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Ottendorfer Zeitung zu Ottyldorf-Okrilla. Freitag, den August 4927 Mit den Beilegen „Neue Illustrierte*, „Mode und Heim* und „Der Kobold*. 8 Echristleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. MechllWS' Diese Zeitung veröffentlicht die des Gemeinderates Gemeind« - Giro - Konto Nr. L-L 26. Jahrgang. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend »»»»»«„»»»ui»»»«»»» L «ürzettz« » «i» EtfiM L Dt« ,OU»«dorsn Zrtwua' erscheint Diem» 2 ta«, vowieritsa m» Sonvatnid. » v« D»»»-,-P,«i, »lü> «ü Beeimr « jede« Wonst» betaiwt ge-ebe». 8« Fall« hkher« Gewalt (Krieg »d. ss«st. i» »» «rraowelchrr Störungen dr, Betrieb«, dir - m Aittima, b. Lieferanten »d. d. Beflrdenma^ - 8 «LaWmtgen) hat dir Verehre «!»«« Ls- g sprach aus Lieferung »d«r Nachlieferm-z der »» » geitung »d. NLLjahluug d. Biza^cits«,. 8 Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Kummer 96 Oertliches «nv GächfischeS. Dttrnborf-Vkrilla, den s8. August ^2?. — Am heutigen Tage ist «s Herrn Särrrerribesitz« Hermann Rauh vergönnt auf eine 25 jährig« Geschäftttälig- leit zurückzublicke». Mögen ihm noch viel« Jahre guten Geschäftsganges beschieden sein. — Silbstevtzündung der Grumt. Nasse Jahre werden der Heu- und Grumternte nicht nur durch die Entwertung d«ö Grafts, de« Futter«, durch die Nässe gefährlich, sondern auch durch die Heubazillen, die der Bre«lauer Botaniker Prof. F- Cohn, anfang« der 70er Jahre de« vorigen Jahrhundert» Kubiert hat. Lange haben sich Chemiker und Biologen um die Entstehungrulsachtn der Selbstentzündung gestritten, bis » dem genannt«» Gelehrten gelang, die Energien der wärme- «zeugenden Bakterien näher aufzuzeigrn. Da« Ergebnis der Forschung der ueuesten Zeit hat nach umfassenden Unter suchungen im landwirtschaftlich-bakteriologischen Laboratorium des Polytechnikums in Zürich Dr. M. Düggeli wie folgt iusammengefaßt: E« bestätigt sich die schon srüher von Rieh, ausgesprochene Ansicht, daß di« Selbstüberhitzung des H'ue« bis auf 70 Grad C durch Mikroorganismen; v«ur- sacht wird und es sich dabri nicht um einen rein chemischen, sondern um einen biologisch«« Prozeß handelt. Im nicht vollständigen gedörrten Heu fmrhr noch i« Grumt!) ent- wickeln sich groß« Massen von Mikroorganismen die iutrnsiv atmen. Die namentlich kurze Zeit nach d ir Ernte keines wegs abgetötrtrn Pslavzenzrllen atmen ebenfalls und produ- sitten nicht unbedeutend« Wärmemengen. Di« durch die Atmung erzeugt« Lärme wird durch dar Heu, das als schlechter Wärmeleiter bekannt ist, zurückgehalten und dadurch "folgt eine fortschreitend, Steigerung der Temperatur. Diese Aärm«steig«rung bedingt wilder eine kräftigere Atmung der lebenden Substanz, sowohl des Protoplasma», wie der vrganismln und durch di, so erfolgende Wärmekumulation kommt die Stlbstrrhitzung zustande. Die Bedingungen, die diese Erhitzung bi« zur Entzündung zu steigern vermögen, sind auch heute noch nicht näher erforscht. Fallobst sammeln! Das Fallobst sollte nie unter den Bäumen liegen bleiben, sondern jeden Morgen auf gehoben werden, damit die darin befindlichen Maden ver- nichtet werden. Die im Innern drr Früchte sich aufhalten- den Insektenlarven kriechen bald nach dem Absaulen der Früchte cu» und verpuppen sich in der Erde. Dort über- wintern st« und beginnen im kommenden Frühjahr mit v»° wr rrter Nachkommenschaft von neuem ihr Zerstörung«»«!, »«»halb sollte man alle Tage nachsehen und die Bäume leicht schütteln, das befallene und da» krank« Obst wird ab- s-llcn. Von dem Fallobst läßt sich immerhin noch manches bereiten. — Da» groß« Flach- und Bergrennen in Meiburg >8 schnell international berühmt geworden. Besonder« die dergrennstrecke Friedrichshof - Schauinsland sieht „ho:S dr concoue».* Di» illustrierte Zeitung „Dir I. Z." 20 Pfg., Ringt«, Deutsche Tiefdruck- und BerlagSaußatt, Freiburg, bringt in Ihrer neuesten Nummer einen guten Aussatz über bi« Brdtutung dieser Brrgprüfungsfahrt. — Dir j„Vier- hundertjahrfeirr der Universität Marburg" wird in Wort Und Bild eingehend gewürdigt. -- In di« Wüste führt uns °in Artikel „Unter den Sonnenblitzen Algier»" mit vortreff lichen Zeichnungen von Godal. — fUnt« den zahlreichen literaisch wertvollen Beiträgen fallen noch besonder« die Titel „Es wird rin Urwald geschlagen" ?(Dr. Koch-Warma), „Die moderne Minutenoper", Großßadt-Lido", „Kunstwerke und ihre Fälschungen" u. a. auf. Plastisch schön« und ein drucksvolle Kupferttefdruckbilder üben durch ihr vorzügliche» Arrangement eine nachhaltige Wirkung auf den Beschauer aus. Klotzsche. Am Sonntag nachmittag fuhr ein mit sechs Personen besetzte» neue« Auto unterhalb de« Gaswerks ganz kurz vor einen Straßeubaum in den Straßengraben. 8um Glück überschlug sich das Auto nicht, wodurch die In sassen mit leichteren Hautabschürfungen davonkameu. Dit »Dresdner Auto-Hilse" war bald zur Stelle und kourtr bis Mn Abend das Auto au« dem Graben wieder heraus- winden. Eine große Mchaurrmenge war zugegen. Da» Auto wurde nur leicht beschädigt und konnte selbst den Heim weg weiter fortsrtzen. Freital. Die alt« Unsitte, nach dem Genuß von Obst Wasser zu trinken, hat hier wieder mal rin Opfer ge- fordert, nachdem vorgestern ttfi rin vierjährig« Knabe b«- Stäben worden ist, der, nachdem er Stachelbeeren gegessen letzt ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie am Dienstag gestorben ist. — Am Dienstag wurde durch einen heftige» Lustzug die Flamme aus drr F«ueruug eines Waschkessels «ausgetrieben; bi« Kleider der Waschsrau wurden in Brand gesetzt, schwer verletzt bracht« man fi« nach dem Krankenhaus vo sie nach wenigen Stunden an ihren Verletzungen iarb. geßorbrn ist. Ein Mann »amen» Lorenz in Borla» aß Kirschen und trank danach Wasser. Gleich danach stellte sich Darmkolik ein. Der Arzt vrrschrieb Opium, wovon der Krank« zuviel auf einmal nahm. Darauf brachte ihn der Arzt in feinem Auto ins Freitaler Krankenhaus, wo man L. wegen Platzmangel« nicht aufnehmen konnte. Als der Arzt zu einem Freital« Arzt mit dem Kranken kam, starb dieser au Herzlähmung. und Wasser darauf getrunken hatte, unter furchtbaren Oualen wollte. Die Flamme fchlug au« dem Ofen, setzte die Klridung der Frau in Brand, die Frau mußte schwer v«- Kamenz. In Schmerlitz, wo «ß vor wenigen Wochen ein Anwesen den Flamme» zum Opfer fiel, hat .in der Montag-Nacht abermals «in verhängnisvolle« Schad«»- feuer gewütet. In der 3. Stund« find die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude von Kutschank und Schulze niedergr- brannt. Da« Feuer ist in der Scheun« vo» Kutschank ent standen und durch den Wind auf die anderen Gebäude übertragen worden, E« wird Brandstiftung vermutet. Bischofswerda. Ein Unglücksfall «eignete sich am Sonntag nachmittag gegen 6 Uhr in der Neustädter Straße. Der Vithhändl« Berger aus Frankenthal, d« ein einspänniges Geschirr fuhr, wurde von einem Auto, da» einer hiesigen Firma gehört, angefahren. Herr Brrger, seine Ehefrau und dessen Enkelkind wurden vom Wagen, der stark beschädigt wurde, geschleudert, wobei Berger Rippeubrüche, Schlüffelbeinbruch und innere Verletzungen «litt. Das Pferd wurde am rechten Hinterbein stark verletzt. Di« In sassen des Autos erlittrn leichtere Verletzungen. Löbau. Um da« Amt de« zweiten Bürgermeisters haben sich 76 Herren beworben. Dir Gesuche befinden sich grgenwärtig in Umlauf bei d«n Stadtverordneten, die über dir Wahl zu entscheiden haben. Der bishrrig« zweite Bürgermeister Peuckert hat Mitte August in Marienberg im Erzgebirge sein Amt als erster Bürgermeister übernommen. Zittau. Die Bekämpfung der Wohnungsnot macht hier gut« Fortschritt«. Den vi«l«n zur Benutzung über gebenen Neubauten der letzten Zeit find nicht wenig«! als 11 neue Wohnhäuser im OrtSteil Großprotisch gefolgt. Es sind sämtlich einstöckige Eigenheime für zwei Familien be stimmt und au« Schlackenbeton errichtet. Der Prei« für «in solches Hau« beträgt mit den Nebengrbäuden 9500 bi« 10000 Mark. Die reine Wohnfläche beträgt 56, die de« ganzen Grundstückes 400 Quadratmeter. Zur Erwerbung einer solchen Eigenheims find nur 1000 Mark nötig, da rund 9000 Mark au« Mitteln drr Mietziussteu« und Spar kasse von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Großenhain. Ein großes Schadenfeuer brach am Montag in der fünfzehnten Stunde in dem kleinen Ort Dallwitz au«, wo plötzlich die zum Staatsgut gehörige Scheune in Flammen aufgiug. Es «Atstand beträchtlicher Schaden, da die Scheune große Erntevorräle barg, dis sämt lich ei« Raub der Flammen geworden find. De« herbei- geeilten Fruerwihren gelang e« nicht, da« umfangreiche Ge bäude zu retten. Die Ursache der Brande« ist noch nicht bekannt, doch «scheint Brandstiftung nicht ausgeschlossen. Freiberg. Da« hiesige Schöffengericht verurteilte den Gefaugen-Oberwachtmetster Hoch vom Freiberg« Ge- richtsgefänguir wegen Vornahme unzüchtig« Handlungen au weiblichen Inhaftierten, au Personen also, die nach 8 174 des RSttGB. seiner Obhut anvertraut waren, zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus. Auch wurden ihm die Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. Wegen derselben strafbaren Delikte haben sich in Kürze noch zwei andere Gefangen-Oberwachtmrist« vom htisigen Gericht« gtfäugni« zu verantworten. Lommatzsch. Bei« Nehmen der Kurve am Hütten- weg« nahm der Führ« eine» Lastauto» die Kurve zu kurz, wodurch der elfjährig« Sigismund Klonowrki, Sohn eine» Gla«mach«rs, zwischen ein« Mau« und ein Auto gedrüä wurde. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, doch ist e« fraglich, ob er mit d«m Leben davonkommt. Grumbach. Die im 72. Lebensjahr stehende Grund- stücksbesitzrrsehesrau Bertha Rosalie Gießmann stürzte beim ObstpflüSeu von der Leit«. Mit schweren Verletzungen uaH ihrer Wohnung gebracht, verstarb dir Gr«ifiu kurz« Zeit da rauf an den Folgen der Sturzes. Leipzig. Im Lause >de« Montags und im Laufe des Dieu»tag« haben sich hi« zwei schwere, seltene und doch gleichartige Unfälle ereignet. Am Montag wollt« eiw Schlossersfrau in L.-Kkinzschoch« di« Grudkkohlr- dadurch i zu schnellerem Brennen bringtn, daß fi, Spiritus auf ein« «Kohleuschausel schüttet« und dies«» auf di« Grude gieß«» Beucha. Beim Messen rin«» Steinblock» g«iet «in Rock ins Rollen, wobei der etwa 40 Jahr« alte Arbeiter Barneck zwischen zwei Blöcke geriet. Zwar wurde er lebend au« seiner entschlichen Lag« befreit, starb aber an den chweren Verletzungen, da ihm der Brustkorb zerquetscht worden war und mehrere Rippen zerbrochen waren. Ein »emd«s Verschuld«» ltrgt nicht vor. Lugau. Ein junger Gemeind«beamt«r au» Erlbach >« nach Unterschlagung von 2000 Mark Simrindegelder lüchttg gewordeu war, ist beim Schützenfest in Oberwürsch- uitz, wo er als Zechpreller auftrat, verhaftrt worden. Das unterschlagene Geld hatte « bereit» verpraßt. Thum. Im hi«figen Krankenhaus« ist der Saruagiut Paul Schüppel, drr vor einigen Tag«n auf d« Chemnitz«» Straß« von einem Motorradfahrer überfahren worden war, einen schweren Verletzung«« erleg««. Hohenstein-Ernstthal. Nach d«m Besuch« dis öergfestes ließ sich der 17 jährig« Nadelmach« Müll« aus Li«be«kummer vom Eiseubahuzug übttfahren. Müll« wurd« chreätich verstümmelt tot aufgesuuden. Chemnitz. Auf der Jakobstrabe kam e» in der Nacht zum Montag zu einer gefährlichen Schläg«rei zwischen über 20, verschiedenen Zünften augehörenden Zimmerleuten, die zu einer förmlichen Schlacht ausartete. Da« hnbeige- rusene Uebttfallkommando hatte schwere Mühe, die Schlägerei zu beenden und nahm fünf drr Hauptbetriligtrn fest. Die übrigen zogen ab, geriet«» ab« ia ein« Schaukwirtschaft an der Zwickauer Straße erneut aneinander, so daß das Uebttfallkommando abermals eingreifeu und der wiederum blutigen Schläger«! «in End« machen mußte, wobei 15 weitere Zimmerleute festgeuommin wurd««. — Um eine erfolgt« Beraubung vorzutäuschen und sich in den Besitz einer bereits beiseite geschafften Geldsumme zu setze», hat ein bei ein« hiesige» Bank beschäftigt« Kassen- bot« vor einigen Tagen seine Schuhe und seinen Trauring im Stadtpark in d«n Chemnitzfluß geworfen. Außerdem will er auch «ine Aktentasche, in d« sich noch 855 Mark und sechs Wechsel befunden haben, an derselben Stelle ins Wasser geworfen haben. — Aus allen Teilen de» Erzgebirge« kommen Nach richten, daß überall der Kohlweißling tu großen Mengen auftritt, und daß sämtlich« Kohlarteu dadurch schwer g«. fährdet find. Die Raupen, die sich im Spätsommer ent wickeln, werden bei dem Maffenauftritt ungeheure Zerstörungen verursachen. Von landwirtschaftlicher Seit« wird eine groß zügige Vernichlung«aktiou etugelettet. Wirs Krebs vererbt? — Ein? Geißel der Menschheit bildet der Krebs, jene Krankheit, die zunehmend Opfer fordert und zu- nehmend das Interesse der ärztlichen Wissenschaft im höchsten Grade beschäftigt. Obgleich auffallenderweise schon zahlreiche Aerzts gerade am KrcbZ gestorben sind, so ist er doch nicht unmittelbar ansteckend im eigent lichen Sinne des Wortes. Ob die Krankheit durch irgend einen 'ksbeudigen Erreger hervorgerufen wird, ist nicht bewiesen, wird aber von manchen Fachleuten für nicht unwahrscheinlich gehalten. Die Rolle, die die Vererbung spielt, ist noch ungeklärt. Indessen haben die letzten Jahre sehr eifriger Arbeit (z. B. im deutschen Institut für Krebsforschung) schon manche äußere Ursachen der Krankheit aufgewiesen. Durch Nontgenstrallen, Radium und Teer (auf der Haut) ließen sich krebsartige Erkrankungen an Versuchstie ren Hervorrufen und in ihren Abhängigkeitsverhält nissen von diesen Bshandlungsweisen untersuchen. Das Ergebnis der angestrengten Arbeiten ist freilich noch nicht die restlose Kenntnis der Krankheit und der besten Wege zu ihrer Bekämpfung, aber es sind doch schon manche Wege mit Erfolg beschritten worden. In sehr zahlreichen Fällen läßt sich die Krankheit schon in frühen Anfangsstadien erkennen und selbst mit gutem Erfolge heilen, so daß wenigstens die An fänge zu vollen Erfolgen schon gegeben find. Dt.