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Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ÄK« .Wtttdrvffrr Taged/att" erfcheiut tägNch «achm. S Uhr fLr de« folvesde« T«-. Vezugspr^*: Bei Abkrolung rv !d«k GrfchäftvsteL« u«d dr« Ausgabestelle« 2 ML. im Mona^ sei AufteLrurs durch die BsLe« L,Ä) Mir«, bei Postbeftellung »vV Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend ^'-ftdö»m^dÄr^«ü« ««» »«ZchZKrftrllen —» — nahmen ,u jedrr Aci! B» iMm,« Am Fall- HStzrrcr Brw-It, «rie« oder sonstig» BelrirdrftSi-nngtn besteht dein Lnsprnch aus Liejerung i« Leitung ad« LS^uug st« Bezugspreise». — Bückseuduag ciugesoudter SchriststLmk erfolg! nur, wenn Porro briliegt. A« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmaunschaff Weihe«, de« Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt. Finanzamts Nasses für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. vn,ei«esprei»: »t« »gkspaltkue U,um,ri!r LV Gsldpsennig, die Lgespolrenr geile der amtlichen Brhaimtmach.mgen pkennig, die .1 gespa!>enr«estlaMe,e«r im leistlichen Teile lvv »oldpsennig. Slachwetsungogrolihr 20 Goldpsennigr. B« me^dn^nach^lrwguche^i Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 > "^5» ^g," ünnahme disverm. 10?1hr — Für die Richtigkeit tzn durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag du«t Klage einge-ogen werde« mutz oder der Auftroggrder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgey«: Nr. 35. — 84 Jahrgang Telcgr Adr : .Amtsblatt« Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2K40 Mittwoch den 11 Februar 1925 NrodliküsnsMmälrrogg odsrKrieg? Zweifellos ist im ganzen Gebiet der Schwer industrie, und zwar in allen Hauptproduktionsländern. eine Überproduktion eingetreten, die durch die immer höher anschwellenden militärischen Rüstungen — von Wittel- und Osteuropa natürlich abgesehen — in »keiner Weise wettgemacht werden kann. Länder wie die 'englischen Kolonien sind zu eisen- und stahlverarbeitenden Gebieten geworden, woran Vor dem Kriege und ohne den Krieg gar nicht zu denken gewesen wäre. Es sind hier Treibhausblüten gezüchtet worden, denen jetzt die Nahrung eines natürlichen Absatzes fehlt; denn der größte Ver braucher dieser Produkte, der Krieg, ist zurzeit vorbei. Frankreich hat seine Eisen- und Stahlindustrie neu organisiert und verfügt über eine Überproduktion vom Eisenerz bis zur Maschine und Panzerplatte wie nie zuvor. Man hat die modernsten deutschen Eisenwerke in Loth ringen und im Saargebiet hineingezogen in das französische Wirtschaftsgebiet, und ein Konzern wie Schneide r-Creuzot ist der Mittelpunkt von Unter- mehmungen, die alles umfassen, von der Eisen- und Kohlen erzeugung bis zu den letzten Spezialmaschinen und Gegen ständen des täglichen Bedarfs. Er hat seine Banken und Eisenbahnen, er hat seine Verbindungen nicht nur mit der lothringischen de-Wendel-Gruppe, sondern auch mit Deutschen, vor allen Dingen tschechoslowakischen Unter nehmungen. Selbstverständlich ist er auch verbunden mit den anderen großen französischen Konzernen in Nord srankreich und Lothringen, ist verbunden mit den Arbed- Monzernen, der früheren Burbacher Hütte, und natürlich auch mit dem Nombach-Konzern. Auch der Großindustrie Konzern de Wendel hat noch seine alten Beziehungen zu deutschen Kohlengruben in Hamm. Verkaufskontorc der Konzerne in Paris, die bei der Preisgestaltung Hand in Hand arbeiten und im „Comite de Forgcs" ihre Zu sammenfassung haben, ihrerseits aber auch wieder Eisen bahnen und Schiffahrtslinien kontrollieren, stellen einen ebenso ungeheuren wie gut eingespielten Apparat modern ster Art dar, bei dem die Schwierigkeiten finanzieller und wirtschaftlicher Natur, wir sie in Deutschland an der Tagesordnung sind, niemals auch nur die geringste Rolle gespielt haben. Wenigstens nicht, soweit es die Produktion an geht. Etwas anderes ist es mit dem Absatz. Regelung des Ab satzes ist das Ziel der Verhandlungen, die seit Monaten französischerseits mit der deutschen Schwerindustrie ge pflogen werden und in denen die Franzosen aufs bitterste über die Hartnäckigkeit der deutschen Industrie klagen. Tie deutsche Schwerindustrie hat nämlich sehr wohl be merkt, daß die Position ihrer Gegner an Stärke den Groß sprechereien keineswegs entsprach. Das hat einen Aus druck gesunden in einem Artikel, den ein schwerindustriellcr Fachmann, ein Herr de Launah, in der „Revue des dcux Mondes" erscheinen ließ. Er weist darauf hin, daß die vom Staat der Industrie- zur Verfügung gestellte» Wiederaufbaugelder vor allem zu einer Modernisierung der Produktion geführt haben, die diese befähigte, jetzt etwa das Doppelte des heimischen Bedarfs hervorzubringen; rund 1560 Millionen Goldsrank seien in der französischen Schwerindustrie investiert und müßten verzinst werden. Tas gleiche habe nun Deutschland getan: die deutsche Industrie habe bei der Inflation ihre Betriebe aufs modernste ausbauen können, so daß auch hier eine ge waltige Überproduktion eingetreten ist, wenn auch die in vestierten Kapitalien in Deutschland wieder durch dis In flation zerronnen seien. De Launay schlägt nun als Radikalmittel gegen diese Überproduktion vor Beschrän kung derProduktion durch ein umfassendes Abkom men mit der deutschen Schwerindustrie. Oder durch Krieg, wie er sagt, „in der brwalen Form durch weitere Ruinen". Er hat auch noch einen Mittelweg: Vermehrung der Rüstung. Also die Vorbereitung für den Krieg. De Launay fürchtet nichts mehr als die Abrüstung, am '-leisten aber den Zustand eines europäischen Friedens. Denn dann würden die Absatzguellen für Stahl und Eisen tül militärischen Zwecken außerordentlich geschmälert werden. Als deutliches Beispiel für die Verwirklichung dieser absuro erscheinenden Gedankcngänge dient ja die Erinne rung daran, daß es gerade Frankreich gewesen ist, das an Jugoslawien, an Polen und an die Tschechoslowakei Kredite gewährt hat, lediglich zu dem Zweck und mit der ausdrück lichen Bestimmung, die Rüstungen in den dortigen Lä-'dern zu verstärken. Mit seinen Ausführungen über die libcr- hat de Launay zweifellos recht; aber er über- ganz außerordentlich, nämlich daß das Vcr- haltm^ der Eisen- und Stahlvcrarbcitung für militärische Zwecke zur Gesamtproduktion längst nicht so groß ist, wie das " bliche" geglaubt wird. Beispielsweise betrug dieses Verhältnis bei Krupp fünf Prozent. Produktions- vcrmindcrung oder gar -Zerstörung vorzufchlazen ist über haupt nicht der Schlussel zur Lösung des aanzen Problems, sondern er heißt Lcdarwstcigerung. Kein Wort darüber ist zu verlieren, daß neben der sozusagen friedlichen Zerstö rung der Produkt etwa crr die kriegerische treten soll. Aber es ist bezeichnend, daß gerade bei den jetzigen deutsch-französischen Verhandlungen die Gegenseite' sich Huhrgelcker uns Die französische Presse hatte wiederholt behauptet, daß die an die Wirtschaft der besetzten Ge^ biete gezahlten 700 Millionen Mark dem ErtragederDawes-Anleihe entnommen wordey seien. Diese Behauptung wird halb a m 1 lich für voll? ständig falsch erklärt. Der Ertrag der Dawes-Anleihe unterliegt nicht der Verfügung der Reichsregierung. Er ist vielmehr der Reichsbank zugeflossen, und diese hat dey entsprechenden Gegenwert in Mark dem Generalagenten sür Reparationszahlungen für die erste Jahreszahlung überwiesen. Ohne Zustimmung der Reparationskommission kann über den Ertrag der Dawes-Anleihe nicht verfügt werden. k Die Regierung legt weiter Wert auf die Feststellung, daß jene 700 Millionen nicht eine Entschädigung für irgendwelche im Zusammenhang mit der Nuhrbesetzung erlittene Schäden darstellen, sondern die Bezahlung für die nicht nur von der Schwerindustrie, sondern auch von der übrigen Wirtschaft der besetzten Gebiete geleisteten tatsächlichen Reparationssach, lieferungen an die Besatzungsmächte. Die angekün? digts Regierungsdenkschrift über die Verwen dung der Ruhrgelder soll erst in etwa acht bis zehn Tagen zu erwarten fein. Von der Neichsregierung wird erklärt, daß für die von dem damaligen Kabinett beschlossene Ver wendung der Ruhrgelder die sozialdemokratischen Minister Robert Schmidt, Sollmann und Nadbruch mit verantwortlich gewesen seien. Diese dagegen lehnen in einer Gegenerklärung jede Mitverantwortung ab und bestreiten, mit der Angelegenheit irgend etwas zu schaffen gehabt zu haben. Die Goldankäufe der Ministerien. Wie in der Frage der Ruhrgelder, so wird auch in der Frage der Goldankäufe von den zuständigen Stellen — das sind für diesen Fall das Neichspost- und das Reichsverkehrsministerium — berichtigt. Diese Goldankäufe sind für Rechnung der beiden Ministerien von der nicht allzu gut beleumdeten Depositen- und Handelsbank A.-G. besorgt worden, und es scheint, als ob die Ministerien bei dem Geschäft arg hincingelegt worden seien. Die Depositen- und Handelsbank kaufte mit ungeheuren Zwischenverdiensten für die Reichsstellen Edel metalle, und zwar zum Teil im Auslande, obwohl das gegen die Devisenvorschriften verstieß. Das Reichsverkehrsministerinm bekam das Gold überhaupt nicht geliefert und erlitt einen Verlust von weit über zehn Millionen Goldmark. Der Reichspost ging es ' nicht ganz so schlecht: Sie brauchte die Edelmetalle für dis Erhaltung der Fernsprech- und Telegrapheneinrichtungen, verwendete sie aber nicht und gab nach der Stabilisierung der Währung die Meiallbestände an die Reichsbank und die Devisenbeschaffungsstelle weiter. Buchmäßiger Verlust: genau 106 802 Goldmark. Die Metallpreise waren nämlich während der Lagerung gesunken. Der wenig segensreichen Tätigkeit der erwähnten Bank haben bekanntlich der De visenkommissar Gehcimrat Fellinger und der preußische Staatskommissar bei der Berliner Börse ein unrühmliches Ende bereitet. -reuAenkabmelt Kay in Gicht. n. Berlin, 9. Februar. Mit großer Bestimmtheit taucht heute die Behauptung auf, daß in der morgigen Sitzung des Preußischen Landtages der ehemalige Reichskanzler Marx zum Ministorprüsidenreu aewäblt werden wird. Ter interfraktionelle Nuskckwk der überhaupt mit solchen Gedanken beschäftigt. Es ist nicht anzunehmen, daß ein solcher Bluff auf die deutschen Unter händler irgendwelche Wirkung wird ausüben können. Oie Kölner Räumumsfmgs. Besprechungen in London. Die Pariser Presse beschäftigt sich zurzeit auffälliger- weise mit der Frage der Räumung Kölns. Es wird dabei gesagt, daß die Leiter der französischen und belgischen Po litik, Herriot und Theunis, Ende Februar oder Anfang März nach London kommen werden, um mit Außenminister Chamberlain vor dessen Reise zur Völkcr- bundstagung die Frage der Räumung der Kölner Zone zu besprechen. Da zu gleicher Zeit wieder viel die Rede ist von der ! Sicherung Frankreichs, wird man wohl nicht fehl- gehen, daß die französisch-belgischen Staatsmänner in ; London versuchen wollen, die vertragsmäßige Räumung s von einer Sicherung nach ihrem Sinne abhäng-g zu ! machen. Herriot scheint ja auf diesem Gebiet ganz zu den frauzösischen Nationalisten übergegangen zu sein. Vawes-Anleihe Koalitionspartcicn des Lcr Rages trat heute erneut zu eine: Sitzung zusammen. In der Sitzung herrschte die Ansicht, das Marx den Auftrag zur Kabinettsbildung in Preußen an nehmen wird. Er soll sich bereits dazu entschlossen haben und will nach seiner Wahl versuchen, zunächst ein Ministerium ans Grrmd der alten Weimarer Koalition (Zentrum Demokraten, Sozialdemokraten) zu bilden. Dr. Horion, de: früher als Kandidat des Zentrums genannte Rheinländer, ha: gebeten, von seiner Wahl abzusehen. Falls die Absicht der Koalitionsparteien zur Durchführung gelangt, wollen diese bleiben, den sozialdemokratischen bisherigen Innenminister S e bering wieder mit dem Amte zu betrauen. Ferner wird gedacht an eine Beteiligung der Wirtschaftspanei. Tic Deutsche Volkspartei Hai mittlerweile im Landtag einen Ur antrag eingebracht, der die Stillegung des Artikels IS Satz t der Preußischen Verfassung dahin fcstlcgen will, daß nach jeder Neuwahl des Landtages auch eine Neuwahl des Mi n i st e r p r ä s i d e n t e n erforderlich ist. Tamir soll die nack der letzten Neuwahl entstandene Streitfrage über das Ver bleiben des Ministerz^äsidentcn in Zukunft aus der Welt ge schafft werden. Die Schuldenfrage. Eigener Fernfpreckdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 10. Februar. Die englische Regierung erwartet keine sofortige Antwort Frankreichs auf die Schuldennote. Man hält es für wahrscheinlich, daß die französische Regierung mit den Vereinigten Staaten Fühlung nehmen wird, um sich über die Auffassung in Washington zu unterrichten. In Finanzkreissn rechnet man mit der Möglichkeit einer Reise Clementels oder eines anderen Regierungsvertreters nach den Vereinigten Staaten, um dort direkt zu verhandeln. Die beabsichtigte Londoner Konferenz wird daher wahrscheinlich um mindestens einen Monat verschoben werden müssen. Es wird daraus hingcwiefen, daß die Aende- rungen des ursprünglichen englischen Entwurfes der Schuldennote einen »öffentlicher: Wechsel im Standpunkt der engl'schen Regie rung bedeuten. Das Kabinett hat geschlossen auf der Einfügung der Klauses bestanden, daß die Zahlung an England hinreichen müssen, um die gesamten Verpflichtungen Englands an die Ver einigten Staaten während der ganzen Zeit ihres Bestehens sicher zustellen. Die EnirvaffNUNgsfrsge. Eigener Fcrnfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" London, 10. Februar Mit der vorläufigen Erledigung der Schulbenfrage ist das Entwaffnungsproblem wieder in den Vordergrund gerückt. Im Laufe dieser Woche soll der Bericht der Interalliierten Miütärlontrollkvmm'fsivn ferliggestellt sein, worauf die interalliierten Besprechungen wieder ausgenommen werden. Man erwartet, daß schon im Laufe dieser Woche in Versailles die ersten Erörterungen darüber statlfinden werden. Nie ckeutW-krsnLWsGen MrlfAMsverftsncklungsn. Eigener FernspreHdienst der „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 10. Febr. Die deutsche Delegation bestreitet, daß Staatssekretär Trendelenburg seine Forderung auf die Garantien für den endgültigen Handelsvertrag aufgegebcn habe. Dir pri vaten Besprechungen werden fortgesetzt. Reynaldi kehrt erst heute nach Paris zurück. Eine Vollsitzung ist noch nicht vereinbart. Englands SHvlöennote an Frankreich. Neue britische Vorschläge. Die englische Negierung hat auf den franzö sischen Vorschlag, die Schuldcufrage zu regeln, mit einer langen Note geantwortet. Die Vorschläge Englands gehen im wesentlichen dahin, daß Frankreich, wenn ihm ein Teil seiner Schulden erlassen werden soll, sich ver pflichten muß zu festen Jahresleistungen, ohne Rücksicht aus die Beträge, die Frankreich aus dem Dawes-Gutachten erhält, und zu einer anderen Jahresleistung, die nach dem Anteil Frankreichs an den Dawes-Tributen bestimmt wird. Ferner soll Frankreich seine Gegenforderungen an Großbritannien fallen lassen. England setzt bei dieser Regelung voraus, daß die Zahlungen Frankreichs und der anderen Schuldner ausreichcn müssen, die britischen Schu'dverpslichlungen an die Vereinigten Staaten zu decken Londoner Konferenz. Herriot bat kürzlich durch den englischen Botschafter in Paris anfragen lassen, ob Baldwin und Churchill da-