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Ro. 55. Sonntag, den 8. Mai 1910 9. Jahrgang einander, der hiesige Ortsverein sei wohl sanft entschlafen. Aber dec Totgeglaubte ist wieder voll neuer, frischer Lebenskraft. Ob's vielleicht die Frühlingswinde getan haben? Wie dem auch sei — am vorigen Dienstag versammelten sich viele dem Verein treu gebliebene Mit glieder im „Ring", um an der lang vernach lässigten Ausgabe, den Ort zu heben, zu ver schönern, eifrig weiterzuarbeiten. Zu aller Freude konnten zu Beginn der Sitzung acht neue Mitglieder ausgenommen werden. Möge dieser erfreuliche Anfang ein gutes Zeichen für das Fortbestehen des Vereines seinl Gar manche Aufgaben harren ihrer Lösung. Jeder mann wird, ob er allein oder in Gesellschaft, am Tage oder gar in Nächten ohne Gas beleuchtung die Radeburger - Straße durch schritten hat, empfunden haben, daß der Fuß weg am Hause des Herrn Küllmer ein Hinter- niS bildet, das dringend beseitigt werden möchte. Eine andere Notwendigkeit ist, für die Mädchen einen Badeplatz zu schaffen, denn die Stellen die bis jetzt von den Mädchen ausgesucht wurden, sind aus mancherlei Gründen unge eignet. 4 Mitglieder deS Vereins haben über nommen, diese Angelegenheit baldigst zu regeln. Als nächster Punkt stand auf der Tagesordnung: Vorschläge fürs Oberdorf, evtl. „Spielplatz". Wiederholt ist dem OrtSverein vorgeworfen worden, daß er nichts für das Oberdorf schaffe. Zu dem muß bemerkt werden, daß im Ober- dorfe wenig Interesse am OrtSverein zu herrschen scheint, denn es ist durch wenige Mitglieder im Verein vertreten und diese waren auch in letzter Sitzung nicht anwesend. Deshalb mußte der oben erwähnte Punkt von der Tagesordnung abgesetzt werden. Doch soll die nächste Versammlung, die am 8. Juni im Hirsch abgehalten werden wird, nochmals mit Vorschlägen aus dem Oberdorf« sich befassen, und wie in der Sitzung, sei auch hier die Bitte ausgesprochen, daß das Oberdorf dem Verein in Zukunft mehr Interesse entgegenbcingen möchte als bisher. Die vom OrtSverein auf gestellten Ruhebänke sind durch natürliche Ab nutzung, leider auch durch rohe Zerstörungs sucht vielfach beschädigt. Sie sollen in den nächsten Tagen auSgebessert werden. Zugleich werden nach eine Anzahl neuer an schön ge legenen Orten ausgerichtet werden. Ferner wurden noch verschiedene, den Verein betreffende Anträge erledigt, sodaß die erste ordentliche Ver sammlung des Ortsvereins eine arbeitsreiche, aber auch arbeilSsrohe genannt werden darf. —* Das Frühlingssest unseres Turnverein- Hat wieder einmal den guten Ruf des Vereins gefestigt. Alt und Jung sind auf ihre Kosten gekommen und der Frohsinn trug auch diesmal den Sieg über allerlei mitgebrachten Griesgram davon. Die Turner zeigten am Barren gute Uebungen und entzückten mit den prachtvoll wirkenden Marmorgruppen und die Damenab teilung bot so viel Reizvolles, daß ihr unstreitig die erste Lobhymne gebührt. Der Verein hat in seiner Damenabteilung eine Schar froher Menschenkinder, welche ganz besonders befähigt sind, für dir Turnsache zu begeistern. Denn in unsern Turnerinnen steckt die rechte Freude am Turnen. Denn nur diese vermag solch reizende Darbietungen wie die flotten Stabübungen, üen netten „Kaffeeklatsch" und das allerliebste Zweispiel „Joseph im Gehrock" zu schaffen. Herr Kaiser erfreute wieder mit seinem präch tigen Gesang. Die Ottendorfer Kapelle gab herrliche Musiknummern zum Besten und das Schlußtheaterstück machte die Sache vollends fertig. Lachen hieß die Parole und im An schluß daran kam das Erfreuen! Zuerst an fröhlichem Tanz und dann an der alten herz lichen Turnergemütlichkeit, die auch diese Ver anstaltung wieder zu einer rechten echten Turnerfeter gestaltete. Großröhrsdorf. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist in dem Photo graphischen Atelier des Herr Krzywinöki auf der Großmannstraße ein EinbruchSdiebstahl aus- gesührt worden. Der Dieb, der sich durch ein kleines Fenster hindurchgezwängt hatte, um Einlaß in das Atelier zu erlangen, hatte es augenscheinlich weniger auf Geld oder andere Wertsachen abgesehen, die er unberührt ließ, als vielmehr auf das im Atelier zu photo graphischen Zwecken ausbewahrte Gift, von dem er einige Fläschen mitnahm. Ob sich die nach einer gewissen Richtung hinweisenden Verdachts momente über die Person des Täters und die Ursachen der Tat bestätigen, muß abgewartet werden. Leipzig. In Portitz versuchten in der vorletzten Nacht Einbrecher in die Wohnung der sechzigjährigen Witwe Eismann einzudringen, wurden aber verscheucht. Gestern Morgen wurde die Witwe tot aufgefunden. Die Arme waren mit Niemen an die Oberschenkel festge bunden. Anscheinend sind die Diebe wieder zurückgekehrt, doch steht noch nicht fest, was geraubt worden ist. Aus Leipzig wurde ein Polizeihund an den Tatort geführt. In einem Stellenvermittelungsbureau in der Branden burger Straße wurde der 21jährige, aus Frei berg gebürtige Stallschweizer Ernst Artur Schwinger als dringend verdächtig, den Mord in Portitz begangen zu haben, verhaftet. Ein zweiter Staüschweizer, anscheinend dessen Kom plize, ist ebenfalls festgenommen worden. Schwinger unternahm bei seiner Verhaftung einen Fluchtversuch, konnte aber wieder sestge- nommen werden. Plauen. Der Mörder Rietzen, der lin Falkenstein die Kellnerin Heinrich ermordete, ist dem hiesigen Landgerichtsgefängniü zugeführt worden. Die Obduktion ergab, daß der Tod durch Verblutung herbeigesührt wurde. Der Mörder weigerte sich hartnäckig, die Leiche be- huss Rekognoszierung anzusehen. Vie geraubten küsse. „Hör Marie," hat d' Muatter g'sagt, „Was hau — n — i seaha müsta, Wear wird se all am hellen^Tag Von a Mannsbild lassa küsial Wenn me will a rechts Mädle sa, So sind dies keine Sache! I sag' Der's ernstlich, tua mer ma Math solche G'schichte mache!" „Ei Muatter!" sait d' Marie d'rauf, „Ihr hant meger guat schwätza! I macht dock wisse wie — a — i mi Hat könne widersetza! Wia — n i bi über unsern Hof Mit zwoi Giaßkanne gange, So kommt de Jörg und schwätzt koi Wort Und hat mi gleih umfange: D'rauf hat er gepackt me unterm Kinn Und hat a'gsange z'küsse, Und i mit mein Kanne Han Mer's g'salle laste müsse." „Was g'falle laste!,, d' Mutter sait, „Jetzt wenn i dös muaß höre! Hätt'st Deine Kanni falle lan, So hätt'st De könne wehre! Do sait d' Marie und tuat derbei Beschämt es Köpfle senke, „Mer ko doch, wenn's an'S Küste geht, Au net an Alles denka!" Kirchennachrichten. Sonntag, den 8. Mai. Ottendorf-Okrilla. Vorm. S Uhr: Predigtgottcsdienst. (Pfarrer Schneider aus Dresden.) Medingen. Vorm. ^/,8 Uhr: Beichte. Vorm. 8 Uhr: Predigtgott-sdienst und Feier des heiligen Abendmahls (besonders für die Jugend.) Großdittmannsdorf. Vorm. 11 Uhr: Predigtgottesdienst. 770 ?erg- 20^ Diese Aend-rungen der Bauordnung erregen viel Widerspruch und selbst die Begründung, daß die Bauordnung den ländlichen Charakter der Ortes wahren wolle, kann wenig für die Ordnung sprechen. Man führt sogar an, daß ja auch Trottoire gebaut werden müssen, die auch nicht dem ländlichen Charakter entsprächen. Weiter hält man die vorgeschriebene Bauplatz- größe für zu hoch und auch bezüglich der Nutzbarkeit solcher Gebäude glaubt man gegen andere Gemeinden benachteiligt zu sein. Be sonders deshalb, weil das au-gebaute Dach nur eine Wohnung enthalten soll und sei dann doch das Ausbauen des Daches zu teuer im Verhältnis zum Nutzen. Es waren weiter die Erhebung einer Bauabgabe von 60 Pfennigen pro laufender Meter vorgesehen worden, um der Gemeind« die aufgebotenen Kosten für Baupläne in gewisser Beziehung wieder zuzu- jühren. Mit 8 gegen 4 Stimmen wird beschlossen, von Einhebung einer Bauabgabe abzusehen. Eine Regelung von Steuerangelegenheiten des Herrn Fabrikbesitzers Max Walther, der irrtümlich in 2 Gemeinden Kirchensteuern zahlen soll, wird beschlossen und gleichzeitig wieder einmal die Vereinigung der 3 Gemeinden angeregt. Ferner ein Gesuch um Gewährung des sogen. Beamienfünftels mit dem Hinweis auf den jetzt veröffentlichten (Ottendorfer Zeitung) 2. Nachtrag zu dem Regulativ über Aufbringung der Gemeinde- und Armenanlagen abgelehnt. Sausachen: Herrn Beer wird bedingungslos gestattet, eine Lreppenveränderung vorzunehmen und zwei weitere Bausachen werden dem Bau- ausschuß übergeben. Der Bauausschuß stellte die. durch die Rohrlegung entstandenen Schäden an den Straßen fest und beschließt man, diese durch den Straßenwärter beseitigen zu lasten und die Kosten von der Gasanstalt einzufordern. Am Eingang der Radeburger Straße sollen einige Ovstväume gepflanzt werden, Bezüglich der Beleuchtung wird Herr Gemeindevorstand Richter auf seinen Vorschlag beauftragt, zu veranlassen, daß im Bedarfsfälle auch im Monat Mai die Laternen angezündet werden. Ein Widerspruch gegen einen Oblastenbuch-Eintrag wirb adgewiesen und die Entscheidung der Königlichen Amtshauptmannschaft überlasten. Zur Fertigstellung der Straße an der Gasan stalt wird Frist bis Ende September d. I. bewilligt, da die Beschaffung von Klarschlag auf Schwierigkeiteu gestoßen ist. In nicht öffentlicher Sitzung werden Hypothekensachen, Armensachen und eine GemeinderechnungS-An- gelegenheit behandelt. —* Lange Zeit hindurch fragten viele Leute Holzversteigerung auf Laußnitzer Ltaatsforstrevier. Im Kvist „rum svkwsrren ^ätvr" iu LömAsbeüek sollen Dienstag, den fO. Mai, von vorm. 9 Uhr an Rm. birk. und 10 Rm. w. Brennscheite, I. Rm. birk. und 555 Rm. w. Bcennknüppel, I Rm. birk. und 11 Rm. w. Zacken, 1 Rm. birk. und 63 Rm. w. Aeste, 22,0 W-llenhdt, Brennreisig, 9 Rm. birk. und 638 Rm w. Stöcke und Mittwoch, den U- Mai, von vorm. 9 Uhr an ^83 w. Stämme 11/40 cm Mistenst, 76 birk. und buch. Klötzer, 13/30 cm Oberst., ^8 w. Klötzer 7/53 cm Qdnst., 190 ficht Derbstangen 8/13 cm Unterst. Schläge in Abteilungen 2, 7. 12, 15. 46 und 60 und Einzelhölzer in den Abteilungen 69, 70, 71, 82 und 84, 8vkortiK6 LtzLiMuuK versteigert werden. I-LU88oil2! uuä Lloritrrdurz, am 26 April 1910. Migl. forltttvlervenvattung. Migl. ksrsttemam. oß 0 Ml* Seitliches und Sächsisches. Vtiendorf-Gkrilla, den 7. Mai Stfftltlliche Gmtmdtr-tsfitzun-. Gestern Wag Ab-nd fand eine Sitzung unserer ^meindevertretung statt, die seilens des Herrn ^nieindevorstandes Richter mit der Mitteilung Öffnet wurde, daß die Gemeinde Ottendorf- >itzdorf pro Jahr 1910 357,58 Mark ^iülisteuer zu entrichten habe. Es sind die» , Prozent, also 1 Prozent mehr al» im Vor- We. Weiter wird mitgeteilt, daß dec Nach- zum Ortsstatut, die Veröffentlichung der Wichen Bekanntmachungen betr. die obrr- Wdliche Genehmigung gefunden hat, sowie 7° der Nachtrag zum Anlagen-Regulatio ebrn- Wi genehmigt worden ist. Dem erneuten ^suchen um Wetterführung der neuen Züge W Hermsdorf nach Moriydorf ist mit der Gründung, daß der „geringe Moritzdorfec ^kkehr «ine Rentabilität dieser W-ilerführung Wne", wieder ablehnender Bescheid ge- Wen. -Mn erblickt jedoch in dem Passus ,5 Zuschrift, „daß die gewünschte Weiter. Wung für oen Sommer 1910 unmöglich sei", W Hoffnung, daß der Winterfahrplan die Füllung diese» Wunsche» bringen werde, die» besonder« auch darum, weil auch Grund- nnd Hausbesitzecoer-in auf sein Wch ein ähnlicher Bescheid wurde, jedoch Wdem Zusatz, daß man für evtl, spätere Wcksichtigung, die Sache im Auge behalten Als nächster Punkt wird die OctSbav- Wng durchberaten, weil diese in einer von behördlicher Aufsicht geleiteten Sitzung der höhlten Gemeindeoertreter einigen Aender- Wn unterworfen worden ist. Es ist nach geänderten Ordnung in Zukunft nicht Wollet: 1. Da« Areal an der Radeburger W-che mit Fabriken zu bebauen. 2. Die Wvlatzgrößt muß betragen, (solange noch keine Schleusung eingeführt tst): für 1-Familienhau» gm., ,ür 2-Familienhaus 750 gM, für WomstirnhauS 900 HM. und für jede weitere Wilienwohnung 150 hm. mehr; 3. Von WM Fläche dürfen nur drei Zehntel bebaut Wm; 4. Die Errichtung von Einzelgebäuden W die Regel sein, Gruppenhäuser sind ver- kn und nur die Errichtung von Doppelhäusern W° gestattet. 5. Die Zahl der Geschosse darf nicht übersteigen und zwar 1 Untergeschoß, "olles Obergeschoß und ein ausgebaute» zWeschoß, letzteres jedoch nur mit einer W"ung. Für Fabriken können 2 Ober- ^chosse gestattet werden; 6. Wohnungen >m Geschoß höchstens zwei sein, im Dach- jedoch nur eine! Mansarde ist gestaltet. Amtlicher Teil. Abung der Pflichlfeuerwehr Sonntag, den 8. Mai d. I., früh 6 Uhr "or dem „gvkvarrell Koss." Besondere Aufforderungen ergehen nivtit. Xivtoersebslnen oder uopiinkMolltzs Lrsobeinen wird bestratt. Ottvlläork-OkriHs, den 4 Mai 1910. Der Vorsitzende des Feuerlöschverbandes. WUendorfer Zeitung Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. W des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Moritzdorf. M wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und öport" und „Deutsche Mode" ^uck u. Verlag -er Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Dkrilla. Klatt Amts Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins tsaus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend.