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MchnfferAMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Haus, bei Posibestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten, Post- mhmen"zu jeÄr"°cN Vc. Wochenblatt fÜk WilSdkUff U. UmgLgLNd Nngm mtg^n?°Im Falle höherer Gewalt, ' Krieg oder sonstiger Be- ttiebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deMext. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die Igespaltenc Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs Pfennige, die Zgefpaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweifungsgebühr 2V Reichspfennige. Dor geschricbeneErscheinuugs. er-,- —« tage und Platznarsärij kN werden nach Möglichkeit Fernsprecher. AlNt -WtlKvrUsf Nr. v berücksichtigt. Anzeixen annahmebisoorm.lOUHr. Für die Richtigkeit ter durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabattantpruck erlischt, wenn der Betrag lr ich Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 178 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruss-DreSden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 1. August 1932 Vas Ergebnis äer Heichstagswablen Große Erfolge der Nationalsozialisten, aber keine klare Mehrheit der Rechten Nach der Wahlschlacht. Wieder liegt ein Wahlkampf hinter uns, der vierte in diesem Jahre; für die Hessen, die zweimal zum Landtag wählten, sogar der fünfte Wahlkampf. Am halben Dutzend fehlt aso nicht mehr viel, für den Zeitraum eines halben Jahres reichlich genug. Das werden heute nicht nur die Schatzmeister der Parteien mit einem sorgenvollen Blick auf ihre Kassen feststellen, auch der Bürger wird sich mit Wahlkampflärm bis obenhin gesättigt fühlen und wird mit Befriedigung gelesen haben, daß er nach der jüngsten Verordnung nach der Wahl zehn Tage lang vor politischen Reden Ruhe hat. Das wird gut tun. Leider lassen sich mit dem Burgfrieden nicht auch die Alltags sorgen wie ein böser Geist zehn Tage lang in die Wüste verbannen. Der hinter uns liegende Wahlkampf hat einige Be sonderheiten, die bisher noch kein Wahlkampf aufzeigen konnte. Die erste war die: wer die Neichsregierung Wählen wollte, kam in einige Verlegenheit, denn es gab in der Tat keine Partei, die im Wahlkampf sich hinter die jetzige Reichsregierung stellte und volle Verantwortung für ihr Tun und Lassen übernahm. Dem einen gefiel Papens Außenpolitik nicht, die anderen bekämpften Papens Innen politik. Die zweite Besonderheit war die: keiner der Reichsminister hat diesmal als Wahlredner in den Wahlkampf eingegriffen. Bisher waren wir es ge wohnt, zu sehen, wie die Reichsminister und auch die Minister der Länder im Wahlkampf ihre Nmtsröcke aus zogen und als Parteiagitatoren in den Versammlungen sich feiern ließen. Diesmal haben wir erstmalig einen Wahlkampf mit einer Regierung imAbstandvonden Parteien. Das war für das neue Deutschland so neu, daß selbst das Ausland darauf aufmerksam wurde. So schrieb das große Londoner Blatt, die „Times", die Re gierung Papen überwache eher die Wahl, als daß sie an ihr teilnehme, und vertrete hierbei den Grundsatz, daß der Staat über den Parteien stehe. Sie verfolge zwar den Konflikt mit Interesse, aber mit Abstand. So das Lon doner Blatt. Die Neutralität der Regierung zeigte sich sichtlich auch in der Freigabe des Rundfunks. Alle wichtigen Par teien sind zu Worte gekommen, keine konnte sich beklagen. Daß die Kommunisten ausgeschlossen blieben, war bei einer Partei, die sich offen in den Dienst einer fremden Macht stellt, selbstverständlich. Auch die Presse hat diesmal nicht unter dem Unbehagen gestanden, wie z. B. im Wahlkampf zum Preußischen Landtag, wo es für die Blätter der Opposition langfristige Verbote und Ver warnungen in großer Zahl gegeben hat. Diesmal wurden nur einige wenige Blätter für einige Tage ver boten. Die dritte Besonderheit dieses Wahlkampfes war die Befürchtung, der Kampf werde schließlich gar nicht mit dem Wahltag, sondern mit einer Vertagung der Wahlen abschließen. Besonders als der Ausnahmezustand verhängt wurde, haben sich diese Befürchtungen sehr ver stärkt, sind aber ebenso schnell wieder verschwunden, als die Regierung zeigte, daß sie Herr der Lage war und die Wahlen unbedingt sichern wolle. Wenn man von diesem Wahlkampf spricht, mutz man auch der zahlreichen Todesopfer gedenken, und man muß sich mit Grauen an die fürchterlichen Überfälle er innern, die in den ersten Wochen an der Tagesordnung waren. Hoffentlich gelingt es, für die Zukunft die Wieder kehr derartiger blutiger Ereignisse zu verhindern. Es wäre dann noch einiges darüber zu sagen, wie die Parteien, hauptsächlich die großen Parteien, ihren Wahlkampf geführt haben. Bei den Preußenwahlen sah man schon, daß heute der Kampf im wesentlichen durch stärkstes Heraus st eilen der Parteigrößen durchgefochten wird. Von ihnen fordern die Parteien un erhörte Leistungen. Der Parteiführer wird von Versamm lung zu Versammlung geholt, im Flugzeug und Auto durch das ganze Reich, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen. Er mutz vier- und fünfmal an einem Tag sprechen, muß Tausenden die Hände schütteln und soll überall frisch und siegesbewußt ausschauen. Ein Kunststück sondergleichen. Die Parteiredner haben sich ihren Urlaub hart verdienen müssen. Nun ist auch dieser Wahlkampf vorüber. Was er für Deutschland bringen wird, wird die Zukunft zeigen. Welche Bedeutung selbst das Ausland diesem Wahlkampf zuge schrieben hat, liest man in dem Londoner Blatt „Daily Herald", das sagt: Das Wahlergebnis wird die Geschichte Europas und der Welt beeinflussen. In diesem Wort liegt zugleich das Bekenntnis des englischen Blattes, daß ganz Europa und die ganze Welt aufs engste mit dem Wohlergehen des deutschen Volkes verbunden «nentschieden! Das Wahlergebnis des 31. Juli hat keine arbeitsfähige Mehrheit gezeitigt. Gegenüber den letzten Wahlen haben die Nationalsozialisten einen erneuten Austrieb erfahren, die Deutfchnationalen haben sich gehalten, aber die koali tionswillige Rechte hat es nicht auf die absolute Mehrheit gebracht. Auffällig ist dagegen das Anwachsen der kommu nistischen Stimmen, die aus Verluste der SPD. zurück- zusühren sind. Das Zentrum aewann wiederum leickt. während die Staatspartei stark verlor und von den sonstig gen kleineren Parteien höchstens die Christlich-Sozialew und vermöge der Listenverbindung die DVP. zu zählen sind. Die Bayrische Volkspartei hat ihren alten Besitzstand knapp gehalten. Alles in allem: Die Mchrheitsvcrhältnisse liegen jetzt im Grunde genau so wie im Preußischen Landtage. Eine arbeitsfähige Mehrheit, auf die sich die Neichsregierung von Papen entsprechend der bisher von den Parteien ein genommenen Haltung stützen könnte, ist nickt vorhanden. Vas vrlamtergrbnis Nack einrr vorlZMigrnriblcklußrSMung vsvcn dir Parteien tolsena« Stimmen unaNbgeoraneten- litre ervaitenr 31. 7. 32 Sitze f Reichstagsw. 14L. 30 Sitze Sozialdem. 798124» 133 Sozialdem. 8 575 244 143 Nat.-Soz. 13732777 22S Nat.--Soz. 6 406 379 Kommunisten 9273994 83 Kommunisten 4 590160 77 Zentrum 4339391 7S Zentrum 4 127000 68 Deutschnat. 2172941 37 Deutschnat. 2 457 686 41 Dtsch, Volksp. 434349 7 Dtsch. Volksp. 1577 365 30 Wirtschaftsp. 149991 2 Wirtschaftsp. 1 361762 23 Staatspartei 371373 2 Staatspartei 1322 034 14 Bayer. Volksp. 1199453 21 Bayer. Volksp. 1 058 637 19 Landvolk 91284 1 Landvolk 1108 043 19 Christl. Soz. 384 749 2 Christl. Ssz. 869 595 14 Hannov. u. Kons. 49 373 8 Hannov.u.Kons. 457 083 7 Deutsche Bauernp. 137 V81 2 Bauernbund 339434 6 Landbund ST8S8 2 Volksnationale 6 Württemberg. Bauernb. — 2 Württemberg. Bauernbund 3 Wieviel Mi llionen Stimmen? Die Stärke der hauptsächlichsten Parvteien haben wir in Käulenform dargestellt. Die weißen Säulen zeigen die Stärke nach dem Ergebnis der Wahl von 1930 an. Die prozentuale Beteiligung der einzelnen Parteien betrug: (die Zahlen in Klammern bedeuten die Prozentzifsern bei der letzten Reichstags- beziehungsweise.der letzten Preutzenwahl). SPD. NSDAP. KPD. Zentrum DNVP. DVP. Wirtschaftspartei Staatspartei Bayrische Vvlkspartei Christlich-sozialer Vollsdienst 24,3 v. H. (24,5 bzw. 24 ) 37,4 v. H. (18,3 „ 37 ) 14,3 v. H. (13,1 „ 12 ) 12,2 v. H. (11,8 „ 13 ) 6 v. H. ( 7 „ 6 ) 1,1 V.H. (4,5 „ 1,5) 0,4 V.H. ( 3,9 „ 1 ) 1 V.H. (3,8 „ 2) 2,8v.H. (3 „ -) 1 V.H. (2,5 „ —) Wie wählte» die Wahlkreise? Sie drei sächsischen Wahllreise. 28. Wahlkreis Dresden-Bautzen. Soz. 361 «81, Nats. 456 964, Kom. 165 628, Zent. 2466» Dnat. 64193, DVP. 34 017, Wirtsch. 10 712, StP. 196l4, Landvolk 2898, Chr.-Soz. 10 889, Vollsr. 2490, SAP. 6332, Splitterparteien 2170. 29. Wahlkreis Leipzig. Soz. 275 644, Nats. 300 872, Kom. 155 372, Zentrumi 9407, Dnat. 37 279, DVP. 18 372, Wirtsch. 6437, StP. 14 443, Lands. 891, Chr.-Soz. 6098, Volksr. 56 866, SAP« 1480. 30. Wahlkreis Chemnitz-Zwickau. Soz. 261814, Nats. 549565, Kom. 228 656, Zentrum 8198, Dnat. 44356, DVP. 9395, Wirtsch. 13 673, StP. 7823^ Landvolk 1355, Chr.-Soz. 26978, SAP. 13 734. * Die übrigen Wahlkreise. 1. Wahlkreis Ostpreußen. Soz. 232 891, Nats. 553 988, Kom. 147 343, Zentrums 88047, Dnat. 107 952, DVP. 9495, Wirtsch. 1621, StP. 6362^ Landvolk 1049, Chr.-Soz. 12 310, Polen 2845. 2. Wahlkreis Berlin. Soz. 381902, Nats. 208 225, Kom. 382 297, Zentrum 52 574, Dnat. 75 505, DVP. 4309, Wirtsch. 2055, StP. 13 065,Landv. 226, Chr.-Soz. 4111, Volksr. 301, SAP. 1709. 3. Wahlkreis Potsdam H. Soz. 259 833, Nats. 307 952, Kom. 228 068, ZentrunÄ 58 386, Dnat. 122 352, DVP. 12 701, Wirtsch. 2769, Slp^ 23558, Ldv. 271, Chr.-Soz. 5051, Volksr. 381, SAP. 1612^ 4. Wahlkreis Potsdam 1. Soz. 373 893, Nats. 428199, Kom. 254 514, Zentrums 37 513, Dnat. 113 591, DVP. 9580, Wirtsch. 4813, Stp^ 13 209, Landv. 440, Chr.-Soz. 6234, SAP. 1957.