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Oie „Dttendorfer Zeitung" irscheint Dienstag, Donners ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich ; Mark. Durch die Host bezogen 4,20 Mark. Druck und Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag 40 Uhr. Inserate werden m<t 40 Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 102. Freitag, den 26. August 1904. 3. Jahrgang. Aekanntrnachung. Das lllitmichmcrverzeiliMS nebst Heberolle und AeuLmittgslilit der Laud- und forstwirtschaftliche» Kerusogenojsenschast liegt vom 26. August bis 10. September d. I. im hiesigen Gemeindeamt während der Dienstzeit zur Einsicht aus. Einsprüche dagegen sim bis 24. September d. I. an die Lund- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft in Dresden-A., Wienerplatz 1 II zu richten. Ottendorf-Moritzdorf, am 25. August 1904. — Der Geineindevorstand. VerMches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, os. August 1S0<z. — Den Bartholomäustag schrieben wir am gestrigen Mittwoch. Der 24. August führt seinen Namen nach dem Apostel Bartholomäus, der seinerzeit in Armenien elendlich geschunden wurde. In der Bartholomäusnacht 1572 wurden in Frankreich die Hugenotten niedergemetzelt (Pauser Bluthochzeil). Ein merkwürdiges Zusammentreffen rsl es, daß gerade am Bartholomäuslage in Petersburg die Taufe des russischen Thronfolgers staltsfand. In Rußland ist man sonst so abergläubisch, und doch wählte man den 24. August als den Tag der Taufe des Zäsarewitsch. Der russische oder julianische Kalender verzeichnet jedenfalls den Bartholomäustag nicht, er ist ja auch hinter den grcorgianischen, nach dem wir rechnen, um dreizehn Lage zurück Sonst würde der Thronerbe kaum am Bartholomäustage getauft werden. Die Redensart: „Ich werde dir zeigen wo Bartel den Most holt", dürfte auf die bevorstehende Weinlese hindeuten. Diese kann Heuer verhältnismäßig früh beginnen. — Trotzt dec denkbar schlechtesten Wasser- verhältmsse rst Freitag abend die erste Obstzille in diesem Jahre von Lobositz aus zu Tal ge schwommen. Einerseits drängten die Schwierig keiten, die der Obstexpoct mil der Bahn bietet, dazu, einen Versuch mit der Verschiffung zu Machen, andererseits die immer größer werdende Zahl der fast nur für den Obstexport auf den zahlreichen kleinen Werften TetschenS erbauten (gelben) Zillen (von Tetschen bis Pschüra stehen deren gegen 60 zur Verfügung), für die sonst leine Verwendung ist. Die erwähnte erste Obstzille gehörte dem Schiffseigner und Obstexporleur Josef Pechang in Pschüra. Sie mußte mit vier Pferden von Pschüra eine Wegstrecke von sechs Stunden bis Lobositz geschleppt werben. Dort nahm sie 32 000 lr§ Birnen auf, fuhr aber bei Nongstock, nachdem sie öfter auf Grund geraten war, so fest, daß 8000 abgeteichtert werden mußten, wodurch sich der anfängliche Tiefgang von 50 auf 45 om herabminderte. In Pirna wurde die Zille mil Jubel begrüßt. Die Fahrt war unter den ge gebenen Verhältnissen ;ehr mühselig. — Nach den bis jetzt eingegangen n An meldungen verspricht die mit dem XVI. Deutschen Feuerwehitag in Mainz verbundene Ausstellung von Feuertösch- und Rettungsgeräten das moderne Feuerwehrwesen in einer Vollständigkeit wiederzugeben, wie sie bei den bisherigen Feueuvehrtagen kaum noch erreicht wurde. Der Versicherungswert der bis jetzt gemeldeten Fabrikate beläuft sich auf annähernd 400000 M. Aus dieser Zahl schon erhellt, daß dec Besuch der am 3. September zur Eröffnung gelangenden Ausstellung den zn.Tau>enden aus Deutschland und Oesterreich erscheinenden Feuerwehrleuten das Neueste auf dem Gebiete der Feuertechnik bieten wirb. Besucher des Feuerwehrtages und der Ausstellung, die in der Stärke von mindestens 30 Personen gemeinsam reisen vder mindestens 30 Fahrkarten ab der gleichen Ab gangsstation lösen, können eine Ermäßigung von 50 Proz. auf den Fahrpreis der einfachen Fahrt in Anspruch nehmen. Dresden. Gestern nachmittag sprang ein uwa 3ö Jahre atm Mann, der zuvor ver haftet worden, aber aus dem Polizeigebäude entkommen war, über den Dampfer „Bodenbach" hinweg in die Elbe, wurde aber gerettet und den verfolgenden Polizeibeamten wieder über geben. Kötzschenbroda. Am Vogelwiesen-Sonntag mochten gegen 8- bis 10 000 Menschen nach und nach auf dem Festplatze anwesend sein. In der neuten Stunde brach in einer Verkaufs bude Feuer aus; die Feuerwehr war rasch zur Stelle, sodaß der Brand bald gelöscht wurde, ohne größeren Schaden angerichtet zu haben. Ein Glück war, daß vollständige Windstille herrschte, es hätte sonst leicht ein größeres Un glück entstehen können. — Auf dem hiesigen Bahnhofe ist Dienstag abend gegen i/t 9 Uhr ein Mann — wahr scheinlich infolge Herzschlages — unigefallen und tot liegen geblieben. Nach seinen Papieren war er ein Einwohner Dresdens- — In dec kürzlich erfolgten Zwangsver steigerung wurde das altbekannte BahnhofS- hotel Radebeul von Herrn Karl Friedemann zum Preise von 80000 Mack erstanden. Bei einer Hypothekenbelastung von 129 500 Mark war das Grundstück mit 77795 Mark taxiert worden. Der Brandkassenwert ist 25 340 Mk- Ausgefallen sind 51 000 Mk. N i e d erlöß nitz. Als am Freitag Abend ein Radfahrer der einen Kurgast in der Bilzschen Natmheilanstalt zu Oberlößnitz besucht hatte, üen Heimweg antreten wollte, setzte er sich bereils im Bilzschen Grundstück auf sein Rad und fuhr so die abschüssige Ausfahrt nach dem schmalen Strakenweg hinab. Hierbei verlor er die Gewalt über sein Rad und rannte mit voller Wucht gegen eine Mauer, wodurch er sehr erheblich verletzt wurde. Der Verunglückte wurde nach Anlegung eines Notoerbandes in feine Wohnung geschafft. Strehla. Ler im Flußbett der Elbe freiliegende Hungerstein soll gesprengt werden. Es handelt sich um den jedem Schiffer unter dem Namen „Nixstein" bekannten Felsen, der auch bei gewöhnlichen Wasserstande sichtbar ist; obschon er außerhalb des Fahrwassers liegt wird seine Entfernung im Interesse der Schif fahrt sein. Oschatz. Um einen Schluck Branntwein kam eö am 28. Juni, wie sr. Zt. gemeldet, in einer Kirschbude bei Klein-Böhla zwischen dem 38 Jahre alten Spinner Anton D. aus Er langen und dem Handarbeiter K„ die daselbst als Kirschenpflücker beschäftigt waren, zum Streit. K. hatte zu einem Schnaps, den D. aus dem Docswirlshaus geholt halte, 10 Pfg beigesteuert und verlangte nun auch, mittcinken zu dürfen. Als ihm dies verweigert ward, ergriff er in der Wut ein Messer und brachte seinem Gegner mehrere Messerstiche bei, von denen einer nach der Herzgegend hätte tödlich sein können, wenn er nicht an einer Rippe abgeglitten wäre. Immerhin trug D. eine so schwere Verletzung davon, dag er ins Kranken haus nach Oschatz gebracht werden mußte, aus dem er erst am 20. August entlasten werden konnte, er ist aber auch heute noch nicht ganz hergestellt und noch nicht voll arbeitsfähig. Das Leipziger Landgericht verurteilte jetzt den Messerhelden zu zehn Monaten Gefängnis. Freiberg. Von hier aus wurde berichtet daß der hiesige ärztliche Bezirköoerein beim Kultusministerium den Antrag gestellt habe daß der Einzelkelch beim Abeudmahl aus hygienischen und ästhetischen Gründen einge- sührt werde. Dieses trifft nicht zu, wenigstens ist der Antrag in dieser bestimmten Form nicht gestellt worden. Der ärztliche Bezirks- Verein hat lediglich einen Antrag eines seiner Mitglieder, daß vom Ministerium in anbeiragt der Gefahr der Infektion eine zweckentsprechende Form bei der Reichung des heiligen Abend mahls vorgeschrieben werde, zum Beschluß er hoben. Es ist nicht der Einzelkelch gefordert sondern die Ansicht vertreten worden, daß die Gefahr einer Infektion auch auf eine andere Weise zu verhindern sei. Tutte ndorfb- Freiberg. Gestern Morgen r/s 2 Uhr kam in der Scheune des Restaurations grundstücks zum Erbgericht Feuer aus, das bald das Wohnhaus ergriff und das gesamt« Anwesen mit den Erntevorräten einäscherte. Infolge der enormen Glut wurde auch das Wohnhaus der verw- Frau Dathe ein Raub der Flammen. Schmilka. Am Sonnabend Abend ver suchte es der Gutsbesitzer Löser aus Schöna mit seinem Geschirre durch die Elbe zu fahren, Ehe er seine Pferde in den Strom trieb, hatte man vorsichtshalber den Leiterwagen an einem Seile befestigt, das der Fährmeister an der Schönauer Elbseite sestmachte. Die Durchfuhr gelang vollständig, das Master ging den Pferden nur bis an den Leib. Infolgedessen war Löser in einer knappen Stunde in seinem Gehöfte, während er sonst über die Königin- Carola-Brücke vor Wendischfähre hätte fahren müssen, was einen Weg von nahezu fünf Stunden ausmacht. Pleißa. Ein Aepfelwächter auf der von Wüstendrand nach hier führenden Straße verbot einer etwas angetrunkenen, im 41. Lebensjahre stehenden Mannsperson das Herunterreißen von Aepfeln. Auf dieses Verbot hin geriet der Betrunkene in Aergernis und stach ohne weiteres den Aepfelwächter in den rechten Unterschenkel. Trotz des Fluchtversuches gelang es den Täter zu verhaften. Kemtau. Hier wurde nachts ein mit Hafergarben beladener Wagen der Gutsbesitzers witwe Gerlach gehörig, welcher in unmittelbarer Nähe der Scheune stand, in Brand gesetzt. Das Feuer ergriff sofort die Scheune und von hier aus teilte es sich dem Stall- und Wohn gebäude mit. Da das Feuer reichliche Nahrung fand, griff es so rapid um sich, daß nur das Vieh gerettet werden konnte. Bedauerlicher weise hat die Kalamiiosin nicht versichert. Hoffentlich gelingt es, den Täter zu ermitteln. Oberlungwitz. Nicht unerheblich verletzt wurde dieser Tage die Glasermeistersehefrau, indem sie abends auf der Dorfstraße von einem Radfahrer, der ohne Licht und übermäßig schnell fuhr, zu Boden gerissen wurde, wobei sie eine Gehirnerschütterung erlitt. Leider ist der Rad fahrer in der Dunkelheit unerkannt entkommen. In seiner Begleitung befanden sich noch zwei Radfahrer, die gleichfalls das Weite suchten. Werd au. 2600 Feuerwehrleute haben ihre Teilnahme an dem am 28. d. M- hier statt- fiadenden Verbandstage des KreiSfeuerwehr- verbandes Zwickau-Glauchau gemeldet. Allen wird Freitisch gewährt. Leipzig. „Die Ruhr ist goldhaltig" be hauptet ein in Kastel lebender junger Schrift steller Rudolph, welcher seine Feder dazu be nützte, um in sächsischen und westfälischen Zeitungen Inserate zu ertasten, dahingehend, daß er Darlehensuchende unterstütze und er ihnen einen hohen Nebenverdienst verschaffen könne. Die sich Meldenden mußten einen Vorschuß einsenden und erhielten den Rat: Den Goldgehalt der Ruhr auszunützen I Wegen einer großen Anzahl solcher Schwindeleien hatte das Landgericht Kastel den Schriftsteller zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Dle von dem Beklagten eingelegte Revision stützte sich auf die in der Hauptverhandlung aufrecht erhaltene Behauptung, daß er durch geologische Studien und eigene Beobachtung zu der Er kenntnis gekommen, daß die Ruhr goldhaltig sei und er habe ein Rezept für die Gewinnung des Goldes ausgeorbeitet- Das Reichsgericht hat aber die Revision verworfen. Zittau. Am Sonntag versuchte der etwa 14 Jahre alte Sohn des Provisions- Reisenden Wilhelm Weiß das Haus, in dem seine Eltern wohnen, anzuzünden und drohte seine drei jüngeren Geschwister zu erstechen. Der Knabe, welcher schon mehrmals entlaufen war, wurde von den Hausbewohnern an seinem Vorhaben gehindert und eingesperrt. Als die herbeigerufene Polizei erschien, hatte sich der hoffnungsvolle Junge an einem Seil aus der im ersten Stock gelegenen Wohnung auf die Straße herabgelasten und war geflüchtet. Es gelang jedoch später, den Flüchtling festzu nehmen. — Aus dem Erzgebirge. Die Trocken periode hat im Erzgebirge volle 12 Wochen gedauert, da seit d^m Trinitatisfest bis auf Montag hier ein anhaltender Regen nicht nieder gegangen war. Wie sehr der Wassermangel sich fühlbar macht, geht daraus hervor, daß in Scheibenberg selbst die Wastecbenützung aus dec städtischen Leitung zum Bierbrauen hatte verboten werden müssen. Trotz der nachteiligen Einflüsse der Trockenheit ist man mit dem Ausfall der Getreideernte zufrieden. Der Köcnerertrag ist zwar geringer, dafür aber sind die Körner dünnschaliger als in anderen Jahren. Aue. Eine Eifersuchtsszene spielte sich dieser Tage abends während eines in einem Saal- etablistement statlfindenden Fabrikballes auf der Straße vor dem betreffenden Lokale ab. Ein mitamvesender junger Mensch geriet über seine Herzerkorene in große Wut, weil diese eine Tour mit einem anderen getanzt hatte. Er lockte das Mädchen auf die Straße und ver setzte ihm mit einem Stock einen so derben Schlag über den Kopf, daß es besinnungslos zusammenbrach, worauf der Täter das Weite suchte. Durch den Wirt des Etablissements wurde das Mädchen aufgehoben, und da es nicht nach Hause gehen konnte (es stammt aus Lößnitz) nach dem Kcankenhause geschafft. Der brutale Mensch hat seine gerichtliche Bestrafung zu erwarten. Schlaggendorf. Die Mörder des Wachmeisters Storm, der 25 Jahre alte Arbeiter Berger aus Stelzengrün, wohnhaft in Lauterbach, und der 30 Jahre alte Häusler Riedel aus Stelzengrün haben den Mord ein gestanden. Die Tat war schon lange mit einem dritten Wildschützen geplant gewesen, der am Mordtage nicht erschienen war. Die Wilderer hatten zunächst auf Strom einen Schuß abgegeben, aber nicht getroffen. Hier auf stürzten sie sich auf Storm, so daß es zu einem verzweifelten Handgemenge kam. Plötzlich hob einer der Wilderer das am Boden liegende Gewehr auf und schoß dem Gendarm die Rehpostenladung aus unmittelbarer Nähe in den Leib. Plauen i. V. Das 134. Infanterie regiment sollte wegen Wassermangels zeitweilig nach Zeithain verlegt werden. Da jedoch der Stadtrat sich bereit erklärt hat, täglich 30 vbm Master in die Kaserne zu liefern wird das Regiment hier bleiben. - Da auch das hiesige Königliche Lehrer seminar von der Wasternot in Mitleidenschaft gezogen wird, so wird den Schülern der ge nannten Bildungsstätte zum Trinken täglich eine bestimmte Menge Sauerbrunnen auf Staatskosten geliefert. — Ein schweres Unglück mit tödlichem Ans- gange ereignete sich hier bei den VerbreiterungS« arbeiten der Syrabrücke. Vom obersten Teile der Brücke stürzte ein mehrere Zentner schwerer großer Stein in die Tiefe und fiel mit voller Wucht auf einen Arbeiter. Er starb nach einigen Stunden.