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MsdmfferAWblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« »WN-druffer Tageblatt« erscheint täglich nach«. 5 Uhr für ben folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Wk. im Monat, bei Austeilung durch die Boten 2.30 Mk.. bei Postbeftellung r Mk. zuzüglich Abtrag- .. M^ gebühr. Einzelnummern rrPfg. AllePoftanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten undunser-Au^ träger und Geschäftsstellen - - - - > — nehmen zu jeder Zeit Be» Rellungen entgegen. Im Falle dSherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Änikianirr^,: »I» »g»sp.IIn« Naum,Ule L0 «oldpfennl,, die r,Uv<M«n»8UIe »er «milleben Bekam, Un.chxn«»» 40 Dol», p,innig, die ZgelpalleneR-KIamrzrile i» lerliichen Teile I00Dol»psenni,. Nachweisung»,edühr L0 »oldxsenni,«. Da» ^'na^V Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme bis vorm. lvUhr Für Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen mir deine Garantie. Ieder Radananspruch erlischt. wenn der Betrag durch Klage eingezogen werben «uh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaup,Mannschaft Meiden, de« Amtsgerichts und Siadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt» Mosse«. Nr. 62. — 84 Jahrgang. Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, 14 März 1925 Die bürgerliche EWtswW« gescheitert. Kandidaturen Mes, Marx und Mach. Genfer Beratungen. ES gibt wohl kaum noch einen Sterblichen, der sich in den Irrungen und Wirrungen der GenferVölker- dundsberatungen zurechtfindet. Die Fäden laufen derartig durcheinander, zerreißen, werden neu geknüpft, werden mit anderen verbunden, daß wohl selbst die Mit glieder des Völkerbundsrats nicht mehr wissen, woran sie rigentlich sind. Denn die Fäden werden ja nicht nur ge» lnüpst, verwirrt und zerrissen in Gens, sondern vor allen Dingen in London und Paris. Es ist immer wieder der wirre Komplex deS Siche, rungsproblems, von dem ausgegangen werden muß, will man das verstehen, was zurzeit oder vielmehr seit Monaten in Genf vor sich geht. Der Ausgangspunkt ist die Septembertagung der Völkerbnndsversammlung, auf der -bekanntlich Herriot und Macdonald ihre großen Neven gehalten haben und damit eine Lösung des Ab rüstung»- und Sichsrheitsproblems einzuleiten schienen. Entsprechende Kommissionen wurden eingesetzt, aber gleich von vornherein auch eine dafür, wie man die Militär- kontrolle in den ehemaligen vier Mittelmächten Deutsch land, Österreich, Ungarn und Bulgarien ge stalten sollte. Also von vornherein war die Sonderbehand- lung dieser vier Mächte ins Auge gefaßt, und zwar nur «ach der Verpflichtungs-, aber nicht nach der Berechti- Sungsseite. Dieser Genfer Militärlontroll-Ausschuß hat, Wie erinnerlich ist, einen Vorschlag ausgearbeitet, ebenso wie die Kommission, die die Schaffung eines internatio nalen Sichsrungsabkommens gegen den Krieg zur Auf- gäbe gestellt erhalten hatte. Eine neue Verwicklung trat zunächst dadurch ein^ daß die neue englische konservative Regierung auf diesen Siche rungs-Entwurf überhaupt nicht mehr zurückkam, es der Partei Macdonalds im Unterhaus auch nicht gelang, irgendeine präzise Stellungnahme des Kabinetts Baldwin zu dem Genfer Entwurf zu erzwingen. Die »weite Schwierigkeit zeigte sich darin, daß Deutschland er- Uärte, es könne in den Völkerbund nicht eintreten, wenn uns gegenüber als einer völligen entwaffneten Macht die Verpflichtungen dieses Sichcrungsabkommcns nicht abgr« ändert bzw. überhaupt unserer tatsächlichen militärischen Lage entsprechend aufgehoben würden. Eine derartige Forderung Deutschlands ergab sich eben ohne weiteres aus der Unmöglichkeit, uns vor dem Angriff der kleinsten europäischen Macht zu schützen. Nun kommt das Dritte, das Merkwürdigste: Auch Frankreich hat nach einem Ministerrat, der sogar «nter dem Vorsitz desPräsidcntenDoumerguetagte, erklärt, daß Frankreich an den Grundsätzen jenes Genfer Proto kolls zwar festhalte, aber gegen die eventuelle Ersetzung des Protokolls durch andere Garantiemöglichkeiten nichts einzuwcnden habe. Eine Erklärung, die Herriot übrigens den französischen Pressevertretern gegenüber in einer Unterredung bestätigt hat. Damit ist also die ganze Arbeit in Genf in die Luft gesprengt und Frankreich hat in der Frage des Siche rungsabkommens praktisch freie Hand, — was der Zweck der ganzen Übung ist. Diesem Problem gegenüber und ebenso dem zweiten, uns noch viel mehr berührenden, nämlich der Militärkontrolle des Völkerbundes in Deutschland, ist die Bereitwilligkeit, uns im Völkerbund, rat «inen Sitz zuzugestehen, von nicht gerade sehr erheb- licher Bedeulnng. Wenn der Völkerbund an seiner bis herigen Politik gegenüber Deutschland festhält, so dürste es sich für uns erübrigen, in Genf eine Figurantenrolle zu spielen. Viel wichtiger ist die Tatsache, daß der Völkerbunds- rat die Regelung der vom Völkerbund auszuübenden Militärkontrolle in der entmilitarisierten Rheinzone überhaupt auf die nächste Ratstagung im Juni verschieben will. Das läßt nämlich allerhand Rückschlüffe zu. Zunächst den einen, daß sich dieser Völkerbundsrat. dessen oberste Bestimmung es ist, Hüter und Bewahrer der Best im- wungen des Versailler Vertrages zu sein, nunmehr ent schlossen hat, den schweren Vertragsbruch der Entente, wie er in der Nichträumung der Kölner Zone zum Aus druck kommt, stillschweigend zu billigen. Bekanntlich über- trägt der Versailler Vertrag die Fortsetzung der Militär- kontrolle in Deutschland nach ihrer Beendigung durch die Entente sofort dem Völkerbund selbst; dieser hält es nicht für notwendig, sein Recht geltend zu machen. Vielmehr d." Beschluß des Völkerbundsrats, die Formen seiner Multarkonirolle erst im Juni zu beraten, ohne weiteres sieben, daß man in Genf damit rechnet, die neue Muitarkontroll« der Entente werde frühestens nach diesem Termin beend«, sein. Noch liegt nicht einmal der Bericht d" 'wen, Militärkontrollkommission endgültig mdem Inhalt dieses Berichts vor zwei Monaten die Nichiräumung der Kölner Zone zu „be- gründen versucht yat. Eine vorläufig noch unbestätigte Nachricht will wissen, daß der englische Außenminister Chamberlain in «iner geheimen Sitzung des Völkerbundsrats verlangt hat, daß Deutschland um bedingungslose Zulassung nachsuchen wüsse, wenn es in den Völkerbund einzutreten wünsche. Damit wäre eine Entscheidung Englands, die es bisher immer sorgfältig vermieden hat, auf die deutsche Note vom Januar l«25 gefallen, in der wir unsere Bedenken gegen »'nen bedingungslosen Eintritt Deutschlands geltend wachte,, u„» die uur bei Frankreich a«k schärfsten Wider- Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 13. März. Die Verhandlungen über die Aus stellung einer bürgerlichen Sammellandidatur Gessler sind endgültig gescheitert. Der LockaH-Ausschuss hat gestem abend endgültig be schlossen, an der Kandidatur Jarres festzuhallen. Daraufhin hat das Zentrum kn seinem Reichsparteiausschuss beschlossen, Marr vom Zentrum aus für die Präsidentschaft zu präsentieren. Jarre« hat endgültig angenommen.—Auch die Wirtschaftspaktes für Jarres. — Eine Erklärung des Loebell-Ausfchuffes Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 13. März. Vom Loebell-Ausschuss wird der TU. folgende Erklärung übermittelt.- Der unter dem Vorsitz des Staalg- Ministers von Loebell beratrrde Ausschuss für die Reichspräsidenten wahl hat gestern abend nochmals mit Vertretern des Zentrums und der deutschdemokratischen Partei über eine gemeinsame Kandidatur aller bürgerlichen Parteien und Organisationen verhandelt. Von der Zentrumspartei war für diese Sitzung eine bestimmte Erklärung über die Teilnahme an einer gemeinsamen bürgerlichen Kandidatur in Aussicht gestellt. Diese Erklärung wurde auch in dieser Sitzung nicht abgegeben, obwohl die Verhandlungen des Ausschusses bereits viermal vertagt waren und zwar lediglich, um dem Zentrum Zett für seine Entscheidung zu lassen. Durch die Verzögerung der Verhand lungen wurden sachliche Schwierigkeiten, die inzwischen für eine ge meinsame Kandidatur Gessler in breiten Kreisen mehrerer bürgerlichen - Parteien aufgetaucht waren, verstärk. Der Ausschuss hat dann, nach- ' dem die Vertreter des Zentrums und der deutschdemokratischen Partei auf die weitere Teilnahme an den Beratungen verzichtet hatten, an der schon am Sonnabend endgültig beschlossenen Kandidatur Jarres festgehalten. Oberbürgermeister Dr. Jarres hat die Kandidatur end gültig angenommen. Auch die Vertreter der Witrschaslspartei haben sich ausdrücklich in ben weiteren Verhandlungen dieser Kandidatur ««geschlossen. Die Bayerische Vollspartei, dessen Vertreter wegen einer dringenden Resse nach München am Abschluss der Verhand lungen nicht mehr teilnehmen konnte, wird umgehend um Stellung nahme ersucht werden. Die in Bestacht kommenden bürgerlichen Organisationen unterstützten gleichzeitig die Kandidatur Jarres. Hellpach demokratischer Präsidentschafts kandidat Berlin, 13. März. Der Vorstand und der Parteiausschuss der deutschdemokratischen Partei beschloss einstimmig, ben badischen Staatspräsidenten Professor Dr. Hellpach zum demokratischen Kan- didaten für die Präsidentenwahl zu proklamieren. Der Beschluss wurde vom Parieivorstand und Parieiausschuss mit grossem Beisall ausgenommen. Die französische Presse zur Rede Chamberlains. Paris, 13. März. Znr Rede Chamberlains in Gens schreibt der Temps: Die Vertagung der Beratungen über das Protokoll kommen einem Verzicht gleich. Jetzt bleibe zur Wahrnehmung der Sicherheit nur noch der Versailler Vertrag übrig, dessen Bestimmun gen bedingungslos eingehalten werden müssten, da sie den letzten Schutzwall des Friedens bildet. Journal de Debats meldet aus Genf, dass die Rede Chamberlains in französischen Kreisen geteilt aufgefasst werde. Die Anspielungen aus einen erweiterten Mächte patt haben tiefen Eindruck gemacht. Man sei jedoch der Annahme, dass die Rede Chamberlains die Tür zu wetteren Verhandlungen offen lasse. Intteansrgeant bringt eine Erklärung Briands, dass die Aussprache in Gens zu den wichtigsten Ereignissen der Weltgeschichte gehörst Die Gründe des Protokolls seien noch nie in dieser bestimm ten Form öffentlich mitgeteilt worden. Vertrauliche Ratssitzung des Völker bundes über die Saarfrage. Genf, 13. März. In der vertraulichen Ratssitzung am Don nerstag nachmittag wurde die neue Saarregierung gewählt und der schwedische Vorschlag geprüft, der einen augenblicklichen Wechsel im Präsidium der Saarregierung vorsieht. Von amtlicher Seite wird dem Vertreter der TU. versichert, dass mit einer Wiederwahl des Franzi sen Rault zu rechnen sei. Der englische Vertreter werd« aber de« schwedischen Vorschlag unterstützen, so dass Rault nur noch ein Icchr den Vorsitz führen wird. Beschleunigte Arbeiten des Völkerbundes Genf, 13. März. Der Völlerbundsrat hat beschlossen, seine Arbeiten bis Sonntag zu erledigen. Für Freitag stehen die Saar stage und die Danziger Frage aus der Tagesordnung. spruch stieß. Diese englische Stellungnahme würde dann wohl auf eine Geneigtheit Deutschlands, einzutrcten in diesen Völkerbund, außerordentlich abkühlend wirken, um so mehr, als die ganze französische Politik dahin geht, das Sicherheitsproblem fern von Genf in den Verhandlungen der Kabinette zu lösen. Bloß, um in Genf mitzumachen, dürfen wir auf die Geltendmachung unserer Lebens interessen nicht verzichten. * Chamberlain gegen das Genfer Protokoll. Genf, 12. März. Der englische Außenminister Chamberlain hielt in der heutigen Sitzung des Völkerbundsrats seine mit großer Spannung erwartete Rede, deren Inhalt allerdings keine Überraschung brachte. Denn aus Zeitungsmeldungen war schon vorher belanntgcworden, daß England dem so genannten Genfer SIcherhcilsprotokoll, das den Ausbruch von Kriegen durch besondere Bestimmungen verhindern soll, nicht seine Zustimmung geben könne. Diesen Stand punkt vertrat Chamberlain auch in keiner heutigen Rede. Chamberlain begründete diese Stenn- gnahme mit oer Haltung der Dominion«, die sich der Ratifizierung des Genfer Protokolls widersetzen würben. Das Protokoll in seiner gegenwärtigen Form biete unüberwindliche Schwierigkeiten. Er ließ allerdings die Möglichkeit einer neuen Prüfung des Protokolls vurch Vie nächste Vollver sammlung osfen und empfahl mit Nachdruck besondere Garantieverträge zwischen denjenigen Staaten, die auseinander angewiesen sinv. Schiedsgericht im Gsenbahuerflreik DieEinigungsverhandlungengescheitert. Berlin, 12. März. Im NeichSarbeitsministerium haben heute zwischen der Hauptbahnverwaltung der Reichsbahn und den Taris- organisationen der Eisenbahner Einigungsver handlungen stattgefunden. Die Verhandlungen haben tedmh ku keinem Ergebnis oeführt. Der Reichs arbeitSminister hat daraus die Einsetzung eines Schiedsgerichts angcordnet, das am Donnerstag zu sammentritst Das NeichSarbeitsministerium hat dabei die bestimmte Erwartung ausgesprochen, daß während der Dauer der Schlichtungsverhandlungen jede Vcrschär- fung der Situation unterbleibt; die Par teien haben zugesagt, ihr möglichstes in dieser Hinsicht zu tun- Die Vertreter des Eisenbahnerverbandes, die am Mittwoch zu Beratungen zusammengetreten waren, haben den Streikenden ihre Sympathie ausgesprochen und sich bei einer Ablehnung der Forderungen nach allgemeiner Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit zur Ver- breiterung der Kampfbasis bereit erklärt. Deutscher Reichstag. (35. Sitzung.) 68. Berlin, 12. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung forderte der Abg. Könen (Komm.) wiederum die sofortige Behandlung des Eisenbahnerstreiks, der sich außerordentlich verschärft habe. Die Abgeordneten ständen vor der Gefahr, in Berlin sitzen zu bleiben. Abg. Schumann (Soz.) stellte demgegenüber fest, daß ge rade das Gegenteil richtig s« (Lebhaftes Hört, härt!) Es sei eine Verständigung darüber zustande gekommen, die Differenzen einem Schiedsgericht zu unterbreiten, das bereits Henle beim Nrbeitsministerium zusammentreten werde. (Beifall.) Abg. Koch-Düsseldorf (Dtn.) erhob ebenfalls Protest gegen dir falsche Behauptung des Abgeordneten Könen. Er bat den Reichstag dringend, alles zu vermeiden, was in die bevor stehenden Verhandlungen störend eingreisen könnte. Da Einspruch erhoben wurde, war der kommunistische An trag erledigt. Volks-, Berufs- und Betriebszahlung. Aus der Tagesordnung stand als 1. Punkt der Gesetzent wurf über die Volks-, Berufs- und Betriebszählung, die un Juni stattsindet. Der Ausschuß hat beschlossen, die Hand werksbetriebe besonders sestzustellen. Ferner wird die Regierung ausgesordert, eine Engueie vorzuuehmen, vodurch die Betriebs- und Interessengemeinschaft festgesetzt wird. Die Vorlage wurde nach unerheblicher Debatte iu 2. und 3. Be- ratmus anaenommei«.