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- * Mehrfache Klagen über Nichtbeachtung der Bestimmungen der Gewerbeordnung, namentlich in bezug auf das Halten von Lehrlingen, veranlaßten das Preußische Ministerium des Innern zur Herausgabe einer Verfügung an die unteren Verwaltungs behörden, die nun nach einem Bescheide des Reichskanzlers auf alle Bundesstaaten des Deutschen Reiches ausgedehnt worden ist Da nach unterliegen alle Musikunternehmungen, die nicht einem höheren Kunstinteresse dienen, den Bestimmungen der Gewerbeordnung. Die Frage des höheren KunslinterefseS wird von Fall zu Fall entschieden. So wird zum Beispiel Musik bei Bällen, Tanzereien, Banketten, Festessen, Vergnügungen, Umzügen und den in tz 33a der Gewerbeordnung genannten Darbietungen als nicht diesem Kunstinteresse dienend bezeichnet. Die Verordnung schreibt auß-rdem ganz besonders scharfes Vorgehen gegen die sorenannte Lehrlingszüchterei vor. Dresden. Em gefährlich r Brand brach Sonntag früh in der 7 Stunde in en Kelle'räumen des Grundstücks Zirkusstraße 30 aus. Dort befinden sich im Hofgebäude die Trocken- und Lagerräume Strohgeflechthandlung. Das auf bisher umrmittelte Weise entstandene Feuer entwickelte gewaltige Rauchmengen, die der Feuerwehr das Arbeiten sehr erschwerten Mehrere Mannschaften erlitten Rauchvergiftung und. wurden ohnmächtig Der erhebliche Schaden ist durch Versicherung gedeckt Moritzburg. Am Sonnabend früh gegen 7 Uhr brannte in Wahnsdo f das Restaurations grundstück Zur Friedcnslinde nebst der Scheune nieder. Die Wahnsdorfer Feuenvehr hatte die Spritze in Reparatur gegeben. Es mußten die Reichenberger und Boxdorfer Wehren er wartet werden, die mit noch anderen herbei geeilten Orlsfeuerwehren da« Feuer auf seinen Herd beschränken konnten. Kamenz, Die hiesige Handelsschule begeht im April die Feier des 50 jährigen Bestehens, zu welcher jetzt bereits Vorbereitungen getroffen werden. Man erhofft insbesondere auch zahl reiche Beteiligung der auswärts lebenden ehe maligen Schuler der Anstalt. Bautzen. In den letzten Tagen ist aus Dresden eine Wellblechbaracke eingetroffen, die nunmehr aufgestellt ist und in der diejenigen Unteroffiziere und Mannschaften Aufnahme finden sollen, die zuletzt mit den drei erkrankten Soldaten vor Erkennen der Krankheit zu sammengekommen sind. Das Befinden dieser Mannschaften ist andauernd gut. — Die Genickstarre beim hiesigen Infanterie regiment greift Weiler um sich. Wie das hiesige Garnisonkommando bekannt gibt, ist nun mehr auch ein Soldat der 2. Kompanie in der neuen Kaserne an Genickstarre erkrankt Schirgiswalde. Vom hiesigen Schöffen gericht wurde der Roßschlächter Otto Reime wegen Tierquälerei zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Er hatte sein auf der Heimfahrt infolge der Glätte gestürztes Pferd, um es zum Ausspringen zu bewegen, mehrfach mit einen kleinen Messer die Brust zerfleischt. Nach 2 stündigen Qualen, als das Tier sich faßt verblutet hatte, wurde es auf Veranlassung der Polizei getötet. Altenberg. Das Wintersportfest wurde am Montag durch eimn gewaltigen Schnee sturm erschwert. Das Rodelrennen wurde wegen Schneeverwehungen aufgegeben, die sämtlichen übrigen Veranstaltungen fanden jedoch statt. König Friedrich August hatte abgesagt. Die Meisterschaft von Sachsen im Sprungläufen erwarb Oskar Blich aus Mitt- weiva, den Königspreis im 12-Kilometer-Laufen Architekt Hermann Klette vom Dresdner Skiklub. Niederlößnitz Bedauerlicherweise haben sich auf d«r Rodelbahn Alleestraße in Nieder- lößnitz zwei Unglücksfälle zugetragen, die auf ungenügende Erfahrung in der Ausübung des Sportes zurückzuführen sind. Der Steuer ¬ mann des Schlittens hatte infolge der zu großen Belastung des Fahrzeuges die Kraft über dasselbe verloren und durch die un genügende Bremswirkung wurden die Personen herunter und gegen die Bäume, bez. die Masten der elektrischen Leitung geschleudert. Das eine Mal trug ein Schulknabe eine Unterleibsverletzung davon, welche die so fortige Ueberführung nach einem Dresdner Krankenhause nötig machte, während ein junges Mädchen bewußtlos liegen blieb, sonst aber außer Hautabschürfungen keine weiteren Nachteile hatte. Im andern Falle verunglückten zwei Knaben, wovon dem einen die Zähne eingeschlagen wurden und der andere einen Schenkelbruch davontrug. Riesa Der verhaftete Bigamist ist nicht mit fünf, sondern nur mit zwei Frauen ver heiratet. Seine erste Frau lebt in Hamburg, von wo der Mann, der zwei Kinder hatte, verschwand und sich nach Dresden wandte. Hier lernte er ein Mädchen aus Riesa kennen, mit der er sich verheiratete. Zwei Kinder sind dieser zweiten Ehe entsprossen. Riesa. Auf der Elbe und im Gröbaer Hafen beginnt es allmählich lebendig zu werden Am Montag traf der erste Schleppzug bestehend aus einem Schleppdampfer mit einem Pctroleumtankkahn der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft im Schlepptau, hier ein Auch mehrere Einladekähne sind bereits für die Talfahrt fertig gemacht worden. Ferner soll ein Schleppzug nach den oberen Stationen zusammengcstellt werden Da der Gröbaer Hafen jetzt fast eisfrei ist, bietet die zu vor genannten Manipulaliomn notwendige Um lagerung der Kähne und Dampfer keine Schwierigkeiten mehr. Der Wasser stand der Elbe betrug am Montag vormittag am hiesigen Elbpegel 59 Zentimeter unter Normalnull. Mittweida. Verhaftet wurde der 22 Jahre alte Sohn des kürzlich im Altmittweidaer Dorfbach ertrunkenen und bis jetzt noch nicht aufgefundenen Lackierers Sachse. Der junge Mann hat seinen Arbeitgeber nach und nach um zirka 1600 Mark bestohlen und das Geld verjubelt. Burgstädt Am vergangenen Sonnabend abend in der achten Stunde entfernte sich die Familie Klemm in WittgenSdorf, bestehend aus den Eltern und einem achtjährigen Knaben aus der Wohnung. Zurückgelassene Briefe deuten an, daß sie gemeinsam in den Tod gehen wollten, da sie nicht mehr bestehen könnten. In einem Gasthofe bei Cossen wurden sie am Sonnabend abend noch ge sehen. Die Drei sind bis jetzt noch nicht ge funden worden. Leipzig. Flüchtig geworden ist der bei einer hiesigen Lotterie-Kollektion als Geschäfts führer angestellt gewesene Max Bruno Aster, nachdem er Geschäftsgelder in Höhe von zirka 8000 Mark unterschlagen hat. Der Gesuchte wird geschildert als von großer schmächtiger Gestalt, mit länglichem Gesicht, blonden Schnurr- und Spitzbart. Aus der Wache. Das Königsdrama in Portugal hat das Interesse der ganzen Welt in den letzten Tagen in Anspruch genomm n. Da fiel auf offener Straße ein Monarch mit seinem Sohne Meuchelmördern zum Opfer, ein Drama, wie es die Geschichte bisher einzig in Serbien er lebt hat. Und nun streitet man um Schuld, und Unschuld. Es ist nicht zu leugnen, daß König Karlos, der unter schweren parlamen tarischen Kämpfen die Regierung übernahm, in den letzten Jahre manchen Fehler machte, der ihm dos Vertrauen seines Volkes rauben mußte. Aber hinter ihm stand ein Mann, der die ganze Verantwortung auf sich genommen und der am wenigsten erwartet hatte, daß die von ihm verschuldete Bewegung solche Opfer fordern würde. Ob snun die Verhältnisse in dem unter Englands Vormundschaft lebenden Lande bessere werden, bleibt abzuwarten. Gegenwärtig scheint die revolutionäre Idee, trotz oller amtlichen gegenteiligen Versicherungen, die größere Anhängerschaft für sich zu haben. Das blutige Königsdrama auf der Praca Commerciale in Lissabon hat gezeigt, daß in unsrer Zeit ein voranstehendes Volk nicht auf die Dauer in seinem verbürgten Rechten zu beschränken ist. Hoffentlich sind König Karlos und sein hoffnungsvoller allgemein beliebter Sohn die letzten Opfer, die die Diktatur in Portugal gefordert hat. — Jn^Rußland stehen die Dinge wieder einmal vor einer folgen schweren Entscheidung. Die Regierung hat der Duma ein Flottengesetz vorgelegt, das vom Parlament 2 Milliarden Mark fordert. Die Volksvertretung weigert sich aber entschieden, diesem Gesetz zuzustimmen. Die tollsten Gerüchte sind nun im Umlauf. Die einen behaupten, falls dieses Gesetz nicht von der Duma angenommen wird, sei die Regierung entschlossen, die Duma nach Hause zu schicken, die anderen wieder besagen, daß das Leben des Zaren wieder in Gefahr sei, falls die Regierung ibre Drohung wahr mache. Eines ist jedenfalls sicher: die Lage im Zarenreich läßt nach wie vor viel zu wünschen übrig. — In Oesterreich-Ungarn ist über Nacht eine Ministerkrise ausgebrochen. Der Minister de» Aeußern, Herr v Aehrenthal. hat in seiner Rede über die Weltlage, die er kürzlich hielt, in wenigen Worten die Balkanfrage gestreift und dabei durchblicken lassen, daß Oesterreich künftighin in Balkanfragen eine mehr einfluß reiche Politik einzuschlagen gedenke. Zwar hat der Minister die Erörterung über den Be griff „einflußreiche Politik" ohne weiteres ab gelehnt, aber die an den Balkanfragen zumeist interessierten Länder (die Türkei, die Balkan staaten und Rußland) haben doch aus den ministeriellen Worten eine verhaltene Kriegs fanfare gehört und sind darüber in Entrüstung geraten. Dieser Entrüstung wird nun um des lieben Friedens willen Herr v. Aehrental zum Opfer fallen. Es ist das Schicksal aller be gabten Staatsmänner unsrer Zeit, daß sie just dann ins Privatleben gehen müssen, wenn sie sich daran gemacht haben, ihren Gefühlen einmal freien Lauf zu lassen und nicht, wie es üblich ist, die Sprache dazu zu benutzen, um ihre wahren Gedanken zu verbergen. — Am Themsestrand ist die Lage eine sehr kritische geworden. Da« liberale Ministerium kann beim besten Willen sein (vor anderthalb Jahren der Welt verkündetes) Programm nicht durchführen. Sowohl die Beschränkung der Rüstungen, die einst in England so viel Bei fall fand, wie auch die Lösung der Arbeitslosen- frage, die der aus dem Arbeiterstande hervor gegangene Minister Burns übernommen hatte, sind mißglückt. Man hat sich überzeugt, daß sich so leicht keine Einrichtung von Staats wegen treffen läßt, die dec Arbeitsnot wehrt, und begünstigt sich nun mit der Einführung einer Versicherung, die nach dem Muster der deutschen Kranken- und Invalidenversicherung gestaltet worden ist. — Im fernen Osten wird inzwischen die Lage immer gespannter. Und heute bemüht man sich weder in den Ver. Staaten, noch in Japan, ein Geheimnis daraus zu machen, daß tatsächlich die Kriegsgefahr im Wachsen ist. Die Fahrt des amerikanischen Geschwaders in den Stillen Ozean zeigt sich jetzt in ihren letzten Zielen. Das heißt, in Washington beabsichtigt man, den Stillen Ozean durch starke Seestreitkräfte zu befestigen. In Tokio aber erklärt der Kriegsminister mit großer Ruhe, die eifrigen Rüstungen Japans (die also nicht mehr abgeleugnet werden) richten sich gegen keine bestimmte Macht, sondern dienen der Verteidigung gewisser Interessen im Stillen Ozean. Was aber geschieht, wenn Japans Interessen mit denen der Vereinigten Staaten in Widerstreit ge raten? Die Geschichte der jüngsten Zeit gibt Antwort auf diese Frage. «Ottendorfer Zeitung. für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdors und Umgegend Druck und Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 19. 7. Jahrgang Mittwoch, den 12. Februar 1908. Mi» »ncl. cesden werden talteten isbkok ist ein- uhig r 218 ssischer, s 253. er, 70 —220, M leg 95 biS 15 biS :. pro Annahme »»» Inserat« St, »eemtttag w Uhr. Inserat« w«rd«n mit >o p fkr St, Spaltzeil« brr«chn«t Labellarlsch« Satz nach d»s»nd«r«m Laris st; im t der Jung- Ochsen Kälber sainmen ür 50 Mk. n und lchlacht- )gewicht 1 Mk,. rchlacht« igewicht 77 bis '7 Mk Die „Dttend/rfer Zeitung" erscheint inr.utag, Donners- tag »nd Sonnabend abend». Bezngrpret, vierteljährlick l Mark. Dnrch die Post bezogen 1,20 Mark. Oering vor: ./ermann Rühle in Groß-Okrilla. er 170 uonline amerik- -167. re 195 : sächs. ; n Uo eljooten ) -310 —270, , Boni- Uto mit 00 lcg 'kucken, 18,50, Wuz n- 'reödnel 12,80 to ohne 14,40- 10 WS- 30 M 38 M. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Orrtliches und Hach^sches. Vttendorf-Dkrilla, den p. Februar <908. s§j Das am vergangenen Sonntag ab gehaltene Saalfest de« OriSveleins war nack allen Seiten hin sehr gut gelungen. Gleich von Anfang an herrscht« den ganzen Abend hindurch ein buntbewegtes, heiteres Leben und Treiben, ein echter Jahrmarktsbude! mit reger Kauf- und Spiellust. Dichtgedrängt standen Gruppen von Menschen an der Bude des „süßen Otto", der, für diesen Abend unsichtbar, „nur" aus drei lieben „süßen Mädeln" be stand Man versuchte sein Glück weiterhin beim Pfefferkuchenrad oder ging in ds Raritätenkabinett mit der gewaltigen Riesen dame und dem inhaltsreichen Heidelberger Faß. Große Anziehung übte die „Lcherbel- bude" au» die freilich keine „scherbel" d h Scherben, enthielt, sondern blmkende Becher- und blumengeschmückte Krüg- und Vasen, so daß immer und immer wieder gewürfelt wurde, bis man ein solch glänzendes und gleißenden Erzeugnis des hiesigen Gewerbflemes in seiner glücklichen Hand hielt. Naturen, die mehr auf das „Materielle" gerichtet waren, fanden ihre volle Rechnung in der Eßbude. Hier schluckren sie alle« Leid mit warmen Würstchen und Kaviar- und anderen Biffen hinunter, und was etwa dann noch übrig blieb von irdischen Sorgen, das wurde hinunter gespült mit mehr oder weniger kräftigen Likören, hinunter in die dunkelsten Tiefen deü inneren Menschen. Das regste Interesse aber nahm die Gabenlotterie in Anspruch mit ihrem reichen praktischen und heiteren Gewinnen. Wer konnte auch wider stehen, wenn die Glücksgöttin leibhaftig in Gestalt von verführerischen Schönen vor uns stand und die ernsten und heiteren Lose uns darbotI Gar mancher sah da einem solch lieben großen „Kinde" zu tief in die feucht- schimmernden Augen; kein Wunder, wenn er — eine Nute zog. Soll man nun noch über die zahlreichen Nieten staunen? Sogar ältere Herren sollen Meten gehabt haben. Die Musikalischen Darbietungen hatten der Militär gesangverein und der Gemischte Chor über nommen. Beide führten ihre Aufgabe mit lobenswertem Eifer durch und ernteten reichen Beifall. Sehr beifällig wurden ebenfalls die heiteren Vorträge des Herrn Fiedler aus genommen. Spät abends trat der Tanz in seine Rechte. Mit welcher Begeisterung seiner gepflegt wurde, geht auch daraus hervor, daß Manche, sonst ganz tanzfaule Herren zum Besten de» Vereins mit einem Tanzbändchen stolz ihre Brust schmücken ließen. — Möge das selten schön verlaufene Fest dem Ortsverein reichlich klingende Münze «ingebrncht hoben, damit er weiterhin zum Besten des Ortes wirken kann. — * Launisch und vei ändert ch ist dec Februar, al« hab« er von seinem Kollegen, dem April, oelernt Bald sendet er Frost und Schnee und Eis über di. Fl»'-, dann wieder rieselt aus grauem Gewölk der Regen herab, vom frühlingsblouen Himmel lackt die Sonne Und küßt die Erde, als wollte sie die träumenden Schläfer wecken, dann wieder durchbraust der Sturmwind die Welt und singt sem Liedlein vom Lenz. Es ist ein arger Geselle, der diesjährige Februar, das haben uns der ver gangene Sonnabend und Sonnlog, an denen das unverfälschteste Apr lwetter herrsch e, sowie der Montag, der uns den schönsten Sonnen scheinen neben winterlicher Temperatur brachte, gezeigt- In den Glichen beginnt es schon auf den Beeten zn knospen u d zu sprießen, Schneeglöckchen beginnen ihr grünseidenes Kleid zu spinnen und haben die ersten Spitzen aus der Erde hervorgcsteckt. Neu gierig schauen sie auf dog trübe Einerlei rings um, aber mutig spinnen und schaffen sie weiter, sie missen, es geht dem Frühling, dem Lenze entgegen.