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MsdmfferTageblatt Rationale Togeszeliung für die Landwirtschaft, Tag'dUr:- cr^chcist tätlich »achm. S UHr ftzr i>es <»>.,«»« *»,»,»vrci»: Bei Bi-Holun, in s« »«s>äst»tNU« und den LurjUdnsteÜen 2 Wt. i« Monat, bei zxKrll»»« »noch »t- «»tr» 2,« M»., bei Pastd-sleLnu, u Md. z««üsljch «vllag. ... . , , . Mdttzi. ENq-limmmer- MH,,. 4r--P-s!anftaitt° Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegesd P-ftd-l««»--»»»,-.««-». eeüz« u»d »eichüjltsteUen 2 " »«tz««» ,» st»« stet! «c- 4k»nn,en r«:gc,en. Im AaSe hddeerr Vewalt, Leie, oder jonsttger Beiried,»»ü»i>i kein Bnjo^nch au, Lieieru«, dm, Leitung oder üürzun; de» VejU,»preise». — Bdrdtcndnni «t,,cjaudter LchrtMta« echal«, mre, meuu Porto drUie,«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. ÄUjeigenprei»: di«8g-IpalteneRanntjeilrA>»oldplenui,, die 4,e,paIteueZeilederamtlichenBed-nnim°chun,eu«>»«»« pstunt,, die S gespaltene Bckiame,»«« im tepllichen Teile 100 Doldpfennlg. Rachn>eisung«,edüdr A> «oldpsenut«. «m» geiehrirdruetkrscheinun,». „ tage and PlakooerchetstW werden nach M-glichdei, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derüchsichti,«. «--»et^nn annahme di» norm. IdUhr ! — F»r die »« durch Fernruf iiderminelten Anjrtgca tidrru-dmen mir »eine Siaranrie. Jeder Sia daltanfpruch erlischl, men» der Bete», »Much «lägeet»,«,»,«» werdenmutz oder derLnstra„ederta«onkur» gerSt. Anjeigen nehme» alleDermittln»,»stellen »<»«^» Wilsdruffer Tageblatj enthSlt die amtliche« Bekannimachmraev der Amtshauchmannschast Weihen, des Amtsgerichts u«d Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« «»ff«». Nr 258 —84. Jahrgang. Teiegl.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag5.November 1925 D-r „erwachende Islam" j Nun beginnt zu den anderen vordsrnsiatischo» Fraga i also Mo-sul, Syrien, Arabien, auch noch Persien « Problem zu werden. Allerdings nach einer ganz erwünschten" Richtung hin, als das bisher der Fall w> Einst, vor 20 Jahren, suchte Rußland dort eins Zugang zum Weltmeer, stieß aber bald mit E» glanz zusammen, das sich sein „indisches GlactS" nicht bedrohe lassen wollte. 1007 vertrug man sich, indem man EinfluZ sphüren schuf und dem Schah von Persien nur eine Schein Herrschaft ließ. Das Land, in unglaublichster Unordnung s mußte dann die üblichen Reformen über sich ergehen lassen von denen am bekanntesten die Arbeit der schwedische! Gendarmerieinstruktoren geworden ist. Im Weltkrieg wurde natürlich die „Neutralität" des ohnmächtige, Landes gar nicht beachtet; erst der russische Zusammen bruch befreite den Norden Persiens, das nun ganz zun englischen Interessengebiet wurde. Liegen doch im Südei und Westen die gewaltigen Llfclder der Anglo Persian Oi Company, die gewaltige Rohrleitungen bis zum Ara bischen Golf gelegt hat. Von Norden her begann aber all mählich in das zerrüttete Land der Bolschewismus einzudringen. Parteihader, Räuberwesen, allgemeine, Verfall schienen sehr bald das Land ganz in die weit aus gestreckten Arme Englands zu treiben. Da kam, wie in der Türkei, in höchster Not ein Mam als Retter, Reza Khan. Der einfache Soldat hatte sick durch kriegerische Verdienste allmählich in der Persischei „Armee" hochgearbeitet und von den Schiveden viel ge> lernt. Dann schuf er sich selbst eine kleine, aber gut diszi plinierte und eingeübte Truppe, mit der er eines Tages den landesüblichen Staatsstreich probierte. Mit Glück Er ging — als Kriegsmiuister — nun daran, seine Truppe allmählich zu vergrößern, weil aus ihr seine Macht beruhte. Mit den Engländern verstand er cs sich gut zu stellen, und schließlich hat er jetzt zur tatsächlichen Macht auch die for melle erhalten: der Schah-in-Schach wurde vom Parlament für abgesetzt erklärt und die Negierung dem Ministerprä sidenten Reza Khan in die Hand gegeben, bis eine nem Verfassung geschaffen ist. Er wird dann Wohl Präsident ! werden. So ist denn wieder eine Monarchie im vorderen Orient zusammengebrochen, durch ureigenste Schuld. Jetzt ist dr berühmte „Pfauenthron" in Teheran verwaist. Abe, Persien konsolidiert sich, wenn es auch uoch nicht damit rechnen kann, sich sogleich aus den englischen Umstrickungen zu lösen. Ein gewaltiges Echo aber hat das französisch« Bombardement von Damaskus in der ganzen islami schen Welt ausgelöst, ein Bombardement, über das sich übrigens England am wenigsten aufregen sollte. Denn die englische Flotte hat es 1884 mit Alexandrien genau so gemacht. Londoner Nachrichten zufolge ist der „Aufstand" in Syrien im Wachsen, wobei wohl die arabischen Stämme zwischen Damaskus und Aleppo die Hauptträge, sind, also das Gebiet des Antilibanon bis nach Homs herauf. Und von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu, türkischen Grenze. Dabei ist die arabische Bevölkerung Palästinas in ständiger Gärung, das Ostjordanland so gut wie unabhängig und die Niederschlagung des Drusenaufstandes völlig mißglückt. Die Fäden nach Ägypten hinüber sind gleichfalls schon angeknüpft ! und Marokko ist durchaus nicht erledigt; dort habe» i die Regengüsse des Winters Abd-el-Krim gerettet und Frankreichs Budget mit einer zweiten Milliarde belastet. Die Türkei wartet. Bei der soeben erfolgten Er öffnung des Parlaments unterstrich Kemal Pascha in seiner Programmrede das gute Verhältnis zu Moskau, das eine Zeitlang überaus getrübt gewesen ist. Aber die Hauptaufgabe sei auch hier: innere Konsolidierung uns Ablehnung jeder Lösung der lebenswichtigen Mossulfrage in etwa nichttürkischer Richtung. Fester denn je ist Kemals bStellung, trotzdem er sich und seine Negierung in stärksten Gegensatz gegen den Islam einstcllt. Gewiß mögen religiöse Spannungen auch mitspielen bei dem, was in Vorderasien vor sich geht; aber es sind voch vor allem nationale Strömungen, die die be wegenden Ursachen sind, der frühere scharfe Gegensatz zwischen Türken- und Brabertum, worauf die ganze eng lische Kriegs- und Nachkriegspolitik basierte, ist verschwun den. Nicht der Islam, sondern die Völker Vorderasieus erwachen. Painlevcs Kabinett gerettet. Paris, 3. November. Die heute nachmittag vom Ministerpräsidenten Pain- levö in der Kammer und vom Justizminister Chau? temps im Senat verlesene Erklärung der neuen Ne- zicrung kündigt neue Maßnahmen zur Regelung der Zinanzschwierigkeiten an. Man könne nicht fortgesetzt in virtschastlicher Unbeständigkeit leben, weil sie Unruhe chafft, die Arbeit entmutigt nnd den Grist ver Sparsam keit behindert sowie den Kredit Frankreichs im Auslande bedroht. Die Opfer an Geld, die die Verteidigung der öffentlichen Finanzen fordert, sowie die Vlutovscr, die die Verteidigung des Heimatbodens fordert, müssen obliga torisch sein, damit niemand sich ihnen entziehen kann. Die Regierung wolle sichere und ständige Einnahmen fordern. Die schleichende Krise. Es wird abgewartet. Berlin, 3. November. An der vorläufig abwartenden Stellung der Regie« img zu der innerpolitischrn Lage hat sich auch durch die Mutige Konferenz des Reichskanzlers mit den Führern /er drei Parteien, die jetzt noch hinter dem Kabinett Dr. Luther stehen, nichts geändert. An der Besprechung nah men auch die Reichsminister mit Einschluß der heute nach Berlin zurückgekehrten Minister Dr. Stresemann und Dr. Brauns teil. Die Beratungen zogen sich bis in die Nachmittagsstunden hinein. Die eingehende Erörterung ergab eine allgemeine Übereinstimmung in der Beurteilung »er politischen Lage. Die Vertreter der Parteien waren mit der Reichsregierung darüber einig, daß die Schaffung »er Grundlagen für die endgültige Entscheidung über das Werk von Locarno die beherrschende Frage der Gesamt politik ist, hinter der alle anderen Fragen jetzt zurückzutreten haben. Die Vertreter der Parteien billigten die infolge des Austritts der deutsch nationalen Ml- nister getroffenen Maßnahmen zur Weiterführung der Regierung. Es herrschte nach halbamtlicher Mitteilung all-- zemeine Übereinstimmung darüber, daß die Deutschnatio-' nale Partei, deren voreiliges Verhalten um des deutsches Vesamtschicksals willen nachdrücklichst mißbilligt wurde, sich von der weiteren Teilnahme an der Regierung dadurch selbst ausgeschlossen hat. Die Vertreter der Parteien gaben ferner der Auffassung Ausdruck, daß eine Einberufung des Reichstages im Laufe des Monats November erst möglich ist, wenn ein erschöpfender Tatbestand in bezug auf das Werk von Locarno und seine Rückwirkungen den gesetzt lebenden Körperschaften unterbreitet werden kann. «- Besprechungen der Parteien. Berlin, 3. November. Die deutsch nationale Neichstagsfrak- lion trat heute im Reichstag zusammen, nachdem vorher ver Vorstand der Fraktion getagt hatte. Auf der Tages ordnung der deutschnationalen Fraktions- sitzung stand als einziger Punkt: „Unsere nächsten Maß nahmen zur politischen Lage." Nachmittags versammelte sich der Vorstand der de mokratischen Neichstagssraktion, die ^Vaterländischen Verbände" hatten einen Reichsvertretertag einberufen. Den Vorsitz führte General i. D. von der Goltz. Der deutschnationale Abgeord nete Quaatz führte aus, die Lösung der Krise sei nur ruf zwei Wegen möglich: Entweder Dr. Luthers Hoff nungen bewahrheiten sich, dann werden wir alle von rechts nnd links Locarno annehmen. Oder aber diese Hoffnun gen treffen nicht ein, dann tritt der Kanzler zurück und der Reichspräsident muß entscheiden. Wenn bei einer Befragung -es Volkes gegen uns entschieden wird, so ist eine jahrelange Linksregierung zu erwarten. Wir richte» uns aus diesen Kampf ein, ohne Rücksicht auf eigenen Vor teil oder Nachteil. * Eine EnlWchmg btt Dembme«. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 4. November. Der Hauptvorstand der Deutsch- demokratischsn Partei trat gestern nachmittag im Reichstag zu einer Sitzung zusammen, um sich mit der politischen Lage zu be schäftigen. Einstimmig wurde folgende Entschließung angenom men: Der Parteivvrstand bill gl dir Haltung des ParLeivor- sitzenden zur innen- und außenpolitischen Entwicklung und erklärt sich mit einer Lösung der Krise durch eine Regierung einverstan den, dir !. die Annahme des Vertrages von Locarno von einer befriedigenden Lösung der Rückwirkungen abhängig macht, 2. sich für eine ehrliche Durchführung der Politik von Locarno und eine Einigung der europäischen Staaten einfttzh 3. eine Innenpolitik gewährleistet, die drr Festigung der Republik dient, 4. sich auf die Parteien stützt, dis diese Innenpolitik entschlossen mitmachen. 1!« Die Erklärung kündigt die Gründung einer Amorn- saiionskasse an, die autonom und vom Staate unabhängig sein solle. Durch die energische Verfolgung dieses Pro gramms hofft die Negierung, eine Festigung der Wäh rung zu erzielen. Der Frank könne aber erst dann von jeder Erschütterung bewahrt werden, wenn die Regelung -er Kriegsschulden mit den alliierten Ländern erfolgt sei. Die Erklärung fährt dann fort, in wenigen Tagen werde die Negierung die erforderlichen Gesetzentwürfe einbrin« gen. Die Regierung kündigt eine Reihe von Gesetzent würfen für die Kriegsopfer, die Wohnungsbeschassung, die Schaffung der einjährigen Dienstzeit und die Verminde rung der Truppen in Marokko an. über die Vorgänge in Syrien sei eine Untersuchung eingeleitet. Schließlich wird die französische Friedens liebe und die Hoffnung auf die Wirkung der Verträge von Locarno ausoedrückt Giresemann über Locarno. Königsberg, 3. November. Del dem Bankett, das aus Anlaß des 50jährigen Jubi läums der Königsberger Allgemeinen Zeitung in Königsberg stattsand, hielt Reichsaußenminister Dr. Stresemann eine Rede, in der er knrz auf die außenpolitische Lage zn sprechen kam. Er sagte u. a.: „Man kann doch nicht, wenn man Weihnachten hat, aus seinen Wunschzettel alles ausschreibcm was jeder sich für die nächsten Weihnachten ebenfalls wünscht Wir müssen doch das eine sehen, daß die Wett ein Jntcress« daran hat, daß innerhalb Europas ein Fricdenszustand ge schaffen wird, der notwendig ist für unsere moralische un wirtschaftliche Stellung. Wir brauchen Hilse von außen, um aufrecht zu bleiben. Das zn gestehen, ist keine Schande, denn auch andere europäische Völker brauchen diese Hilse von außen Unsere Landwirtschaft, unsere Industrie braucht sie, und damit sie uns zur Verfügung gestellt wird, brauchen wir die Politii auch als Werkzeug für unsere wirtschaftliche Erneuerung. Wu wollen für unser Rheinland herausholen, was herauszuholcu ist, und da ist es Pflicht des deutschen Volkes, mindestens bis zur Stunde der Entscheidung geschloffen hinter der Regierung zu stehen und abzuwartcn. Es ist unendlich falsch, wenn Partcihaß und Parteihader sich in Dinge mischen, in denen es keine Parteien geben sollte. Besatzungsabbau im Rheinland. Köln, 3. November. Nach englischen Meldungen werden bereits in den nächsten Tagen im Rheinlande wichtige Änderungen in dem Besetzungsregime stattfinderl. Es soll sofort ein« ganze Division französischer Bcsatznngstruppen aus dem Rheinlande abgezogen werden. Die alliierte Rheinland' kommission soll den Auftrag erhalten haben, 32 Distrikts- dclcgierte abzubauen. Es sollen nur noch in Mainz, Wies baden, Trier, Koblenz und in der Pfalz je ein Distrikts- delegierter tätig sein. Es soll nunmehr endgültig bestimmt sein, daß di« englische Nheinarmee, etwa 10 000 Mann, nach der Räu mung Kölns in das Gebiet des rechtsrheinischen Brücken kopfes Mainz, und zwar in die Kreise Wiesbaden-Stad! und -Land, Rheingau und Untertaunus verlegt wird. Di« Kreise Königstein, Obertaunus, Höchst a. Main, Groß- Gerau usw. bleiben von französischen Truppen besetzt. In der Stadt Wiesbaden wird das englische Hauptguartiei und der gesamte Generalstab sein Standquartier nehme» In der Nacht zum Sonntag haben zwanzig Truppen- transportzürge der Besatzung die Stadt verlassen, und zwar wie man annimmt, in Richtung nach dem Elsaß. Die Opfer der französischen Beschießung von Damaskus. Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 4. November. Nach einer Privatmeldung aus Beirut sind bei der Beschießung von Damaskus über 150V Lei chen auf den Straßen aufgelesen worden, etwa 600 Leichen wur de» unter den Trümmern der Häuser hervorgezogen. Die Be schießung dürste jedoch weit mehr Opfer gefordert haben, da zahlreiche Leichen bereits von drn Angehörigen geborgen waren, bevor die Aufräumungsarbeitrn vorgcnommen wurden. Die d^WfMWn HMelMklragMrhMKM Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Madrid , 4. November. Nach dem Zustandekommen des deutsch-italienischen Handelsvertrages besteht hier dis Hoffnung, daß die deutsch-spanischen Verhandlungen ein beschleunigtes Tempo annehmen, da durch den deutsch-italienischen Vertrag auch für diese Verhandlungen eine gewisse Grundlage geschossen ist. Noch immer besteht die Hauptschwierigleit darin, daß die spanischen Gesetze keine Meistbegünstigung kennen. Auf briden Seiten besteht aber der Wunsch, die Verhandlungen im Geiste der Verständigung zu Ende zu führen. Sozial sten gegen Regierung. Mit 1431 gegen 1228 Stimmen hat der Nationalrat der Sozialistischen Partei den Beschluß gefaßt, dem Kabinett Pain« levo seine Unterstützung zu versagen. Die Kammer hat die Fraktionen der Partei ausgesordcrt, entweder gegen das Ministerium zu stimmen oder sich der Abstimmung zu enthalten. Damit ist das neue Kabinett der Mehrheit beraubt, aus die es von Anfang an gerechnet hat und allein rechnen konnte. Die Republikanische Union, die dc» Hanptslügcl des dloe national barsicltt, hat bereits früher beschlossen, Painlevs ihre Gefolg schaft zu versagen, so daß dieser, selbst wenn er wollte, auch keine bürgerliche Mehrheit in der Kammer mehr finden kann. Man erwartet den abermaliaen Stur» Vainlcvös. Der Vertrauensantrag Paris, 4. November. Rach Schluß der Debatte über die allgemeine Politik der Regierung haben dl» Abgeordneten