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MdmfferAgMtt I Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerimts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ UEhÄ» " LA Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend triebsstörungen besteh, kein Anspruch auf Lieferung di. eflung ober Kürzung des Bezugspreises?— Allchsendun^ eingefandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für LürgertuM/ Leamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gefpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs^ Pfennige, die 3gespaltene Aeklamezeile im tertlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vor geschriebeneErscdeiuungs. « tage und Platzvorscl riften werden nach Möglichkeit FerNspretyek: AMt WUSorUfs Vlv. V berücksichtigt. Anzeigen- annahme bis norm.IVUHr. ' ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nr- 105 — 91 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrusf-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 6. Mai 1932 DoUarexperimente. Tas Verlassen des Goldstandards durch das englische Pfund Sterling war eine Verzweislungsmaßnahme, und seitdem sind Wäl^angsexperimente in der Welt fast zu Alltäglichkeiten geworden. Nicht bloß in Europa, wo von den großen Industrieländern immer noch Deutschland, Frankreich und Italien offiziell noch am Goldstandard, also an der Vollbewertung ihrer Wahrung nach Gold be rechnet festhalten. Nur Frankreich hat auch die Ein lösungspflicht der Banknoten gegen Gold. Und es mag gleich auch noch erwähnt werden, daß das einzige Land in Europa, das eine besondere Binnenwährung besitzt, Sowjetrußland ist. Der französische Franc aber und der Dollar schienen fest aus ihren goldenen Postamenten zu s Und nun hat das Amerikanische Repräsentantenhaus ganz überraschend einen auf den Tisch des Hauses ge worfenen Antrag angenommen, wonach durch einen Mil- liardcndruck neuer ^oUarnolen der Notenumlauf gewaltig ausgedehnt und damrt die Kaufkraft des Dollars „deval- viert", also abgeschwacht werden soll; doch will man eine Auswertung der Preise herbeiführen. Denn in Amerika ist es eine absolut feststehende Überzeugung: die Krise ist erst dann zu Ende, die Wirtschaftskonjunktur wendet sich erst dann zum Besseren, wenn namentlich die Rohstoff- vreise stabil werden und wieder anziehcn. Ehe dies nicht geschieht, kann kein Mensch richtig kalkulieren oder auch nur das geringste Vertrauen zu einer stabileren Zukunft haben. Und von dieser Stabilität ist bisher nichts zu sehen, auch nichts von einer Rückkehr des Vertrauens. Und daran hat nichts geändert, daß schon vor drei Monaten Amerika zu einer „Kreditschöpfung" in ge- waltlgem Umfang schritt und.zu diesem Zwecke auch die Golddecke des Notenumlaufs bis auf 40 Prozent verkürzen lasten will; denn man steht in den Vereinigten Staalen auf dem Standpunkt: Nur möglich st billiger und ""glichst reichlicher Kredit kann in die Wirtschaft neuen Mut und neue Entschlußkraft hineinleiten; auf diese Weise sind auch die früheren Wirt schaftskrisen überwunden worden. Also nutzte man alle Möglichkeiten aus, um billigen Kredit in Menge bcreit- zustellen. Aber kein Mensch hat ihn haben wollen; nur die Banken machten sich auf diese Weise wieder liquide. Die Konjunktur besserte sich nicht und die Saisonbelebung vollzog sich matt und lustlos, — geradeso wkfin Europa. Nichts änderte sich an der immer fchärftr werden den, zur Katastrophe emporwachsenden Wirtschaftskrise. Das Sinken der Preise setzte sich fort, und der Fall Kreuger war auch nicht gerade geeignet, das allgemeine Mißtrauen, ja die Angst vor der Zukunft zu vermindern. Außerdem mutzte Amerika zu gewaltigen Steuer erhöhungen greifen, um das Riesendefizit im Haus halt des Bundes und der Staaten zu stopfen, — eine bittere und sehr unerfreuliche Notwendigkeit, der sich aber die Volksvertretung durchaus nicht verschloß. Zu- fammengefaßt: Keine Besserung in der wirklichen Ver trauenskrise, keine Stabilisierung oder gar Aufwertung der Preise, die dann schließlich doch auch die übrige Welt aus dem Jammertal unerhörter Deflation Heraus reißen sollte. Was übrigens infolge des sich rasend aus breitenden Systems allseitiger Hochschutzzölle und infolge der ausgebliebenen Regelung der politischen Schulden doch nicht hätte erreicht werden können! Nun bekommt der Schatzsekretär und die Bundes zentralbank sozusagen den Befehl vom Repräsentanten haus, dafür zu sorgen, daß das Preisniveau nominell wieder die frühere Höhe erklettert, also die Kaufkraft des Dollars entsprechend gesenkt wird. So etwa um 30 Pro zent. Indem man einfach den Notenumlauf gründlich erweitert, — als ob das so „einfach" Wäre! Man spricht in Amerika mit einem gewissen Gleichmut von einer kleinen, aber „kontrollierten Inflation" und tatsächlich würde die Verwirklichung jener Bill auch zur Aufgabe des Goldes als Wertmesser für den bisherigen Dollar führen Man will „Geld schaffen". Man würde aber sicherlich das eine damit erreichen: daß die Frage des Festhaltens oder Aufgebens des Goldstandards zum Weltproblem wird. Und zwar in einem Augen blick, da diese Welt überall noch mit dem Preisabbau, also einer „Deflation" zu tun hat. „Mehr Geld" hätte man nur nötig, wenn der Kon sum steigt und damit auch die Preise und die Erzeugung. Und darin liegt schon der Bewers dafür, daß die Krise überhaupt nicht von der Geldseite her zu lösen ist, nicht durch Währungsexperimente — die nur noch größeren Schaden, größere Verwirrung brachten und bringen —, sondern nur durch eine Überwindung der Kredit-, der Vertrauenskrise McDonalds zweite Ausenoperatlon glücklich verlaufen. MacDonakd wurde am rechten Auge wegen Grünen Stars operiert. Eine ärztliche Mitteilung besagt, daß die Operation, erfolgreich verlaufen ist. Iss MmellM ist M SW SM! Deutscher Wahlsieg im Memelland. Bisherige Landtagsmehrheit bleibt trotz Terror und Neueinbürgerungen. Bei den Landtagswahlcn haben die memelländischev Parteien trotz litauischen Terrors und der widerrechtlichen Einbürgerung von tausenden von Grotzlitauern einen überwältigenden Sieg errungen. Nach dem bisher vor liegenden Gesamtergebnis (es fehlen noch 13 kleine länd liche Bezirke) wird der neue Landtag, abgesehen von kleinen Verschiebungen, fast genau dieselbe Zusammen setzung haben, als der von den Litauern aufgelöste frühere Landtag. Von den insgesamt 29 Abgeordnetensitzen werden auf Grunk der bisherigen Berechnungen aus die Landwirt schaftspartei 10 bis 11 Sitze (früher 10), auf die Volks partei 8 (8), us die Sozialdemokraten 2 (4), aus die Kom munisten 3 (2) und aus die litauischen Listen zusammen 5 (5) Sitze entfallen. Im wie folgt aus: Landwirtschaftspariei Volkspartei Sozialdemokraten Kommunisten Litauer insgesamt Hausbesitzer Die Wahlbeteiligung, die außerordentlich groß war, dürfte an 95 Prozent heranreichen. In einer ganzen An zahl von Orten wählte die Bevölkerung geschlossen zu 100 Prozent. Selbst Kranke und Gebrechliche wurden auf Tragbahren zu den Wahllokalen getragen. Das Wahl ergebnis, das eine deutliche Antwort auf die litauische Gewaltpoli 1 i k darstellt, hat im ganzen Memelgebiet außerordentliche Genugtuung und Be friedigung ausgelöst. Die Folgen der litauischen Wahlniederlage. Das mcmelländische Wahlergebnis hat in Kownoer poli tischen Kreisen wie eine Bombe eingeschlagen. Den Ursachen der selbst für die stärksten Pessimisten überraschend gekommenen Niederlage steht man in Regierungskreisen vorläufig noch völlig ratlos gegenüber. Der Ausgang der Wahlen, der einen völligen Zusammenbruch der bisherigen Memellandpolitik der Regierung gleichkommen dürfte, wird, so glaubt man in poli tischen Kreisen, ohne Zweifel schwerwiegende innenpolitische Folgen yaven und wahrscheinlich auch Personalveränderungen im Kabinett und eine Abberufung des Gouverneurs Merkys nach sich ziehen. Die litauischen Parteien verfügten bekanntlich im letzten memelländischen Landtag über insgesamt ö Sitze. Da aber bei der jetzigen Wahl durch die widerrechtliche Einbürge rung von Grotzlitauern noch etwa 9000 litauische Stimmen hinzugekommen sind, was bei der für das jetzige Ergebnis errechneten Wahlteilungszahl von 2100 mindestens vier Man daten entsprechen würde, so hätten die Litauer rein rechnerisch 9 Sitze erhalten müssen. In Wirklichkeit aber stehen ihnen nach dein Wahlcroebms auch diesmal nicht mehr als 5 Mandate zu. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß auch ein Teil der neu Ein gebürgerten für die memelländischen Listen gestimmt haben. Fest aber steht, das; die Zahl der ortseingesessenen Anhänger der Litauer bis aus einen Bruchteil zusammengeschmolzen sind. Bestürzung i« Kowno. Kowno, 5. Mai. Das memelländische Wahlergebnis hat in Kownoer politischen Kreisen wie eine Bombe eingeschlagen. Den Ursachen der selbst für die stärksten Pessimisten überraschend gekommenen Niederlage steht man in Regierungskreisen vorläu fig noch völlig ratlos gegenüber. Wie verlautet, wird das Ka binett noch am Donnerstag beim Staatspräsidenten zu einer Sitzung zusammentreten, um über die Lage zu beraten. Der Ausgang der Wahl, der als ein völliger Zusammenbruch der bisherigen Memellandspolitik der Regierung bezeichnet wirb, dürfte, so glaubt man in politischen Kreisen, ohne Zweifel schwerwiegende innenpolitische Folgen haben und wahrscheinlich auch Personalveränderungen im Kabinett und eine Abberufung des Gouverneurs Merkys nach sich ziehen. Allem Anschein denkt man auch daran, unter Umständen die Wahl für ungültig zu erklären, da in Kowno behauptet wird, es hätten 76 .Reichs deutsche (?) bei der Wahl mitgestimmt. Der Eindruck in Berlin. Der Wahlsieg der Memelländer bat in Berliner poli tischen Kreisen unverhohlene Befriedigung ausgelöst. Es wird darauf hingewiesen, daß die Memelländer unzwei deutig bekundet hätten, daß das Memelgebiet ein deutsches Land ist, und daß seine Bevölkerung deutsch fühlt und deutsch denkt. Die litauischen Gewalt- und Terrormatz- nabmen hätten gerade das Gegenteil von dem erreicht, was beabsichtigt war. einzelnen sieht das Ergebnis 22 819 (1930: 15 810) 17 650 (1930: 13 709) 4 929 (1930: 6 88,0 5 271 (1930: 2 062) 12 005 (1930: 10 054) 232 (1930: 1215) Sie Aolverordlumg über die politischen Verbände. Was heißt „militärähnlich"? Die angelündigte und langerwartcte Notverordnung des Reichspräsidenten über die Kontrolle der Militär- ähnlich organisierten politischen Ver bände ist jetzt veröffentlicht worden. Gleichzeitig eine Ver ordnung, die ein Verbot der kommunistischen Freidenkcrorganisationen, der sogenannten „Gottlosenverbände", ausspricht. Beide Verordnungen sind bereits in Kraft getreten. Die Fassung der ersten Verordnung wird noch zu mancherlei Zweifelsfragen Anlaß geben, insbesondere werden die Aussührungs- bestimmungen des Ncichsinncnministers Klarheit darüber zu schaffen haben, welche Verbände als militär ähnliche politische Verbände im Sinne der Verordnung anzusehen sind. Im einzelnen wird auf Grund des Artikels 48, Abs. 2 der Reichsverfassung solgendes verordnet: Politische Verbände, die militärähnlich organisiert sind oder sich so betätigen, und ihre Unterverbände sind verpflichtet, dem Reichsminister des Innern auf Ver langen ihre Satzungen zur Prüfung vorzulegen. Sie haben ferner dem Reichsminister des Innern jede Satzungs änderung, soweit sie ihre Organisation oder ihre Tätigkeit betrifft, unverzüglich anzuzeigen. Die genannten Verbände sind verpflichtet, unverzüglich jede Satzungsbestimmung zu ändern oder zu streichen und jede Bestimmung in die Satzung neu aufzunehmen, soweit dies der Reichsminister des Innern zur Siche rung der Staatsautorität für erforder- l i ch hält; dies gilt insbesondere für Bestimmungen über die Organisation und Tätigkeit der Verbände. Verbände, die einer Verpflichtung aus Z 1 nicht nach kommen, oder einer auf Verlangen des Reichsministers des Innern geänderten oder neu aufgenommenen Satzungsbestimmung zuwiderhandeln, können vom Reichsminister des Innern mit Wirkung für das Reichsgebiet aufgelöst werden. Gegen die Anordnung der Auflösung ist binnen zwei Wochen vom Tage der Zustellung die Beschwerde zu- lässig, die bei dem Reichsminister des Innern einzpreichen ist; sie yat k e i n e a u f s ch i e b e n d e Wirkung, über die Beschwerde entscheidet der zuständige Senat des Reichs gerichts. Die zur Durchführung der Verordnung erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften er läßt der Reichsminister des Innern. Er bestimmt, welche Verbände als militärähnliche politische Verbände im Sinne dieser Verordnung anzusehen sind. * Sie Auflösung der loinmuMWen Gottiosenorganisatioiien. Die Jnternationalepr oletarisch er Frei- d e n k e r (Sitz der Exekutive Berlin) und die ihr Nach geordneten oder angeschlossenen kommunistischen Freidenkerorganisationen, insbesondere der Verband proletarischer Freidenker Deutschlands, einschließlich der Proletarischen Freidenker-Jugend, der Freidenker- Pioniere und der Frauenkommissionen, sowie die Kampf gemeinschaften proletarischer Freidenker werden mit allen dazugehörigen Einrichtungen, einschließlich der Ver- lagsbetriebe.für das Reichsgebiet mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Wer sich an einer Organisation, die aufgelöst worden ist, als Mitglied beteiligt oder den von der Organisation erstrebten Zweck durch Herstellen, Einführen, Verbreiten oder Vorrätighalten von Druckschriften weiter verfolgt oder die Organisation auf andere Weise unterstützt oder den durch die Organisation geschaffenen organisatorischen Zusammenhalt weiter aufrechterhält, wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft. Neben der Gefängnisstrafe kann auf Geldstrafe erkannt werden. 4- Werden die SA.-Verbände wieder ausleben? Von zuständiger Stelle wird darauf hingewiesen, daß die „zweite Verordnung des Reichspräsidenten zur Siche rung der Staatsautorität vom 3. Mai 1932" kein neues Recht schafft für solche Verbände, die früher auf gelöst worden sind. Die jetzt noch bestehenden Ver bände seien keine parteipolitischen Verbände im Sinne der SA., die schon immer als die Organisation der