommen, wo er sich unter falschen Namen aufhielt. Er wird nach Deutschland aus geliefert werden. Schedewitz bei Zwickau. Die vor kurzem erfolgte Weihe des neuen BethauseS der Gemeinde Schedewitz fand ihren ergreifenden Abschluß durch die Taufe eines 13 jährigen Mädchens, das in seinem kurzen Leben schon viel Wunderbares erfahren hatte. Es ent stammt einer Familie der Gemeinde Schedewitz, die nach Südwestasrika ausgewandert war. Bei dem dortigen Ausstand war die Familie auf der Flucht von einer Bande Hereros auf gegriffen worden, und da hatte es das Kind mit ansehen müssen, wie Vater und Mutter nebst sechs Geschwistern ermordet wurden. Sie hatte sich versteckt und war dann als Ge fangene mit sortgeschleppt aber von einer Ab teilung Buren befreit worden, die es an die deutschen Behörden auslieserten, durch die es dann nach der alten Heimat zurückgebracht wurde, wo eS in einer den Eltern befreundeten Familie Ausnahme gesunden hat. Da es noch nicht getauft war, wurde bei der feierlichen Einweihung des neuen Bethauses durch Kirchen rat D. Meyer die Tauf« nachgeholt. Für die Zukunft der elternlosen Afrikanerin ist ge sorgt worden. Neugersdorf. Am Montag früh gegen einhalb sechs Uhr entstand in der Dampf- ziegelet von Karl Henn Großfeuer. Nach dem vergangene Woche erst der Kohlenschuppen ein Raub der Flammen wurde, brannte dies mal das vor 6 Jahren neu erbaute massive Trockengebäude vollständig nieder. Die Feuer wehr stand dem Brande vollständig machtlos gegenüber, da Wassermangel herrschte. Aus der Woche. Die Erörterungen über den Besuch des deutschen Kaisers in England werden in Deutschland, Frankreich und England eifrig fortgesetzt. Die Stimmen, die anfangs be haupteten, daß man in London nicht von Politik gesprochen habe, sind verstummt. Un da niemand etwas Sicheres zu berichten weiß, hat man die Lesart erfunden, es sei im Rat haus zu London und in Windsor beim Paradediener die Frage der kleinasiatischen Bahnen (besonders der Bagdadbahn) geregelt worden. E« ist zwecklos, solchen Vermutungen zu widersprechen. Aber festgestellt muß werden, daß gerade diese Fragen nicht so einfache Natur sind, daß man zwischen Fisch und Braten sich für ja oder nein entscheiden könnte, und daß sie anderseits durchaus nicht zu den wichtigsten Fragen zählen, deren Regelung im Interests Englands und Deutschlands geboten wäre. Die „Times", die während der Kaiser tage sich redlich bemühten, einige freundlich Zeilen für Kaiser Wilhelm zu schreiben, haben ;ren alten deutschfeindlichen Ton wieder- efunden. Wir brauchen uns darob nicht zu »kümmern, da ja täglich aus London berichtet wird, daß der Einfluß dieses einst mächtigsten Blattes mehr und mehr im Sinken begriffen t. Machen wir uns aber immerhin gefaßt, b und zu in den unübersichtlichen Spalten dieses riesenhaften Blattes ein Tintenattentat gegen Deutschland zu finden- — Der deutsch« Reichstag hat seine Sitzungen wieder aus genommen und sieht fich vor eine gewaltige lufgabe gestellt. Eine Anzahl von Gesetz entwürfen harrt noch seit dem Frühjahr der Erledigung einer ganzen Reihe von neuen ist dazu gekommen, abgesehen von der stattlichen Reihe der Sommergeschehniste, die einer Be- prechung im Parlament unterzogen werden ollen. — Das Ministerium in Frankreich 'ann zufrieden sein. Fast jede Woche bringt den Männern auf der roten Ministerbank ein Vertrauensvotum des hohen Hauses. Wenn es auch nicht ohne scharfe Debatten geschieht, o ergibt sich doch nach weiblichem Redestreit mmer eine ansehnliche Mehrheit für die Politik )es Herrn Clemenceau. So war es auch bei )er Beratung des Kolonialetats, wo der Re- ierung die Zuversicht ausgesprochen wurde, >aß sie in den Kolonien „für den Sieg der llenschlichkeit und der Gerechtigkeit Sorge tragen werde." Glücklicherweise hat ja Her Ministerpräsident auch wieder ein Stecken pferdchen in Gestalt einer Landesverrats angelegenheit. Zwar ist Herrn Clemenceau der Nachweis nicht geglückt, daß der Marine- attache Deutschlands mit Verrätern Ver handlungen über die Auslieferung wichtiger Dokumente geflogen hat, immerhin aber ist man in Frankreich in Sorge und betrachtet Herrn Clemenceau als den Retter des Vater landes. — Der König von Portugal, der noch vor einigen Tagen versprach, daß die Kammern der rechten Zeit etnberufen werden sollten, hat nunmehr in aller Form sich zur Errichtung der Diktatur bekannt. Versammlungsfreiheit und Preßfreiheit sind durch königlichen Erlaß aufgehoben und die Regierung kann nun all« Maßregeln treffen um für die Wahl eine» ihr genehmen Parlaments Sorge zu tragen. — Im russischen Parlament geht es sehr geräusch los zu. Das Ministerium hat sich mit der Einbringung von Gesetzesvorlagen nicht beeilt, da man der Form halber sich von der Duma erst das Budget bewilligen lasten will. So dann wird die Flottenfrage beraten werden und zuletzt dir Fragen, die dem Volke am Herzen liegen — die Gewährung größerer Freiheiten. — In China ist wieder einmal mitten .in die großzügigtn Reformpläne hinein eine fremdenseindliche Bewegung auSgebrochen. In kluger Vorsorge haben die Mächte — be sonders Deutschland — auf dem Flußgebiet von Jcmgtse ihre verfügbaren Kriegsschiffe zu sammengezogen, denen sie mehr vertrauen können als den Versicherungen der chinesischen Regierung, sie werde für die Aufrechterhaltung der Ruh« sorgen. Hoffentlich zieht der Sturm vorüber, ohne Blutvergießen zu erfordern. — In den Häfen Japans ist alles in eifriger Tätigkeit. Man rüstet, da, wie ja auch die englische Admiralität bedauernd festgestellt hat, die Haager Konferenz nicht zu dem gewünschten Ergebnis (der Abrüstung) geführt habe. UebrigenS die Haager Konferenz wird auch in Holland einer harten Kritik unterzogen. Die Zweite Kammer rügte das Verhalten der Vertreter Hollands, weil sie nicht genügend hervorgetreten seien. Der Ministerpräsident hat den Wechsel der Dinge und die Lage der Welt richtig erkannt. „Holland", sagte er, „ist keine so große Macht, daß es irgend welchen Einfluß nehmen konnte." Das ist der Laus der Welt. Holland, einst der reichste und be deutendste Staat der Welt, sinkt rettungslos zur Bedeutungslosigkeit herab, und Japan erringt sich eine Weltmachtstellung.