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Ai n ß! er- Al r - r MV« Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend »k .0—s»«»»«' «ksch«kt M««». ««,, und Sonnabend. A^,,^Vr«io: Bieri,ljährNch -,so Mark, »,i Zustellun, durch di, Boten 1,— Wark. I« «all, hrhern Tewalt (Krieg od. sonst. L^d»^ch,r Tiörungtn d«» Betriebes der «*»««> der Li»f,rant<n od. d. Biförderunao- WmitWunß«,) hat d«r BestÄher keixn An« 8 "'s Ltet^ung od« -lachNeferun« d«r b W.ans d.»,M»«»r^«. llslerhsllngs- M Aizeigeblell Lernfprech-Anschlufi: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3(. Nummer 6 Freitag, den 16. Januar 1920 19- Jahrgang, Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29(48. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühl«, O«»G»VkRll« eine Be« Amtlicher Teil. Marken - Ausgabe. Die nächste Bro!-, Fleisch- und sonstige Lebensmittel- markenausgabt findet Areitag, de« 16. Ja«. 1920, vo« ade«ds >/,6->/,7 Ilhr statt und zwar: Bezirke I bi» V (Hau«-Nr. l—112O) in der neuen Schule zu Ottendorf, Bezirk VI (Ortsteil Moritzdorf HauS- Nr. 1—19) im Gasthof zum goldenen Ring. M Die Aushändigung der Marken erfolgt nur an er ¬ wachsene Personen gegen Vorzeigung der MarkenbezugS- ausweirkarten. Für verloren gegangene Marken wird kein Ersatz geleistet, die Marken sind daher sofort beim Em- pfange nachzuzählen Huk. Die nicht fristgemäß abgeholten Marken können vor — Mittwoch, den 21. Januar nicht verausgabt werden, da sich die einzelnen Markenlisten bis dahin noch in den Händen der Vertrauensmänner zwecks vorzunehmender Abrechnung U. MA. befinden. ,13. Ja« Httevdorf-Moritzdorf, am 14. Januar 1920. ' Der Gemeindevorstand. Ung. Reuefte» vom Tuge. zahlreiche! — Vor dem Reichstagsgebäude in Berlin sanden am Dienstag in Berlin anläßlich der zweiten Lesung Her Be- «tsvä. triebsrätegesetze« Kundgebungen statt. Zahlreiche Demon- strationszüge bewegten sich unter Vorantragung roter Fahnen und Schilder mit Aufschriften gegen da« BctriebSrätegesetz ind 40 dem Reichstagrgedäude, dessen Eingänge von der Sicherheitspolizei stark besetzt waren, während die Straßen um den Reichstag herum für den Verkehr freigelassen wurden. Von der Rampe de« Reichstagsgebäude» herab l wurden Reden gehalten, in denen scharf gegen das Betricbs- esdienste» rätegesetz in der vorliegenden Form Stellung genommen Schul ah> "urde. Gegen 3 bis 4 Uhr nachmittags versuchte die vor dem ReichrtagSgebäude demonstrierenden Menge in den ilienabe«! Reichstag einzudringen. Die Sicherheitspolizei pflanzte die ld Knabe« Bajonette auf und suchte die Menge zu zerstreuen. Da« die» iiden Vel jedoch nicht gelang, machte die Sicherheitspolizei von der wohltätig Waffe Gebrauch. Jnfanteriefeuer und Maschinengewehr räumten in kurzer Zeit den Platz, der von Toten und Ver- mundeten bedeckt war. Bis jetzt sind 42 Tote und 105 Verletzt,- zu verzeichnen. — Bald nach den blutigen Zusammenstößen vor dem Reichstag hat der Reichspräsident den Ausnahmezustand ver-j hängt, der sich auf das gesamte Reichsgebiet mit Ausnahme von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden erstreckt. — Durch- eine Bekanntmachung des Oberkommandos find die für Donnersiag, den 1b. Januar, dem Jahrestag der Ermordung Liebknechts und der Luxemburgs von den Parteien der unabhängigen Sozialdemokratie und der Kommunisten einberufene öffentliche Versammlungen und so genannte Gedächtnisfeiern verboten worden. Auch wird die Absicht, die Opfer des Kampfes von der National versammlung demonstrativ beerdigen zu lassen, von dem militärischen Befehlshaber unter allen Umständen vereitelt werden. — Der Reichspostminister bezeichnete in einer Unter redung mit Postbeamten bei jetzt 750, nächstes Jahr 1250 Millionen Fehlbetrag im PostverwallungshauShalt eine weitere Gebührenerhöhung als unausbleiblich. Er warme vor Beamtenstreiks, weil die Beamten dadurch die Grund rechte aufheben und sich den Arbeitern gleichstellen. Die nächste Streikfolge könne der Sturz der gegenwärtigen Re gierung sein; dann aber folgte die Erledigung des Be amtentums unter der folgenden radikalen Regierung. Es wird uns nicht» erspart bleiben. Wrr weroen die Folgen der Lohnsteigerungen an allen Ecken und Enden zu spüren haben. Die Erhöhung der Postgebühren wird nicht die einzige und einschneidendste neue Operation sein. Was werden wir sagen, wenn der Elsenbahnmimster mit neuen Verfügungen kommt, die den Gütertarif aus das Drei- bis Vierfache erhöhen.und eine Eisenbahnfahrt noch dreimal so teuer machen als heute? OerMche» uuo Sächsisches. Vttendorf-Okrtüa, dm zs. Januar „20. — Heute Abend 7 Uhr findet der Fumiltenabend des KindergolteSvienstes im Gasthof zum Hirich statt, worauf wir unsere Leser noch besonders daraus Hinweisen. — Ein bedauerlicher Unglückssall ereignete sich am ver gangenen Montag in Sersersdorf. Der Gutsbesitzer Frömmel war mit seinem Knecht und einer zweispännigen Fuhre Holz auf dem Heimweg begriffen, als der Wagen von dem herrschenden Sturm zum Umstürzen gebracht wurde und der Knecht unter den Wagen zu liegen kam. Dabei erlitt dieser derartig schwere Verletzungen das sein sofortiger Tod er- falate Von den für die Amtshauptmannschaft Dresden-N. einschl. der Stadt Radeberg auf die Zeit vom 21. Dez. 1919 bis 17. Januar 1920 ausgegebenen Nährmittelkarten werden beliefert: Abschnitt 33 der gelben Karte H. mit einem halben Pfund Kindergerstenmehl, Abschnitt 33 der roten Karte L mit einem halben Pfund Haferfabrikaten, Abschnitt 33 der grünen Karte L mit einem viertel Pfund Haferfabrikaten und 3 Suppenwürfeln (Knorr, Maggi und dcrgl.), Abschnitt 33 der blauen Karte v mit einem halben Pfund Gries. Die Anmeldung für diese Belieferung hat seitens der Verbraucher spätestens bis zum 17. Januar 1920 in einem Kleinhandelsgeschäft zu erfolgen. Laußnitz. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag voriger Woche haben Diebe hier drei ver« schiedene Einbrüche ausgeführt. Bei Gutsbesitzer Karl Richter (Nr. 42) ist ein starker Handwagen gestohlen worden, sodann bei Gutsbesitzer A. Ettrich (Nr. 43) sind Korn, Kartoffeln und Aepsel gestohlen worden; bei Gutsbesitzer Thronicke (Nr. 45) ist die verschlossene Scheune aufgebrochen worden; hier ist von den Dieben Beute nicht gemacht worden. Mutmaßlich ist die Diebesbeute auf dem gestohlenen Handwagen nach auswärts geschafft worden. Radebeul. Hier konnten am 12. Januar früh zwei fremde Personen veihattet werden, die in der Nähe von Coswig aus einer Feldscheune einen Elektromotor gestohlen hatten. Schmilka. Das Elbhochwafser überschwemmt di« nach der Landesgrenze führenden Elbstraßen. HerrnSkretschen steht größtenteils unter Wasser. Schandau. Die Elbe überschwemmt die Gärten und Wege der Elbhotels und steht bereits nahe am Markt platze: Lhemnitz. Am Montag früh sind sämtliche Arbeiter der hiesigen Prestowerke entlassen worden. Die Direktion hatte es abgelehnt, zur Bewilligung einer von der Arbeiter schaft geforderten Beschaffungsbeihilse Stellung zu nehmen und wollte Verhandlungen lediglich von den Organisationen geführt haben, um die Frage der Beschaffungsbeihilfen ein heitlich geregelt zu wissen. Die Arbeiterschaft verweigerte daraufhin die Akkordarbeit, worauf die Firma sich zur Aussperrung der Arbeiter veranlaßt sah. Annaberg. Von einem einfahrenden Güterzuge wurde auf dem hiesigen Bahnhof der Weichenwärter Achmann während eines heftigen Schneegestöbers überfahren, sodaß er b.'ld daraus sia'^- s Amt»- :r konnte Kopf in er Brust. Zimmer, bewußt, t gesteckt chen und c eben zu Zalthasar l Fenster sen war, chmutzige >a« sollte Vetter in absehbar »gelegen- verzichtete t an die noch nie t Bücher- i hatte sie Inhalt« t, al« sie tdern ge- -gen, al» Sie nahm l Inhalt, nd Gut«- > 1824." Mm ein Eröe. Novelle von Karl Meisner. t«) (Nachdruck verboten.) Je «ehr sich Btnchen in den Inhalt vertiefte, desto glän zender wurden ihre Augen, desto fieberhafter verschlang sie die Zeilen, besonder« der ätzten Seiten. Al» sie zu Ende war, sprang sie auf und klemmte ihr weiße« Taschentuch oben ur da« Fenster " da» verabredete Zeichen war gegeben. Ein freudige« Gefühl durchbebte sie und sehnsüchtig blickte sie über den Graben nach dem Walde zu. Träge schlichen die Stunden dahin, die Dämmerung senkte sich mit grauem Schleier über die Erde — kein Zeichen wurde der Gefangenen gegeben, Dunkel brach die Nacht herein und noch immer harrt Binchen darauf, daß sie Antwort auf ihr Zeichen erhälte. Ein Licht wagte sie nicht anzuzünden, doch packte sie, einem inneren Drange folgend, ihre Sachen zusammen. Da» Tagebuch legte sie oben auf den gefchloffenen Koffer. Die alte Schloßuhr schlug mit dumpfen Schlägen zwölf mal. Da «ar e« Binchen, al« höre sie draußen in dem trägen Wasser ein ungewohntes Plätschern. Sie lauschte aufmerk samer hin, al« ein Steinchen gegen das Fenster klirrte. Leise öffnete sie «inen Flügel und bog sich vorsichtig hinaus. „Fräulein, sind Sie es," klang eine flüsternde Stimme vor ihr. Leise bejahte sie, „Soll ich zu Ihnen hinaufklettern oder wollen Sie zu uns herunlerkommen?" Binchen hatte nur die Absicht gehabt, Herrn Dittert das inhaltsreiche Tagebuch zu geben. Jetzt aber sagte sie, kaum bewußt, was sie nun eigentlich wollte, ganz dem augenblick lichen inneren Trieb folgend: „Ich möchte zu Ihnen kommen, wenn e« ginge. Ich mag in diesem Hause der Schande und der Schlechtigkeit nicht länger leben." „Wir find hier mit einem Kahn. Wenn sie sich auf die Fensterbrüstung setzen und uns die Hände reichte», könnten Sie leicht tu den Rachen gelangen." „Ich will es tun. Vorher aber möchte ich erst noch einen wichtigen Gegenstand in Sicherheit bringen und Ihnen übergeben." Balthasar Dittert verstand sie falsch. Deshalb entgeg- nete er: „Gewiß! Wenn sie Ihre Sachen schon eingepackt haben, so reichen Sie uns dieselben heraus. Platz ist genug im Kahn. Over können Sie dieselben nicht allein hochheben?" „Doch, doch, es geht schon," entgegnete Binchen, schloß schnell noch einmal den Koffer auf und legte das Tagebuch hinein. Dann band sie sich ein Tuch um den Kops und hob den Koffer auf die Fensterbrüstung. Vor ihr tauchte Ditters Kopf auf. Er mutzte anscheinend mit den Füßen auf die Schuller seines Begleiters gestiegen sein. Als der Koffer und ein kleine» Paket mit der Handtasche geborgen war, kletterte sie selbst auf das Fensterbrett und wurde mit starken Armen leicht in den Kahn gehoben. „Um unnötige» Geräusch zu vermeiden, fahren wir wohl gerade hinüber," fragte Dittert. „Ich halte das nicht für gut," entgegnete Hermann, der mit im Kahne war. Besser ist es, wir fahren den Kahn wieder an seine alte Stelle und binden ihn dort an. Dann können morgen sich die klugen Leute im Schloß den Kops darüber zerbrechen, wie das Fräulein über oaS Wasser gekommen ist. Vielleicht suchen sie den Graben ab und meinen, sie wäre er trunken. Da» würde dem Schmutzloch mal gut tun, wenn es gründlich aufgerührt würde." Balthasar Dittert stimmte ihm zu. Fast geräuschlos ruderten sie den großen Kahn an seine alte Stelle und be se'tigten ihn dort mieden. Dann schlichen alle drei davon, nachdem Hermann den Koffer und Dittert das kleine Paket nahm. Da« Dunkel des Waldes nahm sie aus. Dort reichte Dittert Binchen den Arm. „Nach der Ausregung des Tages wird das Berganklettern in der Finsternis Sie anstrengen", sagte er. „Deshalb ist es auch besser, Sie reden jetzt nicht. Droben in der Ruine können Sie mir früh genug berichten, was vorgesallen ist und weshalb Sie schon so schnell das Zeichen geben mußten." Binchen ging gern darauf ein, dankbar für die so zarte Rücksichtnahme. Sie war auch wirklich so aufgeregt, daß ihr das Sprechen recht schwer geworden wäre. — In der Schutzhütte, die sie zunächst betraten, begrüßte sie ein herz liches „Willkommen. Der alte Friedlieb war e», der dort ein mächtiges Feuer unterhielt. Als Binchen sich wieder an dieser Stelle befand, fiel es wie eine Zentnerlast von ihrem Herzen. Als sie so im Kreise der ihr lieb gewordenen, treu herzigen Menschen stand, schien alle Sorge, alle» Leid von ihr gewichen zu sein. Balthasar Dittert fragte, ob sie erst noch einige Stunden in der Ruine ruhen wollte, doch sie lehnte dankestd ab. Die herrliche, warme Herbstnacht würde sie gerne durchwachen, ohne müde zu werden. „Wie Sie wünschen", entgegnete er. Hermann verabschiedete sich auf einige Stunden, da er unter einem Felsüberhang in der Nähe schlafen wollte. Friedlieb machte es sich bei seinem Feuer bequem, und Binchen faß mit Dittert in der Schutzhütte, die durch einen flackernden Kienspahn notdürftig erhellt wurde. Sie erzählte ihm den brutalen Ueberfall im Walde Md die Drohung Wolnys kurz, desto ausführlicher aber die Ereignisse de» letzten Tages. Dann stand sie auf und holte aus ihrem Koffer das Tagebuch und überreichte es ihm. „Ich hoffe, Ihnen mit diesem Buch einen kleinen Gegendienst erweisen zu können. Vielleicht ist es in ihrer Hand eine Waffe, stark genug, Ihren Vetter zu entlarven und Ihr verlorenes, schmählich geraubte- Erbe wieder zu gewinnen. Gehen Sie jetzt in Ihr Zimmer und lesen sie es ausmerksam durch. Es wird Ihnen schon die Lektüre vllein eine große Genugtung sein für das große erlittene Unrecht. (Fortsetzung folgt.)