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N-- - — - L! Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich 40 pfg., zweimonatlich 8v pfg-, vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer io pfg. O 8 8 Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger . x Annahme von Anzeigen bis spätestens 1 Mittags 12 Uhr des Lrscheinungstages. Preis für die Spaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. Ä — l Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel". „Leid und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Lür -ie Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Na. 121. Mittwoch, den 7. Oktober 1908. 7. Jahrgang. Udr. 1. Ochse» > Kälber stammt» für 50 , M! !N uud schlacht' Gewicht <5 Ml. öchlach!' rdgeivich! 75 bi» -56 A Hig er 20S 4-SlO russischer VtS 232 jer, ?0 Z-lSSk »00 >rz 195 bi« 215 bi» -r, pr» )—168, euer quantine amerik- 1-174. are 188 io sächs, AI »cito )-lsaaten 0-275 5—255 ,, Bon»' itto: mil 100 bx. inkuche", . 17,50- Weizen, dresdner r 11,40 tto ohne 12,80- 2,40 bi« ;o M.b- :I7 M- -mber) mit d'k 8, 1907 Bekanntmachung Die am 1. d. M. fällig gewesene Brandkasse 2. Termin ist bis 10. äik868 Non»t8 an die hiesige Ortssteuereinnahmc (Gemeindeamt, Kaste) zu bezahlen. Nach Fristablauf beginnt das gesetzliche B>itreibungsv--rfahren. Ottenäork-Uoriträort, am 5. Oktober 1908. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Die am 30. September d. I. fällig gewesene Einkommen- und Ergänrungssteuer 2. Termin is> binnen 3 Wochen das ist bis 21. dieses Monats w die hiesig» Ortssteueieinnahme (Gemeindeamt, Kaffe) abzugcben. Nach Fristablauf beginnt das gesetzliche BeitreibungSverfahren. Olteuäork-Uorkräork, am 5. Oktober 1908. —DerGemeinbevorstand. Sulgarien I^önigrei». Es ist erreicht! Fürst Ferdinand, der schon Kehr als einmal die Hand nach der Königs- hone ausgestreckt bat, und das bulgarische Volk, dos immer von neuem die Forderung erhoben hat, der staatsrechtlichen Stellu g des Landes ltllch die äußere Form zu geben, die eS b?- »"spruchen darf, sind am Ziel. Bulgarien isi Königreich und wird cs bleiben Was sich iin Lause der letzten Wochen vorbereitet hat, seitdem der bulgarische Vertreter in Konsiantinopc! bei der Einladung zu einem diplomatischen ^iner überaangen wurde, und seitdem den sürkischen Eisenbahnzü^en an der Grenze die Lokomotiven auSgeipannt wurden, war allmählich «in offenes Geheimnis. Bei all diesen Vor bereitungen fehlte merkwürdigerweise nur einer, die Hauptperson: Fürst Ferdinand. Der hatte Suade in diesen kritischen Tagen anscheinend Sicht« Besseres zu tun, als in Budapest Kaiser Franz Fösts seinen Glückwunsch zum Regierungs- iubiläum zu Ueberbringen und dann in den Naldern Ungarns auf die Jagd zu gehen. ^Un hieße eS aber, den Fürsten Ferdinand be achtlich zu unterschätzen, wollte man ihm staats- känwsch s Geschick und politiiche Schlauheit obsprechen. Wer sich, eingezwängt zwischen Wsche Offensive und türkische Defensiven, stets Umworben von den ergeizigen Wünschen der politischen großbulganschm Agitation und ge gelt durch di« Rücksichten auf die G.rantie- Kächte des Berliner Vertrages, mehr denn Ranzig Jahre auf dem bulgarischen Thron bot hehauptcn können, den d-r Sieger von Äivnitza trog seiner militärischen Erfolge hat Bilmen müffen, der ragt weit über den Durch ritt hervor. Und Fürst Ferdinand ist ein Hann, ist trotz aller billigen Witze, die jahre- !ang über ihn gerissen worden sind, eine Persönlichkeit, die durch den Erfolg in mehr schwierigen Situationen ihr Recht durch. Sesetzt und erworben hat. Vertliches und Sächsisches. ^Uensors-Vkrilla, den 8. Bktober M8. V Sparkasse Ottendorf-Moritzdorf. August und September 1908) Es erfolgten ^0 Einzahlungen von 20384,13 Mark und bb Rückzahlungen von 8079,86 Mk. Die Msamleinnahme betrug 22175,71 Mk- und b>e Gesamtausgabe 20890,35 Mark. Der ^stenbestand betrug 30244,28 Mark. Die Geschäftszeit ist festgestellt von 8 - 1 Uhr Skd von 3 — 5 Uhr, Sonnabends von 8 bis 2 Uhr. Der Einlagenzinsfuß b> t- ägt 3 >/z Prozent der Hypothkkenzinssuß 4'/« Prozent. Ein- ogen werden streng geb im geholt n. Spar- .ossenbücher fremder Kassen werden kostenfrei bbertragen. —* Für Freund „Lamp.-" war mit dem !- Oktober die fürsorgliche Schonzeit zu Ende. Nachdem er am frühen Morgen seimn Hunger all rhand Gras und Kraut gestillt, duck:e sich in einer Ackerfurche oder in sonstig-r Altung n.t.er, vis ihn am Abend, der imeber- erwackie Appetit heraustrieb, um den Magen für d.e bevorstehende Nacht aufs neue zu stärken- In dieser Beschaulichkeit und Ruhe ließ sich der „Krumme" auch in den letztvergangenen Wochen nur vorübergehend störni, wenn stintenbewaffnete Nimrode mit sprürnasigen Hunde.-, durch das Feld zogen und in die armen Rebhühner hinem- knallten. Doch Freund Lampe merkte bald, daß ihn die Geschichte eigentlich gar nichts anging. Daß da drüben die Rebhühner aus der Luft heruntergebolt wurden und tödl ch getroffen in die grüne Flur fielen, war ja gewiß bedauerlich, schon weil Frau Rebhuhn eine so zierliche Nach barin war, aber ändern konnte n an doch die Sache nicht. Nun schlägt auch dem armen Lampe die Schicksalösiunde. Wohl wird er als die ersten Schüsse auf ihn knallten und ihm die Schrote um Nase und Löffel sausten, erschreckt gedacht baben: „Welch ein Irrtum! Da drüben sind doch die Rebhühner!", aber dies wird ihm nichts nützen, auch er wird jetzt „daran glauben" müssen, nachdem seine Zett gekommen. —* Muß i denn — — Die jetzige Zeit steht im Zeichen der Rekiuten-Einstellungen. Vollbesetzte Eisenbahnzüge führen die angehenden Vat-rlondsvertcidiger den verschiedensten Garnisonen im ganzen Reiche zu, damit die Lücken wieder besetzt werden, welche die Reservistm hinterlassen haben. Von den besten Wünschen ihrer Angehörigen und Freunde begleitet, ziehen d>e jungen Leute des Königs Neck an, um ihn zwei b.z. drei Jahre in Ehren zu tragen und wenn beim Einzug i» dem Kasernenhof jedem Einzelnen auch gemischte Gefühle und eigene Gedanken aufsteigen, so werden diese in wenig Wochen doch verschwunden sein und an ihre Stelle wird das Bestreben treten, in steter Pflichterfüllung, in Liebe und Treue zu König und Vateiland, Kaiser und Reich ein tüchtiger Soldat zu werden und zu sein. —* Zum Gesetz gegen die Verunstaltung von Stadt und Land. Di» vor kurzem in der Presse erwähnte Denkschrift einer Anzahl Interessanten gegen den Gesetzentwurf, betr. die Verunstaltung von Stadt und Land, ist auf Anregung des Verbandes Deutscher Dachpappen. Fabrikanten bei der Ständekammer eingerichtet worden Verfasser der Denkschrift ist der Inhaber einer der größten in Betracht kommende» Firmen. Es muß dabei hervor- rehoben werden, daß sich diese Eingabe nicht gegen die Grundtendenz des Gesetzes an sich richtet, sondern lediglich dagegen Protest erhebt, daß seitens der Amtshauptmannschastrn das Gesetz in zu weitgehender Weise ouSgelegt uno i sb-sondere die für die Industrie und die Landwirtschafi vielfach sehr notwendigen flachm Dachkonstcuktionen lediglich aus Sckönheilsgefüh verboten w°rden sollen. Besonders lebhafte Klagen üb- r das Verbot der flachen Dächer sind aus der AmlShaupimannschaft Döbeln bekannt geworden. 8. R. L. Herr Dr. Arnold Braß, der aus dem Streit mit Häckel bekannte Zoologe, wird UN Winter 1908/9 eine größere Vortragsreise durch Sachsen unternehmen, bei der er an etwa 100 Abenden über verschiedene Weltanschauungs ragen vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus sprechen wird. Die Vorträge, die in ;en Städten Deutschlands, wo Herr Dr. Braß gesprochen hat, großen Eindruck gemacht ;aben, werden auch in Sachsen viel Interesse finden. Sie sind um lo lehrreicher, weil sie mit der Vorführung vorzüglicher Lickt- nlder verbunden sind, di- von dem Gelehrten elbst nach eigenen Forschungen gezeichnet sind. Die Vorträge beginnen am 1. Oktober und werden sich mit Unterbrechungen bis Ende Februar erstrecken Dresden. Im Carolahause wurde am Sonnabend die unheilbare 52jährige Wirt- chasterin Bartsch, di- im Dauerbad behandelt vurde, tot ausgesunden. Die 40 jährige Kranken- cbwester W., welche die Kranke bei offener Tür etwa 10 Minuten allein gelassen hatte, lat sich in der darausfolgenden Nacht durch Gift den Tod gegeben, da sie sich den Unglückssall zu Herzen genommen batte, weil sie für dessen Eintreten verantwortlich zu machen war. — Der 16 Jahre alte Bäckerlehrling Weinig stürzte sich am Sonntag nachmittag in lern Hanse Sedanstraße 3 drei Stock hoch in oen Hof hinab, da von ihm ausgeführlc Unter- 'cklagunaen entdeckt worden waren und er die Bestrafung fürchtete. Er wurde mit hochlcbens- gefährlichen inneren und äußeren Verletzungen aufgefunden. — Auf dem Bahnhofe wurde am Sonnabend der Bremser Rupprecht von einer Lokomotive überfahren und verschied bald darnach. Ein Verschulden Dritter liegt nicht vor. Königsbrück. Die Sonntag nachmittag aus dem Truppenübungsplatz stattgefundenen diesjährigen Rennen des Königsbrücker Reit- vereinS wa-en von besonders schönem Herbst wetter begünstigt und hatten unter Anteilnahme eines sehr zahlreichen Publikums aus der Stadt und der weiteren Umgebung einen sehr spannenden und sportlich anregenden Verlauf. Nossen. In der Nacht zum Montag brannte das Dampfsägewerk Robert Bieber, an ver Mulde gelegen ab. Da in der Mulde kein Master war, konnten die Feuerwehren nur schwache Hilfe leisten. Leipzig. Die Kunde von einer entsetzlichen Bluttat kommt aus dem Stadtteil Lindenau Daselbst hat in dem Hause Reuterstraße 1 Montag nachmittag kurz nach 5 Uhr tnr Fabrik arbeiter Johann Heinrich Christian Hohmann der geschiedenen Frau Emma Koch mittels eines großen Mesters schwere Verletzungen an der Brust, dem Hals und an den Armen beigebracht. Nach der Tat durchschnitt sich der Mann mit demselben Mester die Kehle. Die Verletzungen der Frau sind schwer, aber nicht lebensgefährlich, während der Täter seines Verletzungen inzwischen bereit» erlegen ist. Als Motiv zu der grausen Tat wird Eifersucht angenommen. Lobstädt. Auf dem Tagebau der Gewerk schaft Viktoria ereignete sich hier ein gräßlicher Unglückssall, der den Tod eines jungen Menschen im Gefolge hatte. Der 18 Jahre alte Arbeiter Anton v. Crabowski glitt auf dem feuchten Erdreich aus und fiel gegen die Becherkette des im Betrieb befindlichen Baggers, wobei ihm der Kopf zermalmt wurde. Aus der Woche. Noch ehe der Streit um die spanisch- französische Marokkofrage beigelegt ist, hat sich in Casablanca ein überaus peinlicher Zwischen fall ereignet, der ganz gewiß nich! danach an getan ist, die Verhandlungen zu erleichtern. Französische Marinesoldaten haben deutsche Konsulatsbeamte angegriffen, die Deserteure der Fremdenlegion, darunter auch drei deutsche, au ein deutsches Schiff bringen wollten. Zwar hak die französische Regierung erklärt, daß sie alles aufbieten werde, den merkwürdigen Vor gang gewissenhaft zu untersuchen, aber dami ist nicht ungeschehen gemacht, daß ein Ver ¬ treter des Deutschen Reiche« von Franzosen Mich angegriffen worden ist. Mit allem Nach druck muß vielmehr gefordert werden, daß Frankreich für diesen unerhörten Völkerrechts« wuch volle Genugtuung leistet, wie auch immer der B-richt des französischen Befehlshabers in Marokko, des Generals Damade, aussallen möge. — In Oesterreich-Ungarn ist aufs neue der Nationalitätenstreit ausgebrochen und der )aß der verschiedenen Völker hat sich in wüsten lusschreitungen gegen die Deutschen Luft gemacht. Leider hat die Regierung nicht in allen Fällen gezeigt, daß sie gewillt ist, die Rechte aller hrer Untertanen zu schützen. In Prag, Lai bach und Innsbruck hat die amtliche Stelle m allen Fällen durchaus versagt- — Die russische Regierung hat wieder einen Schritt rückwärts gemacht, indem sie der Universität in Petersburg die im Jahre 1895 gewährte Selbstverwaltung wieder entzogen hat. Die Studentenschaft hat daher beschlossen, in Masten die Universität zu verlasten und es ist nicht ausgeschloffen, daß sich andre russische Universitäten dem Streik anschließen, sodaß die Verhältnisse an den Universitäten im Zarenreiche denen ähnlich werden, die zur Zeit der Revolution herrschten. - - Zwischen der Türkei und Bulgarien ist ein verhängnisvoller Streit ausgebrochen, der seinen Ursprung nahm, als der bulgarisch- Vertreter in Konstantinopel nicht zur Feier des Geburtstages des Sultan« eingeladen wurde. Als Antwort auf diese Nichtachtung nahm Bulgarien die durch sein Gebiet führenden Linien der Orientbahn in Be- chlag und weigert sich trotz des Einspruchs der Mächte, die Beschlagnahm- rückgängig zu machen. Mehr aber noch! Stärker wie bi»- ,er denkt man an die Verwirklichung des seit >em Berliner Vertrage im Jahre 1878 ge nährten Königstraumes. Natürlich will die Türkei vou einer Selbständigmachung des Vasallenstaates nichts misten, und es ist nicht unmöglich, daß es zum Kriege kommt, wenn nicht die Mächte zur rechten Zeit eingretsen. Aber bei der Eifersucht, die die Europamächte in Balkandingen beherrscht, ist ihr Eingreifen nahezu selbstverständlich, ohne daß sie vielleicht verhindern können, daß Bulgarien den Augen blick nützend, seine Selbständigkeit und das Königtum erklärt. Beides ist bei der Ver wandtschaft, die den Fürsten Ferdinand mit europäischen Höfen verbindet, kein Ding der Unmöglichkeit, wenn auch Rußland sich dagegen erklärt. — In Persien haben die Revolutionäre einen unbestreitbaren Sieg gegen die Schah partei erfochten. Nachdem die Bezirksstadt Täbris im Nordwesten des Reiches vergeblich drei Tage lang von den Regierungßtruppen beschosten worden war, haben sie sich zurück gezogen und angeblich geweigert, weiter gegen die tapferen Bürger zu kämpfen. Da zu der gleichen Zeit auch in der Hauptstadt Teheran die Truppen den Gehorsam aufsagten, sah sich der Schah veranlaßt dem Drängen seiner Minister nachzugeben und das Parlament schnellstens einzuberufen. Er ordnete daher an, daß sofort die Wahlen für die neue Volks vertretung angeordnet werden sollen und daß dieses bereits am 24. Oktober zusamentreten soll. Ob freilich von dem neuen Parlament eine ersprießliche Arbeit zu erwarten ist, nach dem seine Rechte schlimmer noch wie in Rußland beschnitten worden sind ist, eine^Frage, die von allen Kennern der persischen Verhältnisse ver neint wird. — Die Nachricht, daß ein Vertrag zwischen China und den Ver. Staaten geplant sei scheint sich zu bestätigen, der kluge Vizekönig Juanschikai hat den Plan erdacht und dreißig Diplomaten werden jetzt in Washinglon an seiner Verwirklichung arbeiten. Japan aber steht grollend beiseite und gibt sich den Anschein des friedliebenden Raffengenoffen. Mit jedem Tage aber häufen sich die Schwierigkeiten im fernen Osten, sodaß neue Probleme zu lösen bleiben, wenn Balkan- und Marokkofrage endlich erledigt sein werden.