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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend »k ,O—«rsch.kit Dt<„< »""«"lag and Somia».nd. L.« Mar», »«i Austellung »mch di« Daten Mar». I« Gewalt <^neg od. sonst. ^««d»»>ch»r SIükang,n d<» Betriebe» der "'«seranien od. d. Befördemn»»- der Benetzer »ein«. An» °°" «»Kt«^un« »«r a"**» »»s Mßcktahl»», d. O«»ei»»»r«tt»». UiterhöltWS- NS Aizeigeblatl ^entsprech-Anschluß: Amt Hermrdorf b. Dr. Nr. 3(. Postscheck-Uonto: Leipzig Nr. 29 (48. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Atchl«, Gmß VklKIa Nummer Mittwoch, den 28. Januar ^920 19- Jahrgang Amtlicher Teil. Boden-Bersteigerung. Auf der Lomnitzerstraße sollen S-nutag, de« 1. Aeöruar d. A., vor«. 11 Mr, die daselbst ausgebreiteten Bodenmaffen an die Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Versammlung der Bieter: Lomnitzerstraße, Ortsausgang. Ht1e»b-rf-M»ritzd-rf, am 27. Januar 1920 Der (kememdevorksnd Neneste» vom Tage. — Auf den Reichsminister Erzberger wurde nach Schluß der gestrigen Verhandlung um halb 3 Uhr nachmittag» vor dem alten Kriminalqericht Ali-Moabit ein Revolverattentat verübt. Ein Unteroffizier gab au» unmittelbarer Nähe auf Erzberger, welcher im Begriff war, sein Auto zu besteigen, zwei Reoolverschüffe ab, von denen ein Schuß den Minister in die Brust traf. Erzberger wurde sofort von seiner Be gleitung in seinem Auto zur nächsten Unfallstation gebracht. Der Täter wurde von der Sicherheitspolizei verhaftet, um der Kriminalpolizei vorgeführt zu werden. Ueber die Be weggründe zu dieser Tat befragt, gab der Täter an, daß Deutschland von Erzberger befreit werden müßte. Ihn hätten nur politische Motive zu dieser Tat bewogen. Der Täter ist 21 Jahre und ist der frühere Fähnrich Oltwig von Hirschfeld der in Steglitz bei seinen Eltern wohnt, fest gestellt. — Der Wirtschaft-Minister Schwarz erlitt am Sonntag in Mügeln einen schweren Unfall, der seine sofortige Ueber» führung in das Krankenhaus Heidenau notwendig machte. Bei dem Fall hatte er sich eine Gehirnerschütterung und Verstauchung der Wirbelsäule zugezogen, sodaß er länge-e Zeit bewußtlos war.. Auch der eine Arm ist verletzt. Der ihn behandelnde Arzt hofft, ihn in etwa vier Wochen wieder so weit wiederhergestellt zu sehen, daß er seine Geschäfte wieder ausnehmen kann, inzwischen wird ihn Arbeittminister Heldt vertreten. — Die groben landwirtschaftlichen Körperschaften richten hiermit den nachstehenden Aufruf an alle Landwirte: Die Lage unserer Brotversorgung ist gegenwärtig äußerst ge spannt. Die greifbaren Vorräte der Reich-getreideftelle reichen nur bis zur zweiten Hälfte Februar und wenn die Lieferungen nicht ganz erheblich steigen, müßten schon im März oder April Stockungen in der Brotoersorgung der Städte eintreten. Da» würde das Signal zu neuen Un ruhen und damit zum Zusammenbruch unserer Volkswirt schaft geben. Di« deutsche Landwirtschaft wird und muß dieser Not steuern, soweit e« in ihren Kräften steht. Wo der Ausdrusch noch im Rückstände ist weil bisher Arbeits kräfte und Kohlen fehlten, muß alle« daran gesetzt werden, letzt in der kurzen Spanne bi» zum Beginn der Früh jahrsbestellung den Ausdrusch zu Ende zu führen und so rasch al« möglich abzuliefern. Wir richten an alle Land wirte die dringende Aufforderung, di« jetzige Notlage zu überwinden. E» ist Vorsorge getroffen, daß die nötigen Druschkohlen und sonstigen Betriebtstoffe zugeführt «erden und der erforderliche elektrische Strom zur Verfügung ge stellt wird. So weit dies nicht der Fall sein sollte, wende man sich telegraphisch an die Reichsgetreidestelle. Wa« Ansang Januar der Berliner Oberbürgermeister und fast gleichzeitig der frühere Unterstaatssekretär von Braun in einem Artikel im roten „Tag" au«gesprochen hatten, da» wird also jetzt von dem Deutschen Landwirtschafttrat und anderen führenden landwirtschaftlichen Körperschaften bestätigt. Wir gehen einer besorgniserregenden Krist« in unserer Broter nährung entgegen, wenn ander« e« nicht gelingt, im letzten Augenblick durch besondere Maßnahmen die drohende Gefahr noch zu beschwören. Die sächsische Regierung hat bereit« eine Verfügung über die Freigabe elektrischen Strome« sür den Druschbetrieb erlassen — Bei der Beratung de« Gesetzentwurfes der Regierung, durch den die Kosten für die Ueberwachung«au»schüffe den Gemeinden auferlegt werden sollen, wie« der Abgeordnete Beutler (Dtschntl- Vp.) auch darauf hin, daß e« nötig sein würde, bei der Ausschuß Beratung diese« Gesetzentwurfes die AM zu prüfen, ob und inwieweit bei der Au«wayl oer Mitglieder dieser Ueberwachungsau-schüffe nicht etwa auch der Bock zum Gärtner gemacht worden sei. Diese Frage machte den Wirtschaft-Minister Schwarz sehr nervös und hat wahrscheinlich mit dazu beigetragen, daß er sich daran- schließend bi, zu seiner bekannten Hängeausforderung yerstteg. Daß aber die Frage der Abgeordneten Beutler sehr be rechtigt war, wird bewiesen durch die jetzt bekannt gewordene Tatsache, daß eine» der ständigen, d- h. gegen hohe Bezüge fest angestellten Mitglieder de« Ueberwachungsausschuffes bei der Kreishauptmannschast Dresden sein Amt niederlegen mußte, weil bei der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Schwarzschlächterei gegen ihn anhängig gemacht worden ist Minister Schwarz betonte seinerzeit in der Volkskammer autdrücklich, daß er sich die Auswahl der ständigen Mit glieder der UeberwachungSausschüffe Vorbehalten müsse und daß ihm für diese Aemter Gewerkschaft-sekretäre als die ge eignetsten Anwärter erschienen Dementsprechend war auch die Besetzung der Posten bei der Kreishauptmannschast Dresden erfolgt. Recht interessant ist übrigen» auch, daß auf einer kürzlich abgehaltenen Konferenz der Mitglieder der örtlichen UeberwachungSausschüffe mehrere Genossen-Ausschuß- Mitglieder bitter darüber Beschwerde führten, daß ihnen gc- rad« au» den Kreisen ihrer Parteigenoffen herau» so arge Schwierigkeiten bereitet^würden,^ undßdaßKIe deshalb froh wären, wenn sie vonMrem Amt entbunden würden. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Dkrilla, den r?. Mannar >»2o — Leuchtölverteilung in der AmtShauptmannschast Dresden-Neustadt. Im Bezirke werden beliefert die Ab schnitte 4 der roten Leuchtölkarte mit 3 Liter, der blauen Leuchtölkarte L mit 1 Liter und der grünen Leuchtölkarte L mit 2 Liter Leuchtöl. Da« Leuchtöl wird nach und nach den Verkaufsstellen zugeführt. E« ist gegen Vorlegung der Leuch! ölkarte und Abgabe de» Abholabschnitte» in den Ver- kaufsstellen abzuholen. — Fünf Jahre Bl olkarte. Ein eigenartige» Jubiläum durste am Sonnlag die B-völkerung des deutschen Reiche» begehen- das fünfjährige Bestehen der Brotkarte. Am 2b. Januar 1S1b wurde im ganzen Reich angeordnet, daß fortan die Abgabe von Brot und Mehl nur noch gegen Karten bezw. Kartenabschnitte zu geschehen habe, mit anderen Worten, daß das Brot und Mehl rationiert werde. Damals war, da» darf keinem Zweifel unterliegen, die Einführung der Brotkarte eine unbedingte Notwendigkeit, wenn ander» nicht dem Reiche schon bedeutend früher der Zusammenbruch seiner Ernährung»wirtschaft hätte drohen sollen. Die Brot karte wurde der Retter de» Lande». Auch in den Entente- Ländern mußte man, nicht zuletzt unter den Einwirkungen de» U-Bootkriege», zur Rationierung schreiten. Eine Zeit lang gab e« in Frankreich sogar noch geringere Mengen Brot al» bei uns, da» jedoch in der Qualität bedeutend besser war, vor allem al» da« deutsche Brot in jenem Kohl rübenwinter unseligen Angedenken«. Auch heute können wir — wenn ander» sür einen sehr großen Teil der Be völkerung die Ernährung mit dem Notwendigsten sicher- gestellt sein soll — auf die Rationierung von Mehl, Fleisch usw. noch nicht verzichten. Das Brot, da« wir heute ver zehren, ist zwar um ein geringes besser al» da» Kriegrbrot, aber dafür kostet e» auch ein Beträchtliche» mehr. Diese Steigerung der Brotpreise ist wohl da» betrüblichste Kapitel in der Ernährung»geschichte de» deutschen Volkes seit Kriegsbeginn. Man mag hier mit wirtschaft-politischen Gründen kommen, soviel man will - auf die Massen hat nicht- aufhetzend gewirkt wie der unbestreitbare Wucher, der mit dem Brot get-ieben wurde. Die Brotkarte hat also nicht verhindern können, daß wir für ein Stückchen Brot bedeutend tiefer in den Geldbeutel greifen müssen als früher, aber sie hat un« wenigsten» die Erlangung dieses Stückchen Brot überhaupt gesichert. Und da« kann ihr nicht hoch genug angerechnet werden. — Au«drusch und Ablieferung von Getreide. Nachdem die Retchtgetrerdestelle im Einvernehmen mit dem Rerchs- kohlenkommisiar die erforderlichen Maßnahmen getroffen hat, um die umgehende Lieferung von Druschkohlen einfchl. der Kohlenversorgung der Ueberlandzentralen ftcherzustellen, wird vom WirlschaftsmiNtsterium (Landeslebensmittelumt) bestimmt, daß die Besitzer von Getreide, da» für die Ernte 1919 beschlagnahmt ist, ihr Getreide spätestens bis zum 15. März 1920 einschließlich auszudreschen ist. — Unmittelbar im Anschluß an den Au-bruich und spätesten« bis zum gleichen Zeitpunkt ist da» Getreide abzuliefern, soweit es nach den bestehenden Vorschriften zur Ernährung der Selbst versorger, zur Fütterung des im Betriebe gehaltenen Viehes oder zur Bestellung der zum Betriebe gehörenden Grund- Nücke zurückbehalten werden darf Anerkanntes Saatgut und sonstige» Saatgut, zu dessen Veräußerung der Unter nehmer berechtigt ist, sowie die von der Reichtgetreidestelle oder vom Kommunalverband zur Verarbeitung^«»»» der eigenen Ernte de» Unternehmer» freigegebenen Getreide, mengen bleiben von der Ablieferung frei. — Wer den Ausdrusch und die Ablieferung de» Getreide« innerhalb der vorstehend angegebenen oder auf Grund dieser Verordnung festgesetzten Frist schuldhaft unterläßt, wird mit Gefängni» bi» zu 1 Jahre und mit Geldstrafe bi« zu 50000 Mk. oder mit einer dieser Strafen bestraft. Radeberg. Die Sachsenwerk Licht- und Kraft-A.-G. Niedersedlitz ist dem Vertrage .beigetreten, der Anfang de« Jahre« den Erwerb der umfangreichen Neuanlagen de« hiesigen reichsfiskalischen Feuerwerkslaboratorium« zwischen dem Reichsschatzministerium und einem Jndustriekonzern ab geschlossen worden ist. Hiernach werden die vorgenannten Fabrikanlagen in den alleinigen Besitz de« Sachsenwerke« übergehen, da« daselbst mehrere im kürzlich abgelaufenen Geschäftsjahr neu ausgenommen« Artikel Herstellen wird. Hierdurch werden eine größere Anzahl von Räumen der jetzigen Fabrikationsstätte zur Bewältigung der groben sonstigen Aufträge sofort frei. Die vom Sachsenwerk nicht benötigten Räume, Einrichtungen und Materialien werde« seitens verschiedener anderer sächsischer Industrieller im Verein mit den übrigen VertragSkontrahenten weiterhin nutz bar gemacht werden; e« wird sich dadurch dauernde Arbeit»- gelegenheit für eine gröbere Anzahl von Arbeitern ergeben. Im Zusammenhangs mit dem Erwerb de« Feuerwerk»- laboratoriums beschloß die Verwaltung de« Sachsenwerke«, einer sofort einzuberufenden außerordentlichen Haupt-Ver sammlung den Antrag auf Erhöhung de» Grundkapital« um weitere 5 Millionen Mark ab 1. Januar 1920 dividentenberechtigter Aktien zur Beschlußfassung zu unter breiten. Die neuen Aktien sollen dem Bankhause Gebrüder Arnhold in Dresden und Berlin zum Kurse von 175°/, wit der Maßgabe überlassen werden, daß e» davon 3 Mill. Mark den bisherigen, einschließlich den zufolge der Beschlüsse der letzten Hauptversammlung neu hinzukommenden Aktionären, d. i. auf 500 Mk. 1000 Mk. zu 190°/, zum Bezüge ;an zubieten, 375000 Mark bar dem Gebr. Arnholdschen Pensionsverein zugunsten des Wohlfahrt«fond« für Ange stellte und Arbeiter de« Sachsenweike» zu überweisen, 1,5 Millionen Mark junge Aktien der Firma G. T. Kraußer L Eo. in Neuköln zwecks dauernder Jntereffenahme am Werke und den Rest an sonstige vornehmlich am Werke zu Interessierende zu überlassen hat. Die behördliche Ge nehmigung zur Ausgabe der 5 Millionen Mark Aktien wird unverzüglich nachgesucht werden. Das Bezug«angebot aus die von der letzten Hauptversammlung beschlossenen 6 Will. Mark neuen Aktien wird, nachdem die behördliche Ge nehmigung zur Ausgabe derselben vor kurzem eingegangen ist, nach Eintrag im Handelsregister veröffentlicht werden. Im Zusammenhänge mit der Transaktion wird der Haupt- Versammlung ferner die Aenderung de« § 12 der Satzungen, die Zahl der Mitglieder de« Aussichtsrale« betreffend, bezw. die Zuwahl des Herrn Georg Kraußer in den Aufstchttrat vorgeschlagen werden. Dresden. Die Elbe fällt weiter, wenn auch sehr langsam. Die infolge de« Hochwasser« abgetriebenen Holz- Vorräte der Firma Hoesch Sc To. find bi«her nur zum Teil geborgen worden. E« find nunmehr seitens der Firma Be amte unterweg«, die hauptsächlich in den Orten unterhalb Dresden« Hau«suchungen nach geborgenem Holz der Firma vornehmen. Zittau. Eine Klage de« Reichrfinanzminister« Erz berger lag einer Verhandlung zugrunde, die am Donner«tag vormittag vor dem Schöffengericht Zittau durchgeführt wrdue. Erzberger hatte gegen Herrn Schuhmachermeister Augsten in Reichenau Beleidigungsklage erhoben, da dieser in einer Jnnungdversammlung behauptet habe, der Reicht- finanzmintster habe im August vorigen Jahre« 200000 Zentner Sohlenleder nach England und Frankreich verkauft. Das Gericht billigte dem Angeklagten den Schutz de« tz 193 (Wahrung berechtigter Interessen) zu und sprach ihn kosten- lo« srei. Mo sau. Eine jedenfalls nicht alltägliche Anzeige veröffentlicht ein hiesiger Fleischermeister in den „Zülltchauer Nachrichten". Sie lautet: 10000 Mark zahle ich dem jenigen, der mich in Schwiebus mit 10 Kisten Speck gesehen hat. 20000 Mark zahle ich demjenigen Beamten, der mich erwischt hat 30000 Tropfen Arsenik wünsche ich dem Er finder und Verbreiter der Lüge.