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Ottendorfer Zeitung. K H Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich §o pfg., zweimonatlich 80 pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer io pfg. o ! k -8 Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger o a Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags ,2 Uhr des Erscheinungstag«». Preis für die Spaltzeile io pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. K —— 0 !Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R. Storch in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Vkrilla. Ko. 141. Freitag, den 26. November 19o9. 8. Jahrgang. Donnerstag, den 25. Novbr., abends 8 Uhr öffentl. Hemeinderats-Sihung. Otteväork-Alorilräork, am 25. November 1909. Der Gemeindevorstand. Sparkasse Ottendorf - Moritzdors verzinst Einlagen mit 3»/, »/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1, und von 5 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten Einlagebücher fremder Sparkaffen werden kostenfrei übertragen. Oertliches und Sächsisches. Wahrheitsgetreue Mitteilungen sind der Redaktton stets erwünscht. Ottendorf-Okrilla, den 25. November My. -* Ja! — srüberl — Da war alles anders, so betonen mit Vorliebe die alten Leutchen. Und unsere Alisachsen sagen vielleicht noch: Su wie jetzt wor das freilich nich. Und dann sagen sie wohl sehr ost noch: Das Han mer bale ni gekannt, un wer west och und 's war früher och grade su schiene. Was mag Wohl den lieben Alien die Vergangenheit — da» „Früher" so begehrenswert machen Warum denken sie so gerne zurück? Es mutz wohl die Erinnerung sein. Sir sind alt und grau geworden. Aber in ihren Heizen sind sie fast immer jung geblieben. Oder wenigstens ver. Mag die Erinnerung sie wieder zu verjüngen. Und wir Jungen dürfen den lieben Alten, da ja nun doch elnmal das Kücken klüger als die Henne sein will, auch den Rat geben, recht oft sich diesem verjüngenden Erinnern zu widmen. Denn wenn das Herz jung bleibt und sich da» Verständnis für da» Gut- und Edle, was es in Jugendjahren begeisterte, bewahrte, so fühlt es nichts von Altern und Gebrechlichwerden. Dann haben wir Jungen auch noch Anteil da von! „AuS der Jugendzeit, aus der Jugend zeit — klingt ein Lied mir immerdar I" Die Erinnerung weckt die Freude über jene» Lied — da» uralte, das den Alten damals klang Und mit all seinem harmonischen Zauber heule die Jungen umfangen hält. Und die Alten lernen wieder mit den Jungen fühlen! Wie War da» Lied doch? Es war der Sang von ewigem Streben, dem alle» Menschliche unter worfen ist. Von Trachten und Sehnen nach Unendlichen blauen Fernen. — Vorbei für die Alten — uns Jungen noch vorgaukelnd! — Für sie: „O, wie liegt so weit, o wie liegt I» weit. — Was mein einst war!" Für un»: „Wenn auch der Frühling beut die letzte Spende — Die Nachtigall klagt leiser schon — Ahnend ihre« Glückes Sonnenwende - In Saaten blüht der Mohn — Wenn auch schon überm Scheitel steht die Sonne — Hell strahlend jetzt in gold'gem Licht — Der Lenz in seiner Abschiedswonne — Vergißt für uns dir Rosen nicht. Darin liegt ein solch be glückende» Hoffen. Und der Freudenschein dieses Hoffens auf die Rosen des Lebens ist so unendlich groß, daß er seine Strahlen er wärmend auch in die H-rzen unserer lieben Alten werfen kann. Noch einmal nehmen sie teil an unserem Freuen. Noch einmal leuchtet Mit ihnen die Sonne des Glücks. Und sie vergessen über dem Mitsreuen, daß die Sonne sich oft in all den langen Jahren hinter dunklen Gewitterwolken verbarg. Laßt euch recht oft von uns Jungen dieses Vergessen lehren — ihr habt uns ja so unendlich viel Bessens ge lernt. Aber wir haben wohl nichts Besseres, als euch teilnehmen zu sehen an unserer Freude! Wollt ihr?I Hat man euch nicht auch schon einmal fühlen lassen, daß alte Leute „sonderbar" werden! Habt ihr nicht auch früher eure lieben Alten nicht verstehen können, weil sie ander» waren, als ihr?! Wäret ihr immer so, wie ihr es heute gerne von uns wünscht!? -- Walt ihr UN» helfen, euren Wünschen die Erfüllung zu bringen? Wohl gerne, denn ihr wißt bester, daß es oft un sagbar schwer ist, euer und unser Empfinden aus gleichen Ton zu stimmen. Wünscht ihr solch harmonischen Gleichklang? Dann nehmt an unserem Erfreuen, an unserem Hoffen und Wollen noch einmal mit teil!! Wollt ihr?! — * Weihnachts-Kataloge, Preislisten lange und kurze Offerten kommen jetzt ins HauS von allen Richtungen der Windrose her geflogen. Die Weihnachtszeit hat begonnen, das Wetter schaut weihnachtlich drein, die Hoffnungen der Geschäftswelt sind trotz der Klage von schlechten Zeiten die besten. Und selbst wenn beim Einkäufen die sogenannten Nützlichkeits- Artikel eine große, wenn nicht für viele die größte Nolle spielen, dkl Weihnachtsmann wird schon dafür sorgen, daß auch die poesie- oolle Seite zu ihrem Rechte kommt Da werden oenn, wenn auch sonst nicht immer eine Neigung dafür bestehen mag, die Kataloge studiert, und hinterher denkt manche Leserin und mancher Leser, wenn man nur das Geld hätte um alle die schönen Dinge zu kaufen! Da dieser Wunsch von den Heinzelmännchen ja nun wohl doch nicht erfüllt werden wird, so handelt es sich um das Was? Sagen wir auch hier, wie in so vielen Dingen des praktischen Lebens, daß Probieren über Studieren geht. Mit anderen Worten! Richten wir uns nicht nach den Buchstaben, sondern sehen wir es uns an. Eine Reise nach den Städten, aus welchen die Kataloge kamen, können wir ja doch nicht unternehmen, also suchen wir unsere Heimstätte des Weihnachtsmann-s, die Geschäfte am Orte, welche ihre WcihnachtSauSstellung und ihren WeihnochtSverkauf eröffnet haben, in dieser oder in nächster Woche auf und sehen wir uns an was e» neues gibt. Da sind die Läden noch nicht überfüllt, jeder kann schnell einen Einblick in Christkinds Gaben tun und er hält auf alle seine Fragen rechte Auskunft. Es ist ja gar nicht erforderlich, nun die aus- gewählten Sachen mit nach Hause zu nehmen; wenn sie den neugierigen Blicken daheim ver borgen bleiben sollen, dann können sie auch eingepackt und wohlverwahrt bis kurz vor den Feiertagen im Laden bleiben, So hat man seine Ruhe, die Oual der Wahl ist vorbei und der Umsatz daheim am Orte ist gefördert. —* Eisenbahnmaterial für Sachsen. Sehr starke Neuanschaffungen sind für die sächsischen Staatsbahnen für die Finanzperiode 1910/11 vorgesehen. Der ordentliche und außer ordentliche Etat sehen vor 68 Lokomotiven. 52 Tender, 273 Personenwagen, 50 Gepäck wagen, 4612 vollspurige Güterwagen, 60 schmalspurige Güterwagen und 60 schmal spurige Rollwagen. Die vermehrte Ein stellung leistungsfähigerer Lokomotiven und die schweren Personen« und Güterwagentypen werden auch einen ganz wesentlichen Mehr verbrauch an Heizmaterial usw. erfordern. Da die Staatsbahnwerkstätten selbst nur verhältnis mäßig wenig produzieren können, so wird der größte Teil der heimischen Industrie zufallen. Cunnersdorf. Heute früh wurde der dem Trünke ergebene frühere Tischler Sch. zwischen Cunnersdorf und Medingen ertrunken aus der Röder gezogen. Anscheinend ist der Mann in der Trunkenheit in das Master ge- gestürzt Dresden Wegen der vorherrschenden höchst ungünstigen WitterungSverhältniste und wegen des Umstandes, daß nach den Wetter karten keine Aussicht auf Besserung der Wetter- verhältniste besteht, muß der von der Deutschen Luftschiffahrtsgesellschaft m. b. H. in Dresden für den 27. und 28. November geplante Schauflug des deutschen Meisterflieger», Ingenieur Grade bi» aus weiteres verschoben werden. Bretnig. Einen gräßlichen Selbstmord versuch unternahm hier ein Dienstmädchen, in dem «S sich die Pulsadern öffnete und sich dann zu ertränken versuchte. Es konnte aber noch rechtzeitig gerettet und in ärztliche Be handlung gegeben werden. Sayda. Der WirtschaftSbesitzrr Ernst Köhler in Sayda hatte zu Ehren erschienenen Besuchs eine Flasche Wein aus dem Keller geholt und halte seinem Besuche zugetrunken, als er auch schon laute Schmerzensrufe ausstieß In der Flasche war Salzsäure gewesen, die der Unglückliche, da er nichts riecht, hinunter geschluckt und sich daher natürlich schwere Ver brennungen im Innern zugezogen hatte. Leipzig. Ein Raubanfall ist gestern nach mittag gegen halb 6 Uhr in dem Grundstück Hospitalstraße 32 verübt worden Al» um diese Zeit eine bei einer dort wohnenden Herrschaft in Stellung befindliche Aufwärterin das HauS verlasten wollt«, um Einkäufe zu be sorgen, sprang ihr an der Hausflur ein un bekannter Mann entgegen, der sich in einer Nische am Keller verborgen gehalten hatte. Der Kerl drückte die Nichtsahnende gegen die Wand und stieß sie mit einem Instrument an dem sich ein Holzgriff befand, in die Brustgegend. Da» Instrument durchdrang die Kleidungsstücke des Mädchens. Die Urber- fallene trug eine, wenn auch unerhebliche Ver letzung davon, Der Strolch entriß seinem Opfer dann ein braunledernes Portomonnaie mit Klappverschluß, in dem sich ein Zwanzig markstück drei Pfennige und zwei Notizzettel befanden. Che sich die Ueberfallen« von ihrem Schreck erholen und um Hilfe rufen konnte, war der Täter entflohen. Limbach. Schlecht gelohnt worden ist einem Nadelmacher seine Gutmütigkeit. Er hatte einen obdach- und mittellosen Mann bei sich ausgenommen, ihm Speise und Trank ge geben und sogar noch sein Nachtlager mit ihm geteilt Am anderen Morgen mußte er die Entdeckung machen, daß der Gast mit der ganzen Barschaft, die der Gastgeber io seiner Kleidung aufbewahrt hatte, verschwunden war. Hohen st ein-Er, Die Entstehung des Brandes der Lieberknechtschen Maschinenfabrik ist noch nicht aufgeklärt. Die Fabrik bietet einen trostlosen Anblick- Verbrannt sind neben vielen Werkzeugen und Kleidungsstücken der Arbeiter auch noch 16 sertiggestellte wertvolle Wirkmaschinen, sowie eine Anzahl halbsertige Maschinen. Die Fabrik ist bei der Aachen- Münchener Gesellschaft mit 300 000 Mark ver sichert. Für di- brotlos gewordenen Arbeiter dürfte es schwer sein anderweit Arbeit zu bekommen da in den Maschinenfabriken der Umgebung alle Plätze besetzt sind Ehrenfriedersdorf. Ein reuiger Spitzbube ist ein Einbrecher, welcher dem Handelsmann Heidenfelder am Sonnabend einen nächtlichen Besuch abgestattet hat. Er schickte einer Mittelsperson in zwei Postpaketen die gestohlenen Sachen zur Aushändigung an den Geschädigten zu. Nur Uhr mit Kette, zwei Ringe und ein Klemmer fehlten. Für den letzteren hatte der Spitzbube 4 Mark beigelegt als den Erlös für den Klemmer. Dr Post abschnitt trägt als Absender offenbar einen falschen Namen. Die Zeitungs austräger nehmen schon jetzt Bestellungen auf die Ottendorfer Zeitung an. Für den Monat Dezember 40 Pfg. Pegau. Gutmütige Steuerzahler scheint e» in der Gemeind« Elstertrebnitz zu geben, denn lange Jahre hat der dortige Gemeinde- diener, Schul- und Kirchensteuer-Einnehmer Hermann Müller, in besten Familie die oben genannten Aemter seit drei Generationen „erblich" sind, die Steuerschraube immer noch ein wenig stärker angezogen. als Staat und Gemeinde dies haben wollten. Herr Müller schrieb die Steuerzettel aus, wobei er einfach höhere Beträge einstellte. Den dortigen Gutsbesitzer Günther hat er auf diese Weis« im Laufe von 20 Jahren um 2438,36 Mark erleichtert, und das Gericht nahm an, daß sich die Gesamtsumme der zu viel erhobenen Steuern auf 4 bi» 5000 Mark stellt. Die zu viel Besteuerten haben diejenigen Beträge, die von dem untreuen Steuererheber wieder er langt werden, an die Kirchenkaste abgetreten. Der Steuererheber hatte sich w«gen seine» Ver haltens gerichtlich zu verantworten. Da» Landgericht belegte ihn mit neun Monaten Gefängnis. Crimmitschau. Der hiesige Konsum- Verein „Eintracht" beschloß in seiner jetzt statt gefundenen Generalversammlung den Schnaps verkauf aufzuheben; die vorhandenen Vorräte werden noch verkauft. Wünschen darf. Ein Kalb mit zwei Köpfen wurde im Stalle de» Gutsbesitzer» Emil Schubert in Wünschendorf bei Lengefeld geboren. Das doppelköpfige Wesen soll mit der Flasche aufgezogen werden. Untersachsenberg. In Untersachsen berg im Bezirke de» Hauptzollamt« Eibenstock ist ein Anmeldeposten zur Entgegennahme von mündlichen Anmeldungen von Mehl und Back werk in den für Bewohner de» Grenzbezirk« nachgelassenen zollfreien Mengen errichtet worden. Vom Dermi Lekrtr. Im Herrenstübel drtnna Da sitzen'» all' beim Licht; Und da verzähl'n» vom Lehrer A schiechn neue G'schicht: A Dirndl, so zwölf Jahr alt, Bildschön, geht aus der Schul', Jetzt gibt ihr der a Bußl Wie's fürgeht bei sein Stuhl! A» Dirndl zürnt; der Lehrer Ja aa, wie ganz verschlag'» „Gelt", sagt er, „gel' du werft'» do'ch Nit deiner Mutter sag'n?" As Dirndl gront und blinzelt Mit sein« Aeugerl blau: „3 sag's nit meiner Mutter, „I sag'» scho — Ihrer Frau!"