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1 «8 in a 188, 000 kz Z-138 Meher ste, pro , schl-' he und —128. r, alter, issischer, x netto: bkörnig, — , Buch» indischer 1000 Kg 180 bi» at, pro >—215, Laplata, öl, pro Raps» runde 15,00, o ohne -12,60 ! Sack, Roggen- - 11,60- Artikel en sich »0 Kile) ). Heu " ri-27. Oie „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, lag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat bis vormittag go Uhr. Inserate werden mit io Pf. für die Spaltzeiie berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Okrilla. Nr. 86. Mittwoch, drn 20. Juli 1904. 3. Jahrgang. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Amtsräume bleibt das Gememäsanit Mittwoch, den 20. Juli r. geleblolten. Ott end orf-M o ritz d orf, am 14. Juli 1904. Der Gemeindevorftand. Lincke. VerLliches und Sächsisches. Vttendorf-Gkrtlla, ig. Juli 1804. -r. Negenmangel in früherer Zeit. Aus der Chronik von Ottendorf-Okrilla. 1580 war eine fürchterliche Hitze, daß die Brunnen veisiegteu, und das Wild ver schmachtete. 1590 herrschte wieder eine ge waltige Hitze den ganzen Sommer über. 38 Wochen hat es nicht geregnet. Die Elbe konnte man an vielen Orten durchwaten. Die Röder war wafserleer, so daß keine Mühle gehen konnte. Daß Korn wurde gekocht und als Zugunüse gegeßen. Das Wild ver schmachtete in den Wäldern. Auch sollen sich einige derselben von selbst entzündet haben. Das Fuder Heu kostete 30 bis 35 Thaler, rc. .In Ermangelung der Nahrung gehen viele Leute aus dem Lande. Auch 1841 war ein trockener Herbst, und der darauffolgende Winter brachte wenig Schnee, so daß Wassermangel erfolgte. Das Jahr 1842 war ein armes ur.d trauriges Jahr zu nennen; denn eine seit Menschen gedenken nicht vorgekommene Hitze und Dürre lag den ganzen Frühling und Sommer hin durch auf dem Lande, was auch die Haupt ursache zu den groß.n Bränden wurde, die in diesem Jahre vorkamen, z. B. in Hamburg, Kamenz, Oschatz, Sayda, im Waide d?S großen Winterberges, in unserer Nähe in Schönborn U. s. w. Die Monate Mai, Juni, Juli August Und Septemper waren größtenteils wolkenleer, u'Nd gab es ja zuweilen ein wenig Regen, so ging er fast spurlos wieder vorüber, da ihn -der SUsgedorite, harte Boden nicht aufnehmen konnte und Luft und Sonne alles wieder aus- trocknete. Von grünem Grase und Futter- kräulern war schon im Juli an manchen Orten keine Spur mehr vorhanden. Das Sommer getreide war kurz, und traurig sah es um die Kartoffeln und das Kraut aus. Selbst die Bäume verloren teilweise im August schon die Blätter, sahen gelb aus wie im Herbste, und ließen das Obst fallen, ehe es reif war. An gar vielen Orten fehlte es an dem nötigen Trinkwasser; man mußte es stundenweit herbei holen und kaufen. Erst im Spälherbstc bekam die Erde die gewünschte Feuchtigkeit wieder. Ottendorf hat Dank seinen Bächen nicht an besonderem Wassermangel gelitten. 1868 war ein sehr heißer und trockener Sommer. Kl otzs ch e - Kö ni gswald. Der hiesige Gemeinderat beschloß in seiner letzten Sitzung die Einführung der Gasbeleuchtung für unsern als Höhenluftkurort weitbekannten Ort und -bewilligte im Prinzip zur Durchführung des Beschlusses die Summe von 175000 Mk. Die neue Gasanstalt, deren Anlage sofort in 'Angriff genommen werden soll, kommt auf 'das Terrain des Wasserwerkes, sodaß bei d-w Verwaltung beider Gemeindeunternehmen keine 'besonderen Kosten entstehen. Die Ausführung der Belichtung ist der Firma Franke in Bremen übertragen worden und erfolgt ui ter Oberaufsicht des Herrn Oberbauraüs Pflücke. Die Anlage wird mit Fernzündungen versehen Und soll bereits im nächsten Winter betriebs- fer'.ig sein. Mit der Einführung der Gas beleuchtung schließt unser Ort eine bedeutungs volle Entwickelungsperiode ab, indem er bereits eine vollständige Kanalisation, eine ausge zeichnetes und ein einzig dastehendes Waldbad besitzt. Dresden. Das Kal. Schauspielhaus wird erst Mitte November eröffnet werden können, da die Umänderungen in demselben vielmehr Zeit in Anspruch nehmen, als man ursprünglich angenommen hatte. — Zum Leichenfund und Brand in der Heide wird folgendes mitgeteilt: Die Tote ist nun mehr rekognosziert worden als die 32 Jahre alte ledige Fabrikarbeiterin Schmidt, deren Schwager, ein hier in der Uhland-Straße wohnhafter Wagenrücker, auch die Petroleum flasche erkannte, die aus seinem Haushalte stammt- Man hat an der Leiche zwei Rippen brüche und eine Quetschung SeS rechten Ober armes festgestellt. Spuren eines Sittlichkeits- Verbrechens sind bisher nicht nachgewiesen worden, es haben sich vielmehr im Laufe des gestrigen Tages Momente ergeben, die eher für einen Selbstmord, als für ein Verbrechen sprechen. — Ein Unglücksfall ereignete sich gestern Nachmittag gegen r/,3 Uhr in der Gerok- straße, Ecke Arnoldstraße, wo eine Droschke mit einem Leichenbegleitwagen zusammenstieß. Der Anprall war so stark, daß der Leichen begleitwagen umgeworfen und die Glasscheiben zertrümmert wurden. Eine im Wagen befindliche Frau hatte scheinbar erhebliche Ver letzungen erlitten. Sie mußte von hilfsbereiten Leuten ans dem Wagen herausgezogsn und ins Carolahaus gebracht werden. Die in der Droschke befindlichen Personen kamen mit dem Schrecken davon. Banda. Beim Roggeneinfahren beging ein Knecht des hiesigen Gutsbesitzers G. die Unvorsichtigkeit, sich auf dem Felde eine Zigarre anzubrennen, ein Gebühren, vor dem bei der jetzt herrschenden Trockenheit nicht genug gewarnt werden kann. Durch Wegwerfen eines Streichhölzchens entstand auf dem Felde ein Brand, dem sieben Korn-Puppen zum Opfer sielen. Dank der schnellen Entschloffenheit des Knechtes, die Brandstelle mit dem Pflug zu umfahren, wurde das Feuer auf seiuen Herd beschränkt und ein größeres Unheil verhütet. Riesa. Der Waldbrand bei Jakobsthal hat hauptsächlich in den Forstbezirkm „An der Sautränke" und „Am Zweigweg" gewütet. Vernichtet wurden etwa 20 da Kiefernbestand. Der Schaden wird auf 25 000 Mk. geschätzt. — Nack dem Eintreffen der Fischerschen Menagerie auf dem Schützenplatze verendete am Freitag infolge Hitzschlags ein Hund und zwei 1^/2 jährige Löwen, die einen Wert von einigen tausend Mark repräsentierten. Dem Menageriebesitzer ist dadurch ein ganz wesentlicher Schaden entstanden. Zeithain. Am Sonnabend entstand aber mals und zwar infolge Explosion eines Geschosses ein Waldbrand, der jedoch bald ge löscht werden konnte. Größerer Anstrengungen bedurfte es hingegen zur Unterdrückung eines am Sonntag durch Selbstentzündung herbei geführten Brandes. Der Gohrischwald wird z. Zt. ständig bewacht, und die Besucher des selben werden durch Wachposten zum Unter lassen des Rauchens aufgefordert. Aussig. Da der Wasserstand im Laufe der Woche noch eine weitere, erhebliche Ver schlechterung erlitt, blieben die Verladungen ziffermäßig weit hinter denen der Vorwoche zu rück; es wurden in Aussig 751 Wagen Kohle, 112 Wagen andere Güter und in Rosawitz 210 Wagen Kohle umgeschlagen. Leipzig. Am Sonntag morgen hatten drei Studierende der Universisät eine Gondelpartie auf der Pleiße nnternommen, wobei das Boot in der Nähe der Eisenbahnbrücke umschlug. Zwei der Insassen konnten sich retten, während der dritte, der 23 Jahre alte Student Ernst Schröter aus Werlte in Hannover, ertrank. Meerane. Auf hiesigem Bahnhofe ist ist gestern nachmittag der Aufwärter Jahn beim Ueberschreiten der Gleise zwischen die Puffer zweier Wagen geraten. Dem Un glücklichen wurde hierbei der Kopf zerdrückt, so daß der Tod sofort eintrat. — Aus dem Vogtlande. Auch im östlichen und oberen Vogtlande wird die Hitze nahezu unerträglich und verderbenbringend. Wenn auch an den Getreidefeldern dieser Ge genden ernstliche Folgen der Hitze noch nicht bemerkbar sind, so nehmen doch die abgeernteten Wiesen röiliche Farbe an: Das Grummt ver brennt. Pilze sind nicht mehr zu finden. Im niederem Vogtlands dagegen bleicht das Getreide und geht der Notreife entgegen. In den Brunnen der ländlichen Ortschaften geht das Wasser zurück. Nus der Woche. Ohm Paul Krüger ist zu recht ungelegener Zeit gestorben. Er bringt unsre Gefühle in Unordnung, denn wir wollten uns jetzt englisch umstimmen. Warum hat der alte Mann überhaupt so lange gelebt? Sein Geschäft war zu Ende, als er Transvaal verließ, um für seine Landsleute in Europa zu werben. Wie wurde er damals in Frankreich bejubelt damals war die Faschoda-Errinnerung bei den Franzosen noch frisch — die englisch-französische Freundschaft war noch nicht geschloffen! Aber trotzdem hat sich keine Hand für die Buren erhoben. Und gar erst Deutschland. In Köln bedeutete man den alten Herren, daß der Kaiser für ihn nicht zu sprechen sei! Damals war die Zeil für Ohm Krüger, sich zum ewigen Schlafe hinzulegen, die Hand auf der Bibel, die so viele Verheißungen enthält von I-hova, der dereinst sein Volk heimführen werde. Paul Krüper muß gerade jetzt sterben, wo wir freundschaftlicher als bisher nach England blicken wollen, wo unsre Flotte dort einen so über alles Erwarten guten Empfang gefunden hat, und wo ein Schiedsgerichtsvertrag zwischen unsern angelsächsischen Vettern und uns zustande gekommen ist! Blut ist dicker als Wasser; das zeigt sich hier auch wieder; denn in Ohm Krüger floß dos unverfälschte Blut der Nieder deutschen. während unsre jenseits des Kanals wohnenden Vettern ein Gemisch von keltischem, cimbrischem, bretagnischem, friesischem und angelsächsischem Blute in dem Adern herum tragen, das mit dem unsern nur sehr weit läufig ist- Im vergangenen Monat waren zwanzig Jahre verflossen, seit Ohm Krüger zum Besuche beim alten Kaiser Wilhelm in Berlin war. Ueber die Tafel hinweg reichten sich damals beide Staatsoberhäupter die Hände und Ohm Krüger sagte in seiner treuherzigen Weise: „Majestät^ sie sind ein alter Herr und regieren ein mächtiges Land. Transvaal ist nur ein kleines Kind im Vergleich mit Deutschland. Ein solches Kind sieht sich nach Hilfe um bei seinen Eitern und Pflegern, wenn es ihm schlecht geht. Es kann auch hinfallen und will dann aufgehoben sein. Majestär! Wenn es uns wieder einmal schlecht geht, dann helfen Sie uns auf!" Auf diese Hiffe halten die Buren gegenüber dem englischen Heißhunger immer gerechnet und in diesem Sinne wurde auch in den Burenrepubliken das bekannte Telegramm unsres jetzigen Kaisers aufgefaßt, das dieser als Glückwunsch nach dem Siege über die Jameson-Räuberbande — wir nehmen das Wort bestürzt zurück; Jameson ist heut Premierminister der Kapkolonie! — an Krüger richtete und das in England einen Sturm der Entrüstung aufwirbelte. Hinzu trat die Er klärung 'des Staatssekretärs von Marschall im Reichstage: Deutschland wünsche die Buren republiken erhalten zu sehen und werde sich der Pflicht, seine legitimen Interessen zu schützen, niemals entziehen. Und wem das noch nicht deutlich genug schien, dem erzählte die „Köln. Ztg.", daß es Deutschland diesmal mit der „drohend erhobenen Faust" sehr ernst meine nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Die Buren hatten daher wohl ein volles Recht auf Deutschlands Hilfe zu bauen, wenn nicht — inzwischen der Wind umgeschlagen wäre! — Heute ist Kaiser Wilhelm in England wieder populär; heute sind die Engländer unsre Freude und Ohm Krüger ist tot; er braucht sich nun nicht mehr die Frage vorzulegen warum er ein einziges Mal in seinem Leben dem Satze untreu geworden ist: „Jedem ge treu, aber traue niemand!" — Vom fernen Osten liegen immer noch keine entscheidenden Meldungen vor und bei 55 Grad Celsius fechten, mag weder für die Ruffen noch für die Japaner eine Kleinigkeit sein. Obwohl es dort also „sehr heiß" hergeht, fehlt bisher die ab schließende Meldung über Port Arthur und aus der Mandschurei; hoffentlich aber lassen beide nicht mehr lange auf sich warten, denn auch für die Zeitungskorrespondenten ist es kein Vergnügen, Tag für Tag nichts zu be richten. Der Gang des Krieges ist für die Japaner der der Echternacher Springprozession zwei Schritte vorwärts — einen zurück; das heißt: sie kommen langsam aber sicher verwärts und machen ihrem Beinamen: die „Preußen des Ostens" alle Ehre, der Segen, den der Friedenkzar seinen Truppen persönlich erteilt, ändert daran nicht viel, und daß das wunder tätige Bild der Mutter Gottes von Kasan ge stohlen worden ist, gilt Millionen Russen für ein sehr schlimmes Anzeichen. — Vom Herero-Aufstande ist gleichfalls nichts Neues zu berichten. Vor uns liegt die Nummer vom 1. Mai eines angesehenen, als gut unterrichtet geltendes deutschen Blattes, daS an hervorragender Stelle die fettgedruckte Mit- teilund brachte: „Leutwein bleibt! Unsre Meldung, Oberst Leutwein werde den Ober befehl über die in Südwestafrika tätigen Truppen behalten, wird jetzt auch von der übrigen Presse als zutreffend wiedergegeben' Wir können unsre Meldung noch dahin er gänzen, daß der Kaiser nach dem Vortrage des Reichskanzlers in Karlsruhe sich für die weitere Betrauung des - Gouverneurs mit dem Oberbefehl schon um deswillen entschieden hat, weil er dem bisher bewährten kolonialen Truppenführer Gelegenheit geben wollte, die ohne LeutweinS Verschulden von dessen Unter führern begangenen Fehler wieder gut zu machen und zu zeigen, daß es nur an der landes unkundigen Führung der Kolonnenführer ge legen hat, wenn bisher nicht mehr im Kampfe gegen die Hereros erreicht wurde. Auch unsre weitere Voraussage, daß Verstärkungen nach der Kolonie demnächst abgehen werden, und zwar in dem Umfange, wie der Gouverneur sie fordert, wird bestätigt. Ein Blatt will weiter wissen, die Ernennung Leutweins zum Generalmajor stehe nahe bevor. Das ist eine billige Vermutung: Leutwein steht dicht vor der Beförderung; wenn er weiter die Ober leitung in der Kolonie behalten soll, so muß er eben befördert werden. Denn eine Nicht- heförderung würde seine Verabschiedung be deuten. Die fernere Betrauung LeutweinS mit dem Oberbefehl wird in weiten Kreisen mit Befriedigung ausgenommen werden." So wurde vor zehn Wochen von einem „gut unterrichteten" Blatte geschrieben. Tatsächlich ist Lenlwein nicht geblieben, wenigstens nicht an der Spitze der Truppen; trotzdem er so dicht vor der Beförderung stand, er ist nicht befördert w'orden und diese Nichtbeförderung hat nicht seine Verabschiedung bedeutet. Man hat ihm einen General in sein Verwaltungs gebiet geschickt, aber bisher hat man nicht ge- hö.., baß dieser bessere Erfolge hat, al» Leutwein.