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ilung des Gemeinderates Freitag den 18. März 1927 26. Jahrgang. amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen »Neue Illustrierte", »Mode und Heim" und »Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Nühle, Ottendorf-Okrilla. - w«»« «t »dn»e» »«.UMaAM»« 8 Kmckm» «««iiiiiiiiiiiiiiiiiliiiikliillllillHW Gemeinde-Giro-Konto Nr. 136. »»iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii, M Dt« »Ottendorfer Zeitung- erscheint Diene« tag, Donnerstag und Sonnabend. ? Der V«>«a »«Preis wird mit Beginn jeden Monat» bekannt gegeben. I« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. - m irgendwelcher Störungen de» Betriebe» der L H Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»« 2 L Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- - » spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der » >» Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». L Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 33 Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend - Anzeigen werd« au den ErscheiMMaiag« I - '""LsL'K-.ÄL«' s vorher dekametgeMick. ! 2 Jeder Puf-ruch «f NMA «Mcht, w«M j OertlicheS «nv GächfischeS. Dttenöorf-Dkrilla, den (7. März (yrr. — Punktroller für da« Gemüt — e« «laftiich zu machen unbeschwert und aufnahmefähig für Witz und Humor, sind dir Meggrndoifer-Blätter. In jedem ihrer wöchentlich «r- scheinenden Hefte bringen sie so viel heiteren und satirischen Lesegoff für jedermann, daß alt und jung bet der Lektüre fröhliche und vergnügte Stunden erlebt und den krauen Alltaa vergessen kann. Humorttken, Witze, Anekdoten, aktuelle Glossen und Zeitsatiren wechseln in bunter Fülle und «halten Rahmen und glückliche Ergänzung durch Bilder, Karikaturen und lustige Zeichnungen erster Künstler. Die Rätselecke gibt Anlaß zum Denken und Grübeln und die in jedem Heft «scheinende Wochenaufgabe ist Ansporn die eigene humoristische Erfindungsgabe spielen zu lassen, sich selbst zur Freude über Einfall und Gelingen — und mit der Chance den Wochrnprei« mit 100 Mk. zu be kommen. Dabei sind die Meggendorser vollkommen unpoli. tisch und deshalb da« deutsche Witzblatt für jeden. Da« Abonnement auf di« Meggendorser Blätter kann jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jede« Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in München, Rrstdrnzstraße. 10. Dir seit Beginn eine« Bierteljahre« bereit« erschienenen Nummern werden neuen Abonnenten auf Wunsch nachgeliefert. Dresden. In den frühen Morgenstunden de« Mon« tags ereignet« sich auf Gorbitzer Flur ein schwerer Kraft- wagenzusammenstoß. Siu von Dresden kommender Krast- Wagen stieß beim Uebrrholen eine« in gleicher Richtung fahrenden Lastauto« mit einem ihm entgegenkommenden Automobil zusammen, wobei drei Personen schwer verletzt wurden, so daß sie Mittel» Unfallautor einem Dresdener Krankenhaus« zugesührt werden mußten. Ein Kraftwagen ist vollständig zertrümmert. — Unt'r Verdacht de« Konkuisvergehens und der ak tiven Beamtenbestechung wurde bekanntlich im September vorigen Jahre« der Dresdner Textilindustrielle Dk. Wilhelm Kaufmann verhaftet. Am 31. Dez. wurde er plötzlich aus der Hast entlassen und nun kommt die Meldung, daß die Staats anwaltschaft da« Verfahren gegen Dr. Kaufmann eingestellt hat. Die Anzeige beruhte auf den Angaben ehemaliger Angestellter. Ntederlößnitz. Der Dentist Seuewald, der vor billigen Monaten, wie damals gemeldet, in den Anlagen vor dem Niederlößnitzer Rathause seine Geliebte erschoß und dann einen Selbstmordversuch unternahm, befindet stch noch schwer verletzt in der Heil« und Pflegeanstalt Dresden. Sennewald, der selbst da« Augenlicht einbüßte und eine Ge hirnerschütterung davontrug, wird wohl kaum vor Gericht gestellt, sondern in einer Anstalt untergrbracht werden. Pirna. Einem Fischereiberechtigten gelang e«, au» der Elbe einen Karpfen im Gewichte von 22 Pfund zu fischen «-Bautzen. Ein Uaglücksfall mit tödlichem Ausgang ereignet« sich hier beim Ankopprln eine« Anhängewagrus an ein Lastauto. Der in den zwanziger Jahren stehende, erst seit ,wei Jahren verheiratete Bäcker Gerhard Schulze geriet dabei so unglücklich zwischen beide Wagen, daß er schwere Quetschungen erlitt. Ec wurde nach dem Bautzner Kranken haus« gebracht, wo er sofort operiert wurde, aber bereit« zwei Stunden darauf verstarb. Löbau. Di« Baugeschichte des am Montag be zogenen Neubaues de« öffentlichen Arb«itrnachweise« weist insofern eine besondere Eigentümlichkeit auf, al« die Gründung dr« Hause« aus starken Holzpfählrn erfolgte, welche 4 Meter tief in den unzuvtrläffigrn Baugrund feinen früheren Schlammtrtch vor den Toren der Stadt) einge- rammt werden mußte. Die eingeramten Pfähl« erhielten ol« Decke Elsenbctouplatteu, ans denen dann der Ausbau de« Hause« erfolgt ist. Oschatz. Von unbekannter Hand wurde auf die Schienen der Strecke Dresden—Leipzig eine Egge gestellt, »in nach Dresden fahrender Eilgütrrzug fuhr gegen da« Hindernis und schob es etwa 200 Meter vor sich her. Er heblicher Schaden wurde nicht angelichtet. Leipzig. Im Wartesaal« de« Anhalter Bahnhof«! m Bulin wurde ein zwölfjähriger, Zigarretten rauchender' «nabe aufgegriffev. Man stellte fest, daß er seinen Eltern! °ur Leipzig entlaufe»! war, nachdem er stch 100 Mk- ver- schafft hatte. Er wurde der Polizei übergeben. Flrischermrister Rudloff, dem vom Gewerbramt der Haudel- mit Lebensmitteln untersagt worden war, hatte hiergegen Beschwerde eingelegt, di» nunmehr von der Kreishauptmann- schäft kostenpflichtig verworfen worden ist. Chemnitz. In der Vorstadt Borna soll in diesem und im folgenden Jahre mit staatliche» und städtischen Mitteln eine große Siedlung für Kritgsbeschädigte und kinderreiche Familien erstellt werden. Es handelt stch um ein etwa 70000 Quadratmeter große« Gelände, auf dem rund 330 Heimstätte» erbaut werden sollen. Die Siedlung wird einen Kostenaufwand von rund fünf Millionen Mark verursachen. Zwickau. Ein tragisch,« Vorkommnis ereignete sich am Sonntagabend in der Grube Vereinrglück in Oeltnitz i. E. Unmittelbar vor dem Schichtwechsel wurd« ein Berg arbeiter nach oorangrgaugenen Streite überfallen und mit der Grubenlampe derart auf den Kopf geschlagen, daß er blutüberströmt zusammenbrach. In besinnung-losen Zustande mußte der Schwerverletzte in da« Krankenhaus zu Lichtenstein Callnberg übergeführt werden. Der Täter wurde verhaftet. Er hatte feine Grubenlampe zurückgelaffen und war daher leicht au« der Menge der Bergarbeiter zu erkennen. Welche Motive d«m Streit der beiden Arbeiter zu gründe lagen, war bislang noch nicht festzustelleu. Plauen. Hier wurde vor der Stadt, unweit drr „Holzmühle ein Kriegsbeschädigter bewußtlo« aufgefunden, der b,i einer hiesigen Firma beschäftigt ist und für diese 7500 Mark von dec Bank abholtt. Da« Geld hatte der Mann nicht mehr bei sich und wollte auch von den Verbleib nicht« wissen. An einen Uebersall glaubte die Polizei gleich von vornherein nicht, und ihr Mißtrauen war berechtigt; denn e« ergab sich daß der Kaffenbot« selbst das Geld an verschiedenen Stellen vergraben hatte, um «« sich später an zueignen. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die preßgesetzliche aber nicht die ideelle Verantwortung. Musik- oder Gesangverein. Wenn man in Ottendorf-Okrilla dar Blühen und Ge deihen der einzelnen Verein« in mustkaltfcher und al» auch in gesanglicher Beziehung mit Jnt«reffe verfolgt, so wird in dem Musikfreunde der Grdanke wach, daß sich der gemischte Chor in musikalischen Darbietungen durch fremde Kräfte aus einer Höhe befindet, di« wohl kein Gesangverein oder ein andrer hiesiger Verein auszubieten vermag. Der Gemischte Chor bot den hiesigen Einwohnern am 10. d«. einen Beethovenabend um dieselben in dir Musik und das Leben d,S fachverdientrn Musiker» dessen Geist dem deutschen Volke und der ganzen Welt für immer erhalten bleibt, «in- zuführen. Obwohl diese Bestrebungen seitens des Gemischten Chores und seiner Leitung ohne weiteres anzuerkennen find so glaube ich aber, daß ein Gesangverein, welcher den Ein wohnern in gesanglicher Beziehung da« Beste bieten soll, nicht dazu berufen ist, sich der Musik zuzuwenden. Bri dem Niederschreiben dieser Zeilen habe ich den Ge- dank«n, daß e» nachdem sich der Gemischt« Chor nach dieser Seite eingestellt hat, angebracht erscheint, demselben in einen Musikvrrein umzubildrn. Im hiesigen Orte wird dem ge- schätzten Publikum genügend gesangliche« geboten, so wär« dir Umstellung zu begrüßen. Der Verein müßte natürlich dar noch wenig geschulte Publikum in die Musik berühmter Musiker eiuführen, welche leichter verständlich ist, al« die d«r verdienstvollrn und weltberühmten Beethoven«. Wenn seitens der Leitung gesagt worden ist, daß die Richtung de« wohlverdienten Herren Oberlehrer Georgi weiter verfolgt werden soll, wo bleiben dann die gesanglichen wunderhübchen Darbietung«» welche srttens des Gemischte» Chore« in letzten Jahren geboten worden find? Der Ge- mischte Chor befindet sich in gesanglich«! Brziehung auf einer Höhe, welcher stch wohl kaum ein anderer hiesiger Gesangverein rühmen kann. Dir« mag auch darauf zurückjuführen sein, daß der Verein über Kräfte verfügt, welche bis zu einem gewissen Grade als Sänger geschult sind. Der Gemischte Chor veranstaltet am Freitag, den 25. d«. Ml». einen großen Beethoven-Abend. Möge dem Verein ein volles Hau« bcschieden sein. Wrnu der Verein über Kräfte verfügt welche erst große Künstler werden vollen, so s«i doch der Biiuch der Veranstaltung wärmken«' Gute. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß ich durch meine Zeilen im Sinne viel« gesprochen habe und da» e» sich der Gemischte Chor angelegen sein läßt, di« Aus führungen zu prüfen. Der Gesangverein möge das wa« bisher geleistet worden ist noch weiter übertreffen. Di« Leitung möge di« w«nig«n Worte und da« Motto „Empor zum Licht" beherziaen. Ein Fortschrittler. GMÄ und Ende eines Abenteurers. Karl May, dessen wunderbare Abenteuer wir als Jungen verschlungen haben und den man nachher der elenden Aufschneiderei anklagte, ist doch nur ein arm seliger Stümper der Phantasie gewesen gegen die Lebens wirklichkeit, wie sie sich im Dasein des kürzlich vom fran zösischen Kriegsgericht in Marokko zum Tode verurteilten ehemaligen Fremdenlegionärs und gebürtigen Deutschen Hermann Klems abgespielt hat. Klems erblickte als Sohn wohlhabender Eltern 1887 das Licht der Welt am schönen Rhein in Düsseldorf, wo sein Vater das einbringende Ge werbe eines Weinhändlers betrieb. Wie so mancher andere früh zu Abenteuern neigende Bursche, wurde auch ihm schon in verhältnismäßig frühen Jahren Frau Venus zum Verhängnis. In Paris ging ihm dieser Stern unter und Klems begab sich zürnend mit seinem „Schicksal" nach dem Orient. Von Konstantinopel schloß er sich einer Kara wane an, die ihn nach Afghanistan und Persien führte, wo er sich als Teppichhändler mit Erfolg betätigte. Sein „Vermögen" brachte er jedoch gar bald in Monte Carlo im Roulette und Baccarat „kavaliermäßig" unter und fristete nun in den nächsten Jahren sein Dasein wieder im Seine- babel Paris, wo er nacheinander als Stiefelputzer, Kaffee kellner, Chauffeur und Plakatträger sich durchhvngertw Mehrere phantastische Abenteuer brachten ihm auf ebenso phantastische Weise wieder etwas Geld. Klems zog als Hausierer nach Spanien, gewann im Casino in San Sebastian wieder ein erkleckliches Sümmchen, mit dem er sich in Madrid als Buchmacher und später in Sevilla als Stierzüchter und Barhalter einer Bodega selbständig machte. 1910 bereiste er als „geheimer politischer Agent" Marokko, trat dann auf französische Seile. In der Fremdenlegion brachte er es sogar bis zum Sergeanten, bis Ler schnöde Mammon ihn als Jntendanturbeamten wieder zu Fall brachte. Unter mehr als abenteuerlichen Um ständen gelang es ihm, den furchtbarsten Slrastn zu ci-.l- gehen. Bald darauf finden wir ihn bei einem Stamme in der Gegend von Taza, bei dem nur das Mitleid eines alten angesehenen Scheichs ihm das nackte Leben zu retten wußte. Mit einem ausgezeichneten Anpassungsverständnis bmabt, gelang es ihm sozusagen vom gemeinen Sklaven nach Er lernung der Eingeborenensprache und Uebertritt zum Islam sich dank seiner militärischen Kenntnisse bis zum Oberkommandierenden eines weitberühmten Stammes emparzuringen und schon als solcher den Franzosen bei Vorstößen usw. arg zu schaffen zu machen. Sein wahrer Stern aber sollte erst aufgehen, als der Kabilensührer Abs el Krim seinen nationalen Krieg gegen die fremden Unter drücker in Marokko durchführte. Klems, der inzwischen die Tochter eines angesehenen Scheichs geheiratet hatte, ver ließ ohne Zaudern seine Familie und schloß sich den sieg reichen Fahnen des genialen Kabilenfürsten an. Von diesem wurde er reich mit Gütern aller Art beschenkt, ihm dazu drei Frauen und viel Gesinde zuerteilt. Als Phoio» graph, Topograph und Dolmetscher leistete der gewandte, sozusagen mit „allen Wassern gewaschene" Derksche dem marokkanischen Nationalheros wichtige Dienste und wurde endlich zum Kommandeur der gesamten Artillerie Abd el Krims ernannt, die er mit den zur Verfügung stehende.' Mitteln neu organisierte und zu einer den Franmien wie Spaniern sehr unbeguemen Waffe in Händen der „Aus- ständischen" machte. Zweimal recht erheblich verwunde»! führte er die beiden Offensiven gegen Fez und Taza selbständig durch. Nach dem Zusammenbruch Les tapferen Kabilenhäuptlings versuchte Klems wiederum durch eck geschicktes Manöver seine eigene Haut in Sicherheit ,u bringen und ging zu einem befreundeten Scheich, ver alwc anscheinend schon dem guten Frankengold ver FranzGen erlegen war. Er wurve hie: verhaftet unv wegen Fahnen- flucht, Landesverrats unv Aufstandes mit Waffengewalt vor das Kriegsgericht gestellt. Sein Kopf ist nun ver wirkt. Es dürfte kaum eine Aussicht selbst für den Viel gewandten und oft seinem Schicksal im letzten Augenblick Entronnenen bestehen, auch diesmal noch aus der Schlinge zu kommen. Mit Klems geht zweifellos einer der inter essantesten Abenteurergestalten der neueren Zeitgeschichte hinüber. Es wäre wert, Zein Leben einmal von starker Dichterhand gepackt geschildert zu verfolgen. Die mensch liche Phantasie kann sich kaum ein seltsameres unv an eigenartigen Begebenheiten reicheres Leben aus sich selbst heraus gestalten, wie der Düsseldorfer Weinhändlerssohn Hermann Klems in seinen kaum vierzig Jahren seiner Wanderungen auf diesem Lrdball in ganz realer Wirklich» Ot durchlaufen hat.