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Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrals zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die bgetl aHene Raumzelle 20 Npjy., die ^gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich»» Pfennige, die 3gespaltene Sieklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Siachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. Dor» geschriedc>ievrNcir.un°-> ex ---« läge und q-Iatzroftchristc», werden nach Mögtt»,keil ff ern sprem er: Amt Wtlsvkusi Nr. 6 dcrüchsichttgt. Anzeigen annahme biavorm.iouhi. - »- Fii, die Nichligteii der durch Fernrus übermiltellcn Anzeigen Ldern. wir keine o arunne. ZederAobatianiprnch erlijrt I, wenn der Betrag durch Klage eingezoxen werden muff oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, H-ts Wilsdruffer Tageblatt' -richeint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugr-rei- monatlich 2,— AM. er« Haus, bei Poffdestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpjg. Alle Postanstallen, Pvst- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend e^oherer Gewalt, > Krieg oder sonstiger Be- «ledsstörungen desteht Keen Arnxrnct an, Lielernna der Leitung oder Kürzung des Bezugsnreiles. — RLckienduna erugelandter Echriststücke erfolgt nur, wenn Porto bestiegt. Nr. 66 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden LE Freitag, den 18. März 1932 MW MmelMt in Lmiiml Emc Mion Lemings gM die NSDAP Überall Haussuchungen diese zur Finanzierung. Damit würde man nicht weit er- dcr aus die die im Der für die große Polizeiaktion gegen die National sozialisten in Preußen verantwortliche Minister des Das Memorandum der deutschen Regierung zu Donausrage ist in französischen Regierungskreisen starke Ablehnung gestoßen. Man erklärt, deutsche Regierung übersehe die Tatsache, daß für Donaustaaten gegenwärtig die Kreditfrage Vordergrund steht. Der deutsche Vorschlag auf Gewäh rung von Vorzugszöllen wäre znr Überwin dung der Krisenlage dieser Staaten völlig unzureichend. Bei den Nationalsozialisten in Preußen. Auf Anordnung des preußischen Ministers des Fnnern Severing wurden in ganz Preußen bei allen Gnustellen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umfangreiche polizei liche Haussuchungen vorgenommen, wobei zahlreiche Schriftstücke beschlagnahmt wurden. Es wurden nicht nur die Bureauräume der Parteistellen durchsucht, sondern vielfach auch die Privatwohnungen der Gauleiter. Die Polizeiaktion erfolgte zum gleiche« Zeitpunkt an allen Plätzen des preußischen Staatsgebietes, am Donnerstag vormittag um lO Uhr. Durchsucht wurden vor allem auch die SA. Heime »ach Schriftstücken und nach Waffen. Nach Mitteilung von zuständiger preußischer Seite, ist die Ak tion erfolgt, weil an amtlicher Stelle die Auffassung besteht, daß von der Nationalsozialistischen Deutschen Ar beiterpartei Handlungen vorbereitet würden, die mit den Gesetzen nicht im Einklang ständen. In einer langen amt lichen Erklärung wird dargelegt, worauf sich die Ver mutungen der preußischen Regierung begründet, und es wird zum Schluß der Erklärung gesagt, daß die National sozialisten zum Bürgerkrieg rüsten. Die preu ßische Regierung werde dem nicht l ä n g e r z u s c h e n. Reichswehr und NSDAP. Ein braunschweigisches Blatl veröffentlicht einen an geblichen nationalsozialistischen Erkundungsbericht über das in Celle stehende Reichswehrbatail lon. In dem Bericht wird behauptet, daß es sich sowohl bei den Offizieren als auch bei den Mannschaften zum allergrößten Teil um sichere Nationalsozialisten handele. Das Reichswehrministerium teilt hierzu mit, daß ihm diese Behauptung bereits seit einem Jahr be kannt sei. Die Behauptungen seien seinerzeit Gegen stand einer Untersuchung gewesen, die auch nicht den worden, daß eine Blockbildung der fünf Donaustaaten ohne Beteiligung Deutschlands wirtschaftspolitisch nicht an nehmbar ist und daß zunächst Verhandlungen zwischen den vier europäischen Großmächten England, Deutschland, Italien und Frankreich für zweckmäßig und notwendig erachtet werden. Von französischer Seite wird dagegen jetzt eine außer ordentlich rege Tätigkeit entfaltet, um die österreichische und ungarische Regierung zu einer Annahme der französischen Pläne zu bewegen, nach denen in nächster Zeit eine Konferenz der fünf Donaustaalen unter Ausschluß der euro päischen Großmächte stattfinden soll. Die Frankreich entgegenkommende Haltung der eng lischen Regierung wird in Zusammenhang mit der Zu sage der französischen Regierung gebracht, den lSprozen- tigen Zollzuschlag auf alle englischen Waren für die eng lische Kohlenausfuhr aufzuheben. Die englischen Pläne gehen in der Richtung, daß zunächst eine Konferenz der fünf Donaustaaten stattfindcn soll, sodann Sachverständige der Großmächte eine Prüfung der finanziellen Lage der fünf Donaustaaten durchführen. Sodann soll eine weitere Konferenz der vier europäischen Großmächte in Basel unter Teilnahme der fünf Donaustaaten stattfinden, in der die Frage der finanziellen Hilfe für die fünf Donaustaaten in Form einer gemeinsamen Aktion der Großmächte für diese Staaten erörtert werden soll. Auf englischer Seite zeigt sich in erster Linie ein Inter esse für die Kredithilfe für die Donaustaaten, um eine Mobilisierung der umfangreichen in den Donau staaten eingefrorenen Kredite Englands zu erreichen. Aber das ist nun gerade der „springende Punkt"! Woher sollen überhaupt diese oder auch nur geringere Mittel zur Verwirklichung solcher Vorschläge kommen? Das Finanzierungsproblem — das ist die Klippe, an der die Brauns-Kommission, der Wirtschafts- beirat und die Schar sonstiger Projekte bisher scheiterten Und die nun gerade die Hauptsache bei allem und allen ist. So einfach, wie sich manche es vorstellen, ist des Rätsels Lösung aber doch nicht: Man nehme die für die Arbeitslosen zur Zeit notwendigen Mittel und verwende Innern Severin g begründet das Vorgehen mit länge ren Ausführungen, die mit folgendem beginnen: „Die polizeilichen Feststellungen im Gesamtgebiet des Freistaates Preußen haben ergeben, daß am Wahl tage die sogenannten SA.-Formationen der NSDAP, t n A l a r m b e r e i t s ch a f 1 standen. Die Anordnung dieser Maßnahme war von der Münchener Befehlsstelle ergangen. Es kann nicht die Aufgabe der preußischen Behörden sein, sich mit dieser Befehlsstelle über dis Gründe der „Alarm"-Anordnung auseinanderzusetzen. Denn es kommt weniger darauf an, ob für die Maß nahmen „legale" Motive oder illegale Ab sichten maßgebend waren, als vielmehr darauf, daß viele Gruppen der NSDAP, im Lande bei der Durch führung des „Alarms" sich schon aus gewaltsame Auseinandersetzungen einrichteten. Es ist auch belang los, ob die Leitung der NSDAP, die Vorbereitungen ihrer Partcibezirke zum Bürgerkrieg offiziell billigt oder verleugnet. Die vielfachen Feststellungen der Polizei in fast allen Gebieten des preußischen Ostens und Nordens lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, daß „System" in den Vorbereitungen lag und das mit dem Tempera ment einzelner örtlicher Führer nicht erklärt werden kann. Sie waren auch nicht erst am Tage der Präsidentenwahl angeordnet, sondern schon vor längerer Zeit getroffen. Bringt man sie mit den prahlerischen Reden der NSTAP.- Führer vor der Präsidentenwahl in Verbindung, dann gewinnt man den Eindruck, daß mindestens viele Gruppen- und Unterführer der SA. ernste Gewalt- maßnahmen ins Auge gefaßt haben." Es werden dann Einzelheiten aus den Berichten gegeben, die der Minister aus den verschiedenen Teilen des Landes erhalten bat. Zum Schluß sagt der amtliche Bericht: „Alle diese Vorbereitungen haben mit Politik, mit staatspolitischer Erziehung oder weltanschaulicher Beein flussung der NSDAP.-Änhänger nicht das geringste mehr zu tun. Das sind schlechthin Vorbereitungen und Rüstungen für den Bürgerkrieg, die von dem Vorwand, nur für Unruhen von kommunistischer Seite zu gelten, nicht gedeckt werden. Sie sind ein fri voles Spiel mit dem Feuer, dem die preußische Staatsregierung nicht länger zu sehen wird. EiÄicke Versickerunaen aus die Legalität der kommen. Und wenn man von „Kreditausweitung", „be sonderen Finanzierungsinstituten" u. dergl. spricht, so ersetzt das Wort nur eine ganz andere, nämlich sehr nüchterne Wirklichkeit. Ein Arbeitsbeschaffungsprogramm aufzustellen, das auch allen wirtschaftlich vernünftigen und notwendigen Anforderungen genügt, ist heute leider durchaus nicht schwierig angesichts der Fülle der hier viel zu lange schon harrenden Aufgaben. Und selbst wenn der Kredit zu beschaffen wäre durch irgendeine Wundertat, so gehört doch zur wirtschaftlichen Notwendig keit solcher auf lange Frist berechneten Arbeiten, daß sie auch langfristig finanziert werden, — also durch Anleihen, und nicht durch kurzfristige Bankkredite. Für die Aus bauarbeiten der Reichsbahn gelang es ja, eine solche An leihe von 25tt Millionen heranzuschaffen. Ähnliche Hoff- vungen, die sich an den Berliner Besuch des Direktors des Genfer Internationalen Arbeitsamtes knüpften und von der Möglichkeit einer Ausländsanleihe für die deutsche Arbeitsbeschaffung sprachen, sind vor einem unzwei deutigen Dementi rasch zerstoben. Soweit das Ausland Geld besitzt, hält es dies eisern fest. Auch die langen Beratungen des Reichswirtschafts- ^tes sind daher wieder nur gelangt bis zur Feststellung dessen, daß „etwas" und was „geschehen muß", haben über keine Lösung der Kardinalfrage gebracht, wie „es geschehen" soll. Schatten eines Beweises für ihre Richtigkeit geben habe. Oie amtliche Begründung -er Haussuchungen. Arbeit! Arbeit! Auf der einen Seite steht in Deutschland das Sechs millionenheer der Arbeitslosen — und aus der anderen Seite eine mindestens ebenso große und täglich noch rasch «nwachsende Masse von Arbeitsaufgaben. Und nun zer brechen sich zahllose Deutsche, offiziell und inoffiziell, befugt oder unbefugt, den Kopf, wie man jen'e beiden Seiten zu sammenbringen könnte. Aber dieses Kopfzerbrechen währt ebenso lange wie es — bisher — erfolglos geblieben ist. Obwohl es einfach die Aufgabe der Gegenwart ist, alles andere an Wichtigkeit dahinter zurücksteht: die Arbeits losen wieder in einen wirtschaftlich produktiven Arbeits prozeß hineinzubringen. Nicht Arbeit um des Arbeitens willen, sondern Arbeit, die den Zweck haben soll und haben mutz, Werte Wirts chaftlicherArt zu schaffen. Das Wort „wertschaffende Fürsorge" ist leider allzu abgebraucht und schon etwas anrüchig geworden, weil bei der Durchführung der in diesem Wort enthaltenen Ausgabe der Ton leider allzu stark auf „Fürsorge" lag und das „Werteschaffen" erheblich zu vermissen war. Nichts freilich ist dagegen einzuwenden, wenn der produktive Wert der Arbeit sich nicht schon am Tage nach ihrer Fertigstellung voll zu zeigen beginnt; auch auf längere Sicht läßt sich ausgiebig eine wirtschaftlich nutzbare Arbeit leisten bzw. in Vorschlag bringen. Beschäftigt sich doch überhaupt der größte Teil solcher Vorschläge verständigerweise gar nicht so sehr mit einer dadurch zu erzielenden Steigerung der Warenerzeugung selbst, also der „Güterproduktion",sondern mit der Verbesserung und Vermehrung nur der „Produk tionsmittel", also alles dessen, was der Gütererzeugung und Güterverteilung dient. Und den breitesten Raum dabei nehmen die Verkehrserleichterungs- und -Verbesse rungsvorschläge ein. „Versunken und vergessen" ist die monatelange A r b e i t d e s „B r a u n s - A u s s ch u s s e s", der gerade vor einem Jahr eingesetzt worden war, um vor allem die Frage der Arbeitsbeschaffung — wenn auch nicht zu lösen, so doch mindestens einer Lösung näherzubringen. Seine Protokolle und Beschüsse verstauben in den behördlichen Aktenschränken. „Das Gas erlischt, 's war wieder nischt", beißt es im Refrain eines alten Berliner Couplets. Nun ist auch der R e i ch s w i r t s ch a f t s r a t, der es damals sehr übelgenommen hat, sich erst durch die „Brauns kommission" und dann durch den ebenso erfolglos tätigen Wirtschaftsbeirat der Neichsregierung ausgeschaltet zu sehen, mit einer ganzen Reihe arbeitsbeschaffender Vor schläge vor die Öffentlichkeit getreten. Sie unterscheiden sich kaum von den früher schon gemachten; um nur auf zuzählen: Erweiterung des Bauprogramms bei der Reichs bahn und der Reichspost, umfangreiche Straßenneubauten und -Verbesserungen, Arbeiten zur Verhütung von Hoch wasserschäden, landwirtschaftliche Meliorationen unter stärkerer Ausbildung und Ausnutzung des freiwilligen Arbeitsdienstes, möglichste Ausdehnung der Hausrepa raturen im besonderen Interesse des Handwerks und Ge werbes usw. Man rechnet auf eine Mehrbeschäftigung von einer Million Arbeitsloser, wenn dieses Programm in seiner ganzen Ausdehnung durchgcführt wird. Allerdings würde es Kosten im Betrage von etwa zwei Milliarden Mark ausmachen. Zaunius verhöhnt die Unterzeichner in ä ch t e. Der deutsche Geschäftsträger in London, Graf Bernstorff, hat im englischen Außenministerium die ernsten Auffassungen der Reichsregierung über die Lage im Memelland zum Ausdruck gebracht. Der litauische Außenminister Zaunius äußerle sich inKowno über die Memelfrage. Er bestritt es energisch, daß ihm von einem Schritt der Unterzeichnermächte etwas bekannt sei. Ei nehme daher an, daß es sich entweder um eine Provokation oder einen Vertrauensbruch handle, durch die die Stimmung „D e u ts ch tü m l e r" im Memel gebiet gehoben werden solle. Bei Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Memelstatuts könnten die Unterzeichnermächte höchstens an Litauen mit der Bitte um Aufklä rung herantreten. Selbst eine Auflösung des Landtages dürfe zu einer Meinungsverschiedenheit mit den Unter zeichnermächten nicht mehr führen, da diese diesbezügliche Hinweise im Völkerbundrat ohne Widerspruch zur Kennt nis genommen hätten. Der Fall Böttcher müsse von den übrigen Memelfragen getrennt werden. Falls der Landtag dem Direktorium das Mißtrauen aussprechen sollte, würde es schwer sein, mit einem solchen Landtag weiter zu verhandeln. Was dann mit dem Land tag geschehen würde, könne sich jeder selbst vorstellen. Zaunius erklärte, daß alle Maßnahmen, die im Rahmen des Statuts lägen, eine rein litauische Angele genheit seien. Er hoffe, daß auch mit Deutschland sich die Beziehungen einrenken würden, sobald sich der künst lich aufgebauschte Alarm gelegt habe. * Oie KrisenhLSse für -ie Oonaustaaien. Die deutsch-französischen Gegensätze. In den vertraulichen Besprechungen, die jetzt von deutsche Seite in Genf mit Vertretern der franzö sischen, ungarischen und österreichischen Regierungen geführt worden sind, hat sich bisher lediglich ergeben, daß die Gegensätze zwischen der deutschen und französischen Auffassung über die weitere Behandlung der französischen Donaupläne nach wie vor bestehen. Von deutscher Seite ist klar zum,Ausdruck gebracht