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Ottendorfer Zeitung V" * »Ät M vrrtmi >« «««t» »«gS«. >< -»-«« v«>» (Lä»s »d. s«p. Äö2k^« i4«*Ä^»ch«sq «! «. NLLMd»», d. VqkWMif«. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und ! WeiMW' MÄzeigM vk— M OrtMÜ^OLriLa. Mtt PostfiheEd-Kmtt» Leipzig Rr. WL4L d« VMrZ« ,R««e ZH«tzrt«rt»E, ,W»d« «»d Hel»* «tz ,K« GchrWeitv«-, DmS mrd DerLig Herma«» Kühl», OKückschOtrAa. Dirss AettURE veröffenEM die des GemskLers^s Nummer M Freitag, den ^0. September 1Y26 25. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Zum Erntefest möchte die Kirche wie sonst schön ge» schmückt werden. Es ergeht deshalb an unsere Kirch- gemeindtglieder die herzliche Bitte, Blumen, Kränze, Früchte, Titreidepuppen, Suirlanden bis Sonnabend gegen Abend zur Kirche zu bringen und mit für die Ausschmückung zu sorgen. Die Kirchgemeindevertreter werden gebeten, sich zur Schmückung der Kirche am Sonnabend von 4 Uhr ab »in- zufinden. Andere Helfer sind ebenfalls erwünscht. Htteudarf-HkriLa, am 8. September 1926. Der Kircheuvorstaud. OertttcheS und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, den z. September ,9rs. — Kirchgemeindevertreter - Sitzung. Nach Erledigung einiger Steuer» und Pachtsachen legt der Vorsitzende die Zeichnung für de« Um und Erweiterungsbau de« Pfarr- Wirtschaftsgebäudes vor. Sie wird gutgeheißen und be schlossen, nunmehr die in Frage kommenden Arbeiten aurzu- schreiben. Die Kostenanschläge find bi« zum 6. September verschlossen im Pfarrhaus abzugrbrn. Da« Geld hofft Man durch Anteilscheine und Darlehue sür diesen Bau und auch für dir Orgel zusammenzubringen. Eine längere Aussprache ergibt di« demnächst vorzunehmende Festsetzung der Kirchensteuer. Mau beschließt, außer den Vertretern der Landwirte und Gewerbetreibenden auch noch solche der Beamten und Arbeiterschaft zu dem Steuerausschub hinzu» zuziehen. So hofft man einen Weg zu finden, der gewisse Härten der letzten Steuer ausgleicht. Betont wird, daß da« Gesetz über Kirchensteuern mit durch den Staat und da« Reich festgesetzt worden ist. Auch wird bemerkt, daß andere Staaten des Deutschen Reiches noch heute das Recht der Erhebung von Zuschlägen zur Grunderwerb- und Körper- schaftssteuer gelaffen haben, während in Sachsen der Staat e« beseitigt hat. Die nächste Sitzung wird acht Tage später gehalten. In der vorhergehenden Bauausschußsitzung wurden die Baukostenanschläg« enthaltenden Briefen geöffnet. E« hatten Anschläge »ingereicht die Baumeister Ehrig und Lesche, die Malermeister Heidrich und Rössel Lc Zscheichler, dir Tischlermeister Großmann, Richter, Zscheichler, für Bau holz Firma Schiff! und Sohn, für Schlossrrarbeiteu Langen» seid, für Klempnerarbeiten Menzel und Müller. E« stellt sich heraus, daß für den Um» und Erweiterungsbau de« verfallenden Pfarrwirtschastsgrbäude« mit Wohnung und Semeiudesaal samt Einrichtung etwa 12000 Rk. gebraucht werden. Da eine Wohnung und ein Gemeindesaal ge- schaffen wird, hält man diese Summe für nicht zu hoch Und man glaubt diese Ausgabe vor der Gemeinde recht» fertigen zu können. Denn es besteht der Plan, einmal den gesamten Kirchendienst einschließlich Friedhossverwaltung und Totengräberdienst zu vereinigen und dem Inhaber dies« Wohnung zu geben al« Dienstwohnung. Mit der Einrichtung diese« Amte« wäre auch dem Wunsch« einer besseren Be» ausfichtiguug de« Kirchhofe«, die schon wegen der Diebstähle von Blumen notwendig ist, Rechnung getragen. Der Ge- meindrsaal aber ist schon längst für Konftrmandenstunden Und Bibtlstuuden de« Pfarramte« und kirchlicher Brrrine Notwendig Auch könnten im Winter die Gottesdienste ab» gehalten werden. Nun tauchte abir die Frage auf, ob die Zinsen von etwa 700—800 RM. aufgebracht werden könnten, was bei dir schlechten Finanzlage der Kirchgemeinde nicht ganz klar sei. Demgegenüber wurd« bemerkt, daß man doch nicht immer solche schlechten Zeiten mit solcher Erwerbs losigkeit haben werde und daß es auch ohne Erhöhung der Kirchensteuern, die natürlich unbedingt zu vermeiden ist, irgendwie möglich sein müsse, die Zins«« aufzubringeu, auch würde ja da« ganz« Wirtschaftenden ins Stocken geraten, wenn allgemein so schwarz gesehen würde. Doch die Be denken siegten. Und von «inir Vergebung der Arbeiten wurd«« zunächst abgesehen. Jedoch sollen weitere Er kundigungen betreff« der Gelder eingezogen werden uud auch da« Konsistorium persönlich gefragt werden, welch« Bei- hilf« e« geben will, da es ja auch anderen Gemeinden Hilst. In Kürze soll daun «ine neu« Versammlung einberufen W«d«u. Dir Zustand dir Orgel ist derart, daß auch bald Besserung geschaffen werden muß. Hier find für elektrischen Antrieb und neu« Stimmen und sonstig« Reparaturen auch gegen 10000 M. notwendig. Zur Beschaffung dieses Gelder und des für den Umbau soll der Weg der Ausgabe von Anteilscheinen mit Auslosung und gegen Verzinsung mit be schritten werden. Und man hofft dabei auf die Opferwillig keit der Gemcindeglieder, die sich in anderen Gemeinden glänzend bewährt hat. Darüber soll die nächst« Versamm lung beschließen. Sodann erfolgt eine Aussprache über das geplante Gartenfest. Da sich eine größere Anzahl von Kindern gemeldet hat, ist man der Meinung, daß sich da» durch eine ganz andere Organisation der Festes nötig mache und beschließt, dem Frauenverein vorzuschlagen, da« Fest nicht am Erntefest sondern im Frühjahr 1927 abzuhalten. Der Frauenverrin ist diesem Vorschlag von sich aus beige treten. Ferner wird beschlossen, da« augebote Aufwertungs- geld sür eine Hypothek einer hiesigen Einwohnerin anzu- nehmen. — Wie au« dem Inserat vorliegender Nummer er sichtlich, zeigen die hiesigen Lichtspiele Freitag und Sonn abend einen interessanten Sportfilm. Infolge seiner objektiven und parteilosen Tendenz, für den Sport zu werben, wirken die wundervollen Aufnahmen besonder« packend und ist allen Sportlern und Sportfreunden der Besuch der Veranstaltung nur zu empfehlen. Königsbrück. Am Montag abend kurz nach 7 Uhr ereignete sich auf der Straße Königsbrück ein Unfall dadurch, daß ein« rangierend« Maschine ein über die Bahnkreuzung fahrendes Auto erfaßte und da«selbe an der Seit« de« An prall«« vollständig «indrückt«. Di« Insassen kamen wunder- barerweise mit dem Schrecken davon; das Auto mußte ab geschleppt werden. StöIpchen. Infolge fahrlässiger Brandstiftung ging am Sonntag die Wirtschaft von Alwin Tittmann in Flammen auf, In der Scheune war noch vormittag« Ge treide ausgedroschen worden. Au den Arbeiten beteiligte sich auch der 1870 zu Oberodrrwitz geborene Rittergut«» arbeiter Robert Döring, der dann im Gasthaufe reichlich zechte. In der 4. Nachmittagsstunde erschien Döring in der Gutswirtschast von Stttmaun, um deu Besitzer zum Trünke einzuladen; dieser war inzwischen mit seiner Frau nach Großenhain gefahren. Davon hatte Döring aber keine Kenntnis, er ging deshalb in die Scheune und suchte auch dort nach dem Besitzer vergeblich herum. Der angetrunkene Arbeiter hat dabet in der Scheune geraucht und dadurch nach den Ergebnissen der behördlichen Erörterungen fahr- läsfigerwrise Feuer verursacht. In kürzester Zeit hatten sich di« Flammen über da« ganze Besitztum verbreitet. Von hilfsbereiten Nachbarn konnte nur da« Vieh uud etwa« Mobiliar gerettet werden. Als der Besitzer und seine Frau abend« heimkehrten, standen sie vor dem eiugeäscherteu Be sitztum. Radeburg. Hier fand am Sonntag der 42. Ver bandstag des Dresdner Feuerwehrverbaude« statt, zu dem vou 70 Wehren die Vertreter gekommen waren, begleitet von weiteren 600 Kameraden, di« im Röderstädtchen einige fröhliche Stunden verlebten. Nachmittag« 3 Uhr fand ein Sturmangriff der Radeburger W«hr statt Mittweida-Markersbach. Wie wir vor einigen Tagen schon berichten, werden an der Str«ck« Schwarzenberg-Buchholz größere Au«beff,ruug«arbeiten vorgenommen, die zu einer teilweisen Einstellung de« Ver kehr» geführt haben. Dabei hat sich ein schwerer Un glücksfall zugetragru. Der 30 Jahre alte Oberingenieur Alfred Klrchmayr, rin Bruder de« die Arbeiten aursührenden Münchner Firmeninhabrrs, wollte sich an einem Seil zur Besichtigung vou der Brücke hrruuterlassen, nachdem er kurz vorher von einem anderen benutzt worden war. Dabei riß das Seil, und K. stürzte 35 Meter in die Tiefe, wo er mit dem Ende de« Seile» in den Händen schwerverletzt aufgefunden wurde. Nach der ersten Hilfe durch den Markersbacher Arzt und die Sauitätskolonue wurde er in« Scheibenberger Krankenhaus geschafft. Infolge schwerer innerer Verletzungen, Knöchel» und Beckenbrüche, bestehen ernste Befürchtungen sür sein Leben. Leipzig. Ein 31 Jahr« alter Modelltischler aus Lindenau hatte am Sonntag mit seiner gleichaltrigen Ge liebten »inen Motorradausflug nach der Dübener Heide unternommen. Als die beiden bei einer Rast im Freien ihr Mittagsmahl auf einem Spirituskocher zubereiten wollten, war der Spiritus vorzeitig ausgebrannt. Angeblich auf Zureden der Dam« hat der Motorradfahrer, obgleich «r be denklich war, Spiritus nachzsgoffen, der sofort explodiert«. Di« Dame wurde dabei am ganzen Oberkörper schwer ver brannt. Von ihren Begleiter ist sie sofort auf dem Motor rad nach Düben gebracht worden, wo ihr und auch ihm, der sich beim Abreißeu ihrer Kleider an beiden Händen stark verbrannt hatte, gleich di» erste ärztliche Hilf» zuteil wurde. Die Dame ist ihren schweren Verletzungen erlegen. Das AebervZlkerungsproblem. Die zumeist mehr oder minder phantastischen Speku lationen, die von Zeit zu Zeit über die mutmaßliche Ent wicklung oder gar den endlichen Aus-, beziehungsweise Untergang des Menschengeschlechtes und des Erdballs selbst bekannt wurden, haben schon allzu oft in den Hirnen gut- oder kleingläubiger Zeitgenossen arge Verwirrung ange richtet, so daß es selbst in der berühmten Saurengurkenzeit der Hundstage nicht angebracht erscheint, liebe alte Damen in der Sommerfrische oder sich weniger alt fühlende Stroh witwer in der verdienten „Atempause" ihres Urlaubs da heim durch „hochwissenschaftlich" begründete und statistisch festgelegte Prophezeiungen, deren Wahrheit oder Un» Wahrheit erst in so und jo vielen —zigtausend Jährchen nachzuprüfen sein werden, aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. Zu diesen Utopien gehört aber auch die Hypothese von der Uebervölkerungskatastrophe unserer guten alten Erde. Wenn sich nun ein so bedeutender und weltberühmter Forscher auf dem schwierigen Gebiete der Genetik wie Prof. East von der britischen Harvard-Uni versität zu Cambridge mit diesem Problem auseinander» zusetzen jucht, und jeine Untersuchungen der Oeffentlichkeit zugänglich macht, so darf man schon annehmen, daß es sich keineswegs um phantastische Kombinationen handelt, son dern tatsächlich weltbewegende und tief einschneidende Fragen zur Behandlung gelangen. Professor Easts For schungen, die sich beachtenswerterweise mit denen unseres bekannten deutschen Geographen Professor Penk verschie dentlich begegnen, zeigen deutlich, daß schon heute weite Gebiete an Ueberoölkerung leiden und auch jene sogenann ten Reservegebiete der Erde bald ihrer völligen Auffüllung entgegengehen. Nach seinen Angaben soll beispielsweise Japan nur etwdr 40 Millionen seiner jetzt 60 Millionen ausmachenden Bevölkerung, die sich noch dazu jährlich um Millionen vermehrt, aus eigener Produktion ernähren können. Auch die Vereinigten Staaten, die von Laien heute noch immer als Las gelobte Paradies und auf nahmefähig für die Auswanderer aller Länder angesehen werden, dürften nach Easts eingehenden Darlegungen recht bald am Ende ihrer Aufnahmefähigkeit angelangt sein, beträgt ihre Volkszahl heute doch bereits schon 108 Millio nen, während sie beim Stande der derzeitigen Wirtschafts- Verhältnisse 166 Millionen, bei weitgehender Berücksichti gung der Verbesserung der Agrikulturmethoden nicht viel mehr als höchstens 200 Millionen ernähren werden können. Professor East berechnet die Maximalmsngs aller Erd bewohner auf höchstens 5 200 Millionen, also etwa dreimal soviel, als in unseren Tagen unser Heimatplanet be.- h.rbergt. Professor Penk gibt eine erheblich höhere Zahl als das Ergebnis seiner Untersuchung an und glaubt, daß die Erde etwa 10 000 Millionen Menschen ernähren kann rnd in 300 Jahren diese Zahl erreicht sei. Professor East geht sogar noch weiter indem er unter Zugrundelegung und selbst unter Berücksichtigung einer eventuell eintretenden weiteren Geburtenabnahme die Maximal-Bsvölkerungs- ziffer der Erde schon in einem Jahrhundert als erreicht annnimmt. Der britische Gelehrte knüpft an diese Theo rien ausführliche Untersuchungen über die Geburten- s'aiistik der einzelnen Rassen, vor allem der weißen Raffe im Vergleich zu der gelben, von deren Ueberhandnehmen man ia bekanntlich den vielbesprochenen und so oft miß verstandenen „Untergang des Abendlandes" herbeigeführt wähnt. Hier ergeben sich jedoch Resultate, die diese Be fürchtung zerstreuen, soweit es überhaupt möglich ist, auch mit Hiije des besten wipenschaftlichen Rüstzeuges derartige Prophezeiungen einigermaßen der Wirklichkeit anzupaffen. Mit Recht wird von fachwissenschaftlicher Seite in bezug auf Easts, Penks und anderer bedeutender Forscher Hypothesen darauf hingewiesen, daß weit mehr als Sie Gefahr der Ueberoölkerung vor allem der weißen Rasse, die sich bezüglich der Rassentüchtigkeit auf absteigen der Linie befindet, durch weitere Entartung der einstige Untergang droht. Daraus aber ergibt sich die Notweiwig- leit einer durchgreifenden Rassenhebung, an der jeder ein zelne — jo jeliiam dies vielleicht klingen mag — an seiner Stelle Weiterarbeiten kann, indem er den kommenden Ge schlechtern durch Erziehung an sich selbst und an seinen direkten Nachkommen, die Möglichkeit zu neuem Aufstieg vorbereitet. Nicht Einschränkung des Bevölkerungs zuwachses, sondern Stärkung und Qualitätshebung unserer Nachkommemchaft ist daher die Lehre, die sich zwangsläufig aus den vielleicht sensationell anmutenden Untersuchungen der beiden ausgezeichneten Gelehrten ergibt.