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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ff Hi »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens tag, Donnerstag und Sonnabend. ^Zugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, ^»Zustellung durch die Boten 2,— Mark. M Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. Mudwelcher Störungen des Betriebes der oEung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- kiurichtungen) hat der Bezieher keinen Än- »mch aus Lieferung oder Nachlieferung der I ontung od. aufRückzahlungd. Bezugspreises. Aszeizeblsll Anzeigen - Preis: Die kleiogespalt«» F«S« oder deren Raum wird mit 28 Pf-., »s der ersten Seite mit KV Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheinung »tagen bis spätestens vormittags 10 Uhr in »k Geschäftsstelle erbeten. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wen» der Anzeigen-Bstrag dnrch Klage stngezoaea weiden imeß oder weml der Aufträzgei« t» Kontur, gerät. Sprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3j. j)ostscheck-Aonto: Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-GkrAa ^mmer Y0 Sonntag, den 3. August MY ^8. Jahrgang Amtlicher Teil. Ausführung von Holz. , Er ist wiedcrbolt beobachtet worden, daß Einwohner von der Forstrevierverwaltung bez. Gemeinde zuge- ^!ene Brennholz meist im verkleinerten Zustande -nach ^"sten Orten unter Gewinnerzielung verkauft und aus- ^hrt haben. > Die Bemühungen der eingangs erwähnten Stellen, der Merung durch reichliche Holzzuweisung das Durchhalten kommenden Winter zu erleichtern, werden dadurch hin- 'H gemacht. Daß sich für den Winter die Kohlsnver- Sicherst schwierig gestalten wird, sei hierdurch noch- erwähnt Das Gebaren beim bezeichneten Holzverkauf ( daher unverständlich und verwerflich. Künftig werden Artige Personen von der Holz- und Lsseholzeichen-Ver- Mg ausgeschlossen. Httcndorf-Moritzdorf, am 2. August 1919. Der GLmeindevorstsnd. A e I t g e s ch l ch i e» ui. . Mit der Schwerz ist im Mai ein Abkommen getroffen ^den, von dem die Oeffentlichkeit nachträglich durch eine D Notiz in Kenntnis gesetzt worden ist, obwohl die Re- in Weimar dem Prinzip der Dunkelkammer aus- Mich abgesagt und sich prinzipiell zu dem Grundsatz bc- hat, daß man das Volk vor dem Abschluß von V'i- mit seinen Wünschen anhörcn soll. Dieser Vertrag ^bestimmt, daß wir vom 1. Juni bis 30. November die Schweiz monatlich 250 Waggons zu je zehn Tonnen, " 2500 Tonnen Zucker liefern. Dafür erhalten wir von Schweiz monatlich 15 Waggons, also 150 Tonnen und Schokoladepulver, außerdem Rindvieh, Ziegen, Und Konserven. Es ist eigentlich unverständlich, wie ? deutsche Regierung in einer Zeit, da Zucker das am ^Wchsten entbehrte Nahrungsmittel im deutschen Hms- ist, wovon jedem Deutschen täglich nur ein Löffel v ,U Hessen werden kann, in einer Zeit, da unseren Haus- sogar der sehnlichst erwartete Einmachzucker versagt einen solchen Vertrag mit dem Auslande schließen M Die Regierung erklärt zwar, die Schweiz habe auf i Lieferung von Zucker bestanden — jedenfalls mit mehr Mg als die deutschen Hausfrauen auf ihren Einmach- —, mit vollem Recht aber wenden sich die bet diesem rMge nach bewährtem Vorbilde auch wieder übergangenen Kakao- und Schokoladensabrikanten dagegen, daß ^Regierung für diesen deutschen Zucker fremde Fabrikate M fremder Rohstoffe für die deutschen Fabriken herein- iAt. Den Schweizer Fabriken wird durch Diesen von Aichen Dilettanten geschloffenen Vertrag der Verdienst tzj. der Ertrag sür die Verarbeitung des für solche Achng nötigen Rohkakaos zugeschanzt, und zwar zum ^teil des deutschen Arbeiter. Was das heißt, mag die Weiche von fachmännischer Seite ausgemachte Rechnung i-Kn: Diese 250 Waggons enthalten 416000 kg Roh- die 333000 kg Raffinade ergeben; mit 222000 kg Mnraffe verarbeitet, würden damit 555000 kg gute Wchokolade herzustellen sein, und dadurch würden 800 Ae Arbeiter Beschäftigung finden können, die heute be wegungslos sind. Der jedem verständliche Grundsatz, Fabrikate, sondern nur Rohstoffe zu importieren, !j^ unsere Fabriken doch nur endlich wieder anfangen zu arbeiten, ist hier in einer geradezu unverständlicher "e ignoriert worden. so unverständlicher, als es sich hierbei leider um handelt. Obgleich die sozialistische Regierung dem jMdsatz der Geheimdiplomatie den Krieg erklärt hat, liegt i? dem Mangel an Zucker ein düsteres Geheimnis, an die in dieser Beziehung anscheinend völlig ratlose Re- hMg auch nur ungern rührt. Man hat vielfach gehofft, dem Fortfall der Munitionsherstellung — im Kriege Glyzerin sür Sprengstoffe aus Zucker gewonnen — die Volksernährung große Mengen Zucker frei W?"' stellte sich dann heraus, baß nur verhältnismäßig ^ge Mengen, etwa 600000 Tonnen, Zucker verwendet sind, daß aber der große Ausfall in der Zuckei- ^"ion Ursachen hat in dem Rückgang des Rüben- e? und im letzten Winter in dem Kohlenmangel. ,Mangel an Kohlen konnten die Zuckerfabriken vielfach nicht arbeiten und die Landwirtschaft hat .dann Men die Zuckerrüben, die nicht zu verarbeiten waren, ivei Dritteln des Preises wieder zurück taufen können, um sie als Vrehfutter zu verwerten. Mit diesem Jahre hat sich nun die Anbaufläche für Zuckerrüben weiter erheblich verringert. So ist im kommenden Herbst — da ein Produktionszwang fehlt, — mit einer noch viel kleineren Zuckerernte zu rechnen, dis vielleicht ausreichsn wird, unseren allernotwendigsten Bedarf zu decken, aber einen Export wahrscheinlich ganz unmöglich machen dürste. Die behördlichen Schätzungen der herbstlichen Zuckerernte lassen das Schlimmste aus diesem Gebiet befürchten. Mit dem Exvoitzucker wird uns aber dann im Aus lande ein weiteres bares Zahlungsmittel fehlen. Unser Papiergeld hat dort, seitdem der Wert der Wert der Mark jetzt auf 26 Pfg. gesunken ist, keine irgendwie in Betracht kommende Kaufkraft mehr, und wir sind mehr und mehr auf die von uns erzeugten Rohprodukte, vor allem unsere Kohle und das, was durch ihre Vermittlung hergestellt werden kann, angewiesen. Deshalb ist der Rückgang der Kohlenproduktion in Deutschland nicht nur verhängnisvoll und verwüstend, sondern gleichbedeutend mit einem Todes urteil, mit dem wirtschaftlichen Bankerott Deutschlands. Es kann aber nicht einmal so viel produziert werden, um nur den inländischen Bedarf zu decken, weil die Kohlen fehlen. So liegen die Dinge. Dann sollen wir aber nicht unsere Feinde anklagen, daß sie uns verhungern lassen, sondern dann liegt die Schuld an uns selber. Angesichts dieser Gefahr, im kommenden Winter wirtschaftlich völlig zugrunde zu gehen, darf es für die Regierung nur noch ein Ziel geben: die Kohlenproduktion mit allen Mitteln zu steigern und gleich zeitig durch Verträge und Abmachungen, bei denen aber wirkliche Sachverständige und vor allem bewährte Vertreter des deutschen Handels, von denen man doch früher so viel und mit Recht gehalten hat, mitwirken, dafür zu sorgen, daß wir unter leidlichen Bedingungen wieder Rohstoffe heieinbekommen, damit wir unsere Arbeit endlich wieder aufnehmen können, durch die wir uns dann im Auslande mit dem versorgen können, was unser deutscher Boden namentlich nach dem Raube unserer Grenzprovinzen nicht mehr zu liefern vermag. Neuestes vom Tage. — In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde das Schulkompromth mit großer Mehrheit angenommen. Die Gesamtabstimmung über die Verfassung erfolgte nament lich und ergab die Annahme der Verfassung mit 262 gegen 75 Stimmen bei einer Stimmenthaltung. Dagegen stimmten die Deutschnationale Volkspartei, die Deutsche Volkspartei und die Unabhängige Soziademokratische Partei. — Der gesamte Luftpostverkehr wurde wegen Mangels an Betriebsstoff heute mittag 1 Uhr eingestellt. — In den Spinnereien uns Webereien im Oberelsaß macht sich erneut eine Lohnbewegung der Arbeiter bemerkbar. Die Fabrikleitungen drohen mit gröberen Arbeiterentlassungen da die Aufträge ungenügend sind. In den elsaß-lothringischen Steinbmchsbetneben sind die Arbeiter meist ausständig ge worden. Die französische Militärverwaltung hat nach allen diesen Gegenden, in denen sich eine Gärung der Arbeiter schaft zeigt, größere Truppenkontingente beordert. — Nach weiteren zuverlässigen Berichten aus Straß burg haben dort in den drei letzten Tagen Unruhen und Kundgebungen eingesetzt und geradezu revolutionären Charakter angenommen. Die Streikenden griffen das sianzösijche Militär an und löteten abermals eine größere Anzahl von Soldaten und mehreren Offiziere, von denen einige in den Jll-Fluß geworfen wurden. Der Gouverneur hat mit der Verhängung des Belagerungszustandes gedroht Die Zensur ist seit einigen Tagen zwischen dem Elsaß und Deutschland verschärft und läßt Mitteilungen über die Aus- fchreilungen nicht passieren. LerMches rmv Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den 2. August ZM. — Abschnitt 26 der weißen und rosaen Brotausstrich karte wird mit 250 gr Hüljenfrüchie (Bohnen oder Erbsen) und 250 gr Reis beliefert. Die Anmeldung für diese Be lieferung hat seitens der Verbraucher spätestens bis zum 4. August in einem Kleinhaadelsgeschast zu erfolgen. — Von den für die Amtshauptmannschaft Dresden- Neustavt auf die Zeit vom 6. Juli bis 2. August 1919 ausgegebenen Nährmittelkarten werden beliefert: Abschnitt 15 der gelben Karte A mit 375 gr Grieß, Abschnitt 15 der roten Karte B mit 375 gr Graupen, Abschnitt 15 der 'grünen Kane C mu 250 gr Gneß und 125 gr Kartoffel graupen, Abschnite 15 der blauen Karte D mit 375 gr Kekse oder Zwieback. Die Anmeldung sür diese Belieferung hat seitens der Verbraucher spätestens bis zum 5. August in einem Kleinhandelsgeschäft zu erfolgen. — Elfte Mehlverteilung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt. Im Bezirke der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg wird auf Abschnitt 8 der verschiedenfarbigen Einfuhrzusatzkarten ein halbes Pfund amerikanisches Weizenmehl zu Einheitspreise von 82 Pfg. für 1 Pfund oder auf Abschnitt 8 der grauen Zusatzkarte ein halbes Pfund inländisches 94 prozentiges Weizenmehl zum Preise von 32 Pfg. für ein Pfund ver teilt. — Sonderverteilung von Reis. Das Landeslebens mittelamt hat den Kommunalverbänden bereits vor längerer Zeit eine Sonderzuweisung von Reis zur Verteilung über wiesen. Ans den Kopf der verforgungsberechtigten Be völkerung entfallen je 250 gr zu dem durch die Verfügung des Reichsernährungsministeriums verbilligten Preis. Die Ausgabe in den Kommunalverbänden hat sich bedauerlicher weise stark verzögert, da der Versandt der Ware infolge der Koblen- und Verkehrsstreiks stark gehindert wurde. In einer Reihe von Kommunalverbänden hat jedoch die Ausgabe bereits stattgefunden. In den anderen steht sie unmittelbar bevor. — Die Brotration bleibt. Wie die Reichsgetreidestelle mitteilt, bleiben die bisherigen Rationen für die ver- sorgungsbcrechtigte Bevölkerung und für die Selbstversorger bei Brotgetreide bezw. Mehl vorläufig bis auf weiteres un verändert. Desgleichen kann auch der Ausmahlungssatz noch nicht herabgesetzt werden. Die Getstenration für Selbst versorger, die in der neuen Reichsgetreideordnung noch nicht festgelegt war, wurde durch das Reichsernährungsministerium nunmehr auf 2 Kilogramm pro Kopf und Monat festgesetzt. Der sächsische Bevölkerungsverlust während des Krieges bis zum März 1919 wird auf 420000 Menschen geschätzt. Das Militär hatte 119 768 Tote. Der Ge burtenrückgang betrug in derselben Zeit 248000. Infolge der gesteigerten Sterblichkeit sind von der Bevölkerung 33000 Menschen mehr gestorben als im Vergleichsraum vor dem Kriege. Hier sind die Säuglinge, deren Sterblichkeit ebenfalls eine fehr gesteigerte war, nicht mit eingerechnet. Pulsnitz. Am Mittwoch morgen vor Abgang des 6-Uhr-Zuges wurde von der hiesigen Polizei auf dem Bahnhöfe eiu gefährlicher, schwerer Einbrecher festgenommen, welcher einen geladenen Armeerevolver mit Munition, zwei Dittriche, einen Geldbeutel mit 122 Mark Inhalt und eine Schieidmaschine bei sich trug. Er verweigerte jede Auskunft über die mit anderen in einer der letzten Nächte in Ohorn in der Gneuß'schen Maschinenfabrik und in der Bork- hardt'schen Holzwarenfabrik verübten Einbrüche, bei denen den Dieben außer der Schreibmaschine ein Fahrrad, Treib- riemen, Butter und Geld in die Hände fielen. Der Dieb ist aber geständig, die beiden Diebstähle in Ohorn mit aus geführt zu haben. Bei der Zuführung vom Bahnhof nach der hiesigen Polizeiwache unternahm der Einbrecher einen Fluchtversuch, wurde jedoch auf der Bahnhofstraße wieder aufgegriffen und gefesselt weitertransportiert. Er wurde noch am selben Vormittage dem hiesigen Amtsgericht einge liefert. Mittweida. In mehreren Nachbardörfern waren in letzter Zeit Kellereinbrüche vorgekommen. Die Gendarmerie ermittelte als Täter eine Diebesbande, zu der 11 Personen gehörten. Dabei ist die bedauernswerte Tatsache festgestellt worden, daß Ellern ihre noch schulpflichtigen Kinder tags- über auf die Dörfer schickten, um Diebesgelegenheit auszu- kundschasten. Nachts sind sie dann hinausgezogen, wobei die Kinder als Führer dienten, und haben mit deren Beihilfe die Einbrüche ausgeführt. Die Frauen aber warteten an verabredeter Stelle mit Handwagen um die Beute fortzu schaffen, Leipzig. Der Kriminalpolizei gelang es, einer um fangreichen Goldschiebung auf die Spur zu kommen, die von Leipzig nach Karlsruhe führte. Durch einen nach dort entsandten Leipziger Kriminalbaemten wurde mit Unter stützung der Karlsruher Polizei ein Schieberkonsortium von 5 Personen festgenommen und 59 Pfund Gold im Werte von 391000 Mark beschlagnahmt. Es bestand aus Barrengold und deutschem und ausländischem Münzgold. Einer der Festgenommenen hatte bereits vor einigen Monaten einem hiesigen Juwelier ausländisches Münzgold im Werte von 120000 Mark besorgt, das damals von der 'Polizei beschlagnahmt worden war.