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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgk 2« G««« h»hn«k v«o«v snch. I » Diese Teilung veröffentlicht die des Gemetnderatv» M OUmdor^OkrtVa. Lreitag den Ium ^Y26 25. Jahrgang d« BeUog« ,N«u« Zllust^erte", ,Msd« »»d Helm" SA» ,D« «»-»id*. Echristl^Lmg, Druck und Becks Herma», Kühl«, OckkLschOkucklla. MterPIikkgS' M AMM ff» Diele ReitunK veröffentlicdt die «MÜtchM BsKmmtMLchun-m v 2 D», 8«a»«' «fchiiM Vt«- I««, «d T»«m>b«td. M»«t» drLamit ^,-d««. g w«ch Mik vkftnw« -ö« d« 2 g s-tw», H. «Leqahl«», ». Skp>x«vr^s^ ü Popsch«ck-Kon1o Leipzig Sir. 2S14L. Nummer 67 OertlicheS «nv Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, den io. Juni ,92s. — Im nahlN Staaissorstrevier.hinter drm Waltherschen Betriebe wurde am Mittwoch der Ziganrnmacher Z. von hier «»hängt cusgrsunden. Er hatte sich bereit« in der Nacht »sm Sonntag zum Montag au« seiner Behausung entfernt und dabei Selbstmordgedanken geäußert. — Seit Ende 1S25 tritt in Sachsen und neuerdings «uch in anderen Teilen Deutschland« der ehemalige Privat- sicher Bruno Karl Gruhl al« ReisegeldbetrÜger auf. Er sucht in der Hauptsache Geistliche und Forstbeamte auf und W stch Darlehn geben, an deren Rückzahlung er niemal« denkt. Seinen Opfern schwindelt er vor, daß er in Otten dorf-Okrilla al« Förster angestellt sei, stch mit seiner Tochter oder Ehefrau auf einer Reife befände, aber durch rin Miß geschick in Geldverlegenheit geraten sei und de«halb die Reise uHt sortsetzen könne. In Wirklichkeit ist G. im Jahre IS24 nur kurze Zeit in benachbarten Medingen al« Privat- sicher in Stellung gewesen und hat seitdem keinen Wohn- sstz mehr. Er treibt sich vielmehr, Betrügereien verübend, Umher. — Die hirstge Sanitätskolonne vom Roten Kreuz ver- dnstaltete am vergangenen Sonntag einen Werbetag anläß- "ch de« 60 jährigen Besteh»«« de« Sächsischen Lande«verrin«. R« Sonnabend war mit der Sammlung, die in ganz vochsrn stottfindet, begonnen worden. Am Sonntag nach- Mittag 2 Uhr ries die Feuersirene der Fa. Aug. Walther Lr Sdhne die Sanitäter zu einer Uebung. Urberraschend schnell waren die gesamte hiesige Kolonne sowie Teile der Kolonne »iadeberg und der Feuerwehr Aug. Walther öc Söhne am lluglück«platze erschienen. Er war die Explosion eine« Gla«- °sin« angenommen worden, durch die eine Reihe von Leuten sichte und schwere Verletzungen verschiedener Art erlitten Mten. Nachdem den Scheinverlrtzten im Fabrikhose Not- «nbände angelegt worden waren, wurden sie mit Tragbahren i- T. selbst angeferttgt, zum Verbandsplatz geschafft. Dort Würden die Verletzten, wo es notwendig war, neu verbunden Uüd bewacht. Während dessen wurden die auf dem Dache Hüttengebäude« liegenden Verletzten geborgen. Im Verein mit der Feuerwehr ging e« an die schwierige Arbeit. Aben wurden sie auf eine vom hiesigen Kolonnenführer Bittstädt konstruierte Bahre gelegt und mit Seilen herunter, fassen. Nachdem auch dieses geschehen war, traten die Kolonnen am Verbandsplatz« an, wo der vom Sächsischen Landetvrrein vom Roten Kreuz entsandte Bezirkrinspizient Hm Dr. Haring au« Klotzsche die Uebung kurz kritisierte, «r bemängelte einige Kleinigkeiten an den Verbänden. Im Anzen waren die Leistungen gut. Besonder« hob er die Schnelligkeit de« Erscheinen« nach der Alarmierung,, das Mr Zusammenarbeiten mit der Feuerwehr und daß Ab- Men, das im Bezierk Dresden-N. vom Roten Kreuz das ^Ke mal gezeigt worden ist, hervor. Die oben erwähnte Bahre zum Abseilen hielt er für sehr zweckmäßig. Er wünscht« weiter, daß der rege Geist, von dem er stch über- Agt hatte, in der hiesigen Kolonne erhalten bleiben möge. Weiter dankte er zwei Radebergern für ihr« 25 jährig« Mit- ßliedschast und treue« Arbeiten b«im Rotrn Kreuz. Damit Aar die Uebung beendet. Am Abend fand ein gesellige« Beisammensein mit Tanz im sehr geschmackvoll geschmückten ^aale de« Hirsche« statt. Herr Dr. Goldammer, der Monnenarzt und Vorsitzende der hiesigen Kolonne begrüßt« A Erschienenen und dankte allen, vor allem der Kolonne Radeberg und der Waltherschen Feuerwehr für ihre rege Mitarbeit bet der Uebung. Anschließend wurde da» Deutsch- Mdlird gesungen und ein Hoch auf den Ehrenpräsident«« de« Deutschen Roten Kreuze«, Herrn Reich«präfident General« Mmarschall v. Hindenburg au«gebracht. Man blieb dann dem Tanze noch längere Zeit beisammen. Im ganzen hat 'N Tag den Zweck de« Werben« wohl vollständig erreicht «» ist zu hoffen, daß sich noch recht viele in den Dienst der guten Sach, stellen und Mitarbeiten unter dem Motto d» Roten Kreuze» „Edel sei der Mensch, hilfreich und Lang, brück. Da« 50 jährige Bestehen de« hiesigen Mliirverrin« wurde unter zahlreicher Beteiligung der örk° Nm Verein« und der autwärtigen Brudelvereine am Sonntag feierlich und würdig begangen. Am Vormittag Md Weckruf, Kirchenparade und Platzmustk von der Kapelle d» Art.,Reg. Nr. 4 statt. Am Nachmittag bewegte sich ein d» einer Abteilung Garderiiter angeführter stattlicher Fest ig durch die geschmückten Straßen nach dem Krieger« ehrenmal, wo man der 95 gefallenen OrtSkinwohner durch Gedicht und Kranzniederlegung gedachte. Klotzsche. Der vergangene Sonntag scheint sür unseren so schönen Waldort ein kritischer Tag erster Ordnung gewesen zu sein. Zunächst wurde in der Nacht zum Sonntag bei der Firma Neurath und Koch, Königsbrücker Straße 38, eingebrochen. In dem dort befindlichen Warenschuppen mit Schaufenster haben die Herren Einbrecher sich ein Stelldichein gegeben, Werkzeug nnd zwecks besserem Fortkommens zwei Fahrräder mitgenommen. — Weiter hat «in junges Liebes paar, ein hier in Stellung befindliches Mädchen und deren Geliebter, am Sonntag durch Selbstmord geendet. — In d«r Nacht des Sonntag« ist auf der Eisenbahnlinie Dresden—Görlitz zwischen Drrsde» und Klatsche ein frevel« haste« Attentat auf einen Eisenbahnzug verübt worden. Eine quer über die Schienen gelegte Schwelle, die durch die Mitte getriebenen Eisenstab fest in die Erde gerammt worden war, sollte vermutlich den Zug zur Entgleisung bringen. Das ist insofern nicht gelungen, al« di« Lokomotivr den Eisenstab mit der Schwelle erfaßte, au« der Erde riß und beide« bi« Langebrück mit fortführte. — Weiter wurde in der Nacht vom Sonntag beim Lande«schul«nneubau eine Baubude erbrochen und ein darin befindliche» Fahrrad ge stohlen. Ohorn. Belm Löten eine» Benzinsaffe« verunglückte der Schlosser Tetzlav von hier indem dasselbe explodierte und Tetzlav an die Wand geschleudert wurde, und er schwer verletzt nach dem Krankenhaus Pul«nitz gebracht werden mußte. Königstein. Die Landung einer Frauenleichr, die Verletzungen auswie«, konnte jrtzt insofern aufgeklärt werden, als der Tod im Zusammenhang mit d«r Unw«lt«rkatastrophe in Nordböhmen steht. Durch dir polizeilichen Ermittlungen ist in der Toten die Händlerin Mathilde Hauer festgeftellt worden, die am Sonnabend nur leicht bikletdet am Bache ihres Heimatorte« in Deutschböhmen Aufräumung«arb«it»n oornahm, und die gegen 6 Uhr abends infolge eines Erd« rutsches einbrach und von drn reißenden Fluten sortgerissen wurde. Da die Verunglückte mit einer derartigen Strom schnelligkeit fortgeriffen wurde, daß sie schon am anderen Morgen bei Königstein aufgefunden werden konnte, ist e» sehr wahrscheinlich, daß ihr die Verletzungen durch Steine, Brückenpfosten und dergleichen beigebracht wurden. Die Tote ist bereit» von ihren Angehörigen rekognosziert. Der Ver dacht eine« Verbrechens scheidet nunmehr au». Chemnitz. Am Dienstag abend gegen 11 Uhr brach in der Zschopau«r Straße an einem Lastwagen ein Rad, so daß er aus der Straße liegen blieb. Ein von Zschopau kommendes Motorrad fuhr mit dem Beiwagen in da« Fuhr werk, wobei der Beiwagen abgerissen wurde und umftürzte. Der im Beiwagen sitzende Herr wurde getötet, der Fahrer und d«r auf dem Soziussitz befindliche Mitfahrer in bewußt losem Zustande in das Krankenhaus gebracht. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die preßgesetzliche aber nicht die ideelle Verantwortung. In den gelben Flugblatt, was uns am Sonntag wegen den Volksentscheid präsenti«rt wurde, steht zu lesen, wa» die Fürsten und ihre Söhne für Renten beziehen. Warum steht nicht auch darin, da« Menke 12000 Mark Pension be kommt? Für was bekommt der sie wohl? Menke war allerdings kein Fürst oder Fürstensohn, auch kein deutsch- nationaler Minister. Wa» Menke früher von Beruf war weiß wohl die Oeffentlichkrit. Wer hat nun drm Staat länger« Dienste geleistet um ein Anrecht aus die hohe Rente oder Pension zu haben, Menke, die Fürsten, oder deren Söhne? Dabet wird aber Menken' sein Privatvermögeu nicht weggenommen. Vt«le andere Fälle wären auch hier noch anzugeben. I. K. Persönlichkeit und Masse. Die „Masse" ist in der Gegenwart einer der vielen Gotzeil. dem bewußt oder unbewußt beinahe alle reichlich Weihrauch streuen. Die weitaus größif Mehrzahl der ...m^e-nen"^ Menschen hat vor dem Götzen Masse einen «abclhvft h^ligev Respekt. Die „Masse" schreit bei Wahlen wcs bei Volksbegehren, bei Steuerfragen ebenso sehr w!» bei Kulturfragen. Als ob die „Masse" alles und dis Einzelpersönlichkeit gar nichts wäre! Von P ej ö »l i ch k e i t e n zu reden, oder sie als tret? brave KUiue des Geschehens -v Setrach««. iL m weitesten Kreisen heute „nicht modern". Man täuscht sich vor, daß die „Masse" alles entscheide, Weisheit letzter Schluß sei. Und wie hohl und töricht, wie närrisch ist doch diese ganze Anschauung im Grunde! Wer bringt denn Bewegung in die „Masse"? Wer führt sie beim — oft „im Kreise um und um und immer an der Nase herum"? Das sind immer nnd überall einige wenige Führer, die s^bst- u»d zielhewutzt mit rücksichtsloser Energie die Massen leiten, aber leider meistens nicht um des Wohles der All- Gemeinheit halber, sondern ihres Vorteils wegen. Ihren egoistischen Zwecken opfern sie kaltherzig die Interessen der Allgemeinheit. Die»« Führer der Massen sind unstreitig Persönlichkeiten — aber an viele von ihnen darf man nicht den Maßstab legen, den man an andre PersSnüchkeiten legt, die um des Staars oder des Volkes willen ihre Kräfte dingeben. Stände den Führern der heutigen verhetzten Massen das Wohl des ganzen Volkes obenan — etwa in dem Simie, wte es den großen Führern mrsere» Volke» 1807-15 obenan stand — dann könnte sich Deutschland oo» heute dazu Glück wünschen. Eine führende Persönlichkeit^ wellig große Massen gegen das Volkswohl mobil macht, um sich und seinem Kresse zu möglichst großem Vorteil z« verhelfen, ist ein Fluch. Die betörten, wenig denkfä^gen „Massen" merken meistens gar nicht, wie sie genasfiihrt werden. Sie wissen gar nicht, wie sie den Puppen gleich im Marionettentheater oder den Figuren auf dem Schachbrett gleich hin- and bergeschcben werden, je nachdem, wie dck „Führer" es wünschen nud nützlich sinden. Die ^eo« van den „Massen" als dem A und O alles wirklichen Gesche- ücus ist brüchig und windig. Die Motors der Massen sin» Persönlichkeiten, die Massen selbst sind Dekoration und Mittel zum Zweck. Noch niemals in der Geschichte find ck »Massen" an sich da» Element gewesen, durch das ein «an» zes Volk vorwärts und aufwärts kam. Rn den Persön lichkeiten hängt eines Volkes Glück oder Unglück — Lie deutsche Hochburg im Osten. Die Stadt Marienburg, deren einzigartiges Wahr zeichen die alte deutsche Ordensritterburg an ver Nogar ist und die selbst dank ihrer reizvollen miUeialterlichen Bau- art für alle Bewohner des deutschen Eilens eine große An ziehungskraft besitzt, durste iu diesen Tagen auf ein 650jähriges Bestehen zurückblicken. Maricuburzs Ruhm ist in der deutschen Geschichte fest verankerl und hängt mit '.Ul' 4—' -WM Li dem Glück und Ende öc: deutschen Ordensrittcrarbeit im allen Preußen eng zuiammen. Das gegen Ende des vorigen Jahrhunderts prächtig wieder hergcsiellte alte Ordensjchlotz wurde bereits im Jahre 1274 gegründet und war in den Jahre» 1309 bis 1437 der Sitz der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, bis es dem Ansturm der pol nischen Horden erlag und danach bis zum Ende 1772 Residenz der alten polnische» Woiwoden wurde. Auch hier mußte das alte deutsche Erbübel der Zwietracht und des Bruderzwistes höchste Kulturwerte zer stören, bis endlich das geeinigte Reich die alte Preu ßenfahne wieder Uber die neuerstandenen Zinnen de alten Ordensjchlosses hissen konnte. Heute grüßt der Elockenklang von der Vurgkapelle weit hinein in die deutschen Lande und klingt über die Nogat, an deren Ufer unmittelbar das jetzige „polnische Gebiet", der sogenannte Korridor von Gnaden des Versailler Schmachvertrages, beginnt. Die dorr lebenden Deutschen »hauen mit sehn süchtigen Auge» zum alten Wahrzeichen deutscher Größe hinüber und hofsen auf den Tag, da endlich das Deutschtum auch jenseits Ser Rogat in jein altes Recht wieder ein gesetzt wird. Hierzu eine Beilage.