Volltext Seite (XML)
für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, I »rt» dtUicet. Do, Wiksdraffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekauntmachnnge» der «mtkhauvrmaunschaft Meißen, des Amtsgerichts and Stadtrats z« wilsdrusi, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Aujciseuprns: die8sespa!teneNa»lMjrUeL0^»1dpfeLuig, die 4gespaltene Zeile der amtliche« Bekanntwach»ngeu 40GOU»- pfrsuig, die 3 gespaltene Reklame-eiLe im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungrgedühr 20 Goldpfennia. Tm» geschriebene Erscheinung»- tage und P',atz»MkschE-e» »--»« »-ch M5g«chi,-it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. h b--L-kstchü,». -m,admedi-°»rM.1VUHr — — — Für di« K« »«chAcrnrusüdcrmiuell«» adcknehrneu wir knn« Garllntt«. Jeder Si-dananipruch rr!»chi, »e>» d»r«>rlr<!,kaich «!»,« n»,«tagen »erden -nutz odeiderrlnkraggedeetn^ondnr» gerLt. Anzeige« nehmen nL«Dermtrtln»««!trLe« e»«,»,» r« »Mltdenner 'rerscheinl täglich nach», s Uhr gir Len folgender: Ian. »«gnsopect«: Bei Ndholnng in »« »eichästoftelle und den 'Luggebettele» r Wk. t» Monat, bei JujteLnng daech die Wat«, r,ro Mk., bei Postdeftellung » Wk. j«,«glich «Laag, . zebLhr. Edqelnnmmeit! «U.P-s.anst-!un Wochen blutt für Wilsdruff u. Umgegend tzaiido-en und un,.--»«. leilyer nnd DtfchäslnjlcUrn — » 2 r«h»e» j» fed« Fea Be- LrNnngen entgegen. Im Kall« höherer Gewalt, Lrieg oder jonstlger Betriebostbenng« d-Botzl km, Anspruch auf Lieferung dir Zeitung »der Kirzung Le» B«,u,»pret>e». — SiLÄsendung eingef-mdter Lch-iftftlitkt eefalgt nnr, wen» P> Nr. 248 — 84. Jahrgang. r^.-Kdr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postschecks Dresden 2640 «iSWSSWNWMSS» Freitag, 23. Oktober 1825 Das Rheinland. Um das Schicksal des Rheinlandes dreht es sich vor «klein bei der Frage, wie sich nun Deutschland zu dem Er gebnis von Locarno stellen soll. Und was sagt das Rheinland selbst dazu? Schon während der Konferenz wurde gerade aus dem Rheinland der Re. giermrg gesagt, man solle nicht etwa deutsche Lebensinter essen dadurch schädigen, daß man zu weit gehende Zu geständnisse macht, nur um dem Rheinland zu einer Abi lürzung der Besehnngsfrist zu verhelfen. Erst das gesamte Deutschland und dann das Rheinland. Soeben sind von der Reichsregienmg 30 Delegierte der politischen Parteien und der wirtschaftlichen Organisationen des Rheinlandes sowie die Oberbürgermeister der größten Städte nach Berlin berufen worden, und Neichsaußcnmintster Dr. Stresemann hat vor dieser Vertreterversammlung ausführlich über das Ergebnis der Arbeit in Locarno berichtet; dann gab Ministerialdirektor Dr. Gaus eine eingehende juristische Interpretation der abgeschlossenen Verträge. Natürlich stand die Frage der sogenannten Rück wirkungen des Vertrages von Locarno auf die Verhält nisse im besetzten Gebiet in dem Vordergrund der Dis kussion. Dr. Stresemann gab dabei nur der einhelligen Ansicht aller Vertreter Ausdruck, daß die R äumuug der nördlichen Nheinlandzone, wenn sie wirk lich demnächst erfolgen sollte, nicht etwa als ein besonderes Entgegenkommen angesehen werde, weil wir auf diese Räumung seit dem 10. Januar ein zwar unbestreitbares, «der bisher nicht ausgeführtes Recht haben. Allerdings soll nun diesen Ränmungsverpslichtungen durch die Alli- ierten bis etwa Mitte November nachgckommen werden. Dem widerspricht eine Meldung der Londoner Zeitung „Star", wonach die Zurückziehung der englischen Besatzung aus Köln erst Weihnachten oder gar zu Beginn des neuen Jahres erfolgen soll, wobei gleichzeitig auch noch mitgetcilt wird, daß ein Teil der frei werdenden Truppen in das besetzt bleibende Gebiet üüergeführt wer den soll. Gerade das aber ist es, was eine der wichtigsten Streitfragen zwischen uns und der Entente ist: was ge schieht mit den Truppen, wenn wirklich die Nheinlano- zons geräumt ist? Die französischen Truppen, die im Ruhrgebiet stationiert waren, sind zum größten Teil nicht nach Frankreich zurückbesördert worden, sondern wurden nur in das weiter besetzte Gebiet verlegt. Von vorn- berein hat sich Frankreich nicht an die Bestimmungen des Versailler Vertrages gehalten, wonach die Zahl der Be satzungstruppen nicht höher fein soll als diejenige ist, die Deutschland vor dem Kriege in den jetzt besetzten Teilen des Rheinlandes unterhielt. Diese Nichtachtung der ver traglichen Bestimmungen ist immer stärker geworden, Weil im wachsenden Maße Familienangehörige des Militärs uachgezogen wurden. Auch die Zahl der von der Rhein landkommission beschäftigten Zivilbeamten wuchs ständig entsprechend dem Maße, wie die Kommission die Hoheits rechts Deutschlands im besetzten Gebiet beseitigte. Wird die nördliche Rheinlandzone wirklich geräumt, die doch zahlreiche größere und große Städte aufweist, werden die Truppen aber dann nicht nach Frankreich zurückbe sördert, so werden die Verhältnisse in der zweiten und dritten Zone ganz untragbar. Wie steht es überhaupt mit der Frage, wann diese beiden Zonen zu räumen sind? Deutschland betrachtet die Räumung als die allerwichtigste Rückwirkung des Ver trages von Locarno, und zwar als Rückwirkung ohne ver tragliche Festlegung. Wenn die Besetzungsfristen verkürzt werden, so ist das auch wieder kein Entgegenkommen von feiten der Alliierten, kein Geschenk, sondern wäre lediglich die Erfüllung einer Bestimmung des Versailler Vertrages. Der Artikel 431 dieses Vertrages lautet nämlich: „Wenn Deutschland vor dem Ablauf des Zeitraums von fünfzehn Jahren alle Verpflichtungen erfüllt hat, welche ihm aus dem gegenwärtigen Vertrags erwachsen, so werden diel Besatzungstruppen sofort zurückgezogen. Die Besetzung deutschen Gebietes auf Grund des Vcr-j sailler Vertrages hatte einen dreifachen Zweck. Nämlich, Sicherheiten zu schassen, die Turchführung der politischen Bestimmungen dieses Vertrages, der Entwaffnunasbestim- muugen und scyließlich der wirtschaftlich-finanziellen Fest setzungen. - W letzteren sind ersetzt worden durch den Lon doner Pakt und me in ihm festgelegten Sicherheiten; die Entwassmmgsbcsnmmnngen sind als erfüllt zu betrachicn, sobald die Entente die nördliche Nheinlandzone räumt, weil, wie sie selbst wiederholt versichert hat, diese Räumung erst dann erfolgen wird, wenn Deutschland entwaffnet ist. Tie politischen Sicherherten, so vor allem für die Grenz ziehungen des Versailler Vertrages, sollen nun ersetzt wer den durch den Rhcinpakt und die Schiedsgerichtsver- träge in West und Ost, äußerlich ganz besonders dokumen tiert durch den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Werden also alle diese Abmachungen unterzeichnet, dann kann die Besetzung deutschen Bodens, die sog. alten Sicher heiten, gar keinen Zweck mehr haben, weil sie ersetzt ist durch andersgeartete Sicherheiten. Aus diesem einfachen Gedankengang ergibt sich ohne weiteres, daß als eine der Rückwirkungen des Vertrages ocu Locarno dis G e s a m t r ä u m nn g des besetzten Gebietes unverzüglich geschehen müßte, und daß wir auf diese Räumung einen rechtlichen und tatsächlichen Au- Sie Kmsemz der »islerurWeM. Am den Vertrag von Locarno. Berlin, 21. Oktober. ..Heute traten die hier eingetroffenen Ministerprä- j identen der deutschen Länder in der Reichskanzlei zu sammen, um über das Dokument von Locarno unter richtet zu werden. Zn der Konferenz waren sämtliche Kablnettsmitgkieder erschienen. Nach einem ausführlichen Vorträge des Reichskanzlers Dr. Luther über den Gang der Locarneser Verhandlungen beschäftigte sich Reichsaußenministcr Dr. Stresemann mit der Wer tung der Vertragsentwürfe. Ministerialdirektor Dr. Gaus behandelte das Thema von der juristischen Seite. Die Ministerpräsidenten erkannten die schwere Arbeit der deutschen Delegation in Locarno an. Sie sprachen sich dahin aus, daß eine Unterzeichnung der Verträge nur dann erfolgen könne, wenn die gegebenen Zusagen er füllt werden. Im Laufe des Tages fand dann eine Konferenz der Reichsbehörden mit dem Auswärtigen Ausschuß des Neichsrates statt. Morgen tritt der Aus wärtige Ausschuß des Reichstages zusam men, um sich ebenfalls über Locarno zu äußern. Reichs kanzler Dr. Luther empfing auch den dcutschnationalen Parteiführer, Grafen Westarp, und einige Herren des Parteivorstandes. Der Kanzler wurde über vas Ergebnis der Sitzung des dcutschnationalen Parteivorstandes unterrichtet. Es wurde ihm mitgeteilt, daß die ernsten Bedenken, die vor allem auf dem rechten Flügel der Deutschnationalen gegenüber dem Vertrag von Locarno bestehen, noch nicht überwunden sind. Vor allem sehe man in den französisch-polnischen und ven französisch- tschechischen Sonderverlrägen eine gewisse Belastung. Es wurde vabei betont, daß ein Teil der Dsutschnatiönalen bei Nichtersüllnng seiner Wünsche die Zurückziehung der deutschnationalen Minister aus dem Kabinett verlangt hätte. Diese Stimmen seien aber nicht durchgedrungen, wenngleich den Deutschnationalen eine Zustimmung ohne Erfüllung der gegebenen Zusicherungen nicht möglich sei. Dr. Luther wies darauf hin, daß die deutsche Dele gatton immer den Standpunkt vertreten habe, daß der Vertrag von Locarno nicht ohne praktische Rückwirkun gen bleiben dürfe, daß er sich aber in der Voraussetzung der Durchführung dieser Rückwirkungen für die Unter zeichnung des Vertrages verbürgt habe, und alle Mittel erschöpfen würde, um unter diesem Gesichtspunkt seine Pläne durchzuführen. Die Reichstagsfraktion der De utt sch- nationalen Volks Partei ist zur Beratung des Vertrages von Locarno zusammengetreten. Dem Ver nehmen nach sollen dabei endgültige Beschlüsse gefaßt werden Gegen den Vertrag. Lübeck, 21. Oktobcr. Eine Konferenz von d e u t s ch n a t i o n a l e n Ver tretern aus den drei Hansestädien und den Rachbar bezirken hat nach Reden der Reichstagsabgeordneten Everling und Golz eine Entschließung gefaßt, in der es heißt: „Wir haben uns von einem Sicherheitspakt auf der Grundlage des Versailler Diktates niema-s einen Vorteil für unser Vaterland versprochen. Der in Locarno paraphierte Pakt erfüllt in keinem Punkte die Forderun gen, die für die Deutschnationale VoWpartei zur Wahrung deutscher Ehre und Zukunft selbstverständlich sind. Wir verlangen deshalb von unseren Vertretern im Reichstag die Ablehnung des Paktes." * Noch keine endgültige Stellungnahme der demschnationvlen Neichstagsfraktion. Ber lin, 21. Oktober. Die Sitzung der Reichstagsfral- tion der Deutschnationglen Vollspattri, die gegen 7 Uhr be sprach haben. Das zu klären und vertraglich festz «legen durch sine offizielle Erklärung der Gegenseite ist viel wich- ' tiger als sich mit ihr über eine Milderung des Bssetznngs- regimes zu unterhalten, dis gleichfalls, kein fr-u^ösischcs Entgegenkommen, sondern lediglich die Wiederherstellung eines verletzten Rechtes wäre. NhsinlandverLceter beim ReichspEdsnirn. Reichspräsident von Hindenburg hat eine Abordnung oer in Berlin weilenden Rheinlcmdvcrlrckr empfangen. Nachdem die ans dreißig Herren bestehende Abordnung des Rheinlandes Dienstag von! Reichskanzler empfange» worden war, ließ Hindenburg den Rheinländern den Wunsch überbringen, persönlich die Wünsche des Rhein- icmdes kennenzulernen. Da es der Nbeinlandabordnung .richt angängig erschien, in Ler Gesanttzabl beim Reichs präsidenten vorzusprecheu, so wurde ern kleinerer Ausschuß zcwähtt. Die Abordnung gab dem Reichspräsidenten einen gönnen hatte, war erst gegen 11,45 Uhr abends zu Ende. Wie wir bereits mitteilten, ist in dieser Sitzung noch kein Entschluß gefaßt worden. Die deutschnativnale Reichstagsfraktivn will, wie die Telegraphenumon von gutunterrichteter Seite erfährt, nicht von dem Gesichtspunkte irgendeiner innerpolitischen Kon sequenz eine Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des Pattes fällen. Sie ist bemüht, Punkt für Punkt alle Fragen des Paktes durchzugehen, um rein sachlich die Möglichkeit einer Annahme oder Ablehnung zu prüfen. Hierbei ist es selbstver ständlich notwendig, noch eine weitere Fühlungnahme mit der Neichsregicrung aufzunehmen, wie sie ja schon am ganzen gest rigen und heutigen Tage stattgefunden hat. Wie die Telegraphen- unoin weiter erfährt, dürste die Stellungnahme der Deutschnativ- nalen auch noch Rückfragen aus diplomatischem Wege notig machen. So ist auch für die nächsten Tage noch nicht mit einer unbedingten Entscheidung der Deutschnattonalen Volkspartci zu rechnen, wett sie im Paktentwurs noch so viele Unklarheiten Zieht, die verschiedene Deutungsmöglichkeiten zulasten, daß in diesen Punkten erst Klarheit geschaffen werden mäste. * Zn MMW der Mnr Zollt. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 22. Oktober. Wie der diplomatische Korrespon dent der „Evemng Standard" berichtet, wird die Räumung Kölns so schnell wie möglich durchgesührt werden, die 8000 Mann bri tische Truppen und Offiziere würden das Gebiet Ende November geräumt haben für den Fall, daß die in Locarno erreichte Ver ständigung durchgesührt wird. Die Mehrheit der Befatzungs- truppen werde aus das Gebiet zwischen Koblenz und Wiesbaden noch vor der Unterzeichnung des Sichrrheitspaktes am 1. De zember verteilt werden. Für die formale Unterzeichnung des Paktes würden bereits die Vorbereitungen getroffen. Das Er eignis werde in Anwesenheit aller Alliierten, die an der Locar neser Konferenz teilgenommen haben, und der deutfchen Ver treter stattfinLen. Man ermattet, daß auch der französische Prä sident Doumergue an den Feierlichkeiten teilnehmen wird. Der „Manchester Guardian" hält es nicht für wünschenswert, zu großen Wert auf die juristische Auslegung des Paktes zu legen. In hohen diplomatischen Kreisen lege man großes Gewicht dar auf, darauf hinzuweisen, daß der Hauptwett des Paktes psycho logischer Natur sei. * Mc dkMe Me W MMR Mus? Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Verlin, 22. Oktober. Die deutsche Regierung wird, wie der „Tag" mitteilt, in den nächsten Tagen in der Entwasfnnngs- frage eine Rote an alle in der interalli-erten Militärkommisfisn r^rirctene» Mächte senden, in dem das bisherige Ergebnis aller BcrharrslunMN zwischen der Kommission und den beständigen deutschen Behörden sestgrsirllt und dargelegt wird, daß die deutsche Regierung in den Forderungen der alliierten Mächte zu einem erheblichen Teil nachgegrben hat. In dieser Note wird dann die Räumung her Kölner Zone auf Grund des Rechtszustandes des Vertrages von Versailles gefordert werden. * Zer WeUM — Ei« M««! Br de« MW des MW« WellMts. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Moskau, 22. Oktober. Die Sowjetvrcsse verharrt auch dem Dckanntwrrden der Texte der Verträge von Locarno in ihrer abweisenden Haltung. Mit Triumph wird A 7 des Rhäulandialtes aufzegrisseN, in dem Großbritannien die Dv- rmnwns iwd Indien von dem Ueberemkomwen ausfchrrrßt. Dieser VvchohaÜ wird als ein Beweis für den Verfall des britischen Weltreiches angesehen. überblick über die gegenwärtigen Verhältnisse des Rhcin- landes und betonte wiederum wie auch beim Reichskanzler, daß das Rheinland nicht auf Kosten des Gesamtvolkes sür sich Vorteile erringen wolle, daß jedoch im Gesamtinteresie Ler deutschen Wirtschaft und der Verkehrscinhcit vor Unterzeichnung des Abkommens von Locarno die feier lichen Versprechen der alliierten Vertreter eingelöst sein müßten. Sine Warnung des LeWßiMMMffM Besprechung mit G e m e i n d e v e r t r e t e r n. Die Vorstände der Spitzenverbände der Gemeinden und Gemeindevcrbünde kamen ans Einladung des Reichs- sinanzminisiers von Schlieben im Neichsfmanzmmistt rium unter Beteiligung von Vertretern der Landese-'- giernngen zur Aussprache über die allgemeine Trinan^lcac