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Ottendorfer Zeitung. K z Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich -o pfg., zweinionatlich 80 pfa., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer w pfg. <> l? N Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger s - """ 11 Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags 12 Uhr des Erscheinungstage». Preis für die Spaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. A 2 Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. No. 143. Freitag, den 27. November 1908. 7. Jahrgang. Freitag, den 27. Novbr., abends 8 Uhr, öffentl. Gemeinderats-Sitzung. Die Tagesordnung hängt am Anschlagsbrett in der Hausflur des hiesigen Gemeindeamtes aus. Ottenäork-AIoriträork, am 24. November 1908. Der Gemeindevorstand. Pirnbaum. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den 26. November ,908. /y Der Turnverein Jahn hielt am Dienstag im Friedrich-WilhelmS-Bad seine Monats-- Versammlung ab, in welcher beschlossen wurde kommenden Sonntag ein Tanzkränzchen abzu- halten und im nächsten Jahre wiederum ein Kostümfest zu veranstalten. —* Die Adventszeit hat begonnen; in ihr sollen wir uns aus das Weihnachlsfest vor bereiten. Vier Wochen sind es bis dahin noch, vier Wochen, die manchem heute noch eine bmge Zeit, eine „kleine Ewigkeit", gellen, und doch. Wie rasch vergehen die Tage und Wochen! Besonders, wenn wir viel zu schaffen hab n Wer halte aber das nicht zum Weihnachtöfest? In der Arbeit sind die üblichen Arbeiten zu verrichten, wie sie jetuS Fest mit sich bringt, ja sogar noch mehr, denn Weihnachten ist ja ein ganz besonderes Fest. Im Geschäftsl-ben wird jetzt auf eine Belebung gehofft. Sie tut vielfach sehr not; die Klagen über schlechte Zeiten sind recht lebhaft, so wenig sie mit den Millionenforderungen Harmonie, en, über die jetzt im Reichstag? gesprochen wird. —* Drei Dinge gehören zu einem guten Weihnachtsgeschäft, wie es jetzt so nach und Nach onheben soll: Das Publikum muß das nötige Klein-Geld zum Einkäufen haben; es müssen WethnachtSartikel da sein, die gefallen; und endlich muffen die gebesrohen Leute von diesen neuesten Christsestsachen Kenntnis haben. Denn das beste Produkt der Weihnachls- industrie verliert seinen Wert, wenn es niemand kennt. Daß die Zeiten schlecht sind und niemand Geld haben will, trotzdem auf jeden Kopf 5000 Mark deutschen National vermögens entfallen, wird ja jeden Tag ge sagt; aber auch der am meisten stöhnende Deutsche wird schon anderen Sinnes, wenn nur Weihnachten ganz nahe heran ist, denn er Macht die heilsamste aller Energien, die des Kausens. An schönen Weihnachtsgeschenken fehlt es dies Jahr noch weniger wie sonst. Ge werbe und Industrie folgen gern den An sprüchen des Publikum», das für sein G ld oft Gegenstände erhält, die unsere Großväter und Großmütter sich kaum denk n konnten Vielleicht ist mancherlei nicht und dingt nötig. Aber wo große Neuerungen verwirklicht werden, fällt auch für die Jugend genug ab. Also nun das Bekanntmacben der schönen Dinge. Der Platz im Schaufenster und in der Weihnachts- auestell mg ist wertvoll, aber die w-rtvollste Dienerin des GeschästSlebenS blubt die Zeitungs- Anzeige, die mit höflicher Bitte und ab, e- zogener Kappe ins Zimmer tritt. Und wo es sich eimöglich-n läßt, spezialisieren wir in der Wähnochts - Annonce. Des vielbeschäftigte Publikum will direkt auf etwas hingewiesen sein. Wahl macht Qual; schon oft vor einer langen Speisekarte in den Restaurants, um wieviel mehr nicht erst bei all den Weihnachtsneuheilen Die reäte Weihnochtsanzeige wirkt stets; die Kauflustigen schauen aus sie, wie nach der Uhr an der Wand; auch sie zeigt, was die Glocke geschlagen hat. —* Absaff'N der Aufschriften von Post sendungen nach Landorten. Postsendungen nach Landorten (Orten ohne Postanstalt) er leiden häufig dadurch Verzögerungen, daß der Name der Postanstalt zu deren Bestellbezirk der Landort gehört, in der Aufschrift gar nicht oder unrichtig angegeben oder an einer Stelle niedergesckrieden ist, an der er beim Sortieren nicht ohne nuiteres in die Augen fällt, Lautet dann der Name des LandorteS gleich oder ähnlich, wie ein anderer Ort mit Postanstalt, so wird dec Name der Best-llpostanstolt leicht übersehen und die Sendung nach einem dem Lando te gleich oder ähnlich lautenden Post orte fehlgele tct Es ist daher die Hervor hebung des Namens der Bestellposianstalt bei Abfassung der Aufschrift von Postsendungen ein unbedingtes Erfordernis. Die Hervor hebung wird am zweckmäßigsten in der Weise b wirkt, daß man den Namen d r Bestellpost - anstalt in der Fass mg, wie er in dem Stempel- abdruck der betreffenden Postanstalt erscheiint, in großen deutlichen Buchstaben in dem rechten unteren Vürt?l de Aufschriftsseite niederschreibt und stark unterstreicht, der Name des Landolts ist unter Nachsetzung des Wortes „bei" in kleineren Schriftzeichen vor oder über den Namen der Bestellpostanstalt zu setzen Bei den van den Postaistaltcn käuflich zu be ziehenden Formulare zu Postkarten Post anweisungen und Paketadreffen ist die im Vor druck der Aufschrift stark unterstrichene Z ile zur Niederschrift des Namens der Bestellpost anstalt zu benutzen. —* Keine Rcichskaffenscheine zu 50 und 20 Mark wehr. Die Reichskaffenscheine zu 50 Mark und LO Ma k sind bekanntlich durch Reichsbanknoten von derselben Höhe ersetzt worden. Die Einziehung der Kaffenscheine geht aber nicht mit der Schnelligkeit vor sich, wie sie von der Rnchsfinanzverwaltung gewünscht wird. Um die Einziehung dieser Scheine zu be schleunigen, sind fitzt die Postkasten angewiesen worden, alle bei ihnen eingehenden Ncichskasfin- scheine dieser Art nicht wieder auSzugeben, sondern auf dem kürzesten Wege durch Ver mittlung der Ober-Postkaffen oder der Gemral- Postkaffi an die nächste Reichsbankanstalt ab- zuliesern. Bekanntlich findet auch >in Umtausch der alten Neichskaffenscheine zu 5 Mark gegen Scheine mit einer neuen Zeichnung statt Auch diese alten Scheine zu 5 Mark sollen jetzt von den Postanstalten nicht wieder anög-geben, sondern ebenso wie die höheren Werte an die Reichsbank abgeliefert werden. Dresden. Drei junge Burschen haben in den letzten Tagen zwei Bäckerläden zu Löbtau mit großer Dreistigkeit geplündert. Sie sind dabei auf folgender Weise zu Werke gegangen: Nachdem sie ausgekundschaftet hatten, daß niemand im Laden sei und die zur Wohnstube führende Tür eingeklinkt war, sind sie rasch in den Laden eingedrungen Einer der verwegenen Burschen hat sofort die Stubentür gleich ver schlossen, sodaß die Bäckersleut- nicht ken Laden betreten konnten, die beid-n andern aber haben sich sofort über die Ladenkasse hergemacht und sind mit dieser entkommen. In beiden Fällen ist die freche Beraubung gelungen. — Zwischen dem Wettiner und dem Neustädter Bahn ofe entgleiste gestern nachmittag in der 3. Stunde ein Güie.wagen. Die dadurch ent standene Geleisspeerung hatte verschiedene Ver- k-hrSstörungen zur Folge. — Bei der hiesigen Kriminalpolizei befindet sich eine Frauensperson in Hast, welche sich seit mehreren Wochen bei hiesigen Geschäfts leuten (meistens bei Fleischern, Bäckern und Viktualienhändlern) Waren erschwindelt hat. Sie gab in der Regel bei diesen Geschäftsleuten Warenbestellungen auf und bat, die Waren zu Herrschaften zu schicken, deren Namen sie er ¬ dichtete. Bei Aufgabe der Bestellung-n entnahm äe gewöhnlich auch Waren und gab hierbei an, daß diese mit der bestellten Ware zusammen rezahlt würden. Als die b stellten Waren ab- geliefert werden sollten, stellten sich die Angaben als unwahr heraus. Da zu vermuten ist, daß die Frauensperson noch in mehreren Fällen )erarliae Betrügereien verübt hat, wird um ofortige Anzeigeerstattung an die Kriminal- abtnlung ersucht. — Das 17 Jahre alte Schneid rmädchen Meta Elise Breiler aus Finsterwalde nahm am Montag nachmittag in selbstmörderischer Absicht Bitteikleesalz, um sich zu vergiften. Das junge Mädchen verstarb unter schweren Leiden in ihrer Wohnung Hertelstraße 17,3. Der Beweg grund zur Tat ist unbekannt. Radeburg. Am Montag vormittag 11 Uhr verunglückten beim Tonabgraben, durch eine einstürzendr Wand, in der Ton- und Chamotte- warmfabrik F. L Strack und Co. hier, zwei verheirate Arbeiter. Der Hausb sitzer E. Geißler, Vaier von drei kleinen Kindern, wurde so schwer verletzt, daß er nach wenigen Stunden seinen Geist ausgab; der andere, Frd. Domsgen, ebenfalls erst kurz verheiratet, wurde auch schwer vorletzt, jedoch nicht lebensgefährlich. Die in d r Nacht stark niede-geganaenen Regengüße sollen die Wand gelockert haben und dadurch wird das Unglück herbeigesührt worden sein Tauscha. Ein sehr wertvolles Geschenk erhielt die hiesige Kirche von Herrn Oekonomte- rat Bahrmann. Es ist dies eine Kirchenheizung, bestehend in einem Ofen aus dem Hüttenwerke Wasseralfingen, welche in jüngster Zeit ihrer Bestimmung und Benutzung hat übergeben werden können und ihren Zweck in vorzüglicher Weise erfüllt. Rodeberg. Die hiesige Exportbierbrauerei hat jetzt einen kriegsbrauchbaren Motor lastwagen zur Beförderung ihres Bieres von Radeberg nach Dresden in Betrieb gestellt. Dieser Motorwagen ist von der Daimler-Motoren- Gesellschaft (Mercedes in Marienfelde nach den neuesten technischen Erfahrungen gebaut Er wird von einem 35 PZ - Benzinmotor an- getrieben, hat eine Tragfähigkeit von 80 bis 100 Zentner und kann mit dieser Last in der Ebene eine Geschwindigkeit von 16 Lrn pro Stunde zurücklegen, und selbst Steigungen bis zu 12 Prozent überwinden. Dieser Wagen ist außerdem noch zum Betrieb mit Anhänge wagen, mtl einer Tragfähigkeit bis zu 60 Zentner eingerichtet, wodurch die zu befördernde Nutzlast bis zirka 160 Zentner er höht werden kann. Mit dem Wagen können täglich 120 lrin zurückgelegt werden, was einer Leistungsfähigkeit von zirka 960 Tonnenkilometer entspricht. Bautzen. Durch das Grobfeuer in der hiesigen Papierfabrik ist auch eins erhebliche Störung des Fernsprechverkehrs eingetreten, in dem ein großer Linienzug direkt über das Brand objekt führte; die Drähte wurden geschmolzen. Teilnehmeranschlüffe und Verbindungen mit Fernsprechzentralen in nicht weniger als 15 Ort schaften sind gestört worden. Lohmen. Die beiden Schulknaben Große und Seifert liefen über die uur schwach zu- gefrorene Wessnitz und brachen durch das Eis. Der Knabe Seifert konnte rechtzeitig gerettet werden, während bei dem Knaben Kurt Groß der erst nach zwei Stunden geborgen wurde, dl angestellten Wiederbelebungsversuche leider ohne jeden Erfolg waren. Schandau. Da bereits am Sonnaben der Flößereibetrieb im Elbgrenzbezirke wieder ausgenommen werden konnte, werden jedenfal bald diejenigen beladenen Frachtkähne, die in folge des so plötzlich eintretenden Winters die Fahrt unterbrechen mußten, sie wieder aujnehmen- Im oberen Elbtals sind die Eismassen gänzlic verschwunden, der Wasserstand hat zugenommen und es ist außerdem neuer Wuchs angesagt. Kleinwaltersdorf bei Freiberg. D Ehefrau des Mühlenbesitzers Hänig stürzte beim dreschen vom Scheunenboden und blieb mit erschmetterter Schädeldecke tot liegen. Grimma. Die Polizei nahm hier einen 17 jährigen Burschen aus Berlin fest, der sich )urch größere Geldausgaben in Restaurationen mit weiblicher Bedienung auffällig gemacht hat. Er hatte sich für 68 Mark fast vollständig neu ekleidet und überall große Trinkgelder spendiert, lach seiner Festnahme gestand er, daß er seiner Großmutter in Berlin gegen 265 Mark ge- tohlen habe. Der Bursche wurde dem Amts gericht zugeführt. Leipzig. Von dem nachmittag von dem nachmittags 5 Uhr 57 Min. von München— Hof hier eintreffenden Schnellzuge ist vorgestern auf einem zwischen Kieritzsch und Breitingen- Regis gelegene Bahnübergänge ein Geschirr des »nachbarten Rittergutes Deutzen überfahren worden, wobei eine Person und die beiden fferde getötet wurden Dem Vernehmen nach at der Bahnwärter zur Durchfahrt des Geschirrs die Schranken nochmals geöffnet, da er von dem ;erannahenden Schnellzuge, an dessen Lokomotive beide Laternen wahrscheinlich durch den Wind verlöscht waren, noch nichts bemerkte. Glauchau Nm für den auch hier sehr in Aufnahme gekommenen Rodelsport eine ge eignete Bahn zu besitzen, hat der Rat unserer Stadt sich den Besitz eines unweit der Stadt gelegenen großen hügeligen Terrains gesichert. Limbach. Am 5. Dezember findet die lebergabs des neuerbauten Elektrizitätswerkes statt. Zwickau. Gestern wurde im Walde bei Wieienburg der Baumeister Pleul überfallen und seiner Barschaft in Höhe von 3600 Mk. beraubt Pleul wurde in schwer verletztem Zustande aufgefunden. Den Tätern ist man auf der Spur. Plauen i- V. Die hiesigen Ladeninhaber der Nahrungsmittelbranche haben zwecks ge meinsamen Bezugs von Waren eine Einkaufs- Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht ge gründet. Daher bestand hier schon eine zwang lose Vereinigung im Sinne. — Vorgestern früh in der sechsten Stunde verübte der Ofensetzermeister Schuster einen Mordversuch auf seine Frau, indem er ihr Salz- und Salpetersäure ins Gesicht schüttete. Als er seine Frau tot glaubte, trank er den Rest der Säure selbst und stürzte sich aus seiner Wohnung im zweiten Stock auf die Straße, wo er mit zerschmettertem Schädel liegen blieb. Auch die Frau liegt noch besinnungslos dar nieder. Die Eheleute lebten schon seit längerer Zeit in stetem Unfrieden, weil die Ehefrau eine größere Summe Geld geerbt hatte, davon aber nichts hergab. Schuster sann nun auf einen teuflichen Plan und führte auch das geplante Schwefelsäureattentat aus. Er hatte sich zwei Flaschen Schwefelsäure verschafft, schüttete sie in einen Topf uud goß dann die ätzende Flüssigkeit mit einem Schimpfwort seiner Frau ins Gesicht. Die arme Frau wurde fürchterlich zugerichtet. Die eine Gesichtshälfte, die Brust und der Rücken wurden verbrannt. Auch an den Füßen zog sich die Aermste schwere Ver letzungen zu. Auf die Schmerzensrufe der Frau eilten die Kinder und Nachbarsleute her- b i Als ein Schutzmann eintrat, versuchte sich der Unhold zu erhängen. Als ihm dies mißlang trank er die noch im Topf befindliche Schwefelsäure aus und verbrannte sich innerlich schrecklich. Der Mann hatte jedoch noch soviel Gewalt über sich, daß er sich nach der Schlaf kammer schleppen konnte, worauf er sich auf die Straße stürzte. Oberwiesenthal Böhmischerseits ist man fortgesetzt bemüht den Verkehr nach dem nahen Keilberg zu heben. Im nächsten Jahre soll dorthin ein regelmäßiger Automobilverlehr von Karlsbad über Joachimsthal eingerichtet werden. Für die Fahrt sollen Automobilomnibusse sür je 20 Personen benutzt werden. Eine Probe fahrt ist zur Zufriedenheit ausgefallen.