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MbdmWÄgMM Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, ForstrenLamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mb., bei Postbestellung 2 Wk. zuzüglich Abtrag- ,, ,, ... —„ .gebühr. Einzelnummern ISPsg. AllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostdotenundunsereAus- träger und GefchäftsstcUen ' ! 2—2 nehmen zu leder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ter Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Trotz sehr starker, auch allgemeinpolitischer Wider» stände, durch Versprechungen, aber auch durch Rücktritts- drohung hat der französische Finanzminister Caillaux seinen Finanzplan, der in das Budget hineingearbeitetz war, am Sonntag in einer Nachtsitzung der Deputierten- kammer und des Senats durchgesetzt. Aber eine wirklich gesunde Balancierung der französischen Staatseinnahmen und -ansgaben bedeutet dieser Plan doch nicht und das wird sich an der Wurzel der ganzen Finanz misere, der Währung nämlich, nach wie vor auswirken. Der Frank befindet sich im Laufe der letzten sechs Monate in einem unaufhörlichen Abrutschen; muhte man beispiels weise in London zu Beginn dieses Jahres noch 87,17 Frank für 1 Psund Sterling bezahlen, so war der Londoner Kurs des Frank am 9. Juli schon auf 103,20 Frank (am Pfund gemessen) heruntergesunken. An der Newyorker Börse ist es der französischen Währung nicht besser gegangen. Dabei ist die französische Handelsbilanz für 1924 aktiv! Hat für die ersten fünf Monate 1925 gleichfalls einen Ausfuhr überschuß im Wert von 214 Milliarden Frank auszuweisen! Dazu kommen noch die „unsichtbaren" Einnahmen (Fremdenverkehr, Zinsen ausländischer, in französischer Hand befindlicher Wertpapiere usw.) auf der Aktivseite der Zahlungsbilanz, und seine auswärtigen Schulden be zahlt Frankreich ja nicht! Trotzdem ist der Frank jetzt wieder nnr ein Fünftel des Friedensstandes wert. - Zwei Gründe dafür: der Banknotenumlauf der Banque de France ist von 6,8 Milliarden (1914) auf 43^ Milliarden (Juni 1925) gestiegen und — Caillaux will die Erlaubnis erhalten, noch um weitere 6 Milliarden diese Umlausszahl zu erhöhen; dabei tut er nichts, den Frank- kurs zu stützen oder gar heraufzubringen, obwohl er — mit Hilfe der bekannten „Morgan-Anleihe" im Betrage von nicht weniger als 100 Millionen Dollar — da«» glatt in der Lage wäre. Der zweite istdieganzenormeSchuldenlast, die in Form kurz- und langfristiger Anleihen auf Frank reich liegt und bis auf geringe Reste von inländischen Sparern aufgebracht ist. Auswärtige Schulden hat Frank reich im Betrage von rund 36 Milliarden Goldsrank, dagegen inländische in Höhe von rund 3M Milliarden Papiersrank, zusammen also — in Gold frank umge rechnet — über 100 Milliarden. Die Hälfte der 300 Milliarden sind kurzfristig bzw. schwebende, wie die der bekannten „Lons äu Tresor et äe la vökense". Nun sollen diese schwebenden Schulden in eine langfristige Anleihe umgewandelt werden, die nur von Inhabern der „Bons" gezeichnet und die auf Pfund Sterling basiert, also wert beständig gemacht werden soll. Sie wird aber nur mit 4 verzinst, bleibt also damit sehr erheblich unter dem Zinsfuß, der sich für derartige Staatsanleihen allmählich gebildet hat. Was dieser Schritt zum Übergang in das Wertbeständige hinein nun für die Kurse der Währung und der Papieranleihen und -forderungen bedeutet, haben wir in Deutschland ja schaudernd erlebt. Frankreichs Budget zeigt nun in den Jahren 1919 bis 1924 ein Defizit von rund 160 Milliarden Papiersrank, das immer nur durch Anleihen oder Erhöhung des Banknotenumlaufs, also nicht durch tznrk- liche Erhöhung der Einnahmen „gedeckt" worden ist. Das wird ja jetzt durch Caillaux in einer Weise abgestellt, die so radikal wirkt, weil die steuerlichen Versäum nisse von füns Jahren nachgeholt werden müssen. Aber auch jetzt nur, wie oben dargetan, zum Teil. Ans den deutschen Erfahrungen her scheut man sich in Frankreich aber vor der Krise, die mit einer Währungs- fanierung verknüpft ist. Zurzeit ist das fast treibhaus artige Gedeihen der französischen Wirtschaft nicht zuletzt der Schwäche des Frank — das übliche Mißverhältnis zwischen innerer und äußerer Kaufkraft der Währung — zu verdanken. Auch in Frankreich wirkte sich die Wäh- rüngsschwüche als Exportprämie ans; erst bei der Sa nierung, bei der Währungsstabilisierung mit ihrer Mög lichkeit, eine wirkliche Bilanz zu ziehen, stellt sich dann der tatsächliche volkswirtschaftliche Verlust heraus. Nicht aber durch äußere Maßnahmen — auch das haben wir ja erlebt — wird der französischen Finanzmisen ein Ende gemacht werden können, sondern nur durch eine Balancierung aller Staatseinnahmen und -ausgaben. Dabei spielen übrigens die deutschen Zahlungen aus dem Dawes-Plan eine erhebliche Rolle; insofern ist das Schicksal des Frank geknüpft mit auch an unsere wirtschaftlich-finanzielle Möglichkeit, diese Zahlungen leisten zu können Vertfauensvotum für Paitüeve. Die Beratungen über das Budget für 1925 schlossen mit einem Vertrauensvotum für das Kabinett Painlevö. Die Kammer sprach mit 325 gegen 245 Stimmen dem Ka binett ihr Vertrauen aus. Bemerkenswert ist, daß die Sozialisten gegen das Kabinett stimmten, so daß der Bruch des Linkskartells, der schon so ost wegen der den französischen Sozialisten nicht genehmen Marorlv- politik der Regierung drohte, nunmehr vollzogen ist. In der der Abstimmung vorausgehenden Aussprache ergriffen sowohl Painlevs wie auch Caillaux das Wort. Der Finanzminister drohte, falls ihm nicht sofort das Budget bewilligt werden würde, umgehend zurückzutreten. Schließ- Mächteabkommen über China? Amenkas chinefWer Konferenzplan Newyork, 13. Juli. Der „New York Times" meldet man aus Tokio, daß zwischen Amerika, England und Japan nach achttägigen Verhandlungen ein Übereinkommen bezüglich der chinesischen Politik erzielt worden sei. England gestand angeblich zu, daß es be züglich der Schanghaier Unruhen nichts unternehmen und den unparteiischen Schiedsspruch annehmen würde, selbst wenn er die Verurteilung und Entlassung der englischen Offiziere vorsähe. Amerika soll dafür erklärt haben, daß es nicht mehr auf einer Erörterung der Exterritorial- rechte der Fremden bestehe. Soweit man das zu beur teilen vermag, scheint das Übereinkommen einen vollen Sieg Japans darzustellen. Man nimmt in Tokio an, daß England nunmehr alle für die Schießtzreien in Schanghai verantwortlichen englischen Beamten zum Rücktritt veranlassen werde. Inzwischen hat der amerikanische Staatssekretär Kelloggals Ergebnis seiner Besprechung mit dem Prä sidenten Coolidge bekanntgegcben, daß Amerika eine internationale Chinakonserenz innerhalb der nächsten drei Monate einberusen werde. Sämtliche neun Mächte, die die Abmachungen der Washingtoner Konferenz unterzeichneten, sollen an der Chinakonferenz teilnehmen. China soll den Tagungsort festsetzen. Der Konferenz der Mächte über die gegen China einzuschlagende Politik soll eine Zollkonfe - renz vorangehen, und es heißt, daß man sich über alle Programmpunkte bereits geeinigt habe. Neue Ltnruhen in China. Während die Mächte Konferenzpläne erwägen, ge staltet sich die Lage im Reiche der Mitte immer ernster. Sie ist so ernst, daß der britische Konsul in Tschengtu allen Ausländern geraten hat, die Provinz Schechuan infolge der gefährlichen Lage sofort zu räumen. Schechuan ist die größte Provinz Chinas sowohl in bezug aus Ausdehnung als auch aus Bevölkerung. In Kanton sind aufrührerische Soldaten in das englische Missions haus eingedrungen und haben, nachdem sie die Mission ausgeplündert hatten, die männlichen und weib lichen Missionare durch Messerstiche schwer verletzt. In Swatau werden Engländern und Japanern keine Nahrungsmittel mehr verkauft. In ganz Kwangtung und in anderen südlichen Provinzen geht man in gleicher Weise gegen die Fremden vor, und das bedenklichste ist, daß die chinesischen Truppen sich der Un ab hängig keitsbewegung angeschlossen haben. In vielen Orten ist ein Streik der Bediensteten gegen die „Herrschaften", die englischen oder japanischen Ursprungs sind, zum Ausbruch gekommen. In Hankau hat die chinesische Handelskammer beschlossen, Maßnahmen gegen die britischen Banken zu treffen. Ferner soll die Kammer beschlossen haben, die in britischen Geschäften angestellten Chinesen zum Aus-, schewen aus ihren Stellungen zu veranlassen. In Tschangtscha traten sämtliche Kulis in den Streik. Für den 14. oder 15. Juli wird der Ausbruch eines all gemeinen Streiks erwartet. Kein Rücktritt Dr. Stresemanns. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 14. Juli. Zu den in den Berliner Zeitungen wiedergcgebenen Gerüchten über einen angeblich bevorstehenden Rücktritt des Reichsaußenministers Dr. Stresemann erfährt die „Tägliche Rundschau" aus der Reichskanzlei, daß diese Gerüchte dort als jeglicher Grundlage entbehrend angesehen werden. Zur Räumung Düsseldorfs und Duisburgs. - Paris, 14. Juli. Trotzdem nach der englischen Auffas sung zur Räumung der Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhr ort keine besondere Entscheidung der Alliierten notwendig sei, bemüht sich die Presse, immer wieder darauf hinzuweisen, daß die Frage der Räumung der drei Städte eine besondere An gelegenheit darstelle, die noch besonders geprüft werden müße. Die aus dem Ruhrgebiet abziehenden Truppen werden teils im Rheinland garnisoniert, teils kommen sie nach Frankreich, teils nach Marokko. Vorläufig kein Abrücken französischer Truppen aus Bochum Buer, 14. Juli. Die in der Presse verbreitete Meldung ! von der Räumung der Stadt Bochum trifft nicht zu. Das als i abgerückt genannte und als Standtruppe der Besatzung der Stabt Bochum bezeichnete 51. Infanterieregiment Hal nie zur Garnison Bochum gehört. Am Sonnabendnachmittag hat lediglich ein Truppenumzug und ein Durchmarsch von Truppen stattgesunden, die aus dem Manöver zurückkamen. Das hier stationierte fran zösische Reserveinsanterieregiment 51 liegt nach wie vor hier. Der Abmarsch eines Regiments ist für die Nacht vom 19. zum 20. Juli vorgesehen. Am 14. Juli, dem Nationalfeiertag der Franzosen, findet hier eine Truppenparade der ganzen Garnison statt, der, sich eine Abschiedsfeier anschlietzt. Zum Schutze der französischen Uebergabekommission, die noch einige Zeit zur Re gelung der Besatzungsschäden hierbleibt, bleibt französische Kri minalpolizei zurück. Schwere Sturmschäden in Amerika Paris, 14. Juli. Aus Neuyork wird gemeldet, daß in den Städten Indiana und Minnesota insolge eines Sturmes 21 Personen getötet worden sind. Der Schaden ist bedeutend. Schwere ZwischeufLKe bei der Patriarchen- wahl in Konstantinopel. Athen, 14. Juli. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß es bei der Wahl des ökonomischen Patriarchen zu schweren Zwischenfällen gekommen ist. Drei Metropolisten sollen ver wundet sein. Die Wahl wurde verschoben. lich stimmte dem Budget nach Ablehnung sozraldemonau scher Abänderungsanträge, die sich vor allem auf Steuer erleichterungen für kleine Kaufleute und Gewerbe treibende bczoaen, die Mehrheit der Kammer zu, unter der sich auch, sicher ein seltener Fall, die Oppositionsparteien befanden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Vorgangs in der Kammer noch innerpoliüfche Konsequenzen nach sich ziehen werden. SKamsch-französisches MMoMMomMen Das Friedensangebot an Abd-el-Krim. In Madrid ist nunmehr das Abkommen über die po litische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Spanien in Marokko unterzeichnet worden. Wie verlautet, geht dieses Abkommen darauf hinaus, daß Spanien und Frank reich eine gemeinsame Front gegenüber Abd-el-Krim ein- nehmen mW unter keinen Umständen getrennt mit Abd-el- Krim verhandeln. Der >AbgeordneLe Malvy, der in Madrid die Ver handlungen als französischer Delegierter geführt hat, äußerte sich über dis Abd-el-Krim zu unterbreitenden Friedensbedingungen. Frankreich und Spanien hätten sich, so sagte Malvy, bemüht, dem Unabhängigkeitsbedürf nis dsr Rifleute und ihren Ambitionen Rechnung zu tragen. Sie haben auch die Grenzlinie so gezogen, daß die Bewohner des Rifgebietes eine wirtschaftliche Grenze er halten, die es ihnen möglich macht, in Zukunft ohne Sorgen zu leben. Abd-el-Krim wird vielleicht schwer zn befriedigen sein. Seine Umgebung nährt feinen Ehrgeiz; feine militärischen Erfolge machen ihn eitel. Aber er wird es sich zweimal überlegen, mit Frankreich und Spanien zugrercq einen nrreg anzuxangen, wenn er erführt, daß er ohne Kampf die volle wirtschaftliche Freiheit erhalten kann. Will er diese Gelegenheit nicht benutzen, dann werden Frankreich und Spanien den Kampf nicht eher einstellcn, als bis sie einen vollen Sieg erlangt haben. * OavaS meldet aus Casablanca: Das Gerücht wird v7»v^eitet, datz^ der erste Adjutant Abd-el- Krim s, den man den „Unverwundbaren", „el Pham", genannt hat, bei Tafrant durch einen Bauchschuß schwer verletzt wurde und seinen Verwundungen erlegen sei. KabimMat Mr die Srimd-Ms. n. Berlin, 13. Juli. Die Ministerbesprcchung zur erstmaligen Beratung der Briaud-Note findet nunmehr am Mittwoch statt. Dis ursprüngliche Absicht, am Dienstag, den 14. Juli eins Be ratung über die Note im Auswärtigen Ausschuß abzu halten, läßt sich somit nicht verwirklichen, da natürlich die Antwortnote einer Ministerbesprechung unterzogen werden muß. Voraussichtlich wird der Ausschuß am Donnerstag oder Freitag zusammentreten, um sich mit der Antwortnote zu beschäftigen. Auf der Tagesordnung der morgigen Sitzung des Auswärtigen Ausschusses stehen zur Beratung Handels abkommen mit verschiedenen Staaten sowie eine Reihe Petitionen.