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8 I Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich pfg., zweimonatlich 8v pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer m pfg. <z» K —- 8 Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittag» ,2 Uhr der Erscheinung»»«,»». Preis für die Spaltzeile so pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen preirermäßigung. 0 — Ü !Ni-t wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. No. 14. Mittwoch, den 3. Februar 1909. Das an der Unäebuvßerstrasse No. 109 gelegene Landhaus mit Glasveranda Seitengebäude, Hühner- u. Taubenhaus, schön, großen Obst- und Nutzgarten, Wald usw. ist für den Spottpreis von ca. 12000 Mark möglichst sofort zu verkaufen. Anzahlung 3—4000 Mark. Reflektierende wollen sich mit mir in Verbindung setzen. B. Menzel, Dresden-A., Neinickstra^e 10. Sparkasse ÜtteMrs - Msritzdott verzinst Einlagen mit 3»/, «/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1, und von 3—6 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten. Einillgebücher fremder Sparkaffen werden kostenfrei übertragen. 8. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf.Vkrilla, den 2. Februar >90). —* Mit dem Tage Lichtmesser! (2. Februar) dürfen wir nun die dunkelste Zeit des Winters lür überwunden erachten; nacknMagS wie vor- viittagS sehen wir, daß die Dauer des Lichts vun schnell wächst Kennen wir auch englischen Hebel nur durch Hörensagen, wir empfinden doch dankbar, daß die irüben Tage abseits weichen, in denen tne Tätigkeit gar nicht so recht fl.cken wollte, in Läden, Werkstätten und Bureaus wt genug vormittags noch Licht angezündet werden Wußte. Nunmehr sinkt der Verbrauch an lünstlicher Beleuchtung von Woche zu Woche, in manchen Raum in welchen die Winter sonne /Vie hinemscheinen konnte, sagt sie nun wieder Wen Tag. Da wird die ganze Stimmung «ine andere und wenn auch die Eisbahn zeigt, doß von heute aus morgen noch nicht Frühling Wird, ein bisch n Vorfreude stellt sich doch bald kitt. Und damit wachsen dann auch Aibeits- Wgkeit und Geschäftsleben. —* Im Falle eimr Mobilmachung wird sür das am l. April d. I. beginnende Mobil- WchungSjahr l 909/10 die Einberufung der Mannschaften des Beurlaubtenstandes wie bis- der durch Kriegsbeorderungen oder Paßnottzen bsalgen, Tas Austragen derselben wird in der Zeit vom l. bis 15. März geschehen, und ivar durch Vermüllung der Ortsbehörden. Elwa noch nicht zur Anzeige gebrachte Wohnungs- Veränderungen sind dem zuständigen Haupl- vieldeamt sofort zu m-Iden. Die Mannichaiten des Beurlaubtenstandes haben ferner an den vorgenannten Tagen, falls sie nicht selbst zu Hause sein können, eine andere Person des Hausstandes oder den Hauswirt mit der Empfangnahme der Krigsbeorderung oder Paß- »otiz zu beauftragen. Wer bis 15 März d I ' voch keine Kriegsbeorderung erhalten haben sollte, dat dies sofort dem zuständigen Bezirkskommando (Hauptmeldeamt) schriitlich oder mündlich zu Weiden. Die vorjährigen Paßnotizen behalten ihre Gültigkeit, falls den Betreffenden inner halb obengenannter Zeit keine Kriegsbeorderung »usgehändigt wird. Dresden. Mit den Vorarbeiten zum Bau des Dresdner Krematoriums auf Tolkewitzer Äur ist begonnen worden. Die Arbeiten gelten als Notstandsarbeiten, bei denen eine größere Anzahl Arbeitsloser Beschäftigung gefunden hat. — Die Einbrecher, die dieser Tage aus der Wohnung einer alleinstehenden Dame an der 8ürstenstraße Schmuckfochen und Kleidungsstücke l W Werle von über 10 000 Mark stahlen, sind vag der Polizei bereits ermittelt und festgesetzt worden. Es handelt sich um den 26 jährigen Bauunternehmer LtaniSlauS Kysela und die 32jährige Dienstperson Antonie Megera aus Prag, die den größten Tei! der gestohl-nen Sachen in Prag schon verlaust haben und am Sonntag nachmittag auf dem hiesigen Haupt- Hahnhofe verhaftet wurden, als sie im Begriffe Landen, den Rest des gestohlenen Eigentums, sie hier untergebrocht hatten, nun auch noch vvzuholen. r Meding'N Am Freit g nachmittag 4 Uhr hielt der landwirtschaftliche Verein für Medingen Vnd Umgebung eine Versammlung im hiesigen Gasthofe ab. Nach Begrüßung der Erschienenen harch den stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Gutsbesitzer Körner-Großdiltmansdorf, erteilte ders-lbe das Wort Herrn Professor Vr. Kohl- schmcht aus Freiberg zu seinem Vortrag „Rind viehhaltung, Milchproduklion und Fütterung." Moritzburg. Die anhaltende Kälte hat das Zusrieren sämtlicher Teiche zur Folge gehabt. Die spiegelblanke Eisdecke ist vollständig trag sicher und besonders wird der Schloßteich stark benützt. Tharandt. Am Sonntag früh nach 6 Uhr wurde der ans dem hiesigen Bahnhofe beschäftigte Hilssmeichenwärter Zimmer durch die Lokomotive ein s Vororlszugs zur Seite geschleudert und schwer verletzt. Der Unglückliche starb kurze Art danach; er hinterläßt Frau und fünf Kinder. Frauenstein. Der Erzgebirgsverein hat Geschloffen, am 25, 27. und 28 Juni dieses Jahres zur Feier deS 900 jährigen Bestehens der Burg Frauenstein ein HeimatSsest zu ver anstalten. Leipzig. Das fünfjährige Töchterchen Lotti des Postschaffners Beschorner, Henricistraße ü 1, t., wohnhaft, spielte am Sonnabend nachmittag, während die Muster aus dem Keller Kohlen hotte, mit Streichhölzern. Dabei gerieten die Gardinen und die Kleider des unglücklichen Kindes in Brand. Als die Mutter zurückkehrte, war das Kind den furchtbaren Brandwunden chon erlegen — Sonnabend Nachmittag in der Zeit zwischen halb 4 und halb 5 Uhr waren die drei Kinder des Arbeiters Dietrich, im Alter von 81/', bis 10 Jahren, allein in der Wohnung, während der Vater auf Arb-it und die Mutter auf die Wäscherolle gegangen waren. Sie spbüen an einem Koffer, wobei die zehn Jahre alte Käthe und der achtjährige Hans sich hineinl-gt n. Plötzlich klappte der Deckel des Koffers herunter und das Schloß schnappte zu, sodaß es den unglücklichen Kindern nicht möglich war sich zu befreien. Beide sanden den Er- stickungsrod, bevor ihnen Hilfe gebracht werden konnte — In Haft kam ein 47 Jahre alter Kauf mann aus Dresden, der hier eine VersicherungS- und Slerbekaffen - Aktiengesellschaft gründen wollte. Er erließ Annoncen, nach denen er Personen rwt 1000 bis 1500 Mark Kapita in Vertrauensstellung suchte. In der Nord vorstadt mietete er ein Kontor, das er mit leihweise entnommenen Möbeln ausstattete. Einn in Möckern wohnhaften Fleischer engagierte er als Kassierer und ließ sich von diesem 1000 Mark, die auf einer Bank hinter leg! werden sollten als Sicherheit geben. Das Geld verwendete der famose Gauner zu Privatzwecken. Es wurde Anzeige gegen ihn erstattet, worauf seine Verhaftung erfolgte, ^wauf stellte es sich heraus, daß der Mann völlig mittellos und daß bereits in Dresden -ine Sache gegen ihn anhängig ist, wo er gleichfalls Slellesuchenden Kaution abgenommen hat. Thurm. Mittwoch früh ging der Lehrer von hier von zu Hause fort, um, wie man an nahm, in die Schule zu gehen. Er traf aber dort nicht ei«; dagegen fand seine Frau im Lause des Tages einen Zettel, woraus S. von seiner Familie Abschied nahm und aus dem man schließen konnte, daß sich S. ein Leid an tun würde. Trotzdem kehrte S. nachts wieder zu seiner Familie zurück, ging aber früh aber mals mit Hinterlassung eines zweiten Zett ls fort, wo er nochmals Abschied nahm. Trotz allen Suchens konnte der Verschwundene bis etzt noch nicht ausfindig gemacht werden. Untersachsenberg. Durch Dr. Schmidt aus Straßburg wurden die infolge eines Preisausschreibens hier aufgestellten Seis mographen wieder abgebrochen. Man be absichtigt, hier eine dauernde seismologische Station zu errichten Die neuen Apparate da zu sollen erst später hier eintreffen. Aue. Eine Gasexplosion ereignete sich im Hofe des Gasthauses „Bürgergarten". Schon eit einigen Tagen roch es im dortigen Hofe nach GaS, doch konnte man bisher einen Defekt nicht finden Als gegen Abend die Frau des Besitzers den Hof ableuchtete, erfolgte an einem Loche, wo sich das Abflußwaffer vereinigt, die Explosion, wobei die Frau im Gesicht ziemlich chwer verletzt wurde. Plauen i. V. Auf dem Heimwege aus )er am Elsterufer gelegenen Gastwirtschaft zum Friedrich August-Stein bei Jocketta ist der 68 jährige Streckenarbeiter Friedrich Wilhelm Schubart aus RöttiS tödlich verunglückt. Er war gegen 12 Uhr aus der Wirtschaft fort gegangen und muß infolge des dichten Nebels, der während der Nacht herrschte, vom Wege abgekommen und das steile Elsterufer herab- aestürzt sein. Als man ihn vermißte, machten sich Nachbarn auf die Suche: sie fanden den Aermsten zwischen den steilen Felsen am Fluß- ufer im Gestrüpp tot auf. Die Leich- wies blutige Verletzungen am Kopfe auf. — Ein eigenartiges Städt-bild — erfreulicher weise eine Seltenheit — zeigte Plauen be sonders am Sonntag. Die Wagen, die im Sommer die Straßen besprengen, wurden am Sonnab-nd früh wieder aus dem Bauhofe herausgeholt nnd durch die Stadt gefahren. Durch ein laut „Tut, Tut" machten sie sich ganz besonders bemerkbar. Es herrscht nämlich in Plauen, besonders in den höher gelegenen Stadtteile, große WafferSnot. Lief das Wasser schon am Sonnabend spärlich zum Aerger der Frauen, die dadurch das Reinemachen unterlassen mußten, so ist es am Sonntag völlig auS- geblieben. Männer, Frauen, Kinder, mit Bade wannen, Kübeln, Eimern und anderen Gefäßen bewaffnet, beleben die Straßen und spähen nach einem Wafferwagen — und das bei der empfindlichen Kälte I Ist so ein Wagen mit dem edlen Naß in Sicht oder hört man das „Tut, Tut", so wird er erstürmt und belagert. Dabei spielten sich manche drollige Szenen ab, nicht selten entsteht auch ein Streit, denn jeder will zuerst Wasser haben Da die Sprengwagen nicht ausreichen, so werden auch Fässer gefüllt, die dann auf Rollwagen herumgefahren werden. Man muß der Stadtverwaltung Anerkennung zollen, daß sie alles mögliche ausbietet, um die Waffersnot zu mildern. Aus der Woche. Unter Anteilnahme des ganzen deutschen Volkes hat Kaiser Wilhelm seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert. In Berlin waren alle deutschen Bundesfürsten versammelt, und mehr wie sonst üblich bei solcher Gelegenheit, hat sich das Ausland mit diesem Jubiläum beschäftigt. Dabei können wir mit Genugtuung feststellen, daß man sich dort, wo nicht Worte über schwenglichen Lobes zu lesen waren, wenigstens bemüht hat, des Deutschen Kaisers Eigenart und die Ehrlichkeit seines Strebens anzuerkennen Befremdend wirkte unter dem mannigfachen Auslandsstimmen der Artikel der Petersburger .Nowoje Wremja', die in ihrem unverständlichen Deutschenhaß so weit ging, auch anläßlich des Jubiläums des Kaisers Friedenspolitik zu ver dächtigen. Aber man ist aus Petersburg diesen Ton nachgerade gemähnt. — Die Zeit steht im Zeichen der Finanzreform. Nur wenige Tage noch und die Entscheidung über die neuen Steuern ist gefallen. Es fehlt nicht an Stimmen, die behaupten, daß der Reichskanzler mit de von ihm gutgehetßenen Finanzreform stehe un falle. Daß aber Fürst Bülow über dies« Frage trauchelt. ist kaum anzunehmen. Ohne weiteres darf man annehmen, daß das von der Regierung ntworfene Finanzprogramm nicht von den Karteien in seiner Gesamtheit gutgeheißen wird: da sich die Mehrzahl der Parlamentarier aber heute schon darüber einig ist, daß die Summe (man schwankt zwischen 400 und 500 Millionen) unbedingt aufgebracht werden muß, so wird man auch die Wege finden, die zu diesem Ziele ühren. Die Sache des Vaterlandes will es! Unter dieser Fahne hat sich ja Deutschland immer zusammengescharrt, wenn es galt, dem Gemeinwohl Opfer zu bringen. — Das politische Geschehe dieser Tage gruppiert sich um die Zalkanfrage. Nachdem Oesterreich und die Türkei ihren Konflikt auf friedlichem Wege beigelegt haben, schien es Ruhe werden zu wollen auf der europäisch-asiatischen Grenzscheide. Aber es schien eben nur so. Wenn auch im etzten Augenblick der drohende Krieg zwischen der Türkei und Bulgarien vermieden worden ist. so haben doch immer Serbien und das mit ihm verbündete Mon!enegro noch nicht das Friedenswart gesprochen. Noch drohen beide Länder mit Krieg und bombardieren vorläufig die Mächte mit Noten, in denen sie gegen die Angliederung Bosniens und der Herzegowina Einspruch erheben. Freilich, ihren Lärm nimmt niemand ernst, den Theaterdonner ihrer Ge- chütze fürchtet Europa nicht, weil es weis, daß ms wachsame Oesterreich in der Lage ist, beide Länder schnell an ihrem voreiligen Eiser zu heilen. Aber sie tragen doch ein Moment der Inruhe in die ruhige Lösung der Balkanfrage, die die Großmächte erstreben. Darum wäre e» mit Freuden zu begrüßen, wenn sich das Gerücht bewahrheitete, daß König Eduard ge- egentlich seines Besuches bei Kaiser Wilhelm liefen für eine Abmachung über die Balkan rage gewinnen will. Das wäre ein Schritt von weltgeschichtlicher Bedeutung und Tragweite, wenn Onkel und Neffe ein Machtwort sprächen und damit dem europäischen Wetterwinkel Frieden brächten Aber die Sache hat doch ihre Schattenseiten. Alle Mächte, deren Wünschen und Hoffen nicht erfüllt wäre, würden ihren Groll auf Deutschland werfen, und darum wird eine vorläufige, keine endgültige Lösung der BalkankrtsiS erst erfolgen, wenn auf einer Konferenz die Diplomaten um jedes Wort, um die Fassung eines jeden Satzes wochenlang herumgestritten haben. — Der Schah von Persien hat sich in den letzten Wochen über zeugen müssen, daß keine Gewalttat mehr seine Untertanen zum Gehorsam zurückbringen kann. In allen Teilen des Reiches herrscht Anarchie. Die Rebellen, die anfangs nur die Wieder herstellung der Verfassung verlangten, fordern jetzt die Abdankung Mohammed Alt Mirzas und die bisher friedlichen Bürger, die den Zerfall des Reiches nahe sehen, verlangen mit immer größerem Nachdruck die Einberufung eines Parlaments. Der Schah aber pocht aus seine Truppen, und während das Volk sich immer mehr von ihm lossagt, verstrickt er sich in dem russisch-englichen Spiel der Diplomatie; er ist ein Versinkender, dem nirgends Hilfe winkt. — Japan hat in der kalifornischen Ein wanderungsfrage einen entschiedenen Erfolg er rungen. Das kalifornische Parlament hat die Beratung aller japanfeindlichen Vorlagen aus gesetzt. Damit scheint der Friede gesichert. Aber die Preßdebatte, die sich an diese Frage schloß, hat doch gezeigt, daß zwischen den Ver. Staaten und Japan Gegensätze bestehen, die zu überbrücken es kluger Kaltblütigkeit und fester Entschlossenheit der beiderseitigen Diplomaten bedarf. In den amerikanischen Blättern war kein Wort der Versöhnlichkeit zu lesen. Um so bewundernswerter ist das Vorgehen der japanischen Regierung, die zielbewußt und ohne Anmaßung, ohne Furcht, aber auch ohne Herausforderung von Kalifornien für Tokios Söhne freie Siedlungsmöglichkeit verlangt.