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MsdwfferNgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tagrvlan" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Ber Abholung in der GeichäftssteUe und den Ausgabestellen 2Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,60 Mb., der Pofivefteuung 2 Mk -u;üalick Abtrag- gebühr. Ernzelnunnnern l6P,s. All-P->st°nst°t,cn Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend t-Lacr u«d <Se<ch°!»sstellen ! ! , nehmen M icd-r H-il Bc- SeLllngen entgegen. Im Falle HStzcrcr Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen bestehe Keill Anspruch au, kiesernng I e^ der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingejandter Schriftstücke ersolg. nur, wenn Porto belllegt. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschasi Meißen, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dieLgejpaltene Naumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Golds Pfennig, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfcnnig. Ncchrveisungsgebühr 20 Goldpfennig. Dov- geschriebene Lrscheinungs- ,.5. tage und Platzvorschriftnk werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmebisvorm.ioUhr — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabatranfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegnt. des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Freitag, den 31 Juli 1S25 Nr. 176.—84. Jahrgang. Te!eg'-.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Weltkohlenkrise. Von einem Wirtschastspolitiker wird uns geschrieben: Als die Franzosen in das Ruhrgebiet einbrachen und als deutsche Antwort auf dieses internationale Verbrechen mit dem passiven Widerstand begonnen wurde, als selbst ein englischer Minister, Lord Curzon, den Nuhr- einfall als einen Bruch des Versailler Vertra ges bezeichnete, da ist den englischen Bergarbeitern gar nicht eingefallen, ihren deutschen Genossen durch Verwei gerung einer Vermehrung der Förderungsmenge in den englischen Bergwerken zu helfen; vielmehr war der Ruhr einbruch für den englischen Bergbau ein überaus lukratives Geschäft. Jetzt ist es anders, jetzt geht es nämlich um die Interessen der englischen Bergarbeiter, und da beschließt der Exekutivausschuß Mes internatio nalen Bergarbeit er Verbandes in Parrs, daß die Produktion in den einzelnen Ländern dermaßen herabgesetzt wird, daß die Förderung keine Schädigung der englischen Bergarbeiter bedeute. Nun liegen besonders in Deutschland Millionen und Abermillionen Tonnen Koblen auf Halden; damit nun davon nichts abtranspor- tier't werden soll, damit vielmehr die englischen Bergwerks- Unternehmer zu rascher Nachgiebigkeit gezwungen werden, will sich das Internationale Exekutivkomitee auch mit der Internationalen Transportarbeiterorganisation in Ver bindung setzen, um die Ausfuhr von Kohlen zu verhindern. Auch andere Beschlüsse hat dieses Komitee geboren, so z. B., daß für die Weltkohlenkrise das grundlegende Heil mittel allein eine den Bedürfnissen der verschiedenen Länder entsprechende Regelung der Kohlenförderung und dieses Ziel nur durch die Verstaatlichung der Kohlen gruben bzw. durch die internationale Regelung der Pro duktion zu erreichen sei. Die WeltkohlenkrisehatUrsachen.diegar nicht in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung liegen, sondern in der Hauptsache in den Fortschritten der Technik. Freilich ist nicht zu bestreiten, daß die Weltwirtschafts krise mit ihren produktionshemmenden Folgeerscheinungen den Verbrauch der Kohle überall eingeschränkt hat; wenn auf der einen Seite der Kohlenbergbau aus der ganzen Welt sich räumlich ausgedehnt hat, so haben die bergbau treibenden Länder bisher nirgends — trotz aller Fort schritte der Technik — die verhältnismäßige Förderungs menge der Vorkriegszeit erreicht. Wenn ferner manch« Absatzgebiete für Kohle, wie z B. Rußland, fast ganz weg- gefallen sind, so gibt es andererseits auch Länder, wie Ägypten, die über keine Kohlenproduktion verfügen, in denen aber eine neue starke Industrie entstanden ist und die daher als neue Absatzgebiete für Kohle auf getreten sind. Der stärkste KonkurrentderKohle ist aber die elektrische Kraft, die bewirkt hat, daß der Ge- samtweltkohlenbedarf stark zurückgegangen ist, nicht zuletzt in England selbst. Auch die Wärmewirtschast hat andere Pfade eingeschlagen, ebenso bedeuten das Petroleum und seine Derivate auf dem Gebiet der Heizwirtschaft und des Maschinenantriebs eine stets wachsende Konkurrenz. So wirkt eine ganze Reihe von Erscheinungen und Entwicklungen mit, die eine außerordentlich starke Über produktion an Kohlen überall in der Welt her vorgerufen haben. Die gegenseitige Konkurrenz erzwang Preisherabsetzungen, so daß vielfach seit Jahren mit Ver lust gearbeitet wird. Das geht uns nicht nur so, das geht namentlich auch den Engländern so. Davon ist die zweite Folge der Versuch, durch Herabdrückung der Produktions kosten sich Luft zu schaffen, also durch Umorganisierung des Betriebes und durch Lohndruck. Deshalb gärt es überall in der Bergarbeiterschaft, gürt es besonders bei den englischen Bergarbeitern, was alles zu der obenerwähnten Sitzung des Internationalen Verg- arbeiterverbandsausschusses führte. Man hat dort aber ganz vergessen, etwa den deutschen Bergarbeitern von der Saar zu helfen, die in den französisch verwalteten Berg werken trotz des Absinkens des Frank höhere Löhne nicht erhalten sollen. An die Deutschen und ihre Interessen wird eben nie gedacht, dafür sind die Vertreter unserer Berg arbeiter aber den Genossen der anderen Länder desto will fähriger! Es steht noch nicht fest, ob der englische Berg arbeiterstreik zum Ausbruch kommt; die Bergherren hatten den nicht uniüteressanten Vorschlag gemacht, den Brutto gewinn jedes Unternehmens so zu verteilen, daß nach Ab leistung der sachlichen Kosten der Nettogewinn unter die Arbeiter des Werkes und den Unternehmer im Verhältnis von 87 zu 13 A verteilt werden soll. Das käme prak tisch auf eine Art Gewinnbeteiligung der Ar beiterschaft heraus, hätte auch eine Art von Akkord arbeit zur Folge, wurde aber von den Bergarbeitern ab gelehnt, die vielmehr die Gewährung eines Lohnminimums in der bisherigen Form verlangen. Im übrigen kann man ihnen die Ablehnung nicht verdenken, weil nämlich die englischen Bergwerke seit langem nicht mehr rentabel sind. Natürlich haben sich die Bergarbeiter auch gleich enit den Metall- und den Transportarbeiter- sowie den Msenbahnerorganisationen in Verbindung gesetzt, um von .dort bei einem Streik die übliche Unterstützung zu er matten. § Die Wettkohlenkrise kann durch eine zwangsweise Wroduktio,;szurüÄhaltung sicherlich nicht bewältigt wer den; sie und die Weltwirtschaftskrise werden durch der- -artigr Streikexplosionen internationaler Art eher noch ver- -ichärft. LaWge Antwortnote kriands GWigeSkimmong förVechaudluni Paris, 29. Juli. „Matrn" berichtet, es sei wahrscheinlich, daß die französischeRegierungdiedeutscheSicher- heitsnote in wenigen Tagen beantworten werde. Nach einer Havasmeloung aus London hat das englische Auswärtige Amt dem englischen Botschafter in Paris eine Mitteilung zukommen lassen, in der Chamberlain den bri tischen Geschäftsträger ausfordert, dem Außenminister Briand seine Ansicht über die deutsche Sicherheitsnote zur Kenntnis zu bringen. Die Note Chamberlains an den englischen Botschafter in Paris, die dem französischen Botschafter in London gestern mitgeteilt wurde, bringe einen fehr allgemein ge haltenen Standpunkt zum Ausdruck. Man könne sagen, daß der Eindruck der deutschen Note in England etwa dem der französischen Regierung entspreche. Es scheine jedoch eine sehr günstige Stimmung für sachliche Verhandlungen vorzuherrschen, so daß es möglich sei, in kürzester Zeit Verhandlungen mit Deutschand ein zuleiten. Man könne hinzufügen, so meldet Havas weiter, daß die Meinungsverschiedenheiten zwischen der englischen und der französischen Regierung, von denen die englische Presse spreche, unrichtig seien: Das Foreign Office sei wie das französische Ministerium des Äußern der Ansicht, man müsse Deutschland wissen lassen, daß es keine Ausnahme für die Mitgliedern des Völkerbundes zustehenden mili tärischen Verpflichtungen fordern könne, bevor es nicht dem Völkerbund angehöre. Es müsse tatsächlich zu den durch den Völkerbund sestgelegten Bedingungen und ohne Aus nahmestellung eintreten. Erst nachher könne es feinen Fall vor den Völkerbund bringen, der ihn annehme» oder ab lehnen werde. Was die Garantien betrifft, die Frankreich den mög lichen Schiedsgerichtsverträgen zwischen Deutschland einerseits und Polen und der Tschechoslowakei anderer seits geben solle, so sei es ebenfalls falsch, daß England dem widerspreche. Die britische Regierung stelle es viel mehr der französischen Negierung frei, zu handeln, wie sie wolle. Näumungsvorbereitungen in Mühlheim. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Mühlheim, 30. Juli. Die Räumungsvorbereitungen sind in vollem Gange. Täglich verlassen Züge mit Kriegsmate rial den Bahnhof. In den letzten Tagen wurden allein 17 Tanks mit der Bahn abtransportiert. Die französischen Verkaufsstellen sind bereits aufgelöst worden. Aufhebung -er Paßvisa zwischen Deutsch land und Oesterreich Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 30. Juli. Gestern nachmittag ist das Abkom men zwischen Deutschland und Oesterreich über die Aufhebung der Paßvisa unterzeichnet worden. Das Abkommen tritt mit dem 12. August in Kraft. Von da ab wird sich der Reiseverkehr zwischen beiden Staaten so vollziehen, daß die beiderseitigen Staatsangehörigen nur mit gültigem Inlandspaß versehen sein müßen. Um deu Ausbau der amerikanischen Flottenstatisnen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 30. Juli. Bekanntlich tritt der Marinestaats- sekretär für eine erhebliche Verstärkung der Flvttenstationen an der amerikanischen Westküste ein und mochte hierzu die Los An geles und die Shenandoah nach St. Diego in Kalifornien ver legen. Die gesamte Oessentlichkeit beschäftigt sich eingehend mit den Plänen des Marinesekretärs und mit dem Ausbau der Flotte im Pazisik. Coolidge ist diesen gegen Japan gerichteten Rüst- - ungen durchaus abgeneigt und versucht, beim Kongreß gegen diese Pläne Stimmung zu machen. An der Politik Coolidges ist cs, alles zu vermeiden, was in Japan die öffentliche Meinung gegen Amerika erregen könnte. Die Pläne des Marinesekretärs finden in Marinekreisen die weiteste Unterstützung. Eine Abrüstungskonferenz Eoori-ges. New York, 29. Juki. Präsident Coolidge bestätigte bei einem Empfang der Presse, daß er die Verhandlungen über den Sicherheits pakt aufmerksam verfolge und mit dem Abschluß des PEes rm Spätherbst oder Winter rechne. Er sähe ein, daß dm Verhandlungen Zeit beanspruchten, und daß der Slcherhettspakt gesichert sein müsse, bevor man über die Abrüstung debattieren könne. Nach Abschluß des Sicher- heitspaktes werde er jedoch nicht zögern, für nächstes Frühjahr zu einer E n t w a sfn u n g s ko n fere »z nach Washington einzulade». Seines Wissens ver liefen die Verhandlungen über den SrArheitspakt zünftig, so daß der Glaube an eine Entwaffnungskon- fercnz gerechtfertigt sei. Aas Kompromiß zur Einkommensteuer. Berlin, 29. Juli. Die angekündigten neuen Anträge der Regierungs parteien zur Einkommensteuer^ jetzt dem Reichstag vor. Der erste Antrag beschäftigt Ich mit dem Steuertarif und sieht »r d-e Festsetzung der C m L" ML' Einkommen den Betrag von 10 000 Mark jährlich» nicht übersteigt; 2. für die Ehefrau und jedes minderjährige Kind je 8A des über 600 Mark hinausgehenden Einkom mens, jedoch mindestens für die Ehefrau 100 Mark, für das erste Kind 100 Mark, für das zweite Kind 180 Mark, für das dritte Kind 360 Mark, für das vierte und jedes folgende Kind 450 Mark und höchstens je 540 Mark für die Exfrau und jedes Kind, insgesamt nicht mehr als Der zweite Antrag betrifft die Lohnsteuer und sieht vor, daß außer dem steuerfreien Existenzminimum von 960 Mark jährlich (80 Mark monatlich) vom Steuerabzug befreit bleiben für die Ehefrau und für jedes minder jährige Kind je 10A des Arbeitslohnes, der über das Existenzminimum hinausgeht. Mindestens sollen das sein für die Ehefrau 120 Mark jährlich (10 Mark monatlich), für das erste Kind 120 Mark jährlich (10 Mark monatlich), für das zweite Kind 240 Mark jährlich (20 Mark monat lich), für das dritte Kind 480 Mark jährlich (40 Mark monatlich) und für das vierte und jedes folgende Kind je 600 Mark jährlich (50 Mark monatlich). Ein ^00-Millionen-DoUar-Kreöit für die Landwirtschaft? Berlin, 29. Juli. Nach Schluß der heutigen Börse wurde ein Gerücht mit ziemlicher Bestimmtheit kolportiert, wonach der Abschluß eines Kredites von 100 Millionen Dollar für die deutsche Landwirt schaft durch Vermittlung der Rentenbankkreditanstalt perfekt geworden sei. Eine amtliche Bestätigung dieses Gerüchts liegt noch nicht vor. Die ersten Vorbesprechungen über die praktische Durchführung eines solchen Geschäftes wurden schon im Früh- ; iabr suiaenommen. Die Amerikaner batten damals Bedenken gcgc„ die Abstellung der Pfandbriefe auf deutsche Währung, während die Landwirtschaft keine Valutaschulden, wohl aber Gvwmarwerpslichtungen eingehen wollte. Dann kam die Zeit weilig geringere Kredltwilligkeit Amerikas und die Schwierig- einer so großen Emission; sollten doch die erwähnten 100 d" erste Teil eines insgesamt auf 250 Millionen, naa> anderer Lesart sogar auf 400 Millionen Dollar zu bemeffendcn langfristigen Kredites sein. Reue Offensive Abö-eL-Krims. Uezzan als Angriffsziel. Die von der französischen Presse in den letzten Tagen verbreiteten Nachrichten, daß die Riftruppen infolge des Eintreffens französischer Verstärkungen und der Neu organisation der französischen Kampftätigkeit sich überall zurückgezogen und daß verschiedene Stämme, der Pro paganda Abd-el-Krims entzogen, Friedeusverhandlungen eingeleitet hätten, scheinen zum größten Teil zur- Beruhi gung der französischen Öffentlichkeit bestimmt gewesen zu sein. Wenigstens wissen die neuesten Meldungen davon zu berichten, daß die Truppen Abd-el-Krims aus der ganzen französtssten Front wieder die Initiative er- greisen. Abd-el-Krim hat anscheinend die Absicht, vor Ein treffen der hauptsächlichen französischen Verstärkungen zu einem entscheidenden Schlage auszuholen. Das eigentliche Angriffsziel des Feindes scheint Uezzan zu sein, dem sich Abd-el-Krim von den Ausläufen des Sebel-Sarsar aus nähere. Im mittleren Frontab schnitt werden die Tsul- und die Brancsstämme, die nach französischen Meldungen Verhandlungen wegen ihrer Unterwerfung ausgenommen haben sollten, jetzt wieder von den Agenten Abd-el-Krims lebhaft bearbeitet und scheinen in ihrem Entschluß, den Kampf gegen Frankreich aufzugeben, doch wieder wankend geworden zu sein. Die Riftruppen östlich von Fez-el-Bali und nördlich vom Uergha erhielten beträchtliche Verstärkungen. Dadurch werden die Stämme der Fichtala, die nach französischen Nachrichten mit Abd-el-Krim gebrochen haben sollten, wieder bedroht. s Im übrigen kündigt eine spanische Meldung an, daß mehr symbolisch als tatsächlich eine Zusammenarbeit der französischen und spanischen Flieger u. Erscheinung ge treten sei.