Volltext Seite (XML)
„Sagen wir nicht das Schichal, sondern die Vorsehung" entgegnete sie. „Es isi ja nicht leicht, oen Ratschluß Gottes in alten Dingen zu erkennen", fuhr sie nach einer Pause nachdenklich fort. „Seyen Sie, Herr Doktor, manch mal haderte ich mit meinem Schicksal und dem Leben? Aber habe ich nicht doch auch memen Platz ausgesülll, Kurt Lennewitz starb ja darüber. Aber Theo von Falk, glaube ich, wäre verdorben, wäre ich damals nicht gewesen. „Das wäre er. Ihm gereichte Ihr Schicksal zum Segen. Ohne Sie wäre er aus fremder Erde heimatlos gestorben." Der Arzt sah eine Weile zum Fenster hinaus. Es war sehr still. Endlich fuhr er in leisem Ton fort: „Es ist etwas Köstliches und Heiliges um das Leben einer Frau. Selbst da, wo sie nicht Liebe spendet, waltet ihr Segen über denen die sich in ihren Schutz begeben." „So ist auch über Ihnen Frau Hedwigs Segen, Herr Dr. Rowaldt. Doch ich glaube, noch viel mehr: ihre Liebe." Er stand schnell auf und ging. Dr. Rowaldts Schicksal beschäftigte seitdem Maria Scholl unausgesetzt. Sie meinte, sie hätte so gar nichts mehr im Leben zu tun und zu suchen. Da suchte sie nach einer neuen, heiligen Pflicht. Die schien ihr darin zu liegen, die Einsamkeit dieses Mannes zu beenden, der sich ruhe- und glücklos darin verzehrte. Da führte sie denn endlich einen iängst gehegten Entschluß aus uno schrieb an Frau Hedwig Glaukner in F. Sie fchrreb ihr einen langen Brief. Frau Hedwig antwortete sogleich. Sre lebte seil Jahr und Tag in Einsamkeit und Stille rn F., ohne eine andere verschwiegene Freundin als die, weiche »hie Vertraute geworden war in diesen Jahren des Grams: die Glocke der Kirche. Und der Grocke las Frau Hedwig Maria Scholls Bries in Jauchzen und unter Tränen vor. Sie verzehrte sich in Sehnsucht um Fritz Rowaldt Tag um Tag, Monat um Monat; aber sie Halle Nichts mehr von ihm erfahren, al» das, was gute Freunde chr berichteten. Sie schrieb an Maria Scholl, wie sehr sie ihr dankte daß sie nun wieder Sonnenschein in ihr dunkles Leben ge bracht, daß sie ihn immer noch liebte, so, wie am ersten Tag, daß sie ihre Jugend, ihr ganzes Leben unter seine Füße breiten möchte, daß er darüber hinwegschrette so sehr lieble sie ihn. „ Aber was kann ich tun? Kann ich in das Räder» werk des Schicksals eingreifen? Kann ich hingehen und ihm sagen; hier nimm mich ... ich bin dein und will e« in alle Ewigkeit bleiben? Müßte nicht er selbst kommen und mir das sagen? Oder müßte nicht das Schicksal un» nachdem es uns so sehr geprüft den rechten Ausweg zeigen?" Maria Scholl hörte gewiß darauf. Sie spielte so gern Schicksal, aber der Tod beendete ihre Pläne. Trotz aller Kunst die Dr. Rowaldt aufwandte, machte sich das schliichende Uebel, das sich zu dem Nervenleiden gesellt, mit jeden Tag mehr bemerkbar und zehrte ihre körperlicheen Kräfte schnell auf. Das eine war nur eine Folge des anvern und nach kurzem Fieber schloß sie eine» Tages die Augen für immer. Rowaldt sagte zu seinen Assistenten: „Medizinisch aus gedrückt ist die Todesursache Tuberkulose, heroorgerufen durch eine schwere, dauernde Nervenzerrüttung. Auf ihren Grabstein aber müßte stehen — und dies bedeute kein Widersprach gegen den wissenschaftlichen Befund — sie starb an gebrochenem Herzen. Pastor Scholl traf zu spät ein, um der geliebten Schwester die Augen zu schließen. An ihrer Bahre reichten sich die Freunde nach so langer Trennung bewegt die Hände. Sie blieben einige Tage beisammen; an dem Tage oa Hans Scholl wieder abreisen wollte, traf aus F. eine Depesche ein, die von dem dortigen Hilfspastor aufgegeben war. Pastor Hmrichsen lag im Sterben und wollte Fritz Rowaldt noch einmal die Hand drücken, ehe er für immer diese Welt verließ. Da reiste Dr. Rowaldt sofort nach F. ab. Es war Abend als er dort eintras. (Schluß folgt.) OerMchen And Sächsisches. Bttendorf-Vkrilla, den 4 März — Zu Ehren ihrer langjährigen, treubewährten und voll allen hochgeschätzten Vorsitzenden, der so schnell und unerwartet aus dem Leben geschiedenen Freifrau Ida von Künsberg hatten sich die Mitglieder des Frauenvereins in ihrer am 24 Februar einberufenen und sehr zahlreich be suchten Versammlung zu einer Gedächtnisfeier zusammenge- funden, zu welcher auch die Angehörigen der Verstorbenen eingeladen worden waren. Herr Pfarrer Gräf gedachte in einer Ansprache in ehrender Weise der Heimgegangenen und hob dre Verdienste hervor, die sie um den Frauenverein gebabt hat. Trotz ihres hohen Alters hat sie in umsichtiger Werse den Verein zu leiten gewußt. Zu jeder Zeit hatte ne ein warme» Herz und eine offene Hand für die Armen und Bedürftigen. In Liebe und Dankbarkeit wird man ihrer immer gern gedenken. Herr Fabrikbesitzer Schiffl Hai in Hochherziger Werse dem Frauenverein zum Gedenken an oie Verstorbene 500 Mark überwiesen. — Fleischverso.gung im Bezirke der Amtshauptmann- schast Dresden-Neustadt einschließlich der Stadt Radeberg. Für die Woche 00m 1. bis 7. März 1920 erhalten auf die R ichrfletschkanen Reihe „D" Personen über 6 Jahre aut die Reichsstetschmarken 1 bis IO IOO Gramm Rindfleisch bezw. Wurst und 50 Gramm Pökelschweinefletsch, PerMen bis zu 6 Jahren auf die Reichsfleischmarken 1 bis 5 50 gr Rindfleisch bezw. Wurst un > 25 gr Pökeljchweinefleisch. Der Preis betrügt für das Pfund Rindfleisch 3,40 Mark, Wurst 3,50 Mark, Poketschweinefleisch 6 Mark. Laus«. In einer der letzten Nächte wurde einem hiesigen Gutsbesitzer 15 Hühner genohlen. Am Montag in den ersten Morgen,innven wurde ein Einbruch in das Stationsgebäude unternommen. Da oie Kasse dem Auf- brechungsversuchen widerstand, mußten sich die Täler mit geringfügiger Bente zufrieden geben. — Auf Mixdorfer Flur wurde eine Frau erhängt aufgesundcn. Wie aus einem zurückgelassenen Bries hervor ging handelt es sich um eine Frau aus dem Rahnitzer AiMenhüaS. Radeburg. Am Sonntag vormittag wurde auf hiesiger Rittergutsflur im Uferqesiräuch der Röder oberhalb der Herrenmühle ein bereits in Verwesung übergegangener weiblicher Leichnam aufgefunden und auf Veranlassung de« Gutsvorstandes nach der Leichenhalle überführt. In der Toten wird die aus Dresden stammende, seit Anfang Januar vermißte Wirtschafterin des Wirtschaftsbesitzer» Boden in Großdittmannsdorf vermutet. Königsbrück. Die Reichsmilitärverwaltung kaufte bekanntlich vor Jahren namentlich in der Nähe der Artillerie schießplätze größere früher landwirtschaftlich ausgenutzte Flächen und ganze Dörfer an, die aus Gründen der Sicher heit veröden mußten. Bis jetzt ist noch nicht» geschehen, diese landwirtschaftlichen Bezirke in ihren ursprünglichen Zustand wieder zurückzuversetzen. Im Hinblick auf Königs brück gilt dasselbe Da» erworbene Gelände umspannt die Orte Otterschütz, Zietzsch und Quosdorf. Diese Dörfer wurden geräumt, die Felder und Wiesen eingezogen. E» handelte sich allerdings nur um kleine Dörfer, OuoSdorf um faßt 9, Zietzsch 22 und Otterschütz 34 Wohnhäuser, ohne die Wirtschaftsgebäude, Forsthäuser und Mühlen. Die meisten Gebäude würden ohne größere Kosten und ohne Mühe wieder zu Wohnungen herzurichten sein. Aehnlich liegen die Dinge bei Zeithain. Nun beabsichtigt aber da» Rsichsschatzministenum die zum Teil noch guterhaltenen Wohnhäuser obbrechen zu lassen und das Altmaterial zu verkaufen, wie es bereits aus dem Königsbrücker Schießplatz begonnen worden ist. Ist das angesichts der großen Wohnungsnot unbedingt erforderlich? Könnten die Orte nicht gleich wieder Ansiedlungszwecken gegebenenfalls für Kriegsbeschädigte die sich der Landwirtschaft widmen wollen, nutzbar gemacht werden? Den maßgebenden Behörden er wächst hier die Pflicht, das Reichsschatzministerium darauf hinzuweisen, daß die Frage der herrschenden Wohnungsnot unbedingt allen anderen Erwägungen jeder Art voranzu stellen sei Dresden. Ein tödlicher Unfall ereignete sich am Mittwoch nachmittag in einer Eisenwarenhandlung in der Körnerstraße. In der zweiten NachmitagSstunde brach der mit Reparaturarbeiten beschäftigte 18 Jahre alte Zimmer- arbeiter Kurt Burkmann aus Klotzsche durch ein Glasdach und stürzte 7 Meter tief in einem Lagerraum herab. Der junge Mann erlitt bei dem Sturz einen schweren Schädel- bruch, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Anzeigen - Preis: Die klestigrspattr»« F«il« oder deren Raum wird mit 25 Pfg., auf der ersten Seite mit 75 Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheirmngstaaen bis spätestens vormittags 10 Uhr i» «« Geschäftsstelle erbet«». Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, »«m der Anzeigen-Betrag durch Klage eiugezoaen werden muß oder wen» der A»st««U«« in Konkur, gerät. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend dar- hier- en L uÄ AzeWlett st Die »OUendorscr Zeiiung" erscheint Diens- jf tag, Donnerstag und Sonnabend. st 8 ?siugr-Picis: Vierteljährlich 2,70 Mark, st st »ei Zustellung durch die Boten 3,— Mark, st 2m Falle höherer Gewalt iKricg od. sonst, sj u Mudwelcher Störungen des Betriebes der !, ft Heilung, der Lieferanten od. d Deförderungs- st k Michtungen) hat der Bezieher keinen An- 0 b Much cruf Lieferung oder Nachlieferung der st ächsng od.aufRückzahlungd. Bezugspreises, ts kisprech-Anschluß Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 31. mmer 26 i, 1 KP Neuestes vom Tage Freitag, den 5. März LY20 19» Jahrgang, Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle» Groß-Okrilla. (Nachdruck verboten.) erhalte» »ertraue» Wehe den Heimatlosen. Roman von Robert Heymann. ester, f" er lange Mori»"! kum merklich: „Man sagt ja. das Schicksal unerschütterliche Logik." >er Wei» her e^ odeN. r>"" v^v» IUS. sie am liebsten weilte. Zr wirkte de« i edelste» sjkfft L — der Ueberschrift: Bevorstehender Rücktritt < i. l^^bergers veröffentlicht Gothein in der „Neuen Freien «ff messe" einen Aussatz, in dem er Erzberger einen politischen -MivuMiingskünstler nennt, der sich vom schärfsten Annexion- zum Pazifisten, vom Partikularisten zum Unionisten — !»d vgn, Gegner direkter Steuern zu ihrem schroffsten ) ^steter verwandelt habe. Die Anregung zur Friedens- Schließung sei von der Fortschrittlichen Volkspaltei aus- GattungA°Wn, diese sei aber durch die sensationell aufgemachte Erzbergers ebenso überrascht gewesen wie die Re- -^^rung. Dadurch, daß der Kanzler in dem Augenblick ge ' wurde, in dem dieser zum ersten Male eine Mehrheit seine Politik halte, sei der neuen Regierung von vorn- das Vertrauen entzogen worden, um so mehr, als k , l Kanzlersturz im Einvernehmen mit der Obersten Hee.es- unternommen worden sei, sodaß das Ganze im Aus als em Sieg der Obersten Heeresleitung erscheinen Der Mann, dessen Unzuverlässigkeit das verschuldete, Erzberger. Das öffentliche Gewissen verträgt diesen flkU^Wer nicht länger. t für — Aus Grund der Ueberschichten, die von den Brlg- ^Mern zur Hebung der Kohlenförderung versah.en und man einem hundertprozentigen Ausschlag zum üblichen Roß ad" entschädigt werden, mußte sich der Reichstohlenoerbano - , Anträgen der Syndikate, die auf Preiserhöhungen ab- I 8 sif ll-vleih befassen. Er beschloß, unter Zuftrinmung orS Relchs- kleiätss. ü ^^SmullNisteriums f^r die Bezirke des Rhemisch- ven * Kohlensyndilats, des niedersächsischen Slem- ch mich o^llsyndikatS und des StLUitohlensyndilats sür den Frei- L-iden Sachsen eine Preiserhöhung von 15 Mark die Tonne ickmarke aurschlieglich Kohlen- und Umsatzsteuer ab 1. März .zweien zu taffen. Für die dem bayerischen Koylensynurlat „n?Wrellüen Braunkohlengruben wurde eine Preiserhöhung leMan Mark für die Tonne Briketts und von 36,40 Mk. d,e Tonne Rohkohle einschließlich Kohlen- und Umsatz- beschlossen. Wenn das so weiter gehl, weroen dn AW ^Mllrzen Diamanten" noch den Preis dec weihen Dram^ten ,lt oder überflügeln. ig- Dr. Rowaldt empfing sie selbst an der hohen, eisernen mffi V die den weitläufigen Park abschlotz, führte ihre 7^'^ st Lippen uno geleitete sie durch den Gatten, edeutuna sind Sie Nicht früher zu Mir gekommen?" srogte st D» ^.Prüfend betrachtend, während rhn ein jäher Schmerz V' wurde zum erstenmal wieder die Vergangenheit traaMl 0»^. Da zogen gedankenschnell die wechselvvllen Bilder i.k nM denn die da neben ihm ging, war das Opfer b E m Herzen saß der Tod. ließ stü hatte den Frieden nach jener Katastrophe nicht e wäre" staden können und war langsam hmgewelkl. Von aber dü Schönheit war nichts mehr übrig, als das glanzvolle )et, Ke« Und das prächtige Haar. So ging sie an seine- ° lm schwarzen Kleid; un Stelle Fritz Rowaldls trat as neue Arzt. Seiner Kunst gelang e», den Fortschritt des mit de» aufzuhalten. Sie wurde wieder kräftiger; ja, ihre in zwei w "gen blühten und es schien, al» follie sie völlig nun »» den. Kit-» Rowaldt saß ihr gern gegenüber in dem Palmen- ' " st, a- strbstrn irrst:,. Da kamen sie denn ' "es üsteren auf ihr gegenseitiges Schicksal zu sprechen is, ^arum haben Sie sich nun so ganz von allem ws- E ^agle Maria Scholl. „Ich kenne jetzt Ihre ganze Scholl ?» Seschlchte. Und ich meine, Sie tun unrecht — gegen Was S-' "»d sie." erhalte» Er schüttelte den Kopf. teschehe»' darf nicht anders, Fräulein Maria. Ich bars >d tliw s, «bs eigenem Willen noch einmal m den Lebenslreis »ertraue» Hedwigs lreren — da mügte mich schon jemand e» mügte das Schicksal mir einen Wink geven, Vs" Hedwig» Leden reif sei für da« Gluck." «chollr Augen wurden groß ihr Blick ging weil. A bw sicher, das Schicksal wird Ihnen diesen Wink