Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung. Annahm« »«« Insnat« bi, „«mittag i» Uh». Inserat« w«rd«n mit ,o p. für di« Spaltz«il« b«r«chn»j Labellarisch« Satz nach d»sond«r«m Laris L e ,Wtirnd>rfer Zcttung" erscheint v>r,isiag, Donners- rag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch di« Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „DeutscheMode." Druck und Verlag vv>. Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 149. Freitag, den 13. Dezember 1907. 6. Jahrgang* Oertlkchrs nnd Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den -2. Dezember igor. —* Zündwaren (also auch Streichhölzer) die unter Verwendung von weißen oder gelben Phosphor hergestellt werden, dürfen nach dem ReichSgesetz vom 10. Mai 1903, ab 1. Januar 1908 nicht mehr gewerbsmäßig seilgeboten, verkauft oder sonst in den Verkehr gebracht werden. Vorsätzliche Zuwider ¬ handlungen ziehen Geldstrafen bis zu 2000 M. fahrlässige dagegen bis zu 150 M. nach sich. Diejenigen Geschäftsinhaber, die dergleichen Zündwaren verkaufen, werden auf dieses Gesetz ganz besonders ausmerksam gemacht. —* Daß die Kohlen und Briketts wieder billiger werden, ist ganz unwahrscheinlich I Im Senftenberger Kohlenbezirk hat sich soeben ein Kohlen-Derkausssyndikat gebildet. DaS- selbe soll den Zweck verfolgen, eine einheitliche zielbewußte Verkausöorganisation zu errichten, die in der Lage ist, eine vorsichtige Preis politik zu treiben, die heute völlig unbeachtet bleibenden Frachtvorteile auszunützen, Aus wüchse des Zwischenhandels zu verhindern und den Brikettmarkt zu stabilisieren. Damit wird dem Bergbau und den dort beschäftigten Arbeitern und Beamten ein Dienst getan Eine Kohlenverteuerung für das konsumierende Publikum werde, so wird mitgeteilt, aus der Gründung des Syndikats zunächst wahr scheinlich nicht eintreten, w-nigstens so lange ausblciben, als die Herstellungskosten nicht durch wesentliche Lohnzulagen eine ungemessene Höhe erreichen, die zu den heutigen Verkaufs erlöse in keinem Verhältnis mehr ständen. — Das Brikettsyndikat der Niederlausitzec Braun- kohlenwcrke Hat sich am Freitag konstituiert. Lie Dauer des Syndikats ist bis zum 1. April des Jahres 1913 bemessen. Dresden. Gegen die von den städtischen Kollegium seinerzeit beschloßene Gewerbesteuer- Ordnung hatte die Kreiühauptmannschaft als Aufsichtsbehörde verschiedene Bedenken erhoben. Daher ist jene Ordnung derart umgearbeitet worden, daß die Besteuerung nur noch auf die mit Zweiggeschäften arbeitenden Kleinhands geschäfte und die Warenhäuser erstreckt wird. Der Rat genehmigtr den hierzu aufgestellten Entwurf einer Ordnung über die Erhebung «inrr Steuer von Warenhäusern und Zweig' geschästen. Die Steuer soll danach bei Waren häusern bei einem Umsätze von mehr als 300000 Mark und bei Zweiggeschäften bei einem solchen von mehr als 100 000 Mark beginnen. Die Warenhaussteuer beträgt je nach der Höhe des Umsatzes und der ver- handenen Warengruppen 600 Mark bis zu 2 Prozent des Umsatzes. Die Zweiggeschäsis- steuer wird je nach dem Umsätze und der Zahl der Zweiggeschästsstellen auf 100 Mark bis zu 2 Prozent des Umsatzes skstgestellt. Die höchsten Steuersätze treten erst ein bei einem Umsätze von mehr als 3 500 000 Mark und beim Handel mit vier Warengruppen be ziehentlich beim Halten von mehr als sechs Zweiggeschäften. — Der Rat hat cS abgelehnt, eine Petition des Vereins Sächsischer Gemeindebeamtcn zu befürworten, die die Zulassung von b soldeten Gemeindebeamtcn zur Wählbarkeit in die Stadt- und G mcindeverlretungeu fordert Bei Berücksichtigung der Petition müßte eine Aushebung dcs § 48 der revidierten Städte- ardnung und des § 37 der revidierten Land- gemeindeordnung erfolgen. — Der -weile Bürgermeister der Stadt Dresden, Bürgermeister Leupold, hat beim Rate um seine P-nsiom runq vom 1. Mai 1908 ab nachgesucht. Ter Rat genehmigte in seiner letzten Sitzung sei» Gesuch. Bürger meister Leupold fügte zwei ärztliche Zeugnisse hei, aus denen hervorging, daß sein Gesundheitszustand ihm die volle Ausübung seiner Amtspflichten nicht mehr gestattet. Bürgermeister Leupold wurde im Jahre 1850 in Dresden geboren. Er nahm am deutsch- französischen Kriege teil und studierte später Rechtswissenschaft. Nach bestandenem Staats examen wurde er im Jahre 1874 als Referendar angestelll. Nach Ablegung des zweiten Staatsexamen wurde er Assessor beim Rate der Stadt Dresden. Hier ist er noch nahezu fünf Jahre in verschiedenen Stellungen tätig gewesen. Nach Anfang 1883 bis 1884 begleitete er die Stelle eines besoldeten Stadt- rats in Zittau und im Herbst 1884 wurde er zum besoldeten Stadtrat in Dresden gewählt. Im März 1895 wurde er dritter Bürger meister und im Januar 1899 zweiter Bürger meister von Dresden. Er war der städtische Finanzminister, der in dieser Stellung äußerst schwierige Aufgaben zu erfüllen hatte. — Die von dem offiziösen Wölfischen Telegraphen bureau verbreitete Nachricht, daß auch der erste Bürgermeister der Stadt Dresden, Dr. Beutler, um seine Pensionierung zum gleichen Termin nachgesucht habe, entbehrt jeder tatsächlichen Begründung, die Meldung ist einfach falsch. Unerklärlich ist, wie sie dem Wölfischen Bureau überhaupt gegeben werden konnte. — Das Kohlengroßhandlungshaus Schönherr in Dresden kaufte von der Frau Leopoldine Gräfin v. Ledebur-Wicheln 21 Frcischürfe in den Gemeinden Karbitz - Stroben. Priesten, Arbesau und Tillisch. Es sind dies wohl die ältesten Frcischürfe des Reviers, noch aus dem Jahre 1868 stammend. Tis Bohrungen werden demnächst begonnen und die Ausbeute des Kohlenflözes soll der neu projektierten Bahn Böhmisch—Kahn—PeterSwald—Dresden zugute kommen. HainSberg Von dem früh 7 Uhr von Kipsdorf nach HainSberg verkehrenden Güter zuge sind bei der Einfahrt in den Bahnhof Rabenau zwei Wagen entgleist, wodurch die VormittagSpersonenzüge einige Verspätungen eihielten. Verletzt wurde bei dem Unfall niemand. Moritzburg. Die sogenannte Massen- Auktion, welche bisher für den Moritzburger Forstrentamt in Dresden abgehalten wurde, fällt für das Jahr 1908 (im Januar) aus. Königsbrück. Auf dem GefechtSschirßplatz bei Königsbrück hält in der Zeit vom 16. bi« mit 17. Dezember 1907 das Königliche Grenadier-Regiment Nr. 101 täglich von 8 Uhr 30 Min. Vorm, bis 2 Uhr 30 Min. Nachm. Schießen in Gruppen ab. Kamenz. Einxn zweifachen Verlust hat innerhalb kurzer Zeit das hiesige Stadt verordnetenkollegium zu beklagen. Nachdem erst vor wenigen Wochen Stadtverordneter Fellhändler Jannasch durch Tod abging, starb am Sonntag Stadtverordneter Buchdruckcrei- kesitzer Baßler. Zittau. Ganz plötzlich vom Tode ereilt wurde in der Nacht zum Montag die erst 22 Jahre alte Ehefrau des in Zittau wohn haften Werkmeister Lichtnecker. Die junge, erst seit acht Monaten verheiratete Frau hatte in Niederolbersdors in der Wohnung ihrer Ellern der Hochzeit ihres Bruders beigewohnt und gegen Mitternacht in Begleitung von Be kannten den Heimweg angelreten. In der Goldbachstraße wurde sie plötzlich ohnmächtig, man brachte sie sofort nach Hause, wo sie bald starb. Der hinzugerufcne Arzt Herr Dr. Koch stellte als Todesursache Herzschlag fest. - Einer Blutvergiftung erlegen ist hier der 35 jährige Arbeiter Berndt, der ein Blütchen im Gesicht unvorsichtigt behandelt hatte. Berndt hatte, als das Gesicht stark anschwoll, ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, doch war es bereits zu spät. Die Blutvergiftung soll aus eine Infektion mit Milzbrandbazillen zurückzusühren sein, die sich Berndt, der in einer Filzfabrtk tätig war, in seinem Berufe zuzog, Gröditz. Mit einer großen Anzahl, gegen acht Wagen rückten am D-nnerslag Zigeuner in dem Nachbarort Reppis ein. Nachdem sie ausgekundschaftet, daß die Ehe frau des Wirtschastbesitzers R. allein war, kamen sie massenhaft in das Gehöft. Sie stahlen Hühner, verlangten, daß ihnen 20 Mk. gewechselt würden und stahlen dabei gegen 100 M. Hierauf verdufteten sie und drohten dabei, die sie Verfolgenden niederzuschießen und zu erstechen. Nun ließ man den Telegraph arbeiten, aber das Geld wird wohl mit den Zigeunern verschwunden sein und bleiben. Elsterwerda. Zum letzten Schweinemarkt waren 300 Stück Ferkel und 35 Stück Läufer zum Verkauf gestellt, die ersteren wurden das Paar mit 8 bis 25 M., die letzteren das Stück mit x5 bis 34 Mark be zahlt. Das Geschäft ging schleppend und wurde nicht olles verkauft. Finsterwalde. Die Frage der Ein führung der elektrischen Beleuchtung beschäftigte )te hiesigen Stadtverordneten wieder einmal in ihrer dieser Tage abgehaltenen Sitzung. Man ist im Prinzip damit einig, daß die Stadt ihren Bedarf von einem dasigen industriellen Unternehmen bezieht- Ein diesbezüglicher Vertrag wird für einen Zeitraum von zwei Jahren mit der Reicheltschen Metallschrauben- Aktiengesellschaft abgeschlossen werden. Während der fraglichen Zeit wird der Konsum aus- probtert und eventuell dann mit der Errichtung eines eigenen Werkes begonnen werden. Die Kosten desselben werden 200000—240 000 Mark betragen, Roßwein. Der dreijährige Knabe des Gutsbesitzers Zettler in Ossig stel in der Scheune durch ein Balkenloch auf die Tenne und erlitt tödliche Verletzungen. Freiberg. Der bei dec Herkomerfahrt durch Freiberg vom Automobil des Rittmeisters v' Armin-Oschatz überfahrene und schwer ver letzte Arbeiter Zcwmrich wurde jetzt aus dem Krankenhaus entlaßen, Chemnitz. In der Blankenauerstraße 33 kam am Dienstag früh 4 Uhr im Arbeitssaal des Erdgeschoßes, in dem Trikot- und andere Warenvorräte, Tische, Regale und hölzerne Einbauten einer Fabrik lagerten, Feuer aus. Die aus drei Personen bestehende Familie des Hausmanns kam durch den Qualm in nicht geringe Gefahr, aus die 'Hilferufe der Ge ängstigten wurde von Passanten die Tür des Haupteingangs eingedrückt' Nahezu drei Stunden hatte die Feuerwehr mit Löscharbeiten zu tun. Wie die Polizei dazu mitteilt stieg nachts ein Unbekannter in das Fabrikgrandstück ein, nachdem er eine Fensterscheibe des Fab.ik- saaleS eingedrückt hatte, wobei er sich, wie aus Blutspuren zu schließen ist, verletzte. Im Kontor warf der Unbekannte, der vermutlich geisteskrank ist, Gegenstände umher, erbrach Behältnisse und verübte dann die Brandstiftung die erheblichen Schaden verursachte. Hohenstein-Ernstthal. Im Anfang des Monats September verlor eine Arbeiterin ihren Lohn in Höhe von 17 Mark in der Fabrik. Trotzdem der Verlust sofort bemerkt und auch eine Woche lang an der Fabriktafel an geschrieben stand, war und blieb das Geld verschwunden. Wer beschreibt aber nun die Freude der armen Arbeiterin, als sie am Montag unverhoffierweise die 17 Mark von einem fingierten Absender, durch die Post wieder zurückerhielt. Der unehrliche Finder hatte jedenfalls Gewißensbiße bekommen und um sich zu beruhigen, das Geld nun nach drei Monaten zurückgesandt. Leipzig. Tödlich verunglückt ist am Dienstag mittag in der zwölften Stunde in der Maschinenfabrik von Chn. Mansfeld in der Mühlenstraße in L.-Reudnitz der Arbeiter Karl Friedrich Uhlmann, geboren am 11. Juli 1865 zu Zschopau, der in der Ost- straße 20 wohnte. Im Lagerraum bezeichneter Fabrik waren mehrere Arbeiter damit be schäftigt, eine 553 Kilogramm schwere eiserne Platte einer Papierschneidemaschine an einem Kran in die Höhe zu ziehen. Uhtmann wollt« darunter Weggehen. In diesem Augenblick riß das Seil, an dem das Maschinenstück be festigt war. Letztere« stürzte herab und er schlug den Unglücklichen. Der Leichnam de» so jäh aus dem Leben geschiedenen wurde nach der Halle des SüdfriedhofeS gebracht. In dem Verunglückten verlieren eine Frau und vier Kinder ihren Ernährer. — Kürzlich hatte sich in der Windmühlen straße ein Herr eingemietet, der sich Moritz Seiboth nannte. Dann war er plötzlich wieder verschwunden, und zwar unter Mit nahme von Wertpapieren im Betrage von 1100 Mk., 100 Mark bar und vieler Schmucksachen. Jetzt stellt es sich heraus daß er identisch mit dem Handlunggehilfen Emil Hugo Harzer (geb. 30. Oktober 1887 in Ober-Neuschönberg) ist. Er ist flüchtig ge worden. Auf seine Ergreifung sind 100 Mark ausgesetzt. — Hoflieferant Hermann Haugk, Inhaber der weit über die Grenzen Leipzig» hinaus bekannten Hutfabrik, wurde seit Dienstag ver mißt. Am Mittwoch ist aus Gotha die telegraphische Meldung eingetroffen, daß er sich dort ei schoßen Hal. Haugk, der ein Alter von 63 Jahren erreicht hatte, war nerven leidend. In einem hinterlaßenen Briefe bittet er, stinen Leichnam zu verbrennen. — Beim Holzholen in dem hiesigen Dampf sägewerk wurde ein 23 jähriges böhmische» Mädchen von einem großen Holzklotz so schwer getroffen, daß es einen Schädelbruch erlitt, an dem es sofort starb. Neustädtel i. Erzg. Der Sparverein für Neustädtel und Umgegend zahlte ffeinen Mit gliedern am letzten Sonntag die stattliche Summe von 53 382 M. zurück. Außerdem wurden im Laufe des Jahre» 11405 Mark ausgezahlt. Die Milgliederzahl beträgt un gefähr 1300. Schmannewitz. Die seit zehn Lagen verschwundene Frau Scheibe wurde tot in einem Zuflußgraden de» Damm-Mühlenteiche» zu Ochsensaal gefunden. Es wird vielfach Selbstmord angenommen, doch spricht dagegen die Lage der Leiche, die nur mit dem Unter körper im Waßer lag. Andererseits ist bereit» früher unweit de» Alten Teiche» «in Tragseil und ein Paar Pantoffeln, beide» der Toten gehörig, gefunden worden. Brambach. In der Nacht zum Sonntag trieb sich auf der Dorfstraße eine Kuh herren los umher, die dann von zwei hiesigen Ein wohnern als Fundgegenstand auf dem Gemeinde« amte abgegeben wurde. Da sie aber hier nicht untergebracht weeden konnte, ist sie im Stall» de» Gasthofes eingestellt worden. Marienberg. Einen Mord- und Selbst mordversuch unternahm hier der von seiner Ehefrau getrennt lebende 58 jährige Arbeiter Franz Bernhardt Lorenz. Er drang in die Wohnung seiner Schwägerin, bei der seine Frau wohnte, ein und gab zwei Schüße auf seine 26 jährige Frau ab, worauf er auch seine 39 jährige Schwägerin durch zwei Schüße ver letzte. Schließlich richtete er die Waffe gegen sich selbst und verwundete sich am Hinterkopf. Alle drei Personen sind nicht lebensgefährlich verletzt. Der Täter wurde festgenommen, er gab ohne weiteres zu, daß er seine Frau töten wollt-, Grund zur Tat war die Weigerung seiner Frau, zu ihm zurückzukehren. Zwickau. Hier fand ein Mädchen mehrer« Sublimatpastillen und gab diese einem vier Jahre alten Knaben zu eßen, bei dem sich bald bedenkliche VergiftungSerscheinnngen ein stellten. Plauen. Nach einer belanglosen Aus einandersetzung mit seinem Chef entleibte sich hier durch Erhängen der in einem Spitzen- geschäst angestellle 25 jährige Buchhalter Fritz Wolf. Der junge Mann, der bald heiraten wollte, galt al» braver zuverlässiger Arbeiter, war aber sehr nevöS.