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Die „Vtten' orfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltnngsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat bis vormittag w Uhr. Inserate werden mit za Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be- sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Vkrilla. Nr. 72. Oertlichrs und Sächsisches. Dttendorf-Dkrilla, 16. Ium 1804- — Kürzlich ist in einem hiesigen großen Fabriketablissemcnt ein Dachstuhlbrand entstanden. Die zur Löschung desselben zum ersten Male verwendeten und von der Firma Raab und Eckelmann, Dresden bezogenen, Minimax-Feuer- löschapparate haben sich hierbei vortrefflich be währt. Durch diese leicht handlichen und stets betriebsfertigen Apparate ist eine weitere Aus dehnung des Feuers erfolgreich verhindert worden. Von betreffenden Etablissement sind sofort noch zwei Minimax-Apparate nach- bestellt worden. — Heuernte. Wir stehen gegenwärtig im Zeichen der Heuernte. Ueberall auf den Wiesen kann man jetzt rüstige Hände schaffen sehen, teils um das schon fertige Heu einzu fahren, oder auch um erst das hochstehende, blumige Futtergras zu mähen. Die warmen, sonnigen Tage beschleunigen den Trockcnprozeß des Heues in ganz außerordentlicher Weise, so daß es tatsächlich schon möglich ist, in ein bis zwei Tagen rach dem Schitt das fertige Heu einzufahren. Selbstverständlich wird auch durch diesen schnellen und glatten Trockenprozeß das gewonnene Heu in jeder Hinsicht nur besser. Daher duftet es auch zur Zeit in der Nähe von Wiesen, wo Heu gemacht wird, außer ordentlich gut. — Der Rosenmonat hat uns bisher schönes Wetter beschert. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird auch die zweite Junihälfte nicht weniger gut sein. In der Natur steht jetzt alles im üppigen Grun und in der Blüte. Selbst der Weinstock blüht schon in günstigen Lagen. Junizeit, schönste Zeit auch zum Baden und Schwimmen. Möchte jeder und jede sich in diesen Tagen im Interesse seiner Gesundheit auch daran erinnern. — „Es möchte bald wieder einmal regnen I" Diese Redensart ist zur Zeit in husiger Gegend eine ständige geworden und dient meist zur Gesprächsanknüpfung. Hoffentlich wird der täglich geäußerte Wunsch auch bald erfüllt, da nicht nur die Staubbelästigung auf den Straßen außerhalb der Ortchaften sehr lästig ist, sondern auch die Feldfrüchte, besonders aber das Obst, außerordentlich darunter leiden. Die Kirschen und Erdbeeren werden durch die Trockenheit zur Frühreife getrieben, und solche Früchte haben dann wenig Wert. — Die Kieler Woche wird bekanntlich in diesem Jahre ganz besonders glänzend verlaufen und duich die Anwesenheit des Königs von England mit einem stattlichen Geschwader noch mehr als sonst für die nächste Zeit im Vorder grund des Interesses stehen. Da dürfen es die Mitglieder des Deutschen Flotten-Vereins mit besonderem Dank begrüßen, daß ihnen auf Veranlassung der Vereinslcitung durch Karl Stangen's Reisebüreau unter äußerst günstigen Bedingungen die Möglichkeit gegeben wird, in der Zeit von 22. bis 28. Juni eine Sonder fahrt nach Hamburg, Kiel, Kopenhagen, Kampen- borg und zurück über Warnemünde, Rostock zu unternehmen, während der sie am 24. Juni die große Segelregatte des Kaiserlichen Nachtklubs auf ter Kieler Woche begleiten werden. Der Preis für d'e ganze Fahrt beträgt für Mit- gtieder des Deutschen Flotten-Vereins nur M. ISO. — , sonst M. 175. — , bei An schluß erst in Hamburg M. 135. — sonst M. 160. — , alles inbegriffen; Eisenbahn II., Schiff I. Klasse. Genaue Programms sind zu beziehen durch Karl Stangen's Reisebureau, Berlin Friedrichstr. 72, und durch sämtliche Filialen und Geschäftsstellen der Firma in allen größeren Städten Bei dem großen Andrang können Anmeldungen nur bis spätestens zum 23. Juni berücksichtigt werden. Radeburg. Die eigenartige Erscheinung im oberen Elbtale, daß der kürzlich nieder- gefallene Regen mit einer gelblichen Substanz vermischt war, hat man auch in unserer Freitag, den 17. Juni 1904. 3. Jahrgang. Gegend beobachtet. Diese Substanz, bestehend aus Unmassen kleiner Lebewesen (Milben), bildete in dem Dorstcichs in Tauscha eine gelbliche dicke Masse, wodurch von den in dem Teiche befindlichen Karpfen mehrere Hundert durch Ersticken verendeten. Ueber die Entstehung dieser Milbenart hat man bis jetzt noch keinen Nachweis. Pirna. Ein bedauerlicher Unfall trug sich aus der Festwiese gelegentlich des Generalappells ehemaliger Artilleristen hier zu. Bei dem Abfeuern von Böllerschüssen waren einige Schlagröhren blind gegangen. Eine solche fand ein Schulknabe, welcher sie einem Altersgenossen in die Hand gab und dann an der Zündschnur zog. Die Röhre entlud sich und der Schuß fügte den Knaben eine schwere Handoer'etzung zu. Auf dem Wege zum Festplatze hatte sich auch ein in mittleren Jahren befindlicher 'Mann ausgestellt, der dadurch Mitleid erregte, daß er anscheinend nur einen Arm hatte, während vom andern Arm aus dem hoch gehaltenen Rockärmel nur ein allerdings umwickelter Strumpf heraussah. Als ihm ein Schutzmann wegen des schwunghaft betriebenen Bettelns zu nahe kam, ergriff der „Einarmige" die Flucht, wurde aber in einem Garten am Bahnhof, hinter einer Laube versteckt wiedererlangt, Hierbei stellte sich nun heraus, daß der aus Böhmen stammende Mann zwei gesunde Arme besaß, denn er kounte sich gut wehren und der Ab führung Widerstand entgegensetzen. Sein Er lös betrug ca. 12 Mark, ein wirklich guter Verdienst in den wenigen Stunden seiner „Einarmigkeit". Meißen, Hier ist am Montag die Leiche eines 50 bis 55 Jahre alten Unbekannten aus der Elbe gezogen worden, in der er anscheinend nur kurze Zeit gelegen hatte. Er ist von untersetzter, starker Gestalt, ungefähr 1,65 m. groß, hat volles, rundes Gesicht, große, dicke Nase, graumeliertes, dünnes Haar, fast Glatze, und rötlichen, graumelierten Schnurrbart. Be kleidet war er mit dunkler Kammgarnhose, grauen, baumwollenen Strümpfen und blau- und rotgekästeltem Hemd mit angcknöpftem weißen Umlegekragen. Leipzig. Der Kernmacher W. L. Limper t aus Eisenach, der unter dem schrecklichen Ver dachte, seine Ehefran erdrosselt zu haben, ver haftet morden war und gegen welchen die Vor untersuchung geführt wurde, ist dem Anträge der königl. Staatsanwaltschaft entsprechend auf Grund der Untersuchungsergebnisfe außer Verfolgung gesetzt und der Haft entlassen worden. — Der Aktionsausschuß für Aerztesachen beruft auf Freitag den 17. Juni eine Ver sammlung der Ortskrankenkassenmitgliedern zu sammen, in der der schon viel besprochenen Sanitätsverein für Leipzig und Umgegend ge gründet werden soll, und zwar zum Zwecke der Sicherstellung der ärztlichen Behandlung der Familienglieder. Bekanntlich hat die Orts krankenkasse die Behandlung der Familienmit glieder seinerzeit wegen Mangels an Aerzten aufgehoben und beabsichtigt, diese vorerst auch nicht einzufübren, da sie den Leipziger Aerzten eine wesentliche Erhöhung ihres jetzt sehr be- mcssenen Einkommens gewährleisten würde. Grimma. Auf einer Bank am Fußweg nach Nimbschen fand man einen Mann auf, der sich durch einen Schuß in die rechte Schläfe schwer verletzt hatte und bewußtlos war. Aus bei ihm befindlichen Papieren ging hervor, daß man cs mit einem 35jährigen verherrateten Kaufmann aus Meerane zu tun hatte. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Schöner st ädt b- Colditz. Bei dem am Sonntag hier abgehaltenen Vogelschießen drang dem die Landstraße passierenden, aus Erlbach gebürtigen Tischlerlehrling Ehrlich eine abge prallte Kugel oberhalb des linken Auges in die Stirn ein und verursachte eine klaffende Wunde. Ob das Geschoß noch im Körper sitzt, konnte der Anschwellung halber von dem herbei gerufenen Arzte nicht festgestellt werden. Er ordnete die sofortige Ueberführung in die Leipziger Augenklinik an. Erbrechen ließ auf eine Hirnerschütterung schließen. Die Schützen gesellschaft zu Schönerstädt ist gegen Haftpflicht nicht versichert. Rötha. Die Gattin des hiesigen Ober pfarrers, die seit längerer Zeit an einem schweren Nervenleiden darniederliegt, stürzte in einem unbewachten Augenblick aus dem Fenster ihres in der ersten Etage gelegenen Kranken zimmers am Kirchplatz und blieb tödlich ver letzt im Garten liegen. Wieder ins Bett zu rückgebracht, verschied die Bedauernswerte nach wenigen Minuten. H o h e n st e i n - E r n st t h a l. Im „Hohen stein-Ernstthaler Anzeiger" finden wir als Inserat folgende Bekanntmachung: Anläßlich der kürzlich "hier stattgefundenen Hundeausstellung wurde vom Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt, Druck und Verlag von I. Ruhr Nachf., Dr. Alban Frisch, eine Notiz, „gefärbte Nate" be treffend, veröffentlicht. Nach den von Heu Preisrichtern eingeholten Auskünften — die betreffenden Originalschreiben liegen in der Expedition des „Anzeigers" zur Einsichtnahme aus — geben wir bekannt, das fragliche Notiz vollständig erfunden ist und auf Unwahrheit beruht .... Der Vorstand des Kynologischen Vereins Hohenstein-Ernstthal und Umgegend. Adolf Pfefferkorn. Ernst Bohne. G. A, Neumann. Bautzen. Das gegen den ehemaligen Hauptmann und Kompagniechef Lindner im 4. Infanterie-Regiment Nr. 103, der wie seiner zeit berichtet, im Februar dieses Jahres zu Bautzen nachts in eine Schlägerei mit Zivil personen verwickelt wurde und dabei von seiner Waffe Gebrauch machte, wegen jenes Vorfalls auf Verfügung des Gerichtshsrrn vom hiesigen Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32 ein geleitete Strafverfahren ist, wie verlautet, vor kurzem eingestellt worden, nachdem der genannte Offizier längere Zeit auf seinen Geisteszustand hin untersucht worden ist. Inzwischen hat der Hauptmann Lindner den Abschied unter Ge währung der gesetzlichen Pension erhalten. Elbersdorf. Zur Aufschließung der hiesigen Steinkohlenlager sollen in nächster Zeit durch eine größere Bohrgesellschaft die Bohrungen wieder in großem Umfange ausgenommen werden. Wie verlautet, wird der bekannte Unternehmer des Kohlenabbauprojekts, Viktor Tschinkel in Teplitz-Schau, mit der Bohrge sellschaft einen Vertrag abschließea. Chemnitz. Die Maurer haben am Dienstag abend in einer Versammlung be schlossen, durch Verhängung der Bausperre die folgendenForderungen durchzusetzen: Zehnstunden tag, 43 Pfg. Stundenlohn (ab 1. September 46 Pfg. Annaberg. Von dem seit einem halben Jahr verschwundenen Bürgerschullehrer Kind fehlt bis auf heutigen Tag jede Spur. Man fürchtete, daß er verunglückt sei und sein Leich nam nach Vergehen des Schnees aufgefunden werden würde. Auch diese Annahme kann nunmehr aufgegeben werden. Die Familie des Vermißten ist um so mehr zu bedauern, als Erb- und Pensionsreguliernng erst nach der Todeserklärung erfolgen kann, die jetzt noch nicht angängig ist. Adorf. Mit dem Bau der Bahn Adorf- Roßbach, die eine Verbindung Herstellen soll zwischen der österreichischen Bahn Asch-Roßbach und den sächsischen Linien Oelsnitz-Eger und Chemnitz-Adorf, wird in allernächster Zeit be gonnen werden. Der Betriebswech^el und die Grenzkontrolle erfolgen auf dem hiesigen Bahn hofe, der aus diesem Grunde bedeutend er weitert wird. Für die sächsischen Dörfer Freiberg, Arnsgrün, Ober- und Untergetten- grün wird in der Nähe „Pelzmühle" eine Personen- und Güterhaltestelle errichtet. Oelsnitzi. V. Von seinem toll ge wordenen Hunde dur Bisse schwer verletzt wurde der Hausbesitzer Ernst Münnich in Bobenneukirchen. Münnich wird sich nach Berlin begeben, um sich dort nach Pasteurs Methode behandeln zu lassen. Der tollwut kranke Hund wurde getötet und über den Bobenneukirchener Bezirk die Hundesperre verhängt. Plauen i. V. Die Benzin - Explpsion in der Vogtl. Drogerie von Gebr. Großer hat doch noch ein Menschenleben gefordert. Gestern früh ist im Krankenhause der Markthelfer Otto Wolf an den erlittenen Brandwunden ver storben. HerlaSgrün- Schirrmeister Enders, dem wie gemeldet, dem von einem Eilgüterzug beide Beine abgefahren wurden, ist seinen Verletzungen erlegen. Friedebach. Der 42 Jahre alte ledige Gutsbesitzer Ernst Börner transportierte mit seinem Geschirr auf der Straße von der „Kreutztanne" nach Fciedebach eine Anzahl Stangen. Vermutlich infolge Scheuwerdens seines mutigen Pferdes kam Börner zum Fallen und wurde eine Strecke geschleift, wo durch er insbesondere am Kopfe schwere Ver wundungen davontrug; außer einem Schädel bruch erlitt er einen doppelten Kinnbruch, sodaß er im Gesicht ganz entstellt ist. Der Be- dauernswerde, der erst vor einiger Zeit durch einen Ochsen einen dauernten Schaden erlitt, wurde am Sonntag früh nach Chemnitz ins Krankenhaus transportiert. Zittau. Ein Waldbrand entstand am Dienstag im städtischen Forstrevier am Töpfer. Das Feuer brach in einem sogenannten Kahl schlage aus, auf welchem eine große Anzahl Stämme lagerten. Der Brand ergriff einen Teil des angrenzenden, etwa neunzigjährigen Baumbestandes. Im ganzen ist eine Fläche von über einem Hektar von dem Brande be troffen worden. Die Löschungsarbeiten waren sehr erschwert, da ein ziemlich starker Ostwind wehte. Die Ursache konnte noch nicht ermittelt werden. Niederspaar. Ueberfahren wurde hier das dreijährige Töchterchen des Bäckermeisters Richter. Das Kind befand sich mit anderen Gespielen auf einem Sandhaufen bei FriedeS Weinschank, als ein mit Stroh beladenes Ge schirr des Gutsbesitzers Türke aus Brockwitz angefahren kam. Auf noch unermittelte Weise geriet das Kind unter das Handpferd und unter den Wagen, ein Vorderrad ging ihm über den Leib. Aus Meißen wurde sofort ärztliche Hilfe herbeigeholt, welche Schürfungen an der Stirn und Quetschung des Kopfes feststellte. Ob innere Verletzungen eingetreten sind, ließ sich noch nicht sagen. Niedergosel n. Verhaftet wurde in der Dampfziegelei der Ziegelarbeiter Hildebrand aus Neusornzig, der dem Maschinenführer Gasch dortselbst mit einem Werkzeug einen so heftigen Schlag auf den Kopf versetzte, daß dieser bewußtlos zusammcr.brach. Erbisdorf. Zwei Knaben balgten sich in der Nähe der Schule, dabei erhielt der zehnjährige Sohn des Steigers W. einen Stoß und fiel unter ein in schnellen Tempo vorbei fahrendes Geschirr. Neben Verwundungen am Kopf hat der Knabe den Verlust eines Auges zu beklagen. U nt er s ach s e n b e r g. Im Floßteiche hat der Harmonika-Arbeiter Theodyr Meinel, ein allgemein geachteter Mann, den Tod ge sucht. Ein schweres Kopfleiden und Furcht vor weiterer Krankheit dürften den Mann, der Vater von sieben Kindern ist, in den Tod ge trieben haben. Eisenach. Der Kernmacher Milhelm LouiS Limpert, der unter dem Verdachte, seine Ehefrau erdrosset zu haben, verhaftet worden war und gegen den deshalb die Voruntersuchung geführt wurde, ist, dem Anträge der Königl. Staatsanwaltschaft entsprechend, auf grund der Untersuchungsergebnisse außer Verfolgung ge setzt und --.us der Haft entlassen worden.