Volltext Seite (XML)
Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Dir ,Vü«»sorfer Zeitung' erscheint Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend. st »ow,,.Prris: Vierteljährlich 1,80 Mark, ff tri Zustellung durch die Boten 2,— Mark, sj I« Falle höherer Gewalt jKrieg od. sonst, tl »grndwrlcher Störungen de» Betriebes der u Zettung, der Lieferanten od. d. Beförderung»- ff Gtarichtungen) hat der Bezieher keinen Än- s auf Lieferung oder Nachlieferung »er ff Faftnng lch.anfNSitzahlungd.Bezugspreis«». '1 jernsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. Zs. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29s^8. Achriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rilhle, Ovoß-VKA« Sonntag, den Dezember !9l9 18. Jahrgang. Nummer ^9 Neuestes vom Tage. — Das lettische und litauische Gebiet ist seit dem 16. Dezember früh vollkommen von allen Teilen der ehe maligen westrussischen Armee geräumt. Dre deutsche Legion und die eiserne Division haben ihren Abtransport nach dem Reichsinnern begonnen. Berstärkungstruppen aus dem Reiche werden in letzter Zeit eintreffen. Nach überein stimmenden Meldungen des Grenzschutzes ist die litauische Grenze von Taurogen bis russischMotlingen an allen Ueber- gängen mit litauischen Poften besetzt. Die Grenzposten Nordwestlich Ojscany wurden von Banden ohne Erfolg an gegriffen. In Litauen herrscht allgemeine Bandenbiloung bolschewistischer Art; zahlreiche Bitten um Schutz vor den Banden gelangen an die Eiserne Division. — Auf eine Anfrage der Abgeordneten Most, Dusche und Mittelmann von der Deutschen Bolkspartei Hal der Reichsoerkehrsminister geantwortet: „Die Reichsregierung hat keine Verhandlungen darüber angelnüpft, oab vom Aus lande Lokomotivreparaturen auSgesührt oder Lokomotiven an Deutschland verkauft werden sollen, auch beabsichtigt sie nicht, solche Verhandlungen anzulnüpfen. Soweit der Reich«, regterung bekannt rst, haben Verhandlungen über Angebote, welche in dieser Beziehung den einzelnen Ländern gemacht worden find, in letzter Zeit ausnahmslos wegen zu hoher Preisforderungen nicht zum Zrele geführt. Der Bezug ge wisser Rohstoffe für die Lokomolivausbesserungen aus dem Auslande wird sich nicht vermeiden lassen. Eine Ver pfändung deutscher Eisenbahnen ist nicht beabsichtigt. Wenn die Verhältnisse im Reiche sich in ruhiger Weise weiler- rntwickeln, kann angenommen werden, baß die erforderlichen Ausbefferungsarbeiten mit deutschen Kräften in ausreichender Weise bewältigt werden. Eine ausländische Hilfe wird nicht für erforderlich gehalten." — Die Vorgänge, die im Zusammenhang mit dem Narlohprozes zur Verabschiedung Reinhards geführt haben, ssnd in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt. Vornehmlich ist Sanz unklar, welche Rolle Herr Noske gespielt hat, der den Obersten Reinhard zweifellos viel zu danken hat. In der „Deutschen Ztg." veröffentlicht jetzt ein früherer Hauptmann Schwabacher einen offenen Bries an Herrn Noske, worin er 'hm vorwirft, daß er am 23. Juni fern dem Osstzierkorp« verpfändetes Wort, der Regierung die Unterzeichnung der sogenannten Schmachparagraphen durch seinen Rücktritt un möglich zu machen,, gebrochen habe. — Der Parteiausschuß der Mehrheitssozialdemokcatie hat als höchste Instanz der Partei jetzt beschlossen, sich mit dem Fall Sklarz zu beschäftigen. Einer Nachrichtenstelle Amtlicher Teil. Gemeindesteuer - Zuschlag. Der am 1. November fällig gewesene Gemeindesteuer- zw'chlaa ist von einem großen Teil der Beitragspflichtigen noch nicht bezahlt worden. Es wird an schleunigste Be gleichung hiermit eindringlichst erinnert, da in den nächsten Tagen das geordnete Mahn- und Beitreibung-verfahren ein geleitet werden muß Httendorf-Moritzdorf, am 19. Dezember 1919. Der Gemeind evorüand. Einwohner-Wehr. Zur Sicherheit der Bewohner, zum Schutze von Leben und Eigentum, zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und zur Unterstützung der Polizei beabsichtigt der Gemeindcrat die Bildung einer Einwohnerwehr. Diese ist eine freiwillige unpolitische Formation, der Dienst in ihr ist ehrenamtlich. Die Wehr soll sich möglichst aus allen Kreisen der auf dem Boden der Demokratie stehenden und alle Gewaltakte ablehnenden Bevölkerung zusammensetzen. Waffenfähige, möglichst militärisch ausgebildete Männer, die gewillt sind, der Wehr beizulreten, wollen sich öis 30. dss. Ms. in einer im Gemeindeamt (Meldeamt) ausliegenden Liste eintragen. Bereits bewirkte Meldungen find nicht zu wieder holen. Bestimmung über die Stärke der Wehr und die Aus- Wahl der Mitglieder behält sich der Gemeinderat vor. Htteadsrf-Moritzdorf, am 19. Dezember 1919. Der GemeindevorKand. zufolge wird ein aus stcbm Mitgliedern bestehender Unter suchungsausschuß unter dem Vorsitz des Abgeordneten Soll mann-Köln zufammentreten, der alle mit der Angelegenheit zusammenhängenden Dinge klären soll. Oertliches »nv Lächfisches. Gttendors-Vkrilla, den 20 Dezember — Die nächste Nummer unserer Zeitung gelangt am Mittwoch vormittag zur Ausgabe und wolle man für diese Nummer bestimmte Inserate bis Dienstag abend zur Auf gabe bringen. — Zwischen den Gemeinderäten der Gemeinden Groß- und Kleinokrilla fanden unverbindliche Verhandlungen statt, welche die Zusammenlegung der beiden Gemeinden be zweckten. In der in dieser Woche stattgefundenen Be sprechung find aber diese Verhandlungen abgebrochen worden, sodaß ein Zusammenschluß als ausgeschlossen zu betrachten ist. In allgemeinen Interesse wäre es aber nur zu wünschen, wenn ein Zufammenjchluß der bestehenden drei Gemeinden erfolgen würde, nachdem bereits der Nachbarort Cunnersdorf um seine Einverleibung nachgesucht hat, die in nächster Zeit erfolgen wird. — Fleischversorgung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg. Für die Woche vom 15. bis 21. Dezember 1919 erhalten auf die Reichsflerschkarten Reihe „S" Personen über 6 Jahre auf die Reichsfleischmarken 1—10 170 Gramm Cornedbeef und Personen unter 6 Jahren auf die Reichsflerschmarken 1—5 85 Gramm Corneobeef Der Verkaufspreis an die Verbraucher beträgt für 170 Gramm 1,90 Mk., für 85 Garmm 95 Pfg. Abschnitt 7 der Lungenkrankenkarte wird in dieser Woche mit Fett beliefert. Preis an die Verbraucher für 250 Gramm 2,15 Mk. — Leuchtölveriorgung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neuftadt. Im Bezirke werden beliefert die Ab schnitte 3 der roten Leuchlölkarte A mit 4 Liter, der blauen Karte B mit 1 Liter und der grünen Karte C mit 2 Liter Leuchtöl. Das Leuchtöl wird nach und nach den Verkaufs stellen zugefüyrt. Es ist nur gegen die Vorlegung der Leuchtölkarte und Abgabe des Abholabschnittes in den Ver kaufsstellen abzuholen. — Die Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt ist in der Lage, aus einer Rücklage eine Sonderverteilung von Kerzen aus die rote Leuchlölkarte A durchzusühren. Die Kerzen werden durch die Leuchlölverkaussstellen ausgegeben, sobald sie dort eingegangen find. Die blauen und grünen Leuchtölkarten können wegen zu geringen Vorrates mit Kerzen nicht beliesert werden. — Von der Amlshauptmannschafl Dresden - Neustadt wird uns geschrieben: In letzter Zeit haben verschiedentlich Kommunalverbände Verteilungen von Auslandsmehl vorge nommen, ohne daß im Bezirke Dresden-Neuftadt eine solche erfolgt ist. Zur Beunruhigung liegt indessen kein Anlaß vor, da einige sächsische Kommunalverbände erheblich im Rückstände waren. Sie holen deshalb lediglich jetzt die übrigen Bezirke ein. Uebrtgen» ist auch für die Amtshaupt- Mannschaft DreSüen-Neustaot jetzt wieder Auslandsmehl unterwegs und wird alsbald nach dem Eingang verteilt werden. — Die Brotpreiserhöhung. Der Reichsrat hat mit Mehrheit eme Erhöhung des Mehlpreises um 46,50 Mk sür den Doppelzentner Roggenmehl zugestimmt. Das bedeutet, daß das Schwarzbrot im Rerchsourchschnitt 50 Pfennig das Pfund kosten wird. Da die Preise bisher für Schwarzbrot nicht gleichmäßig waren, werden auch nach dieser Erhöhung von den verschiedenen Kommunalverbänden unterschiedliche Preise festgesetzt werden muffen. Die Erhöhung ist, bemessen am Friedens- und Kriegsourchschnitt eine bedeutende, wobei aber beachtet werden muß, daß die gesamten Gestehungs kosten für Brot gewachsen sind, und daß bereits im Brolpreis ein Teil der Frühdruschprämte enthalten ist. — Am letzten Sonntag vor Weihnachten (den 21. Dezember) und ebenso am Sonntag nach Weihnachten (den 28. Dezember) wird aus den Sächsischen Staatsbahnen im allgemeinen der volle Personenzugverkehr wie an Werktagen durchgeführt werden, Es fallen jedoch die Züge aus, die ausschließlich oder vorwiegeno dem Arbeiter- Berufs- und Schüteroerkehr dienen und daher an diesem Tage entbehrlich sind. Am 1. Weihnachtsfeiertag bleibt die Sonntagssperre in dem bisherigen Umfange bestehen. Am 2. Weihnachts feiertag sollen einzelne Züge, und zwar hauptsächlich in den Nachmittags- und Abenostunoen, gefahren werden. Diese Zuge werden besonders bekannt gegeben werden. Dresden. Am Bischofsplatz wurden am Mittwoch vormittag die Streckenarbeiter Erich Tutschke und Karl Franz Weidig von einem von Klotzsche kommenden Personen zug überrascht und überfahren. Die Leichen beider wurden gräßlich verstümmelt. — Einem Betrüger fiel ein hiesiger 17 Jahre alter Kausmannslehrling zum Opfer, der im Auftrage seine« Chefs in einer hiesigen Bank 10000 Mk. abgehoben hatte. Als er die Bankräume verlassen wollte, trat ein etwa 20 bis 23 Jahre alter, zirka 170 cm großer Unbekannter, der mit dunklem Ueberzieher und dunkelgrauem weichen Hut be kleidet war, an ihn heran und forderte ihn auf, gegen gute Bezahlung in einem in der Nähe befindlichen Geschäft gegen eine Bescheinigung 20000 Mark zu holen. Der Lehrling willigte ein, wurde aber auf der Straße von demselben Unbekannten nochmal« angehalten und ersucht ein Pfand zuiückzulaffen Ahnungslos übergab drr junge Mann dem B trüger die abgehobenen 10000 Mark, verpackt in eine ältere Akt nmappe von hellgrauem Leder mit Nickelverschluß. Als er zu der von dem Unbekannten genannten Firma kam und die Bescheinigung präsentierte, stellte sich heraus, daß dort kein Geld einzufordern war. Inzwischen hatte sich aber der Betrüger verduftet. Meißen. Der Elektrizitätsverband Gröba war am Donnerstag früh 7 Uhr infolge eines größeren Maschinen schadens in der Zentrale Lauchhammer gezwungen, die Stromlieserung einzustellen. Die Dauer der Betriebsstörung ließ sich nicht sofort übersehen. Es konnte zunächst nur der notwendigste Lichtstrom geliefert werden. Wilsdruff. S.eben Gänse und drei Enten im Werle von 1200 Mark find nachts beim Stadtgutsbesttzer Bink gestohlen und gleich an Ort und Stelle abgeschlachtet worden. Löbau. Verheimlichte Schweine wurden in der hiesigen Molkerei entdeckt. Die Viehzählungskommisfion war verständigt worden, daß dort nicht, wie angegeben wurde, nur zwei Schweine ständen, sondern mehr. Die sofort vor genommene Untersuchung ergab aber nur zwei Schweine. Direktor Schüneman nverstcherte, nur diese zu haben. Tag« darauf ging die Nachricht ein, daß auf der Molkerei Schweine verladen würden. Der anrückenden Polizei be gegnete auch ein Molkereiwagen mit Schweinen, der sofort umkehren mußte. Bei der genauen Nachprüfung stellte sich heraus, daß in der Molkerei noch ein heimlicher Stall mit vier Schweinen im Gewicht von fechs Zentnern vorhanden war. Leipzig. Durch einen Zufall ist der Kriminal polizei endlich gelungen, den gemeingefährlichen Paletot marder, der monatelang die hiesige Universität unsicher machte, zu erwischen. Ein junges Mädchen lieb ihn fest nehmen, weil ihr auffiel, daß der Mann zwei Ueberzieher angezogen hatte und noch zwei weitere über dem Arm trug. Er entpuppte sich als ein Student der Philosophie, Sohn eines Merseburger Musikdirektors. In seiner Wohnung wurden mehr al» 50 Herren-Ueberzieher, ein großen Lager von Herren- und Damenhüten, sowie 80 Paar Handschuhe im Gesamtwerte von über 30 000 Mark oorge- funden und beschlagnahmt. Seine Geliebte die Tochter eines Postbeamten in Merseburg, die ihm nach Leipzig ge folgt war und in ihm den Vater ihre« zu erwartenden Kindes erblickte, steht in dem Verdacht, um die Diebstähle gewußt zu haben. Der Student wurde von seinem Vater genügend unterstützt, sodaß die Paletot-Diebstähle nicht in Not verübt wurden. — Gestern srüh wurde an der sogenannten Heiligen- Brücke in Leipzig die Leiche eines etwa 25 jährigen gutge kleideten Mannes mit einer Schußwunde am Kopfe in einer großen Blutlache liegend aufgefunden. Nach den Er mittelungen der Polizei liegt Raubmord vor. Bi« jetzt konnte noch nicht der Namen de« Ermordeten festgestellt werden. — Von einem Dieb, den er erwischt hatte, wurde der Kriminalwachtmeifter Leidert in den Oberschenkel geschossen. Der Dieb verschwand in der Dunkelheit, der Verletzte sand Aufnahme im Krankenhaus. Mrchennachrichte«. Sonntag, den 21. Dezember 1919. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 5 Uhr Beichte u. Abendmahl. (Pfarrkommunion) Nachmittag 3 Uhr Versammlung der Konfirmanden und Konfirmandinnen an der Kirche.