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ilung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend »»«»IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII, ü vt« .Ottendorf« Zeitung' erscheint Dien«- - 2 tag, Donnerstag mu> Sonnabend. H v« V«l«g»<P,,i» wird mit Beginn » jeden Monat» bekannt gegeben. * 8* Fall« höher« Gewalt (Krieg od. sonst, ü » ngendwelch« Störungen de» Betriebe» d« L 8 Fettung, d. Lieferanten ob. d. Beförderung»« 5 Einrichtungen) hat d« Bezieh« keine» Än- svrnch auf Lieferung od« Nachlieferung d« « » Zeitung od. NLckzahlung d. Bezug,preise». L! XIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII»» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. MU den Beilagen „Neue Illustrierte', „Mode und Heim' und „Der Kobold'. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. " Anzeigen «erde» an den Erscheirmr.gctaaen ! » bi» spLt« stes « vm«Aaa Ist Uhr i» »de s L MchSstMS« «beir«., Gemeinde - Mro - Konto Nr. 13k. Nummer 69 26. Jahrgang. Keitag, den ^7. Juni W7 Amtlicher Teil. Gekörte Zuchtbullen. Bri der am 3. d«. Mt«. vorgenommenen Hauptkörung sind Bullen b«i folgenden Mitgliedern der Rinderzuchtge- Nofstnschaft grkört worden: f. Gutsbesitzer Ernst Müller „ Rax Guhr „ Kurt Beck „ Rox Pietzsch. Htteudorf-Hkrilla, am 13. Juli 1927. Der Bürgermeister. Bekanntmachung. Dem Kircheuvorßand sind seit einiger Zeit immer wieder Fälle von Diebstählen an Blumen und Pflanzen Ms den Gräbern angezeigt worden. Er wird darum bekanntgemacht, daß gegen solche Leute die sich an sremden Gut auf dem Friedhof vergreisen und nicht einmal Achtung haben vor Gräbern, die von liebender Hand ost unter großen Entbehrungen uud Opfern ge schmückt werden, auf gesetzlichem Wege eingeschritten werden wird. Der Kirchenvorstand bittet dringend, etwaige Be obachtung sofort zu melden und setzt eine Belohnung von lv NM. dem au«, der zur Ermittelung der Täter so bei trägt, daß sie ihrer Strafe zugesührt werden können. Httend-rf-Hkrilla, am 16. Juni 1927. Der Kirchenvorstand. OertlicheS «nd Sächsisches. Vttendorf-Dkkilla, den fü. Juni syrr. — Wenn nach langen trüben Regentagen endlich ein Sonnenstrahl erscheint, und dann noch einer und wieder «in«, dann geht ein freudige» Gefühl durch die wartenden Aenschenherzin, Dann versteht man »r, wenn er heißt: »Hab Sonne im Herzen I'. Ein wenig zum ersten Male wieder in der Sonn« fitzen oder spazieren, — was für ein Dank und Frohgefühl für den Kranken, der nun so recht die »4» vorwärtrschreitende Genesung spürt! Die Sonne hat Heilkraft, so sagt man. Ein Haus in der Sonne, eine Wohnung wenigstens dann und wann von Sonnensunkeu durchleuchtet, dar ist doch etwa« anderer, al« die immer dunklen Winkel. Der Garten, der Park, der Wald in der Frühlingssonne, bas kann eine trübe Stimmung in ein ehestes Hoffnungsgefühl wandeln. Man spricht von der senden Sonne, und es ist schön, wenn sie auch aus «rnschenaugen lacht. Bei jungen Menschenkindern soll« da« Natürliche und selbstverständliche sein. Jugend und Sonnei Jeder richtige Erzieher weiß, wie das zusammen- 8«hört. Verschieden laufen die Menschenwege. Da und dort sieht mann Erwählte Beglückte schier immer in der Sonne wandeln. Sie erreichen spielend was sie wollen. Sie wissen kaum, wa« Sorge und bittere« Sehnen ist. ändere dagegen sind immer im Schatten. Sie lausen und Anen, mühen plagen sich, und hundertmal geht e» schief. Sie gelangen nicht auf eine auch nur bescheidenste Glück«- «nie des Leben«. Und sie möchten doch auch ein Plätzchen der Sonne haben. Wunderliche« Nebeneinander der Das»in«müglichkeiteu. Und da« allwundrrlichste ist, daß M Mühselige und beladene ein Dennoch-Leuchten in der Seele haben können, daß auch sie manchem zur stillen B«° Wämung — wie Sonuenmenschrn die Lebenrstraße wandern. Da muß doch eine allerinnerste Kraft, »ine förmige Welt- Anschauung sein, die unabhängig ist von dem, wa» mau so gemeinhin Glück oder Unglück nennt. — Da« Wochenende des Kinde«: Man spricht heute I» viel vom Wochenende des Erwachsenen und vergißt, daß auch da« Kind dringend der Erholung auf den Lande be- In einer sehr hübschen und eindrucksvollen Bilderseri» «Mt dir neue Nummer der „I. Z." auf die gewaltige vtdeutung de« „Werkend«" für unser« Jugend hin. — »Au« dem Lande der Morgenfrische" betitelt sich ein vor trefflicher ethnographischer Beitrag über Korea. — Unters vem reichen aktuellen Material fallen die Seiten „Politisches Unwetter" und Naturgewalten" besonder« auf, Ein Original- - vtttrag von dem berühmten Wiener Graphologen Schermann i vnft nach, wie sehr di« Schrift den Menschen in seinem? Wirken und wollen verrät. An eins Fülle sehr instruktiver und bildender Aufsätze wie „Moderner Straßenbau", „Dr. Karl von Linde" usw. reiht sich in angenehmer Ergänzung noch gute Unterhaltnngsliktüre im leichten Plauderton, wie z. B. der Artikel „Was die Post dem Filmstar bringt" u. a. — Auch sonst erfreut die kühn und abwechslungsreich arrangierte und in allerbest««, Kupfertiefdruck hergestrllte „I- L-" jeden Beschauer durch ihre Vielseitigkeit, wie durch ihre objektive Berichterstattung. Dresden. Am Dienstag wurde einem Fahrgast der Straßenbahli nie 6 kurz vor dem Poßplatz eine braun- lederne Aktentasche mit 700 Mk. Bargeld gestohlen, — Von seinen Eltern tot in der Wohnung aufge- funden wurde «in 19 Jahr« alter Techniker in der Bienert- straße. Er hatte sich auf dem Gasherd einige Eier. zum Abendbrot kochen wollen und war darüber eingeschlafen. Durch einln unglücklichen Zufall hatte sich der Gaüschlauch gelöst und das aurströmende Gas hatte den Tod d«s jungen Menschen hsrbrigrführt. Die fast einstündigen Wiederbelebungsversuche der Feuerwehr waren leider ohne Erfolg. Radebeul. Zu den Mitteilungen über angeblich schlichte Aussichten der Obsternte in -der Lößnitz ist nach Angabrn des Vorsitzendru de« Bezirksobstbauvereins der Lößnitz folgendes festzustkllen: Die veröffentlichten Mitteilungen entsprechen nicht den Tatsachen. In Kirschen ist eine sehr gute Ernte zu erwarten, Frühpflaumen vrr- sprechen gleichfalls sehr guten Ertrag, auch Aepfel können al« gut di« sehr gut bezeichnet werben, Während Birnen und Spätpflaumen nur ein« Mittelernte ergeben. Erd- berren sowohl wie die Übrigen Beeren werden eine sehr gute Ernte bringen, wirklich schlecht ist e« nur um di« Psirsische und Aprikosen bestellt, da 75 bis 80 Prozent der Pfirsichbäume von der Kräuselkrankheit befallen find. Meißen. Auf einer Bank im Siebeneichener Park hat sich am Sonntagoormittag eine 20 jährige Verkäuferin von hier zu erschießen versucht. Sie wurde mit einer schweren Schußwunde in der Schläfe aufgefunden und in bedenklichen Zustande nach dem Krankenhaus« gebracht, wo sie bis jetzt da« Bewußtsein noch nicht wiedererlangte. Ein Liebesverhältnis was der Bräutigam lösen wollte ist der Grund zur Tat. Freiberg. Großes Aufsehen erregt hier die In haftnahme von drei Gefangenen - Oberwachtmeistern des hiesigen Gericht«, und Untersuchungsgefängnisse«. Wie ver- lautet, haben fi« sich in ihrer Eigenschaft ol« Beamte des Vergehen« gegen die Sittlichkeit an einer weiblichen Ge fangenen nach Z 174 de« Reichsstrafgtsktzbuches schuldig gemacht. Leisnig. Aus dem fahrenden Dnsden-Ltipziger Zug fiel kurz vor der Station Tauudorf ein drei- bis vier jähriges Kind. Der Zug wurde durch di« Notbremse sofort zum Halten gebracht. Das Kind da« anscheinend durch drn Sturz keine schweren Verletzungen erlitten hatte wind« durch das Fahrpersoual ausgehoben uud zu den Angehörigen dis mit im Zuge waren, gebracht. Geithain. Die Straß«»bauv«rwaltung hat zu beiden Seiten der Peniger Straße (Staatsstraße 52) Pslanzungen von Maulbeersträuchern angelegt, um auch hier Versuch» mit Seidenraupenzucht zu machen. Es iß aller dings fraglich, ob Gsländelage und Witterungsbeschaffenheit unserer Gegend diesem Versuch günstig find. Niederwürschnitz. Schuldirektor Magiriue- Stollberg, der kürzlich in den Ruhestand trat, wurde beim Aussteigrn aus dem Zug» von einer Ohnmacht befallen und zog sich beim Sturz »ine schwere Gehirnerschütterung zu. Ja besinnungslosem Zustande wurdr er abtransportiert. Crottendorf. In drei Gasthöfen wurde ringe« brachen, wobei den Dieben 40 Stück Butter und »in Fahr rad in die Hände fielen. Geyers dorf. Am Montagabend sand in Gegen« wart von Gimeindrvertrstern und zahlreichen Einwohnern die feierliche Grundsteinlegung de« neuen Rathause« statt. In einer Hüls» wurde eine Urkunde mit entwerteten Geld scheinen eingemauert. Chemnitz. Im Küchwald wurde in einer schlucht artigen Vertiefung gestern abend gegen 9 Uhr ein Mädchen im Mir von 20 bis 25 Jahren sterbend aufgefunden. Bald nach dem Aufstnden ist das Mädchen verschieden. Der Chemnitzer Polizii ist es bisher nicht gelungen di« Personalien und di« Begleitumstände de« Lode« festzust«llen. Die Wäsche der Verstorbenen war mit dem Buchstaben A P. gezeichnet. Niesky (Oberlaufitz). Mittwoch mittag gegen 1 Uhr ging über Niesky und Umgebung ein kurzir aber starker Wirbelsturm mit Hagelschlag nieder. Di» Schloßen hatt»u etwa die Größe von Haselnüsse». Durch drn Hagelschlag wurde an den Obstbäumen und Feldfrüchten erheblicher Schaden angerichtrt. Mehrere 100 jährige Linden wurden entwurzelt und über die Straße gelegt. Bei dem Bahn übergang in Neuhof wurde eine Frau Adam durch den Sturm gegen »inen einfahrenden Güterzug geworfen, über fahren und auf der Stells getötet. WSMaWche EeM« ker AMO. Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter. Kurz vor < n hat die Gemahlin des sowseirussischen Botschafters in Rom, Frau Kamenewa, in Berlin einen Vortrag über die Frau und das Kind in SowjetruP.iu) whalten. Ueber die Erziehung der russischen Kinder in den mailichen Erziehungsanstalten und in den Schulen nrne Frau Kamenewa, die Heranbildung des neuen Geschlechts ei darauf abgestellt, die kommende Generation zu nnrt- chaftlichen Menschen zu machen. Bereits in den ersten Schuljahren werden den russischen Kindern die Eruvo- begriffe der Technik, der Chemie, des Landbaus und anderer Wirtschaftszweige beigebracht. Die russische Poli tikerin, die an der Spitze eines Vereins zum Austausch kultureller Güter zwischen Sowjetrußland und westlichen Kulturgemeinschaften steht, glaubte durch diese Betonung des folgerichtigen Materialismus in der sowjetrussuchen Jugenderziehung etwas vorgebracht zu haben, worin die nichtkommunistische alte Welt von Rußland lernen könne. Ein beträchtlicher Teil ihrer Zuhörer und Zuhörerinnen, die sich aus dem „Verein Ler Freunde des neuen Rußland" Msammensetzten, stimmte der Rednerin zu. Ein anderer Teil indessen lehnte die neuen Erziehungsgrundsätze der Sowjetregierung entschieden ab. Immerhin ist es notwen dig, sich mit Bestrebungen auseinanderzusetzen, die zwar in ihrer Einseitigkeit von den allerbedenklichsten Folgen sein müssen, oie aber doch einen berechtigten Kern ent halten. Von der lebenden Generation in Deutschland und wohl auch in allen anderen Kulturstaaten haben nur sehr wenige Verständnis von den großen wirtschaftlichen Zusammen hängen und von den Arbeitsbedingungen in anderen Wirt schaftszweigen als dem eigenen. Es wäre nützlich, wenn schon aus der Schule oder auf der Pslichtfortbildungsschule Kenntnisse über die großen wirtschaftlichen Zusammenhänge vermittelt würden. Daß aber die ganze Anschauungswelt unserer Heranwachsenden Jugend unter wirtschaftliche Ideen gestellt werden soll, kann niemand empfehlen, der sich der Rolle bewußt ist, welche das Wirtschaftliche im Menschen leben spielen soll. Die Deckung materieller Bedürfnisse ist nicht Selbstzweck, sondern bloßes Mittel zum Zweck. Der Zweck ist die Pflege edlen Menschentums, die allerdings von hungrigen Mägen nicht geleistet werden kann. Leider ist es nicht richtig, daß es der Weltkrieg und seine Zer störungen gewesen sei, der uns tiefer in den Materialismus hineingestoßen habe. Schon vor Lem Kriege machte die lleberschatzung materieller Güter erschreckende Fortschritte. Heraufschrauben des Lebensstandards und möglichste Er höhung oes Einkommens und Eeschäftsgewinnes war das einzige Ziel der Mehrheit in allen Berufen. Die Wertung der Menschen nach materiellen Gütern machte gegenüber der Wertung nach anderen Vorzügen schnelle Fortschritts, Es ist nicht verwunderlich, daß der lokale Sieg des Mate rialismus, wie er durch die zweite russische Revolution im November 1917 eintrat, zu Experimenten führte, schon das Leben des Kindes wirtichaftlich zu orientieren. Dis Früchte dieser maßlosen, Üeberspannung wirtschaftlicher Grundsätze werden wir erst nach 1^6 bis 2 Jahrzehnten er kennen können, wenn diejenigen, die unter der wirtschaft lichen Orientierung herangewachfen sind, die Leitung von Staat und Wirtschaft in die Hand genommen haben werden. Wenn die Vorkämpfer des sowjetrussischen „Ideals" ver suchen, uns die „Segnungen" dieser einseitigen und höchst gefährlichen Kindererziehung zu vermitteln, so müssen wir uns mit allen Mitteln dagegen wehren. Auch die be sonnenen Wirtschaftspolitiker bei uns sind sich darüber klar, daß man wohl der Jugend solidere Belehrung über dis wirtschaftlichen Erscheinungen und Zusammenhänge ver mitteln muß, daß wir aber gegen die Tyrannisterung Ler Seelen durch Materialismus und Eigennutz ankämpfen müssen. — Hier«» eine