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AMsM MÄllg Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und SchriMLmg, Druck mrd Herma«« Rühl», iMschsHGLMa. Oemedldt» Nummer Y2 Sonntag, den 8. August 1926 25. Jahrgang M MWN amMchM BMMMtmschrmZM M OttmdvchOKMs. «at»e ««» Heim* Md »Der KsövLd* „ », L kl« »OUen^-rfri AM-ir«- «rschrtni Dt«w- " «t, V,«i««tag «ss Ve«ück«id. " D« V «l" Z.»' Vrs t« »ÄÄ «8 »» s««i M»«a» b«L«««t gegsL«. » 2« F»S- HLHE »«-al» L«i<«S -d. sM. 8 « krnrb»,!^ Stknm,«« L« GttrkS» »« L 8 l«»««. ». Ärf«r«t«« «4. 4. Z s «Mchanqm) Hal d« B«ß»h« Es- " Z f»auß «f Kirfrrmq, »d« Nachkkf«*«- i« § g HM»s«». ĻĻ«hdmr » Vds»pk«V«- » Pofisch«L-Kmtt» Leipzig Nr. 2S14L 8«tttP!tzWS- Diese Zeitung mröffMKcht die des GeMekchMSts» Mit de« Beilage »Ne«, INufirierre^ OertlicheS «nd Sächsisches. Gttendorf'Vkrilla, den r. August <9rs. — Heute vormittag wurde ein au» einem Grundstück an der D esdnerstraße herauslauf-ndes K ud durch die Geistesgegenwart eines Motorradfahrer« vor dem Ueber- fahremverden behütet. Der Fahrer konnte das Kiud, da« ihm direkt in« Motorrad 'gelaufen wäre, noch mit der Hand Müöh ilttn und so ein Unglück verhüten. — Seil emiger Zeit ist die Unsitte zu beobachten, daß Zubehör der Straßen (Staats- und Gemeindcstraßen) durch Ankleben von Plakaten für Rcklamrzweckr benutzt wird. Nicht nur Gcrälebuden, Brückrndrüstuagen, Schutzschranken, iäulen, Wegweiser und Telegraphenmasten, sondern sogar Bäume w-rden auf diese Weise nrklebt. Vielfach hat man sich nicht einmal mit Bekleben begnügt, sondern sogar Nägel verwandt. Durch solches Gebühren wird das Straßenbild arg verunziert. Außerdem entstehen den Wegbaupflichiigen durch die Notwendigkeit des Entfernen« sirr Plakate nicht unbeträchtliche Geldausgabrn. Es muß dringend davor ge warnt werden, Zubehörungcn von Straßen zu bekleben, zu mal dir Täter sich wegen groben Unfugs oder sogar wegen Eachbeschädigung strafbar machen. — Zur würdigen Begehung de« Verfaffungstage«, 11, August, wird gebeten, die öffentlichen und privaten Gebäude in den Reichssarben zu beflaggen. Die Diensträume im Rathause find am Verfaffungstage für den öffentlichen Ver kehr geschloffen. — Grcnzautweis«. Die in Bad Schandau bzw. auf den Personendampfer der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiff, sahrtrgcs-llschast seitens der Tschechc-Slowakei au-gegebenen Grenzau-weise berechtigen nur zur Fahrt bis Letschen oder Bodenbach und haben eine Gültigkeitsdauer von 48 Stunden. Eine Fahrt über die genannten Stationen hinaus ist mit diesen Srenzouswrisen verboten. Die Uebrrtreter dieser Vor schrift haben ausnahmslos Strafe zu gewärtigen. — Im Sommer ist man besonders empfindlich gegen Lärm. Der ermattete Körper will nicht gestört und erschreckt sein. Mann kann die Probe aufs Exempel machen: lege dich ein wenig aufs Ohr und fahre wie von der Tarantel gestochen auf, wenn im Korridor die Klingel schrillt, im Stockwerk üb« dir mit den Türen geknallt wird oder draußen eine grelle Autohupr ertönt. Er geht dir durch Mark und Bein. Unsere Nerven find wirklich kostbar genug, daß wir langsam daran denken könnten, sie zu schonen. Di« Menschen die den ganzen Tag das grausame Surren, Rattern und Sausen der Maschinen gehört haben, sehnen sich in ihrer Ruhezeit nach einem Hof ohne Geräusche; wenn fie die Fmst« ousmochen möchten, sie den leisen Abendwind hören. Wir hoben, olle ein unaussprechliches Bedürfnis nach einer unbedingten Stille, auch wenn wir nicht mit Maschinen Umgang haben, das merken wir erst in dem Augenblick, wo wir wirklich geräuschlose Ruhe genießen. So wollen wir uns gegenseitig helfen und allen Lärm vermeiden, wenn es Nur irgend geht. Die Kinder mögen beim Spielen auf ihre Sandhaufen gehn. Das Einschlagen von Nägeln hebe man sich sür eine Zett aus, wo andere nicht gerade ein bischen Erholung suchen. Man kann auch geräuschlos Treppen hinauf« und hinabgehen. Mau braucht nicht wegen jeder Lappalie loszuschreien, al« wenn man jemanden verhaften wolle Dresden. Ein Autounfall ereignete sich am Mitt woch in der sechsten Nachmittagrstunde am Taschenbergpalai«. 8u genannter Zett kam der Fabrikbesitzer Richter au« Frankenberg mit seinem Kraftwagen IV 643 in lebhaften Tempo vom Postplatz her in der Richtung Theaterplatz durch die Sophienstraße gefahren. Am Taschenbergpalai« bog plötzlich, ebenfalls in schärfster Fahrt und von der Schloß- kraße kommend, der zwanzigjährige Markthelfer Alfred Loetzsch mit seinem Rade in die Sophienstraße ein. Um rinen Zusummestoß im letzten Augenblick noch zu verhindern, Uß Richter, der sein Auto selbst führte, da« Steuerrad nach link« herum und bremste zugleich sehr stark. Der Radfahrer wurde aber doch von dem Auto erfaßt und 22 Meter weit Wit über die Straße gegen die eiserne Umfriedigung, und die Eingangspforte zum Museum sür Völkerkunde geschleift. Einfriedigung und eisernes Tor wurden durchbrochen und Loetzsch die wenigen zum Kellrrabteil htnabführendkn Stufen hinuntergeschleudert. Der in Gorbitz bet seiner Mutter wohnhafte junge Radfahrer hotte bei diesen Zusammenstoß« derart schwere Verletzungen erlitten, daß der Tod aus der Ttelle eingetreteu ist. — Am 4. August wurde die Kriminalpolizei nach dem Güterbahnhof Rcick gerufen. Mehrere Kisten, die durch verschiedene Umstände aufgtfallen waren, wurden auf ihren Inhalt untersucht und in einer derselben «in 27 jährig« Kaufmann au« Berlin vorgefundcn. Er hatte ein« ganze Anzahl mit Steinen und wertlosem Material gefüllt« Kisten und Säcke und in einer besonders konstruierten Kist« sich ^selbst von einem Spießgesellen in Berlin als Frachtgut auf» z geben lassen und beabsichtigte, bei paffender Gelegrnheit sein Versteck zu verlassen, um die wertlosen Stücke umzufingnieren und so in den Besitz wertvoller Güter zu gelangen. Alles Ldazu erforderliche Handwerkszeug führt« er bet sich. Er s wurde sestgrnommen. Auch di« Festnahme de« Komplizen i «folgte, al« dieser zur Einlösung und Empfangnahme der Güter erschien. Weinböhla. Die hiesige Polizei verhaftete den stellungslosen ledigen Ingenieur R. aus Coswtg, der in einer Gärtn-rzeitung Inserat« «lassen hatte, in denen 22 Gärtner unter günstigen Btdingungen von einer deutschen Firma nach Italien gesucht wurden. Den Gesuchen mußten 2 Mark al« Vorsorgegebühren beiliegen auf deren Ein kassierung er der Betrüger abgesehen hatte. Beim Postamt Weinböhla lagen nicht wenig« al« 250 Offerten vor, so daß der Schwindler ein gutes Geschäft gemacht hätte, wenn nicht dis hiesige Polizei den Betrüg« verhaftet, und di« ahnungslosen Bewerber vor Schaden bewahrt hält«. Bad Schandau. Im Laufe de« Mittwochnach mittag ertrank hier gegenüber der Jugendherberge ein de« Schwimmens unkundiger Bankbeamter au« Münster in West falen. Der unvorsichtige Mann war in «in Drehloch ge raten und vor den Augen seines entsetzten Freunde«, der ihm leider keine Rettung bringen konnte, untergesunken. Der Leichnam ist trotz eifrigen Suchen» noch nicht geborgen worden. — Es treiben noch neun Mrnschenkörper in der Elbe, dir oberhalb Schandau« und in der Tschecho-Slowalei durch Unglück beim Hochwasser oder beim Baden «in Opfer der Fluten geworden sind. In Königstein sind am letzt«« Sonntag zwei Leichname an einem Tage geborgen worden. Taura. Hi« stürzte die Giebelwaud des Ungerschen Grundstück« ein. Da« Hau» war mit der Giebelwand an einen Berg angebaut. Die durch dis Regengüsse der letzten Tage locker gewordenen Steine haben anscheinend den Giebel eingedrückt. Zwei übereinander liegende Schlafstuben wurden vollständig verschüttet. Wär« das Unglück zur Nachtzeit ge- schrhn, so würden die die Schlasräums benutzenden Personen kaum mit dem Leben davongekommen sein. — Am Schnellenberge in Hilbersdorf wurde eine ganze Gartenanlage auf niederträchtige Weise zerstört. Zuerst war ein Einbruch verübt worden, der aber k«inen Erfolg hatte, au« Wut darüber zertrampelte man den Garten, riß Bäumchen und Sträucher heraus, oder brach fie ab. Limbach. In der Färberei Karl Schimmel jr. ver brühten sich drei Arbeit« an einem undicht gewordenen Bottich. Zwei Arbeiier erlitten schwere Verbrennungen. Einsiedel. Zwei Radfahrer au» Reichenhain fuhren am Donnerstag in einen Zaun. Während der eine Rad fahrer einen schweren Schädrlbruch erlitt und sofort ins Krankenhaus gebracht werden mußte, blieb der and«e un verletzt. Kändler. Brim Umbau der Transformation««- station kam ein Arbeiter mit seinem Handwerkszeug der Hochspannungsleitung zu nahe und wurde schwer verbrannt, Er mußte ins Rabenstein« Krankenhaus übergeführt werden, Chemnitz. Nach einer Mitteilung der hiefigen Kriminalpolizei sind in den letzten Wochen in einer hiesigen Apotheke wiederholt Rezepte auf Morphium zur Belieferung abgegeben worden, die die gefälschte Unterschrift eine« Arzte» und den Stempel „Wehrkreis- und Grupprnkommando Berlin trugen. Al« Fälscher dieser Rezepte ist jetzt ein in Plauen wohnhafter Ingenieur ermittelt worden, der während sein« Tätigkeit bei der genannten Dienststelle den Stempel entwendet und nunmehr zu seinen Fälschungen verwendet bat. Da er ein starker Morphinist ist, erscheint srine Be hauptung, da« so erlangte Morphium allein für sich benutzt zu haben, glaubhaft. OeIsnitz i. V. En anscheinend Geisteskranker wurde Mittwoch splitternackt von Krrvzbeamten aufgegriffea und dem Eömather Gemeindeamt zugesührt. Der bedauerns- r werte junge Mann — ein etwa 30 jähriger Unbekannter von warsch«inltch österreichischer Nationalität — wurde der ß hiesigen Ort«poliz«i übergeben und aus Veranlassung de» Krankenarzles in die Jrrrnanstalt Untergölßsch übergeführt, Die Identität des Unglücklichen ließ sich bi«her nicht fest» stellen, da er kaum der Sprache mächtig ist. Der Verderber aks RsAer. (PoincarL 1823 und 1926.) Die Freunde oes Herrn Herriot — desselben Herriot, Ser jetzt im „Nettungsministerium Poincare" das Unter richtsministerium übernommen hat — sind nach dem dama ligen Sturz Poincarüs im Mai 1924 nicht müde geworden, Poincare als den Verderber der französischen Währung hinzustellen. Viele haben während der von Poincar» deraufbeschworenen Ruhrbejetzung vorausgesagt, daß der Frankenkurs dem Markkurs — allerdings in einigem Ab pande — auf dem W?Ze in dis Tiefe nachfolgen werde. Lange Zeit hat man in Frankreich nicht glauben wollen, daß ein „siegreiches" Volk das Schicksal des „besiegten* «erde teilen können. Erst in den letzten Wochen hat der französische Rentner klar erkannt, daß er an dem gleichen Abgrund steht, den feine Staatsmänner vor Jahren de,' deutschen Sparer und Rentner hinabgestürzt hatten. Di» Volksmassen, die in der Nacht des 21. Juli vor der sran» zösischen Teputiertcukammer in Paris Drohrufe gegen Herriot ausslicßen und PoincarS als einzigen mögliche» Retter begrüßten, hatten längst vergessen, was sie noch va- wenig über zwei Jahren dem gestürzten Poincarä nach- riefen. Jetzt ist ihnen der Mann, der in unverdrossene« jahrelanger Arbeit den Weltkrieg entfesseln half, der Deutschland vernichten zu müssen glaubte, um Franlrcich «ine glückliche Zukunst zu sichern, der Held der Stunde. schon seit Jahren smvfindlicki leidet Mitte Juli hatte der französische Franken den bisher rnerhörlei! Tiefstand von etwa ein Zehntel feines ch«» maligen Goldwertes erreicht. Für Deutschland sind e» letzt fünf Jahre her, seit der Kurs der damaligen Papier- mark ans ein Zehntel der Goldmark gesunken war. Ab>« mmals war es die rücksichtslose Gewaltpolitik unserer ehe maligen Gegner, die den Markkurs immer Liefer hingt", »rückte. Im Gegensatz dazu ist das französische Währung, -lend ausschließlich auf die eigenen politischen Fehler z». rückzuführen. Als Poincarö an jenem verhängnisvollem Januartaae l923 in der Neparationskommission den V» chluß durchdrückte, daß Deutschland ..schuldhafter Verses langen" gegenüber feierlich übernommenen Verpflichtungen geziehen werden müsse, hat er das Grab zu schaufeln b«* während des Nuhrkampfes im Jahre 1923 durchaus be stätigen können — ein ungewöhnliches Maß von Zähig keit und Hartnäckigkeit und läßt sich durch nichts von seinen einmal gefaßten Absichten abbringen. Der Haß und die Feindschaft, mit denen Poincare uns ein ganzes Leben hindurch füllhornartig überschüttet hat, darf uns nicht hindern, eine baldige Beendigung des französischen Wäh rungschaos zu wünschen, unter dem unser Ausfuhrhandel gönnen, in das jetzt der Franken zu sinken droht. Er hat sfär fein eigenes Land kaum irgendeinen unmittelbare* Nutzen aus der Ruhrbesetzung herausgeholt, wohl abe* einen der hauptfächlichsten Aktivposten Frankreichs,- di deutsche Reparationsfähigkeit, stark gemindert. Selbst di^ treuesten Freunde des jetzt zur Macht zurückgekehrtes französischen Staatsmannes können nicht bestreiten, da« Deutschland im Jahre 1926 besser dasteht als es im Jahr 1923 dagestanden hat, daß es aber bei Frankreich gerade umgekehrt ist. Die vielen Gegner, die PoincarS auch heute noch in feinem Lande hat, und dis trotzdem in diefem Augenblick der dringenden Valutagefahr nicht ihre Stimme gegen den wieder zur Macht gelangten Staatsmann zu erheben wagen, verweisen auf eine Eigenschaft, die Poin- carö vielleicht doch befähigen könnte, aus dem früheren Verderber fetzt der Netter seines Vaterlandes zu werden. PoincarL besitzt — was wir aus unseren Erfahrungen Kirchermachrichterr Sonnlag, den 8. August Borm. S Uhr Pr«digtgotte»di«nst.