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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ >p«i«: Bei «bhoUin« i» m Vs* ,Wi!»d«ffer Tsg-bla!!- erscheint töglich »Lch-l. s Uhr fir de« — - - . . , „ .7 ds De,chLft,fteIie und den AurgsdesteLe« 2 Md. i» Lei Zuftellu«, »u-H di« »««x r.» Md., dci Pn^d-st-Luux » Md. Miü-ttch Adcraa» . «dSH«. Mu,el»»ul««rn »Ps,.AeP-ft-nft°i>?» Wockenblatt für Wilsdruff «. Umgegend i^tser und BächLfwftelle» — - —"— — »ehuu» zu je»« 8«« »r« Sezrtuaen eutueuen. »alle »»derer Sewatt, «rie, «der sonstiger BeiriedtstSeu»,«, d-strh! hei« «ssxrnch aus sicfernug »»Lr,-.mg-d--«-r,«ngr»«.«««.»-.isd-.-R-ü.se-dung-in«-im,d-«Schr-M>^ --- ^-,,»n-hm««°°.Brr»i D« Wilsdruffer Tageblatt enthüll die amtlichen Bekanstmachmige« der «mtshau^tmaunschaft Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats ,« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« «oste». für Äürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Nr 260 —84 Jahrgang Telegr.-Ad,.: „Amtsblatt" W i! Sd kUff- D NE Sd LR Postscheck: Dresden 2640 SüNNübLNd 7. November 1925 Sudetendeutsche. Was das Schicksal der Deutschen im Ausland so be- sonders furchtbar macht, ist die Tatsache, daß sie bi« stärksten Verfolgungen in jenen Ländern zu erleiden haben die während des Weltkrieges Niederlage auf Niederlag« erfuhren, wie Italien, oder die ihr Bestehen überhaupt nur deutschen Siegen verdanken, also Polen und du Tschechoslowakei. Diese beiden Staaten wetteifer» in ihrem Übernationalismus bei der Verfolgung dei nationalen Minderheiten besonders deswegen mitein ander, weil diese nationalen Minderheiten in beiden Län dern fast die Hälfte der Volkszahl ausmachen. Das gib für Polen ebenso wie für die Tschechoslowakei. Der Prager Außenminister Dr. Benesch, den dei Ehrgeiz treibt, eine weltpolitische Rolle zu spielen, über all, in Genf und London, in Paris und Locarno, erklär soeben, an allem Streit seien — die Sudetendeutscher selbst schuld, denn die Deutschen wollten die Macht in der jungen Staaten an sich reißen. Nun müßte aber Benesct ganz genau wissen, daß dies den dreieinhalb Millioner Sudetendeutschen nie einfällt, daß sie vielmehr zufrieder wären, wenn sie nur das liebe Leben als Deutsche haben Von einem Selbstbcstimmungsrecht ganz zu schwelgen. Uni das; es sich bei den Klagen, die von deutscher Seite geführ werden, durchaus nicht um „Kleinigkeiten" handelt. Son dern die Reihe ist endlos, und über „Kleinigkeiten^ reg« sich schon niemand mehr auf. Die Deutschen stehen einsack «rttcr einer Ausnahmegesetzgsbung, wie vor allem das be- rüchtigte Bodengesetz, sann die „Regelung" der Schub frage usw. beweist. 3000 deutsche Lehrer liegen auf dei Straße, weil man die deutschen Schulen einfach schloß, und die „Beschlagnahme" von Teplitz und Karlsbad hat ja sogar zu Beschwerden beim Völkerbund geführt; Wird doch dieses Bodengesetz nur gegen Deutsche ange- wendet. Es geht d o ch um die Existenz des Deutschtums; vergeblich mag Herr Benesch das bestreiten. So sehr geh! es darum, daß die Deutschen sich sogar parteipolitisch eint Einheitsfront schufen — allerdings mit Ausnahme der Sozialdemokratie. Benesch erklärte nun, der Vertrag von Locarn« habe der irredentistischen Bewegung der Sudetendeutsche« den Todesstoß versetzt. Unklar bleibt, was er damit meint Freilich ist auf Grund des Locarnoer Vertrages ein« Grenzänderung nur mit Zustimmung beider Teil« möglich, also, da wir die Benachteiligten sind, nur mit Zustimmung der Tschechoslowakei denkbar. Auf dies« werden wir aber wohl lange warten können. Damit wär« der deutsche „Jrredentismus", der aber vorläufig gar kein« Abtrennung will, kein „Hin zum Mutterland!", sonder« nur — Gerechtigkeit, lahmgelegt. Fast wie Hohn klingt es, wenn Benesch die Deutschen in der Tschechei auf das „Beste" des Vertrages hinweist, nämlich, daß sie von de« Tschechen nicht in einen Kampf gegen Deutschland hinein- getrieben werden könnten. Natürlich muß Herr Benesch den Vertrag, den er aus Locarno mitgebracht hat, schon deswegen loben, weil dir Stellung des Kabinetts seit der berüchtigten Hus - Feiei eine erschütterte ist. Wie er das aber im Ständigen Aus schuß des Parlaments tat, ist bezeichnend genug: er kon struierte immer nur Fälle deutsch-tschechischer kriegerische« Auseinandersetzungen, um dis tatsächliche Wirkuug des tschechischen Vertrages mit Frankreich zu illustrieren. Seh, interessant war dabei die Erklärung, daß bei einer Ver letzung des deutsch-tschechischen Schiedsvertrages durch Deutschland Frankreich sofort „über den Artikel 16 hinaus" der Tschechei zu Hilfe kommen, nicht erst eine Entscheidung des Völkerbundes über die Schuldfrage abwarten würde Oder es kommt zu einem Konflikt, über den der Völkerbund zu einem einhelligen Urteil nicht kommen kann — auch dann hilft Frankreich. Wir Deutschen sind nicht so naiv, zu glauben, daß »^ukreich »ns helfen würde, wenn wir die Angegriffenen !!,-scheint aus Locarno also einen etwas merk- wnrdrgen „Geist" mitgebracht zu haben. Lettland md NeoWand. Von Edgars Krcewinsch, 2 e t t l ä n d i s ch e r Generalkonsul in Berlin In viernndzwanzigstülwiger Eisenbahnsahr! gelang! der Reisende ans dem Innern Deutschlands über Königs berg an die lettlaudnche Grenze und zwei Stunden späte: ist er in Riga, der Hauptstadt Lettlands. Wer ven See weg vorzieht, kann von Stettin ans einen der bequem ein gerichteten und auch den Ansprüchen verwöhnter Reisenden in jeder Beziehung genügenden Schnelldampfer benutzen Ein regelmäßiger Dampferverkehr wird mit Riga auch von Lübeck aus unterhalten. Im Flugzeug ist Riga vor Königsberg aus in drei stunden z» erreichen. Lettland, das dem Flächeninhalte nach so groß ist wü Belgien und Holland zusammen und zwei Millionen Ein wohner zählt sdavon 80 H Letten und etwa 314 A Deutsche), grenzt im Süden an Litauen, im Osten an Ruß land, im Norden an Estland und wird im Westen ar langer Küste von den Wellen der Ostsee bespült. Es iß somit der mittelste der sog. baltischen Staaten. Die Letter bilden einen selbständigen Zweig ve, baltischen Gruppe de, Jndogermanen, sie sind ven Litauern nah verwandt, wn smL küre Kvrawe niit dem Sitauikcken vieles aemeinsair Attenlatsplan gegen Mussolini sic bestfmidisrte der neuen baltischen hat. Die Letten besitzen eine eigene hochentwickelte, tief nr Volksleben wurzelnde Literatur. Ihre reichhaltige Samm lung lyrischer, von tiefer Schwermut durchwobener Volks lieder bildet einen unerschöpflichen Quell für den Forscher ihre Musik und Malerei zeugen von starker nationale! Eigenart. Die alten lettischen Volkstrachten, welche sick bis in die Gegenwart erhalten haben, dürften für der Kunstgewerbler' und Ethnographen von großem Jnteress« sein. „ Für die Volksbildung wird sehr viel getan und st, steht auf so hoher Stufe, daß Analphabeten selten sind Jeder Arbeiter in der entlegensten Siedlung liest nach ge taner Arbeit seine Zeitung. Die Rigaer Universität mri elf Fakultäten zählt zurzeit über 5000 Studenten. Nach der Verfassung ist Lettland eine demokra tische Republik, an deren spitze ein vom Parlament ge wählter Staatspräsident steht. Das Parlament besteh! aus 100 in allgemeiner, direkter und geheimer Wahl ge wählten Mitgliedern. Zwei Drittel des vor einigen Wocher gewählten Parlaments gehören bürgerlichen Parteien, eir Drittel der sozialdemokratischen an. Lettland besitzt sein« eigene, mit Gold und wertbeständigen Devisen gesichert, Währung (1 Lat - 1 Goldfrank 0,80 Mark), Lerer SckaHuna das Verdienst des weit über die Grenzen Lebt Gibt Volk« de« Zollkrieg ns? Warschaus. November. Im polnischen Außenministerium traf heute ein Bericht der in Berlin weilenden polnischen Handels- vertragsdelegation ein, in dem dringend darauf hingewiese» wird, daß augenblicklich der gegebene Zeitpunkt eingetreten sei, den Zoll krieg mit Deutschland mit sofortiger Wirkung einzustellen. Der Vertreter des AOD. erfährt hierzu vom polnischen Außenministe rium, daß die polnische Delegation in Berlin bereits heute die An weisung erhalten habe, der deutschen Delegation mitzuteilen, daß der Zollkrieg eingestellt werden soll. Einstellung der KriegSgerichtsösrhanblungen gegen Deutsche in Belgien. Brüssel, 5. November. Infolge eines Rundschreibens «es Justizministers hat das Kriegsgericht von Brabant das Verfahren gegen den deutsche«» Obersten Hersinn und den Ilgenten der deutschen politischen Polizei Pinkoff eingestellt. Luch andere gleichartige Prozeße sollen niedergeschlagen „erden. * BsischsAerkonfereKZ über Köln. Paris, 5. November. Morgen tritt die Botschafterkonferenz erneut zur Prüftmg »er deutschen Abrüstungsnote zusammen, wobei sie von den« Bericht des interalliierten Militärkomitees in Versailles aus- zchcn wird. Das Schriftstück ist von General Foch unter- jeichnet und besagt nach übereinstimmcuder Angabe, daß Deutschland anerkennenswerte Anstrengungen zur Er- iüllung der Mrüstungsklauscln getan habe, besonders aus tticgStechnischem Gebiet (Zerstörung von Fabriken, Kricgs- and Munitionsmaterial). Es fehle indessen noch viel daran, saß die im vergangenen Juni vor» der Botschafterkonferenz auk- zcstcllten Bedingungen als ausgcführt auzusehen seien. Dir haltung der deutschen Regierung lasse besonders in folgenden -rci Punkten noch zu wünschen übrig: 1. Gehcimorganisation ses Großen Generalstabes, 3. Reorganisation der Polizei, 3. die militärische Ausbildung der GcheimLünde. Unter diesen Um ständen könne vorläufig noch nicht die Rede davon sein, daß ras deutsche Asrüstuugsproblcm als gelöst auzusehen sei. Die Botschasterkonsereuz soll die erwähnten Feststellungen ses interalliierten Militärkomitees zur Kenntnis der deutschen Regierung bringen, wobei allerdings die Form der Notifi- sicrung noch nickt feststeht. Ob damit die endgültige Ent scheidung über die Kölner Frage verbunden wird, bleibt wzumarlcu. Stimmung gewichen. So ziemlich alle Parteien haben sick einstweilen auf das Abwarten eingestellt. Ebenso die Reicks- regiernng. Der Reichskanzler konferierte gestern noch mit demokratischen, deutsch nationalen und sozial- demokratischen Führern, ohne daß wesentliche neue Ge sichtspunkte hervoriratcn. Dr. S t r e s e m a n n bezeichnete bo vcr Gelegenheit den Fortgang der Verhandlungen mit de» anderen Mächten als gut. Etwas mehr bemerkenswert war der Ausgang der Zen- i i tz u n g. Die darüber ausgegeben, Mitteilung besagt, daß die Reichstagsfraktion des Zentrums die Verhandlungen über die Rückwirkungen des Ver- irages von Locarno abwarten wolle, jedoch der Auffassung sei. .daß das Verhallen der Teutschnatiouaicn Volkspartei gegen« über den, Vertragsentwurf von Locarno ein weiteres Zu sammenarbeiten mit ihr in einer Negierung ausschließt". Inzwischen geht der Kampf der Parteipresse weiter und )at dadurch eine neue Nuance gefunden, daß eine amtliche Noru über das Hin und Her der Behauptungen zum Rücktritt des bisherigen demschnationalen Innenministers Schiele aus- zcgeben wurde. Schiele sollte nach einer Behauptung von links m einer Kabinettssitzung gesagt haben, er bejahe das Werk von cocarno laut und sreudig. Die amtliche Erklärung stell, lest, daß Minister Schiele lediglich am 19. Oktober sagte, als de« Reichsaußenmnüster zum erstenmal über das Ergebnis von Locarno berichtet hatte, er halte es für erforderlich, daß vo, nner Villigungserklärung des Reichskabinetts den Minister«, Einsicht in die gesamten Unterlagen gegeben werden müsse. Er könne aber schon jetzt sagen, daß er mit lautem „Ja" an«, «orten werde, wenn es sich um die allgemeine Billigung acr Arbeit der Detegation im Sinne der Richtlinien des Ka binetts handle. Schiele selbst bemerkt dazu, daß dis Schreibereien doch lediglich durch schwere Indiskretion aus dem Niger, Kreise voir Persönlichkeiten, die an den vertrau lichen Sitzungen des Kabinetts teilgenommcn haben, ent» standen sein können. — Nun haben die berufsmäßigen Pole miker von allen Seiten wieder reichlich Gelegenheit, einander in der nun einmal Sitte gewordenen Manier Grobheiten zu sagen. Und das nutzen sie reichlich aus. Sonst werden die Dinge bis zum Zusammentritt des Reichstages wohl aus den, alten Fleck bleiben. Morgen will sozialdemokratische ReichstagsfraMon beraten. Auf -em alten Fleck. n. Berlin, 5. .November. Die fieberhafte Erregung der letzte«, Tage, die sich aus dc> ln unsichere Bahnen einlenkenden Innenpolitik im Anschluß a» die Frage von Locarno entwickelt kalte, ist einer rnbiaere« tands hinaus bekannten Finauzminkstsrs R i n g o l r K alning ist. Zweifellos ist Lettland heute als Lai ' Staatswesen anznschcn Was mm die wirtschaftlichen Beziehungen Lettlands zu Deutschland betrifft, so sind beide Länder schon rein äußerlich durch ihre geographische Lage anseu-.anvei angewiesen und ergänzen sich gegenseitig. Die wirtjchast- liche Struktur beider Länder ruht aus den gleichen Pfc: lern. Und doch, welch gewaltige, Unterschied zwischrr ihnen! Deutschland — vorwiegend Industrie land mit starkem agrarischen Einschlag, Lettland — vor wiegend Agrarland mit zurzeit noch geringer, aber zi outen Hoffnungen berechtigender Industrie! Wahrem hier eine hochentwickelte Industrie um neue Märkte ringt sehen wir dort ein Land, das ein aufnahmefähiges Absatz gebiet für die Erzeugnisse des deutschen Gewerbes dar stellt. Während in Deutschland intensive Bodenkultm selbst unfruchtbare Landstreifcn nutzbar gtmackt mt, is Lettland ein Land, in Lem wohl Ackerbau und VievLUch, die Grundlage der gesamten Wirtschaft bilden vas aber in dieser Beziehung noch fast unbegrenzte ' "EÄ' Möglichkeiten bietet. Die Ertrags fähig e" - . scheu Landwii sck -ft kann noch ev e . ^terge rung erfahren, indem ne aus den, m r.eu.f.otand E Das aufgedeckte Komplott. Rom, 5. November. Unter der Anschuldigung, ein Komplott gegen das Leben des Ministerpräsidenten Mussolini angezettelt zu haben, sind der durch den Weltkrieg berühmt gewordene General Capello, einer der Führer der italienischen Freimaurerei, und der frühere sozralistsche Abgeordnete Zamboni, der im Kriege als Haupt mann die höchste Auszeichnung erhielt, verhaftet worden. Der Mi nister des Innern hat außerdem die sofortige militärische Besetzung aller Freimaurerlogen ungeordnet. Es sollen noch andere hervor ragende Mitglieder der Groszloge von Italien in die Verschwörung j verwickelt sein. Das Attentat gegen Mussolini sollte dieser Tage - während der Feiern des Marsches auf Rom ausgeführt werden, I wo Mussolini in der Oesfentlichkeit erschien, um Reden zu halten und an den Umzügen teilzunehmen. Rom, S. November. Nach der Aufdeckung des Attentats auf Mussolini werden weitere Verhaftungen erwartet. Es wurde u. a. ein Redakteur des katholischen Opposttionsblattes Popolo festge nommen, dem Beziehungen zu dem früheren Abgeordneten Zaniboni - vorgewsrsen werden. Rom, 5. November. Sämtliche Zeitungen mit Ausnahme der faschistischen Epoca und der Idea Razionale wurden verboten. Rom, 5. November. Die Regierung hat die Auflösung der geeinigten Sozialistischen Partei an ihrem Hauptsitz und ihren Zweigstellen verfügt. Rom, 5. November. Die heute nachmittag von der Agenzia Stefani verbreitete Nachricht von der Entdeckung eines «gegen Mussolini geplanten Attentats rief in ganz Italien eine lebhafte Erregung hervor. Die Zeitungen veröffentlichten Sonderausgabe»« mit der Nachricht und äußerten in ihren Kommentaren Entrüstung über die Schuldigen. Mussolini sandte ein Rundschreiben an die Präfekten, in dem er sie aufforderte, Vergeltungsmaßnahmen zu ver hindern. Die Leitung der Faschistischen Partei befahl allen italie nischen Faschisten, sich jeglicher Gewalttat gegenüber Gegner zu enchalten.