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Hrd! zu den ;e von lgsgesetz >e Horn /<> aller rsönlich chribe, Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die .Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- .7 tag, Donnerstag und Sonnabend. ff Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, ff bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Im Falle höherer Gewalt <Kneg od. sonst. N irgendwelcher Störungen des Betriebes der 5 Zeitung, der Lieferanten od. d. Veförderungs- ff Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- ff spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der N Zeitung od.aufRückzahlungd.Bezugspreises, ff Anzeigen - Preis : Die kleingespaltene A«U« oder deren Raum wird mit 26 Pfg., «mf der ersten Seite mit 60 Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheimmgstaaeu bis spätestens vormittags 10 Uhr in di« Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch aus Nachlaß erlischt, wenn der Anzeigen-Betrag durch Klage etngezoge» werden muß oder wenn der Auftraggeber in Konkurs gerät. Hernsprech-Anschluß: Amt Wormsdorf b. Dr. Nr. 3s. Nummer ^5 der gt' Blatte»' s« rill,. re, rechend agt 0 smw. IIS. Nettestes vom Tage. — Der Rerchsfivanzmininer Schiffer hat sein Ent lassungsgesuch eingereicht und damit die schleichende Krisis, die seit einigen Tagen zu bemerken war, akut gemacht, lieber die Gründe, die ihn zu diesem Schritt veranlaßten, wird viel geraten. Da er selbst in diesem Punkte sehr schweigsam ist, beschränkt sich das meiste auf Kombination. Vielleicht darf man jedoch daran erinnern, daß Herr Schiffer l» seiner Etatrede vor einer Ueberspannung der Sozialisierung gewarnt hat, indem er einmal darauf hinwies, daß der Vureaukratismus nie die Initiative ersetzen könne und ein Heer von 100000 neuen Beamten im gegenwärtigen Augenblick den Ruin der Volkswirtschaft bedeuten müßte. Aber die Anfänge des Konfliktes liegen zweifellos vel Leiter zurück. Herr Schiffer, der letzte Vertreter der guten Veamtentradition im Kabinett und zweifellos einer der Zigsten Köpfe, die überhaupt in der Nationalversammlung ^en, mit steigender Besorgnis die Wege verfolgt haben, »us die unsere Finanzpolitik unter der ichwächlichen Haltung Aerst der Volksdeauftiagten, später auch der Regierung ge lten ist. Das widerspruchslose Nachgeben allen Forderungen gegenüber stellt immer neue Forderungen stellt immer neue Ansprüche an Vie Reichskaffe, und seinem klaren Blick konnte E» nicht entgehen, daß wir mit unheimlicher Schnelligkeit uuf der Bahn zum Staatsbankeiott heruntergleiten. Daß sich, wenn er schon seine Absicht nicht durchsetzen kann, der Katastrophe rechtzeitig in Sicherheit zu bringen lucht, schon um fernen guten Namen für eine spätere E°bmeltvbiloung zu erhalten, ist menschlich nur zu begleiten. M sehr glaubhaft halten wir auch, daß diese Krisis vicl- ^cht nicht heute ober morgen, aber doch in absetrbarer Zeit bas Enoe bei Regierung Scheidemann bedeutet. Heri Scheidemann hat fowieso stark abgewirtschaftet. Besonderen Rückhalt hat er in seiner Partei schon lange nicht mehr. M hält ihn noch aus Disziplin oder Dankbarkeit, aber Mb er ist sich wohl die ganze Sozialdemokratie klar, daß Aer Ministerpräsident nicht der Mann ist, den wir in sMution-zeiten an der Spitze der Rgeierung brauchen Men. Er mag ein kluger Mensch sein, ein fester ^uralter ist er nicht. Was ihm fehlt, das ist der Wille, Mich einmal der Nachgiebigkeit ein Ende zu machen. Er Met von Kompromiß zu Kompromiß und zieht daduich eigene Parte» mit ins Verderben. Der Wunsch, ihn Utch einen anderen, etwa durch Wels, zu ersetzen, ist des- M heute schon recht stark, und wird von Tag zu Tag an M gewinnen. Selbst wenn es also Herrn Scheidemann gingen sollte, diesmal noch sein Regierungsschiff über die Mffel-Krisis hinaus zu retten, daß er noch lange über Mm hinaus als Ministerpräsident im Amt sem wird, das Men wir, so wie die Dinge gegenwärtig liegen, nicht Mben. — Nachdem bereits eine Meldung von Würzburg ein- Mufen war, daß die revolutionären Ausschüsse von Aweinsurt, Aschaffenburg und Lohr auf das kurzfristige Mmatum der Regierung Hoffmann sich bedingungslos Zerworfen hatten, tras auch die Nachricht aus München daß in der Nacht die Rälrregierung von der Münchner Mison gestüzrt worden ist. ^München. In den Morgenstunden des Sonntags M der erwartete Gegenstoß der Roten Garde, unterstützt den kommunistffchen Arbeitern, ein. Es gelang ihnen, i Hauptbaynhof und verschiedene öffentliche Gebäude Mer in ihren Besitz zu bringen. Die Schiebereien Werten die ganze Nacht an. Nachdem auch Post- und ! Mgraphengebäude in kommunistischer Hand gefallen sind, " eine Verbindung mit auswärts unmöglich. istho? / statt t». 5. l9. nsseiel- — Der „Dlsch. TageSztg." wird von besonderer Seite ?Mieden, vag sich die Meldung des „Daily Chromcle" ?Er ein russisches Bündnisangebol an die deutsche Regierung Ewahrheitet, trotz Dementis der deutschen Presse. Der Mahrsmann des Blattes teilt einige Einzelheiten mit schreibt al» wesentlichen Inhalt der russischen Nole ^Sntürs. Rügland und Ungarn bieten ern Bündnis gegen Emenre und Polen an und sind bereit, ern Heer von ^WO Mann zur Verfügung zu stellen. Deutschland Meg orx Grenzen von 1914 garantiert. Nur m Eisaß- Mringen uno Posen soll eure Volksabstimmung flatrsrnden. Megen verpflichtet sich Deutschland, Rußland der Entente ^etlicher Beistand ,zu leisten, sein Ministerium rem Mhlffch zu bilden und die Sozlalinerung aller Betriebe M durchzuführen. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29jH8. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-Gkrill» Mittwoch, den ^6. April M9- 18. Jahrgang. Oc tliches »nd Sächsisches. Vttendorf-GkrMa, js. April Wo — Teigwarenverteilung im Bezirke der Amtshaupt mannschaft Dresden-Neustadt. Jeder bereits abgelieferte Abschnitt 111 der Nährmittelkarte für die Zeit vom 16. März bis 12. April 1919 wird außer mit den bereits rn der Bekanntmachung vom 4. April 1919 aufaenihrten Mengen noch mit ft, Pfund Teigwaren beliefert. — In letzter Zeit sind verhältnismäßig viel Anträge auf Ersatz für verlorengegangene Lebensmittel- vp. Karten bei der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt eingegangen. Die Amtshauptmannschast weist daraus hin, daß künftig nur ganz ausnahmsweise Ersatz zu erwarten ist, da ib> keinerlei Mengen Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden, um daraus Ersatz für verschuldete oder unverschuldete Verluste zu gewähren. Alle Ersatzgewährung geht deshalb zu Lasten der versorgungsbeiechttgten Bevölkerung. Es besteht sonach die Notwendigkeit, den Ersatz auf das äußerste Maß cinzu- chränken. (W. M.) Die Eierpreise erreichen in einzelnen Ge schäften der großen Städte wucherische Höhe. Die sächsische Landwirtschaft, unterstützt von der sächsischen Presse, tritt nachdrücklich allem Eierwucher bei dem Erzeugern entgegen. Es kommt jetzt darauf an, auch den Wucher beim Handel nicht aufkommen zu lassen. Denn dieser Wucher wirkt ver giftend auf da« Volksempfrnd n Die Beffergeftellten sollten den Euch der Lage überdenken und das Ostsee bringen, sich beim Eieremkaufen möglichst zu beschränken. Jeder aber in allen Teilen des Landes, dem ein Wucherpreis für ein Ei abverlangt wird, wird aufgefordert, sofort Anzeige zu er statten beim Kuegswucheramt, V. llzugsabtetlun-, Dresden-A., Amalie rchraße 13. — Mrlch und Butter in der Osterzeit. In den Fest zeiten pflegt merkwürdigerweise die Milchergiebigkeit der Kühe plötzlich zurückzugehen, und während die Städte dann nicht mehr die dringend benötigte Milch für ihre Kranken und Kinder haben, feiert so mancher Landwiu nach Friedens- gewohnheit die Feste auch durch reichlicheres Essen. Bei dem Ernst, den die Ernährungsfrage aegenomwen hat, wird die sächsische Landwirtschaft dringend da auf hinaewiesen, ihre Ablieferungspflicht auch in den Festzeiteu pünktlich zu er fülle». Es rst schwer erträglich der Mehrheit der Be völkerung die äußerst knappe Butler- u- d Milch ation ge rade zu den Festen verkürzen zu müssen, weil man sich auf dem Lande mcht einschränken will. Die Milchoersorgung der Stadtkinder ist jetzt ohnedies äußerst schwierig. Es macht sich nötig, solche Landgemeinden, die Milchüberschuß haben, zu noch weiteren FnichmUchüeferrmgen heran mzieben. Sie muffen dann freilich ihre BuUereiMgung einschränken und die nicht mehr aus eigener Erzeugung versorgte Be wohnerschaft solcher Ortschaften muß es sich dann gefallen lassen, anstatt ihrer gewohnten Butter zum Teil nur Margarine zu bekommen. Wer sich dadurch beschwert fühlt, denke an die Lage der großstädtischen Mütter, für die nur fo die Milch verfügbar gemacht weiden kann, um ihr Kind vor dem Verhungern zu schützen. Dresden. Am Sonnabend versammelten sich Verwundeten der Dresdener Lazarette auf lern Theater platze, um gegen die Verfügung des Kriegsministers Neuring Einspruch zu erheben, wonach in Zukunft nur noch Frredens- löhnung an die Verwundeten ausgezahlt werden sollte. In einem Zuge von etwa 500 bis 600 Mann bewegten sich die Unzufriedenen zum Kriegsministerium, wo sie eine Ab ordnung zum Kliegsministcr schickten. Dieser weigerte sich jedoch, die Abordnung zu empfangen. Darauf nahm die Menge eine droh nde Haltung ein uno stürmte den Eingang des Gebäudes. Dis Sicherbeüswache schritt ein und machte von der Waffe Gebrauch Inzwischen hatten sich die Auf rührer noch owstärkt. Dw Wache wurde überwältigt und entwaffnet. Die herbrigerufenen Regierungstruppen er klärten, nicht ewrnerssn zu wollen, gaben die Waffen her und malschieuen wieder ab. Die aufgeregte Menge hielt den Platz vor dem KueüSuttMeirum besetzt. An ver schiedenen Sttllen waren Maschinengewehre ausgestellt und nahmen das M nistenum unter Feuer. Um 4 Uhr drangen die Aufruhrs, in das Gebäude ein, ergriffen den Kriegs- Minister, lur sich irr das ob.rsie Stockwerk geflüchtet hatte, schleppten ihn auf die Strafe, mißhandelten ihn schwer und stürzten ihn von der Burcks in die Elde hinab Als der Minister das User schwimmend zu erreichen suchte, schossen die Ausrührer aus ihn, so daß er in wenigen Minuten in den Fluten verschwand. Dresden. Das Gesamtministerium hat über den gesamten Freistaat Sachsen den Belagerungszustand verhängt. Die Ausübung der Kommandogewalt ist dem militärischen Oberbefehlshaber übertragen worden. Das Gesamt- mniisienum hat zum Oberbefehlshaber Herrn Bruno Kirchhof in Dresden bestimmt, und jdieser hat für die Zeit des B lagerungszustandes das Standrecht verkündet. Zu den bisher bekanntgewordenen Opfern des Tumultes vom vergangenen Sonnabend haben sich noch einige weitere feststellen lassen. Begreiflicherweise scheuen ch die verletzten Putschisten, von ihrer Verwundung Kenntnis zu geben. Die in den Kliniken untergebrachten Verletzten sind säst durchweg gänzlich unbeteiligt gewesene Zuschauer. Durch Kopfschuß getötet wurde der etwa 50 jährige Kaufmann Kirchener aus der Hayvnstraße, durch Kopfschuß schwer verletzt sind: der etwa 30 jährige Schlaffer Michalski und der 25jährige Metalldreher Lorenz. Der 16 jährige Schlofferlehrling Pyrrhus aus Radeberg hat einen Rückenschuß erlitten. An beiden Unterschenkeln verletzt wurde der 17 jährige Seminarist Kurt Dittrich, die etwa 30jähriqe Sängerin Msnschel erlitt einen schweren Nerven anfall. Von einer verirrten Kugel wurde abends in der siebenten Stunde auf dem Altmarkt der 23 jährige Kanonier Wilhelm Fink durch einen Schulterschuß erheblich verletzt. Bautzen. Auch im benachbarten Niederneukirch ist im Gemeinderat beantragt worden mit Rücksicht auf die herr schende Lebensmittelnot in diesem Jahre das Vermieten von Wohnungen an Sommergäste zu verboten. Chemnitz. Auf dem hiesigen Königsplatz demon strierte ein großer Teil der Arbeiterschaft. In einer Rede Uber das Thema: Friede, Freiheit, Brot sprach Spartakist Melzer vom Balkon des neuen Stadttheaters sich in sehr scharfer Weise gegen die Regierung aus, deren Beseitigung er sorderte. Ferner wünsche er die sofortige Aufhebung des Belagerungszustandes und den alsbaldigen Beginn der Sozialisierung, Freilassung der politischen Gefangenen, Ein führung des Rütefyftems und den Anschluß an Rußland und Ungarn, um zur Möglichkeit zu kommen, zu Frieden, Frei- heil und Brot zu gelangen. Leipzig. Der Landesvorstand der unabhängigen sozialdemokratischen Partei Sachsens veröffentiicht heute in der Leipziger Volkszeitung einen Aufruf an die Arbeiter und Parteigenoffen, in dem der Regierung das Recht be stritten wird, ans einem lokalen Vorgang die Verhängung des Belagerungszustandes und des Standrechts herzuleiten. Das werktätige Volk Sachsens wird aufgefordert, gegen den Gienzfchutz gegen die Bewaffnung dss Bürgertums, gegen die Bildung weißer Garden, gegen die Verwendung von Truppen gegen streikende Aibeiter, gegen den Belagerungs zustand und die Entsendung von Noske-Garden Protest einzulegen und jede Gelegenheit zu benutzen, diesen Protest zum Ausdruck zu bringen. Glauchau. Ueber einen bezeichnenden „Zufall" weiß das hiesige Tageblatt zu berichten. „Wie wir hören, ist dieser Tage eine Ladung Speck hier eingegangen, die von der Stadt bereits Ende vorigen Jahres gekauft worden war und ursprünglich schon Anfang Januar eintreffen sollte. Eine niedliche Ueberraschung gab es allerdings, als die Sendung geöffnet wurde und die erste Speckseite mit dem Siempelauforuck — „Schlachthof Glauchau" den mit der Abnahme betrauten Männern entgegenstrahlte. Also eine Art naiuralisierter Speck, der trotz der umständlichen Reise hier in Glauchau seinen Ursprung hat, von Haus schlachtungen stammt, sür Rüstungsarbeiler bestimmt war und mit 2,20 Mk. oder 2,10 Mk. das Pfund vergütet wurde. Jetzt muß die Stadt für diesen Jnlandsspeck 18 Mark, also glatt das Achtfache des Einkaufspreises, be zahlen! Hier liegt aber doch ein Wucher vor, der jeder Beschreibung spottet. Lugau i. E. Durch die Regierungstruppen geschützt, sind us den beiden Lugauer Werken (Lugauer Steinkohlen- Bergbau Verein und Steinkohlen-Bergbau-Verein „GotteS- i fegen") örer Viertel der Frühschicht eingefahren. In Oelsnitz wirft auf einigen Werken noch vollkommen gestreikt, auf einigen anderen Revieren ist nur ein kleiner Teil einge- j fahren. Im Laufe bes gestrigen Vormittags sammelten such zahlreiche Streikende vor den einzelnen Schächten an, um die Ausfahrt der Arbeitswilligen zu erzwingen, was jedoch abgelehnt wurde.