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Ottendorfer Zeitung 26. Jahrgang. Nummer 9l Sonntag, den 7. August 192? Oertliche- «uv Gächfisches. Dttendorf-Vkrilla, den 6. August ,yrr. — Am Mittwoch früh wurde hier auf der Mühlstraße Nu« schwarze Lederhandtasche an einem Zaune hängend auf. gesunden. Die angebliche Besitzerin au» Drerden-Strießen teilte auf einem in der Tasche befindlichen Zettel mit, daß lie keine Freud» mehr am Leben habe und deshalb gehe sie jetzt in den Wald und mache ihr Leben durch Erhängen ein Ende. Alle sachdienlichen Mitteilungen in dieser Angelegen heit werden an di« Sendarmeriestation erbeten. — Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Weil« Werke A.-G. über Torpedo-Schreibmaschinen bei. — Ueber die Zusendung von nichtbestrllter Ware aller Art wird immer wieder geklagt. Die Empfänger wissen vielfach nicht, welche Verpflichtungen ihnen der Empfang auferlegt. Sie lassen sich häufig zu Zahlungen herbei, die »u leisten sie gar nicht verpflichtet find Wa« die rechtlichen Verhältnisse bei Zusendung nichtbestellter Waren betrifft, so ist darauf hinzuwrtsen, daß gemäß Paragraph 151 de« Bürgerlichen Gesetzbücher eine solche Zustellung al« Verkauf«angebot anzusehen ist. Schweigen de« Empsängers bedeutet keinerfall« di« Annahme de« Ver. lragrantrage«; den Empfänger belaßet keine Rechtrpflicht die unbestellte Ware dem Absender irgendwie zur Verfügung tu stellen, auch dann nicht, wenn Porto und Verpackung für diesen Zweck briltegin; vielmehr ist der Absender ver pflichtet sich selbst die Sendung abzuholrn. Der Empfänger ist nur versuchtet bei der Aufbewahrung der ihm zugesaudten Ware Sorgfalt wie in eigener Angelegenheit aufzuwendeu. Fordert er den Absender zur Abholung auf und erfolgt diese nicht, so gerät der Absender in Annahmevirzug. Der Empfänger hastet dann nur noch laut Z 300 de« Bürger lichen Gesetzbuche« für grobe Fahrlässigkeit und Verschulden bei der Aufbewahrung der zugrsaudteu Gegenstände. Al« angemessene Frist für die Aufbewahrung kann ungefähr ein Monat angesehen werden; nach dessen Ablauf darf der Empfänger annehmen, daß der Absender kein Interesse an der Ware hat, da« heißt, daß er da« Eigentum aufgibt. Auch in diesem Fall darf der Empfänger aber die Ware Vicht für sich selbst verbrauchen. Eine gewiss« Sonder stellung nehmen Sendungen ein, bei denen zur Umgehung der oben geschilderten Rechtslage die Absender durch vorher ^geschickte Drucksachen auf Eintreffen der Sendung Hinweisen. Obwohl dies« Fälle grundsätzlich juristisch genau so zu be° ürteilen find wie die Zusevden ohne vorherige Anmeldung empfiehlt e« sich die Ankündigung genau durchzulesrn, um auch den Anschein einer Angebotnahme zu vermeiden. — Eine Firma, die sich „Psychologe Foundation" Nennt und die ihren Sitz in Brüssel hat, erbietet sich in Zeitungranzeigen, allen denen die «inen gewissen Betrag an fie etnsenden, einen „radiohypuotifcheu Kristall" und die da- zugrhörigen Bücher zu liefern und zwar au« «irrer Renschev- jreundltchkeit nicht um 160 Mk. wa« diese schönen Ding« wirklich wert s«i«n sondern nur um 40 Mk. und gegen ein« im vorau« einzuseudeude Anzahlung von 10 Mk. E« kann angenommen werden, daß man nach Einsendung der 1V Mk. von der Firma überhaupt nicht« mehr hören wird oder daß sie höchsten« uut«r Nachnahme der restlichen 30 Mk. tvertlose« Zeug sendrt. Lausa. Lin« große, schwarze Rauchwolke, die am Donnerstag gegen 6 Uhr zum Himmel stieg, zeigte den Au«, bruch eine« größeren Schadenfeuer« an. In der sogen. Hufen-Ziegelei brannte ein grober Lagerschuppen, in dem °Uch Hm aufbewahrt war, vollständig nieder Die zahlreich erschienenen Wehren konnten fast gar nicht in Tätigkeit treten da sich der Wassermangel sehr stark fühlbar machte. Die telephonisch zur Hilfe gerufene Motorspritz« der Wehr Otten. dors-Okrilla-Öst, welch« infolge ihre« reichlichen Schlauch- ivaterial« da« Wasser einem weit entferntem Teich ent. vehmen konnte, hatte die Hauptlöscharbeit zu leisten. Fischbach. Bei« Mähen eine« Kornfelde« wurde U« 4. August »in Toter aufgefuudrn. In ihm wurde ein "0 jähriger Bäckermeister festgestellt, der in der Land«»an- anftalt Arurdors untergebracht gewesen und von dort am °> Juni entwichen ist. Nach den Ermittelungen der zu- stündigen Polizei und der Mordkommission, de« Kriminal- a«te« dürste kein Mord vorliegen, wie anfänglich vermutet wurde, sondern ein Verlehr«uufall. Eine an der Leiche vor- gefundene Verletzung und andere Hinweise lassen den Schluß iu, daß der Tote wahrscheinlich durch ein Auto angefahren Uud verletzt worden ist, sich in da» Kornfeld geschleppt hat und dort verstorben ist. Personen, die zur Sache irgend welche Angaben machen lönnrn, wollen fich mündlich oder schriftlich bei der Kriminalpolizei melden. Kamenz. Der Flugsportlag der am vergangenen Sonntag stattfand, hatte einen Besuch von 12000 Zu schauern aufzuweistu. Da« Programm war da«selbe wie zum Flugsporttog auf dem Heller. Und da«, wa« in ! Dresden nicht möglich war, worüber die vielen Besucher heute noch mißmutig gestimmt sind, gelaugte hier vortrefflich zur Ausführung. Unter atemloser Spannung vollführte die jungendliche Fallschirmpilotiu Lola Voretco ihre« 43. Fall- schirmabsprung und landete glatt unmittelbar vor dem Publikum. — Durch den starken Zustrom nach dem Flug platz ereignete sich ein Berkehrtunsall. Auf der stark br- lebten Kaserneustraße in Kamenz wurde ein älterer Ein wohner von einem Motorradfahrer augefahreu und erlitt außer Hautabschürfungen einen Scheukelbruch. Demitz-Thumitz. Im Steinbruch „Kanzel" ist der 4S Jahre alte Steinspalter Paul Gottlöber au« Tröbigau acht Meter tief abgestürzt. D«r Tod ist infolge Wirbelsäulen- und Schädrlbruchs sofort eingetreteu. Kreischa. Gegen eiu«u hiesigen Hauswirt mußte am Montag di« Grndarmeri« einschreiteu. Eine b«i ihm wohnende Witwe, bereu Stübchen er dnrchau« haben zu müssen glaubte, konnte diese« nicht räumen. Der Hauswirt schlug mit einer Axt die Wand durch. Di« bereits im Schlafe liegende Wlwe stürzte in ihrer Angst die Trepp« hinab und blieb unten ohnmächtig liegen. Ein Takel der Witwe sprang au» dem ersten Stockwerk herab. Der Ver mieter drohte schließlich noch mit Erschießen uud mußte fest- genommen werden. Freital. Ein gewisser A. G. von hier, der schon mehrfach vorbestraft ist, hatte in der Nacht zum 22. Juni wie damals gemeldet, einrn Einbruch in da» Cafe Libelle des Sächs. Wols verübt und u. a. eine wertvolle Geige ge stohlen, deren Eigentümer 50 Mk. Belohnung für die Wieder erlangung ausgesetzt hatte. Kürzlich nun bikam «r von dem Dieb einen Brief mit einen Pfandschein mit der Mitteilung daß er diesen sür 15 Mark im Leihhau» einlösin könne. Wo G., der noch andere Einbrüche hi«r begangen hat sich aushält, weiß man noch nicht- Er soll acht Bräute haben. Vielleicht hält ihn ein« vrrborg««. Dippoldiswalde. Di« auf Hartmannsdorfer und Reichstädter Flur oberhalb der Lehnmühle im Bau b« griffen« Sperrmauer im Tale der wlldiu Weißeritz wird 430 Meter lang, au d«r tiefst«» Stelle 45 Meter hoch werden. Da« Staubecken wird 18*/, Million«» cbm fassen und zirka 130 Hrcktar der Fluren R«ichstädt, H«nuer»grün, Hartmannsdorf und de« Staatsforstreoier» Frauenstein über- decken. Kuhschnappel. Der Monteur Walter Ihle, hier, erlitt auf dem Wege zu seiner Arbeitsstätte dadurch einen schweren Unfall, daß ihm ein Reh in da» Fahrrad sprang. I. stürzte und zog sich schwere Verletzung«! zu; er wurde dann in besinnungslosem Zustande nach seiner Wohnung gebracht. Licht«nb«rg. Wtrtschafttbefitzrr Küttner hatte vor drei Jahren in seinem Teich 3000 Stück Forr«ll«nbrut ausge setzt- Bei dem kürzlich erfolgten Fischen der Leiche« war der Gesamtertrag 11 Forellea im Grwlcht von 2 bi« 4 ^/, Pfund. Penig. Die Festleitung für da« Heimatfest hatte eine Regenorrficherung abgeschlossen, die auch, da bei dem Festzug rin starker Regen nirderging, im Betrage von 5000 Mark ausgezahlt wurde. — Als am Mittwoch gegen 11 Uhr abends der Maschinenmeister Rümmler von der P«niger Patentpapier, fabrtk in Gegenwart seiner Frau den Hochwafferstand der Mulde kontrollieren wollte, rutschte er bei dem Schützen ab und fiil in den Mühlgraben. Nach mehrstündigem Such«« könnt« sein Leichnam gtborgen werden. Burgstädt, Einer hiesigen Frau ist e« jetzt möglich gewesen, nach 35 Jahren ihren Sohn wiederzusehen. Da« Kind war, nachdem die damals ledige Frau geh«iratet hatte von der Großmutter aufgezogen worden. Nach deren Tod« kam da« Kind im Alter von 4'/, Jahren in ein Stift. Von da an war Idas Kind verschollen. Nunmehr nach 35 Jahren ist der Auf«nhalt»ort de» Kinde» ermittelt worden. Di« Wtederskhensfreude wurde jedoch dadurch etwa« getrübt daß der inzwischen verehelicht, Sohn in den ärmlichsten Verhältnissrn lebt und al» Berginvalid für eine sechköpfige« Familie sorgen muß. Grimma. Am Donnerstag wurde in der Nähe von Rohrbach bei Grimma ein schwere« Notzuchtverbrech«: an einem vierzehnjährigen Mädchen verübt. Di« Verl«tzte wurde bewußtlos ihrer elterlichen Wohnung zugeführt und befindet fich in ärztlicher Behandlung. Der Täter wurde als d«r 21 Jahre alte Fürsorgezögling Funk au« Leipzig festgestellt, der jetzt nachdem er sich mehrere Tage umhergetrieben hatte, verhaftet werden konnte. Leipzig. Der Reisende Karl Uhde vom Reich»«isrn- bahnlager Fraukrnhausen befand fich mit seinem Motorrad auf der Fahrt nach Ringleben. Uuterweg« wurde er vo« einem jungen Mau« angesprochen, der darum bat, «itge. uommen zu werden. Uhde kam di«s»u Wunsch« «ach, uud der junge Mann nahm auf den Soziusfitze Platz. Etwa 300 Meter vor Ringliben zog der Mitfahrer plötzlich einen Trommelrevolver und feurrt« ihn auf Uhde ab. Dieser wurdr erheblich am Hinterkopf verletzt. Die Absicht de« Mitfahrer« Uhde zu berauben mißlang aber. Eiu vorüberfahrende« Auto konnte den Räuber sestnihmeu. Er wurde al« der 19 jährige Reichswehrsoldat Hau« Dztamski aus Mücheln festgestellt, dir bei der 9. Kompagnie de« 11. Regiment« in L«ipzig dient. DziamSki wurde verhaftet. Er scheint di« Absicht gehabt zu haben, fahnenflüchtig zu werden, weil «r sich «in Motorrad auf Abzahlung gekauft halt« und die Abzahlungrraten nicht bezahlen konnte. Da er auch keine Rittel zum Leben halt«, scheint er den Raub« mordvrrsuch unternommen zu hab«n. Für Uhde besteht keine Lebeusgesahr. — Fünfzig Leipziger Erwerbslose beiderlei Geschlecht« di« vom Leipziger Arbeitsamt auf« Land zur Arbeit ge schickt worden waren haben ihre Stillen nicht angitreten, sondern find al« Wandervögrl nach Süddeutschland gezogen uud haben sich im Spessart und an der Tauber sehr un angenehm bemerkbar gemacht. Netzschkau. In einem Websaal der Fabrik der Firma Sonntag L Löscher hier brach in der Nacht zum Mittwoch aus unbekannten Gründen «in Schadenfeuir au». Durch rechtzeitige« Eingreifen von srch« Feuerwehren von hi«r und au« der Umgebung konnte das F«urr auf seinen Herd beschränkt werden. Der Schaden ist bedeutend, da da« Maschiuenhau« schwer gelitten haben. Crimmitschau. Am Donnerrtag mittag verun glückte im nahen Gablenz «in mit zwri Männern besetzte« Auto (leichter Opelwagen) derart, daß «» di« Böschung hiuabstürzte und in Lrümm«r ging. Di« Insassen wurde« mehr oder minder schwer verlrtzt und mit dem Sanitätsauto in» Krankeuhau« Crimmitschau gebracht. Di« Beiden kam«« au» Richtung Zwickau uud b«faud«u fich auf riner G«- schäftsreise im Auftrage «iu«r Likörfirma. StrmWt«. ""1' 755 deutsche Warenhäuser. - Im Rahmen der gewerblichen Betriebszählung vom 16. Juni 1925 wurde auch die Zahl der Waren häuser im Reich mit erfaßt. Es sind damals im gan zen Reiche 755 Einzelbetriebe dieser Art festgestellt worden, wobei die großen Kaufhäuser, die sich im wesentlichen mit dem Vertrieb gleichartiger Waren gattungen befassen, nicht mit eingerechnet wurden. Von diesen 755 Warenhäusern lagen 54 oder 7,1 v. H.. der Zahl nach bemessen, im Weichbild von Berlin, wobei die in verschiedenen Stadtteilen gelegenen Ver kaufshäuser jedes für sich gezählt worden sind. Der Anteil der Warenhausbetriebe Berlins an der Reichs summe entspricht annähernd seinem Anteil an der Reichsbevölkerung. Tas Bild gestaltet sich aber weserü» lich anders, wenn man dis Größe der Berliner Waren häuser in Beziehung setzt zu der Größe Und dem Um fang der Warenhäuser in der Provinz. In den 54 Berliner Warenhäusern wurden insgesamt 16 312 Per sonen beschäftigt, das sind genau 24,5 v. H. aller im ganzen Deutschen Reich in Warenhäusern tätigen Versauen. Mrcheuuachrrchte« Sonntag, d«n 7. August 1927. Vorm.' 8 Uhr Prtdigtgotti«di«nst. Pfarrir Fr«u«r Medingrn. Hier»« »in« Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und »«»»»»»„»«»»»»»IIMIIIIIIII«, Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. MU den Bellagen „Neue Ittustrterke", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühl«, Ottendorf-Okrilla. ferante« »d. d. DefSrdernng»- L hat d« BeUeher »einen Ao- g mm» oder MachRefenmg h« « ückjahlnng d. Brpigexreist». ü UMWtWS- Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderates M LMM amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. L Di« ^Ottendorfer Zeitung- erscheint Die«»- - tag, Donnentag »no Sonnabend. » D« -P,,t» »ird «st Beginn » jeden Monat» bekannt gegeben. j» 3* Fall» HSHerrr Dewalt (Krieg »d. sonst. L L irgenowelchr» Störungen de» Betriebe» der 8