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Ottendorfer Zeitung i»», »ä »»tzE G«»«» »«. sm». Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und Mit b« »««>,« ,R«»e ZN»ftri»rt«', ,«»v» «H «ch ,V„ K,*«»» P»sts«tz«ch-Kvnw Leip^g Nr. LS14L UiIttkilOWS- Di«ft AewmG v«üff«Mcht vte m MWM tmkksjhni VÄßWMtMUfihMiDM M OUMbm-DkriS». Nummer ^3 Sonntag, den 26. September 1926 25. Jahrgang Amtlicher Teil. Leseholzzeichen. Dkjtttigcn Linwohncr, wtlche Lese(olzz«ichkN füc die Zeit vom 8. Oklobcr 1926 bis 3l. März 1927 brcniraaen vollen haben sich b>» I. Ollob.-r 1926 t» hiesigen Raihaus — Verwaltung — z» melden. Die Üesehalzerich N kosten für da« Halbjahr 4 Ma'k, für Unbe- »ttteltr 0.60 Pfennige. Da« Haken von Arsten ist verboten Htkeudorf-Hkrilka, den 24. September 1926. Der Gemeinderat Oertliche» ««- GächfischeS. Vttendorf-Vkrilla, den 2». September gSrs. — Wie au« dem Inserat ersichtlich, veranstaltet der hiesig« Turnverein „Jahn" am Sonntag s«in volkstüml. 8«rein«wetlurnen. Die Wettkämpfe, zu denen zahlreich ge- Wildet worden ist, versprechen «inen guten Sport. Besonder« Wird i« den Reihen der Mitglieder um die vom vorjährigen Birger Frttz Findeisen gestiftete Plakette gekämpft werden. K« Nachmittag finden Wettspiele der 1. Mannschaften und die Stegerverkündung statt. — Zufolge vieler au uns gerichteter Anfragen wegen der bei dem Slmtenrrnnen „Deuttche Meist»'schäft Dresden" stattgesundeve kostenfreien Verlosung von 5 Diamant Feh» »ädern, teilen wir unseren Lesern hierdurch da« Ergebnis «Nit. Die glücklichen Gewinner der Rennmaschinen find: Die Herren Bruno Mettin. Großenhain; Franz Winter, Rabenstein; Arno Gießner Wilsdruff; E. Schäfer Wiesa bet RaMU»; Rich. Heschrl, Dresden Ralernistraß» 20. — Am Tage de« Volktenlscheide« (20. 6) hatte ein Umzug der Verfechter de« Bolk«entschetdeS stattgesunden. Durch die Musik (Pfeifer, Pauke, Trommeln) war eine Störung de« Gotte»di«nstr« gegen '/»10 Uhr vorm. eingc- ieeteu. Infolge der dadurch, in kirchlichen Kreisen, besonder« bei den Gotteedirnstbcsuchern, entstandenen Erregung sah sich di« Gendarmerie genöligt, gegen den Veranstalter de« Um- »Ug««, den Kaufmann Wirth Anzeige ,u erstatten. Am Donnerstag fand nun vor dem Amtegericht Radeberg Ver handlung statt. Nach Vernehmung des Angeklagten wurden die Zeugen v-rnommen. Sie wurden vom Richter ausge- sordirt, alle« Politisch« und jede Erregung gegen den Andri«, denkenden wegzulasse l und sich vor Meineid und fahrlässigen Eid zu hüten. Ein Zcu^e konnte nichts üb«r die Störung de« Gotte«di'nste» seg-n, da er zu dieser Zeit nicht in der Nähe war. Der O "Pfarrer erklärt«, daß seit etwa 8 Uhr Vitt einem Umzug MU Musik zu rechnen war und sich dieser Zug dann gegen >/z -»/, 9 Uyr nach dem Oberdorst bewegt habt. Er habe b.e Erwartung gehabt, daß man eine Störung de« Golterdienie« vermeiden würde. Gegen */, 10 Uhr sei der Zug in der Nähe der Kirche mit Musik vorüber« gekommen. Der Läim war, so, daß er om liebsten die Predigt unterbrochen hätte. Dann sei e« durch da« Ent fernen de« Zuge« stiller geworden. Die anderen vom Ange klagte« geladenen Zeugen die teilweise den Zug selbst mit gemacht haben, bestritten, dar in unmittelbarer Nähe der Kirche gespielt worden s«i. Sie hätten nicht di« Absicht gehabt den Gotterdienst zu stören. Sämtlich« Zeugen Verden nun vereidigt. Der Amtsanwalt weist daraus hin, daß die Entfernung noch nicht geklärt sei und eine Ort«be. nchtigung notwendig sei. Auch stünden sich beeidigte Aus sagen gegenüber. Er gibt di« Sache dem Gericht zu eigenen Erweffe«. Da« Gericht spricht darauf den Angeklagten frei, da «ine Störung de« Gottesdienste« nicht erwiesen sei. Wurzen. Die „glückliche" Lage de« Hau«besitze« keuuzetchnet der vor kurzem hier statlgtfundene Verkauf eine« ältere« kleinen Hause«. Der vereinnahmte Kaufpreis betrug 2440 Mark. An Kosten, Wertzuwachssteurr, Abschluß de« Kaufvertrages, Gerichts und sonstigen Kosten sind 1940 Mk. ««stauben, sodaß der Verkäuferin 500 Mark al« Erlöß oer- dl,ibn. «an ersieht hieraus, daß der Hau«befitz tatsächlich in einem „goldenen" Z«ttalt«r lebt. Waldheim Am Mittwoch vormittag hat sich hier di, 32 Jahr« alte Arbeiterin Mart, Stiehler vom Eisenbahn- diadukt an der Diedenmühle herabgestürzt. Sie wurde sch««r v,rl«tzt ausgehoben und verstarb aus dem Transport in« Krankenhaus. Bald daraus wurde iv der Näh» de« Ltadtbadr» au der Kriebsteiner Straß, der gleichfalls im Anfang der 20er Jahre stehend« Handlungsgehilfe Herbert Möbius au« Lri«nig, der mit dem Mädchen ein Verhältnis hatte, au» der Zschopau gezogen. Wiederbelebungsversuch« waren in diesem Falle von Erfolg. Nähere Gründe für di» Lat der beiden jungen Leute find zurzeit noch nicht be kannt. Freiberg. Im benachbarten Kleinschirma wurde «in Gefreiter d«s hiesigen Reichrwehrbatail lour von einem Last auto au» Frankenberg angefahren und s chw«r verletzt. In besinnungslosen Zustand wurde er ine Garnisonlazarrett ein. geliefert. Di« Schuldfrage konnte noch nicht einwandfrei geklärt werd««, da der Verletzte noch nicht vernkhmungs- fähig ist. Die Verl-tzungen sollen jedoch nicht lebensgefähr lich fein. Gottleuba. Am Mittwochnachmittag wurde durch «iv Schadenfeuer das Gustav Ehrlich'sch« Wohnhaus im benachbarten Bahra vollständig eingeäschrrt, während die an da« Hau« angr«nz«vde Scheune gerettet werden konnte. Da» ganz« Mobilar de« Besitzers und einer mit in dem Haus« wohnenden Witwe wurde ein Raub der Flamme». Die Familie Ehrlich mit ihren neun Kindern ist durch da» Brandunglück, dessen Entst«hung»ursache noch nicht geklärt werden konnte, obdachlos geworben. Borna. An einem Straßenübergang» der Eisenbahn- strecke zwischen hi«r und Neukuchrn öffnet» der Führer eines Leiterwagen» die bereit« geschloffene Schranke, um noch vor dem Zug« über da« Gilt» zu kommen. In demselben AugendUck fuhr der infolge de« Rebel« nicht sichtbar gewesene Zug durch unk zermalmte den Wagen. Führer und Pferde blieben unverlrtz'. Ulbersdorf. Am Montagabend ist di« zum Pfarr- Hou« gehörige Scheune vollständig niedergebrannt. Die Ur sache d«s Brande« ist unbekannt. Der Schad«» ist um so größer, da die Scheune an kleiner« Besitzer verpachtet war, die ihre Vorräte darin untergebracht hatten, von denen nicht« gerettet werden konnte. Hohenstein. Ernstthal. I« Lause dieser Woche ist der 24 Jahr« alte Sohn de« auf der Lichten- steinerstraße wohnende» Stricker« Bogel au« der Fremdenlegion zurückg'kchrt. Der junge Manu trat, auf der Wandirschast begriffen, vor sechs Jahren al« 18 jähriger in di« Legion »in. In diesen sechs Jahren hat er mit noch vielen anderen deutschen Kameraden eine schwere Leidenrzeit durchzumachen gehabt. Viele deutsch« Kamerad«» starben am gelben Fieber, Auch Vogel erkrankte schwer und schwebte lange Zeit zwischen Leben und Lod. Chemnitz In der Zschopauer Straße gingen di« Pfertr «in » mit süns Personen bcsetzten Landauer« durch. Nachdem di« Pferde eine writ« Str«ck« dahingerast waren, stürzte d«r Wagrn um, wobei die süns Personen h«rau»ge- jchleudrrl wurden nnd leichtere Verletzungen erlitten. — In einem Hause der Eichendorfstraß« wurde ein in den 30er Jahren stehende» Ehepaar tot aufgefunden. Ver mutlich liegt Selbstmord durch Gaivergiftung vor. Die Tat schrint im gemeinsamen Einverständni« geschehen zu sein. Die Seele ttutzlands. Schwer, unendlich schwer ist es, die Seele eines Polkes ff» erfassen. Ten meisten gelingt es nicht, und nur sehr, sehr wenige Ausländer können rühmen, nach Jahr und Tag die Seele des Landes, bei dem sie zu Gaste waren, nicht nur verstandesgemäß. rudern nach dem Gefühl erfaßt zu haben. Eine Sphinx siir ,eiche Forscher war schon seit Jahr hunderten das lie?.', alte und doch immer wieder so seltsam in allen Farben des Okzidents und Orients gekleidete Mütterchen Rußland, und dies, als noch der Herrscher aller Reußen feinZepier schwang. —Heute gar schwankt das Bild >es neuen Rußland, in dessen blutroten Wappen Sichel unS Hammer ihre beredte Sprache „an alle" in der Welt richten, dauernd im Lause der Geschehnisse und Zeiten. Die wider« sprechendsten Berichte und Schilderungen werden über ^owjetrußland verbreitet, und kaum ein Besucher dieses «ewaltigen, in allen seinen Teilen so verschieden gearteten Handes kann von sich mit unbeschwertem Gewissen sagen 'atz er nun wirklich die Seele des neuen Rußland erfaßt «Äve. Weder im Kreml, noch in den Bergwerken Sibiriens, «oeder im nach außen ..abendländisch" uirechtgestutzten Leningrad, noch in den einsamen Niederlassungen auf den "Ndlosen Steppen weit hinter dem Urai wird der Besucher das russische Volk finden Die Gegensn"? sich in aller Schärfe voneinander unterscheidenden und rwch durch das Zeitenschtcksal baarscharf übertrenmnden Einstellungen «in»« ganzen Rieienvolles bilden ein ja groteskes Neben« Mranver, daß selbst dem ehrlichen Beurteil« v«l> Forsch«» Irrtümer unterlaufen müßen. Daher kommen die auch i» Deutschland verbreiteten widerspruchsvollen Mitteilung«» Über Neurußland, das die einen als Eldorado der modern«» Menschheit, die anderen als das elendeste und furchtbarst« Zwangsgefängnis jeglicher Individualität schildern. Daz» kommt bekanntlich noch die Politik, die das Bild endlich völlig verzerrt. Die Seele Rußlands schaue» wir, wenn vor der Torkap"lle am Roten Platz, vor der seit graue» Zeiten die Iberische Muttergottes ihre Wunder z« »er mitteln pflegt, die Menge wie einst zur Zarenzett drängt, wo Arbeiter mit roten Abzeichen und biedere Sowjetbeamte der Protektorin des von ihrer Regierung einst „abgesetzten" Religion ihre Referenz erweisen. Di« Seele Neurußlands schauen wir aber auch in der Fk«t kommunistischer Heiligenbilder von Lenin und den andere» Zaren des Bolschewismus, die an Stelle der in keinem Hause fehlenden bunten Jkoren (Heiligenbilder), oder ebenso oft friedlich neben diesen erprobten Wundertätern ihren Platz haben. Die Seele dieses Rußland finden mir im ganz ünrussischen Heroenkult am Grabe des teuere» Jljitsch, der sich Lenin nannte, wo man Stunden um Stunden zs hundert oder gar tausend wartet, um in der glühendheißen Totengruft das wächserne Antlitz des dahin« gegangenen Führers betrachten zu dürfen. Diese Seele hat sich im Laufe der Zeit stark geändert. Was noch vor «in paar Jahren für sie charakteristisch war, ist heute längst vergessen. Alle und jede unnatürliche, künstliche Tünche Ist nach und nach wieder von der Maske des russischen Volke» abgefalle». Außer dem nur zu deutlich überall sich präsen tierenden Elend großer Teile des Volkes hat man heute kaum Gelegenheit, das „rot e" Rußland in Reinkultur zu genießen, da dieses selbst hinter den verschwiegenen Mauer« des Kreml sich auswirkt und nach außen hin Toleranz und Liberalismus walten laßt, allerdings, soweit nicht der Bestand seines Selbst in Frage gestellt wird. So weist der Vertreter eines weitverbreiteten deutschen Blattes mit Recht darauf hin, daß im ganzen der Sowjetstaat die Pro letarier gute Kleinbürger sein laßt und sein Ziel im Gegen satz zu einst nicht mehr revolutionäre Aufregung, iondern Abregunq geworden ist. Selbst die Begeisterung sür die ruhmreiche Revolution ist so nur noch ein wirksam dekora tives Mittel zur Ausstattung proletarischer Feiertags, hat aber km übrigen nur noch historischen Glanz. Und wo findet man nun die Seels Mütterchen Rußlands? Vergebliche Frage, lieber Leser. Rußland gestern, heute und morgen — wundersam, geheimnisroichlles Land des GrdbaUs. man muß dich lieben, wie eine schone Frau im Prachkkleid des Zarismus oder im alri^machenden Gewands de» inter. nationalen Proletariat Lerne die Seele einer Fran gan« «mnen, und sie wird d^n Interesse nach und nach ve«. klieren. Und darum, w-il Rußland nie ganz zu entschleiere «ein wird, ist es gerade sür uns alle so voller Reiz v« wird es noch mehr werken, wenn erst dis Drücke hinüber gen Osten noch gangbarer gemacht und deutsche Arbeit, Tat- kraft und Fleiß noch lebhafter die Fade» spinnen, die schor seit Jahr und Zeit sich uns mit «nsern Nachbarn ve» bunden haben. Sport. Sonntag, dt» 26 Srpt«mber 1926 Handball. Jahn l. — Schwepnitz l. (Kranzspiel.) Anwurf nachm. S Uhr auf den hi«fig«n „Jahn-Platz«-. Fußball. Jah» l. — Radeberg II. Anstoß '/»5 Uhr ebrnfall« auf den hiesigen „Jahn« Platz«-. Mrche«»achrrchte« Sonntag, d«n 26. Srpt«mb«r. Borm. 9 Uhr Predigtgottt«di«ust. Vor«. V, 11 Uhr Kivd«rgott«sdi,nst. Hierzu eine Beilaae.