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Ottendorfer Zeitung. y — s Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich 40 pfg-, zweimonatlich so pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer 10 pfg- O s Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger s u Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags 12 Uhr des Lrscheinungstages. Preis für die Sxaltzeile 10 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. V Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel" / „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nv. 104. Freitag, den 28. August 1908. 7. Jahrgang. Donnerstag, den 27. August, abends öffentl. Gemeinderals-Sitzung. Ottenäork-Äloriträork, am 25. August 1908. . Der Gememdevorstand. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf.Gkrilla, den 27. August „08. -* Der Vermerk über Postnachnahm- gilt nicht al» Wertangabe. Es ist im Publikum eine »och vielfach verbreitete Ansicht, daß der Vermerk über Postnochnahme als eine Wertangabe gelle, «eil man irrtümlicherweise annimmt, daß die sür jede nach Orten des Deutschen Reichs auf- llelieferte Postnachnahmesendung zuentrichtende Vorzeigtgebühr von 10 Pf eine Einschreibe gebühr sei Im Z 14 IV der Postordnung beißt es aber ausdrücklich: „Der Vermerk über Vostnachnahme gilt nicht als Wertanaabe. Nachnahmesendungen werden daher nur dann ols Sendungen nüt Wertnn abe behandelt, wenn außer dem Nachnahmebetrage noch der Wert angegeben ist Im tz 19 VII steht dann weiter: »Für Nachnahmesendungen werden erhoben: 1. bas Porto sür gleicharti g Sendungen ohm Nachnahme, bei Einschreibesendungen und Sendungen mit Wertangabe auch die Einschreide. und die VersicherungSgebübr; 2. eine Vorzeige gebühr von 10Pf.; 3 die Postanweisun Sgebühr Uebermittelung des eingezogenen Betrags an den Absender- Wer also eimn wertvollen Gegenstand als gewöhnlichen Brws oder gewöhnliches Pak-t unter Nachnahme versendet, der erlöst nach den gesetzlichen Bcstimmum en lm Falle eines Verlustes des Brüses gar innen Ersatz und wenn das Pak-t verloren gegangen >st, nur 3 Mark Schadenersatz für je ein halb Kilogramm des Gewichts der Sendung. Man lut daher gut daran, derartige Sendungen ttttweder unter Einschreibung oder unter Wert angabe zu versenden. Für eine in V-rlust geratene Einschreibesendung wird ein Ersatzbclrag von 42 Mark gezahlt, mährend für eine verloren gegangene Wcrtsevduna bei Feststellung des Schadenersatzes die Wertangabe, die den gemeinen Wert der Sache nicht übersteigen darf, zugrunde gelegt wird. Dresden. Aus der Tharandter Straße wurd> vorgestern das 4jäbrigc Söhnchen !es Mühlenbesitzerö Böhme aus Coßmam sdoi f vom Wagen des Vater» so schwer überfahren, daß tS bald danach im Fried,ichstädter Krankenhaus- verstarb. — Herr Carl Burrian als Dresdner Steuer' zahler. In dem Inserate BurrianS, daß er die Steuern in Dresden nicht mehr erschwingen könne und deshalb außerhalb Dreödm eine Wohnung suche, teilt der Dresdner Anzeiger Wit, daß Burrian von der Stadlgemeinde über haupt nicht besonder» zur städtischen Einkommen steuer veranlagt ist, sondern nach Maßgabe seiner Einschätzung zur Staatseinkommensteuer besteuert wird. Ironisch sagt das Blatt: „Ob es der Stellung des Herrn Burrian als Königlicher Kammersänger entspricht, wenn er die ihm aus Grund gesetzlicher Bestimmung auserlegten Steuern, bei denen selbstverständlich doch betreffs der festen Gehaltsbezüge 20 Prozent m Abzug gebracht worden sind, in ein m Zeitungsinserat behandelt, können wir, mit völliger Ruhe über das Ergebnis, der Be urteilung unserer Leser überlasten." — Jnterrestant ist übrigens die weitere Feststellung, daß Burrian, der bekanntlich tschechischer Ab stammung ist, auf seinen Wunsch vor Jchics- srist die sächsische Staatsangehörigkeit erwarb und danach Bürger der Stadt Dresden wurde. Und nun scheut er sich vor den städtischen Steuern! Radeburg. In Anwesenheit des Herrn Regierungsassestors Freiherrn v. Könnentz von der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain "ner Vertretung der Stadt Radeburg und einer Anzahl Gemeindevorstände hielt am Sonntage der Bezirksfeuerwehr-Verbund für Dresden und Umgegend hier seinen 32 VerbandS- tag ab. Die Stadt, besonders der Marktplatz, war sehr schön geschmückt. Im Mittelpunkte der Veranstaltungen standen die Beratungen der Delegierten der dem Verbände gegenwärtig an gehörigen 61 Feuerwehren aus den AmtS- haupmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden» Neustadt, die 2248 Mitglieder besitzen. Als Vorort für den nächstjährigen Verbandstag bestimmte die Versammlung Oberlößnitz. Die Freiwillige Feuerwehr Radeburg führte Schul übungen vor, denen ein großes Löschmanöver an dec Kirche und am Stadthause folgte. Königsbrück. Am 27. August l908 traf die 1- Jnfantene-B igade Nr 45, bestehend aus dem Leib-K:enudie»Regt. Nr. 100 und dem Grenadier-Regl. -Nr 101 auf dem Truppen übungsplätze Köni rsbrück ein. Gren-Regt Nr 100 und zwei Kompapmen Grenadier- Regt Nr 101 werden im neuen Lager, die üb igen 10 Kompagnieen vom Grenadier- Regt Nr. 101 im alten Lager untergebracbt Beide Regimenter halten vom 27. August bis I. bezw. 2. Sept NegimentSexerzi ren ab. Vom 3. bis 8. September findet Brigade exerzieren statt. An diesem nimmt auch die Masch-Gew.-Abt. Nr 12 teil, welche zu diesem Zwecke am 3 Sept. 1908 in Königs brück cintrtfft und in der Kaserne der Reit. Abteilung untergebracht w rd. Die Besichtigung der Brigade findet am 8. Sept. stRt. Dieser wird auch Seine Majestät der König beiwohnen. — Die während der Herbstübungen aufgestellten 3 Battaillone der Jnsanteri--Regimenter N . 177 und 178 halten am 8. bezw 9. Sept, auf den Gefechtsschießplatz bei Glauschnitz gesechtmäßige» Schießen ab. Das 3. Bat. des Regts Nr 177 irifft daher am 7. September hier ein und rückt am 8. September ab; das 3 Bat. des Regts. Nr 178 trifft am 8. Sept >in und rückt am 10 September ab Beide Bataillone werden in Zellen untergebracht. — Nm 4. September vormittags findet auf dem Truppenübungsplätze Scharfschüßen der Feldartillerie-Regimenter Nr. 28 und 64 (Pirna) statt. — Am 10. Sep ember rücken die Grenadier-Regimenter Nr 100 und 101 und das 3. Bat. des Regis. Nr. 178 mit der Eisenbahn, die Äasw - Gew.-Abt Nr. 12 mittels Landmarsches von Königsb ück direkt in das Manövergelände. An diesem Tage ist die ,diesjährige Belegung der Barackenlager beendet. — Nächsten Sonntag, den 30. dss. Mts. vereinigen sich die König! Sächs. Militär- Vereine des 6 Kreises des Bezirks Kamenz nebst Angehörigen zu einer gemeinschaftlichen Sedanseier auf dem Keulenberge. Es nehmen daran teil die König!. Sächs. Militärvereine zu Friedersdors, Großn. undorf. Lichtenberg, Ober- und Nederlichtenau, Ohorn. Pulsnik M. S. und Pulsnitz Großnaundorf. Seit letztem Sonntax vormittag wird die geisteskranke und schwer hörige GutSbefitzeröwilwe Aun ste Jehnichen geborene Klatsche vennißt. Nachrichten über den Verbleib der Vermißten wolle man an die Gendarmerie Pulsnitz oder an den Gemeinde vorstand zu Großnaundorf gelangen lasten. Kleindittmannsdorf. Aus dem Rade verunglückt ist am Mittwoch der L-Hrer Funke von hier, wobei er schwere Verletzungen erlitt. Derselbe begegnete auf dem Wege von Wachau nach Lomnitz einem Geschirr, welches ohne Licht den Weg passierte, sodaß es der Rad fahrer nicht eher bemerkte, bis das Unglück geschehen war und derselbe in das Geschir ühr und zu Sturz kam. Funke erlitt einen chweren oberen Schenkelbruch und mehrere leine Verletzungen, sodaß sich seine Ueber ührung nach der Diakovistenanstalt in Dresden nötig machte. Copitz a. d. Elbe. Der Gemeinderat hat beschlossen, den Giroverkehr bei der Sparkaste ab Anfang künftigen Jahres einzuführen und dem zu errichtenden Giroverbande der sächsischen Gemeinden beizutreten Von der sächsisch-böhmischen Grenze. Grenzrübeleien sind in letzter Zeit nichts Seltenes. So wurden in den letzten Tagen einige Touristen, die von Johanngeorgenstadt nach Plasten gingen, ohne jeden Grund mit Steinen bombardiert. Ferner wurden zwei Lehrerskindern, die im Walde über der Grenze Heidelbeeren gesucht hatten, auf offener Straße von einem böhmischen Grenzbeamten 10 bis 12 Liter Heidelbeeren ausgeschüttet. Als später der Vater mit den Kindern an die Sülle zurück kehrte waren sie verschwunden. Am Montag wurden drei Männer aus Johanngeorgenstadt, ein Kaufmann, ein Zahntechniker und ein Fabrikbesitzer, auf dem Markte in Platten an gerempelt und geschlagen, ferner wurden einem Johanngeorgenstadter Automobilbesitzer in Platten die Gummireifen seines Autos zer schnitten und zerstochen. Zittau. Da sich die Nonnenplage in der Umgebung Zistaus trotz aller Maßnahmen nur wenig verringert hat, griff man wieder zu den Exhaustoren. Mit Hilfe von drei Scheinwerfern, die in der Sonntagsnacht auf dem Dache des hiesigen Elektrizitätswerkes wieder in Tätigkeit geletzt wurden, sind nicht weniger als ein Zentner und 28 Pfund Nonnen, vorwiegend Weibchen, vernichtet worden.. Die Zahl der auf diese Weise in einer Nacht getöteten Nonnensalter dürfte sich schätzungsweise aus reichlich eine halbe Million stellen. Die Annahme, für dieses Jahr sei die weitere Vernichtung der Falter überflüssig geworden, da die Weibchen ihre Eier bereits abgelegt hätten, erwies sich als unrichtig, denn ein großer Teil der Weibchen hatte, wie die Untersuchung ergab, die Eier noch nicht abgelegt, eine Tatsache, die überall da- interessieren wird, wo die Schädlinge zurzeit auftreten. Zittau. Ein raffiniertes Betrugsmanöver, bei dem die hiesige Filiale der Löbauer Bank als Opfer ausersehen war, verübten vor einiger Zeit der Kaufmann Mätzig aus Oibersdorf, der Agent Zwahr aus Zittau und der Hausbursche Ritter aus Leipzig. Die drei Genannten fertigten einen Wechsel über 4000 Mark an, den sie mit dem Ausstellungsakzept und Giro vermerk mehrerer angesehener Firmen versahen. Dann telephonierte Zwahr die Bank im an geblichen Auftrage der Firma Gruschwitz in Olbersdorf an und teilte mit, es werde alsbald ein Bote mit dem Wechsel erscheinen, der ein gelöst werden müßte. Kurze Zeit darauf erschien Ritter am Schalter der Bank und wollte das Geld abheben Als der betreffende Beamte erklärte, er müsse noch einmal Rückfrage bei bei der Firma halten, verschwand Ritter eiligst und ließ sich nicht wieder blicken. Die Bautzener Strafkammer verurteilte jetzt den Kaufmann Mätzig zu I Jahr 3 Monaten Gefängnis, den Agenten Zwahr 1 Jahr und den Hausburschen Ritter zu 1 Monat Gefängnis. Meißen. Ein in dem Neubaue der land wirtschaftlichen Schule beschäitigter 35 Jahre alter, hier wohnhafter Anstreicher ist bei der Arbsit von der Leiter herabgestürzt und mit dem Kopse auf den mit Fließen bedeckten Fuß boden aufgeschlagen, wobei er einen Schädel bruch erlitten hat. Der Absturz ist vermutlich infolge eines Schwindelanfalles erfolgt. Der Verletzte mußte in das Stadtkrankenhaus aus genommen werden. Pausitz bei Riesa. Besonderes Glück hatten zwei Mädchen einer Schulklasse von Riesa, die einen Ausflug nach Pausitz unternahm. Am Eingänge des Dorfes Mergendsrf fanden die ersten Mädchen mehrere Geldstücke von zusammen ziemlich erheblichem Betrage. Lommatzsch. Das 6 jährige Mädchen des Hausbesitzers Zeibig in Graußzig fiel in das Mühlenrad der Niedermühle und starb bald an den erlittenen schweren Verletzungen. Döbeln. Ein schwerer Unglückfall, der zur Warnung vor dem Necken der Tiere dienen möge ereignete sich im benachbarten Zschäschütz. Der zwölfjährige Knabe U. stand mit einem anderen Knaben an dem umzäumten Fohlen auslauf des Gutsbesitzers Gerlich und schlug auf Veranlassung des Knaben einem an der Umzäumung stehenden jungen Pferde auf den Schwanz. Das Fohlen schlug sofort nach hinten aus und traf mit dem Huf den Knaben an die Stirn, sodaß dieser besinnungslos nach der Klinik des Herrn Dr. Beßler gebracht werden mußte. Dort wurde festgestellt, daß dem Knaben die Schädeldecke eingeschlagen war. Chemnitz. Auf der Königsstraße hatte sich am Sonnabend ein elfjähriges Mädchen auf gestellt, das heftig weinte, weil es angeblich einen Geldbetrag verloren hatte. Mitleidige Personen ersetzten dem Kinde das Geld. Am Montag nachmittag hatte sich das Mädchen wieder an derselben Stelle weinend aufgestellt. Ein Schutzmann, der auf das Manöver der kleinen Schwindlerin, denn eine solche war es, von zwei Herren aufmerksam gemacht worden war, führte sie der Polizeihauptwache zu. Um mehr Mitleid bei den Paffanten zu erregen, hatte das Mädchen eine schwarze Armbinde angelegt und auf Befragen angegeben, daß es um seine verstorbene Mutter trauere, was sich ebenfalls als Unwahrheit herausstellte. — Ein zwölfjähriger Knabe unternahm mit einem gleichaltrigen Schulkameraden ein Spazier gang in den Wald, um Pilze zu suchen. Dabei biß er in einen giftigen Pilz. Alsbald stellten sich bei ihm krankhafte Erscheinungen ein, welche schließlich in Tobsuch. ausarteten. Zwei Wärter und der Kutscher des Kranken wagens, die den Knaben nach den Krankenhaus schafften, hatten Mühe ihn zu bändigen. Weißenborn. Der in der Papierfabrik beschäftigte Keffelheizer Max Krumbiegel ist bei dem Bestreben im Kohlenbunker der selbsttätigen Kohlenbeförderung nachzuhelfen, in die Kohlen- maffen eingebrochen, unter denen sich wahr scheinlich ein Hohlraum gebildet hatte, und verschüttet worden. Obgleich schnelle Hilfe zur Stelle war, jkonnte der Verunglückte nur als Leiche geborgen werden. Leipzig. Sämtliche Räume sind nahezu vermietet. Da auch wiederum etwa zehntausend direkte Briefeinladungen zum Besuche dieses Marktes bei Zubilligung freien Eintritts an die in Betracht kommenden Importeure, Exporteure. Händler, Einkäufer usw. verschickt werden und eine zweite Ausstellung auf den hier in Frage kommenden Gebieten in diesem Jahre in Deutschland nicht stattfinden wirb, dürste sich in der ersten Hälfte des kommenden Oktobers im Kristallpalast zu Leipzig ein über aus lebhafter geschäftlicher Verkehr abwickeln. Vorsorge ist auch durch energische Abwehr maßregeln dahin getroffen, daß die ausstellenden Firmen in diesem Jahre vor der Konkurrenz der auf der vorjährigen Ausstellung anwesenden parasitären Elemente geschützt werden. — Bei dem Dorfe Schenkenberg bei Delitzsch sind zwei Urnenfriedhöfe mit zusammen 115 Gräbern bloßgelegt worden. Der eine Friedhof stammt aus der Zeit von 800 bis 500 v. Chr.. der andere aus der Zeit von 400 v. Chr. bis etwa 150 n. Chr. Die Funde sind meistens dem Prooinzialmuseum zu Halle übermittelt worden. Klingenthal. Tödlich verunglückt ist hier der Schneidemühlenarbeiter August Friedel, verheiratet und Vater von drei kleinen Kindern. Friedel kam beim Abladen von Holz zu Falle und ein rollender Stamm zerquetschte ihm den Hals und zerriß ihm die Schlagader, sodaß er sich verblutete.