Volltext Seite (XML)
ö'c „Etrendcrfcr Zettuug'- erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezvasxrcis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen Y20 Mark. Annahme von Inseraten btr vormittag w Uhr. Inserate werden mit ro Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzöorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spie! und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle m Groß-GkrMa. Für dis Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 73. Sonntag, dsn !3 Juni IS05. 4. Jahrgang. It P voll " § WÄ Orrtliches und Sächsisches. Gttendorf-Bkrilla, ^7. Juni igoL. — Da der Standesbeamte Herr Leonhard vom 19. Juni bis 15 Juli verreist, erledigt sämtliche Standesamts - Angelegenheiten der Stellvertreter Herr Gemeindevorstand M. Kühn, Hroß Okrilla, und in Friedensrichter-Sachen hat die Vertretung Herr Friedensrichter Trepte Lausa. — Die Heuernte ist gegenwärtig im »ollsten Gange. Die Sense legt recht ansehliche Trasmengen nieder, sodaß die Landwirtschaft freulicherweise in diesem Jahre an einem Futtermangel nicht zu leiden haben wird. Die Ernte selbst ist bis jetzt vom schönsten Wetter begünstigt worden und Hunderte von fleißigen fänden sind deshalb vom frühen Morgen bis den späten Abend hinein beschäftigt, das duslige Heu zu bergen, das dann in hoch- beladenen Wagen in die schützenden Scheuern likbracht wird. Ist die Heuernte glücklich vor über, dann ist der Landmann einer Sorge ledig. — Bei einem Spaziergange durch die Getreidefelder winken jetzt die schönen blauen Kornblumen und der weithin leuchtende feuer rote Mohn so veclockmd daß man sich unter Umständen so weit vergessen kann, die Felder ju betreten der Blumen wegen. Daß man 2der dabei so und soviel Getreide zusammen- tritt, wird im Augenblick nicht bedacht. So lange man sich mit d.m Pflücken der an den Mrändern stehenden Blumen begnügt, wird schließlich niemand etwas einzuwenden haben, sobald aber ein Betreten de« F ldes selbst slotlfindet, liegt eine strafbare Handlung vor. Nan hüte sich deshalb selbst und achte be sonders darauf, daß Kinder und Pflegebefohlene Krim Pflücken von Blumen nicht das Feld ^treten. Die Ausrede, daß es nur Unkraut f daß man vertilge, ist nicht stichhaltig, und dir Schaden ist meist giößer als der Nutzen. Es möge auch daran erinmrt sein, daß die Eltern der von Feldhütern, Wächtern und Gendarmen beim Korndlum-mrauf-.n betroffenen Kinder für den entstandenen Schaden haft pflichtig sind. — Wer ist Urwähler bei der sächsischen ^andtagswahl? Hierzu schreibt der „Dr- Anz." ^ls stimmberechtigte Urwähler bei der Land- logswahl gelten diejenigen männlichen Personen ^Iche im Besitze der Königlich sächsischen Staatsangehörigkeit sind, d. am Tage des Ab schlusses der Urwählerliste, also am 8-/7. 1905 M 25. Lebensjahr erfüllt haben, 0. zu diesem Zeitpunkte seit mindestens 6 Monaten, das ist wt dem 8. Januar 1905, ihren Wohnsitz und Aufenthalt in dem betr. Orte haben, ä. staatliche Grund- oder Einkommensteuer entrichten und nicht vom Stimmrechte nach § 2 des An- Mgeö zum Gesetze vom 28- März 1896, f Wahlen für die Zweite Kammer der ^tändeversammlung betreffend, ausgeschlossen das sind solche Personen, welche unter Vormundschaft stehen, öffentliche Ärmen- ^terstützung erhalten oder im letzten, der Äu fnung der Wahl vorhcrgegangenen Jahre '»halten haben, zu deren Vermögen gerichtlich Konkurs eröffnet worden ist, mäh end der Dorier des Konkursverfahrens, van öffentlichen Ämtern suspendiert worden sind, auf die ^ouer der Suspensation, und die öffentlichen Ämtern oder Rechtsanwaltschaft Entsetzten auf >e Dauer von 5 Jahren von der Zeit der Entsetzung an, denen durch richterliches Er- 'nntnis die bürgerlichen Ehrenrechte oder die "^gkeit zur Beklndun > öffentlicher Aemtsr Mögen worden sind, gegen die wegen eines erbrechens oder wegen eines Vergehens, 'gen dessen auf Verlust der bürgerlichen Anrechte usw. erkannt werden kann, die geupcoyen 1,1 u;w>, weru-e u^ce ^"ieiauftrcht stehen und welche die Ab- s. "chlung staatlicher Grund- oder Einkommen- länger a!s 2 Jahre ganz oder teilweise -Rückstände gelassen haben. «rlt idriP Hine» E ihrunge" chch erstellblü A Taffen , für s / n, Ei°r- . unentb-^ sparniS- 7^-ü äv a dijx c. 17a — Zur Warnung für Postkartenschreiber. Durch die vor einigen Monaten von der Reichspostverwaltung erlassenen Bestimmungen ist bekanntlich gestattet worden, bei Ansichts postkarten auch die linke Hälfte der Vorderseite zu schriftlichen Mitteilungen zu benutzen. Diese Bestimmung wird in neuester Zeit läufig irrtümlich dahin aufgefaßt, daß auch bei )en von der Reichspost bezogenen gewöhnlichen Postkarten die Vorderseite in gleicher Weise zu Mitteilungen benutzt werden dürfte. Jnfolge- pessen wird von den Postanstalten täglich eine große Anzahl gewöhnlicher Postkarten die auf per Vorderseite zur Niederschrift von brieflichen Nachrichten benutzt worden find, mit dem tarifmäßigen Zuschlagporto belegt. Im Orts und Nachbarortsverkehr ist für eine derartige mit 2 Pfg. frankierte Postkarte ein Zuschlag porto von 8 Pfg. im Fernverkehr für die mit 5 Pfg. frankierte Postkarte ein Zuschlagsporto von 15 Pfg. zu entrichten. Da die Adressaten in den meisten Fällen die mit Nach porto belasteten Sendung nicht annehmen, er- vlgt die Rücksendung an den Absender, der dann das Nachporto selbst bezahlen muß. Dresden. Auf der 14. Polizsibezirkswachs zeigten Mittwoch Bewohner des Hauses Nr. 38 der Tittmann-Straße an, daß ihrer Haus wirtin, einer 59 jährigen Pcivata, vermutlich etwas zugestoßen sei. Da ihre Wohnung, zu per der Schlüssel innen steckte, nicht geöffnet werden konnte, stieg ein Gendarm durch ein offenes Fenster ein und fand die Vermißte in der Wohnstube auf den Dielen tot vor. Nach polizsiärztlichen Ausspruche ist der Tod infolge eines Gehirnschlages eingetreten und eine strafbare Handlung Dritter vollständig aus geschlossen. — Beim Herausfahren aus einem Grund stück der Residenzstraße scheute am Montag das Pferd eines Korbwagens nnd ging durch, wobei der Geschirrführer vom Bocke geschleudert und unter den Wagen liegend eine Strecke weit geschleift wurde. Man brachte den Mann, der bedeutende Verletzungen am Kopfe, an der rechten Schulter und an beiden Händen er litten hatte, in seine Wohnung. — Auf der kleinen Plauenschen Gaffe gingen am Donnerstag Nachmittag zwei dem Dresdner Fuhrwesen gehörige Pferde durch und rannten in die Schaufenster des am See 33 wohnhaften Gürtlermeisters Blume. Eins der Pferde erlitt solche Verletzungen, daß es im Wagen nach der Tierärztlichen Hochschule übergeführt und getötet werden mußte. — Ein Waldbrand, der sich über eine Fläche von etwa 1000 Quadratmeter 15- bis 20 jährigen Kiefirnbcstand erstreckte, entstand Donnerstag gegen abend unweit des Trachauer Hochreservoirs. Die Dresdner Feuerwehr, sowie zwei freiwillige Wehren der Lößnitz leisteten den zuerst eingreifenden Waldarbeitern bald Hilfe, doch beanspruchte die völlige Unterdrückung der Gefahr längere gemeinsame Arbeit. Wie in den bisherigen Fällen, dürfte auch hier fahrlässiges Gebühren beim verbokencn Rauchen die Veranlassung des Brandes gewesen sein. — Der am 1. Feiertag nachmittags 6 Uhr im Zoologischen Garten zu Dresden auf gestiegene Luftballon von Miß Polly senkte sich ^7 Uhr auf den am Kohlenmeiler befindlichen haushohen Fichtenwald nieder. Die Fangleinen verwickelten sich in den Wipfeln der Niesen bäume, sodaß sich Miß Polly in nicht gerade beneidenswerter Lage befand. Zwei kräftige Männer unternahmen zwar das gefährliche Wagnis, die Dame aus der beträchtlichen Höhe hsrabzuholen, mußten aber schon auf halbem Wege den Versuch wieder aufgeben. Dies schien jedoch' dem wackeren Köhler Albert Menzel nicht zu be hagen, denn mit dem Rufe „runter von der Fichte", kletterte er behende an einem Baum stamme empor und erreichte glücklich die schwankende Gondel. Dort ließ er ein lustiges kuckuck in die Wälder erschallen, worauf er sie Dame achselreitend herunterbrachte. Aber der Ballon ist weniger gut weggekommen; er zeigte vielfache Beschädigungen. Weintraube. Schwer verunglückt ist in vorvergangener Nacht auf der Station Wein traube ein Fahrgast des letzten von Dresden nach Meißen verkehrenden Zuges- Der 69jährige Dekorationsmaler Julius Panther aus Niederlößnitz fuhr mit seiner Frau vierter Klaffe und wollte, obwohl seins Fahrkarte bis Kötzschenbroda lautete, in Serkowitz den Zug verlaffen, weil er von dort, wie er zu den Mitreisenden sagte, näher zu seiner Wohnung )abe. Sein Aussteigen verzögerte sich jedoch dadurch, daß es ihm nicht gleich gelang, die Türe zu öffnen, und ihm diese erst von einem Mitreisenden aufgemacht werden mußte. Bei dem nachherigen hastigen Absteigen ist der Mann gefallen, und zwar so unglücklich, daß ec auf di- Schienen zu liegen kam und der ich in Bewegung setzende Zug das rechte Bein oberhalb des KnieeS vollständig abfuhr. Der Zug war, nachdem er etwa zwei Wagenlängen gefahren war, infolge Ziehens der Notleine zum Stehen gebracht worden. Ein zufällig im Zugs befindlicher Arzt leistete dem Ver unglückten die erste ärztliche Hilfe. Dann wurde der Verunglückte mit demselben Zuge, der infolge des Unfalles eine etwa halbstündige Verspätung erfuhr, nach Kötzschenbroda gebracht. Die Frau des Verunglückten war in ihrer Aufregung auf der falschen Seite abgestiegen. Der Verunglückte ist seinen schweren Ver letzungen erlegen. Weinböhla. Die Annahme, daß die in der Nähe der Moritzburger Teiche erhängt auf gefundene Frauensperson aus Weinböhla stamme, hat sich bestätigt. Dle Tote ist eine seit dem 23. Mai von Weinböhla ver schwundene Wirtschafterin H. Pulsnitz. Infolge Schlagfluffes verschied am 2. Feiertag nachmittags gegen 6 Uhr plötzlich der allgemein beliebte Schuldirektor Dreher im Alter von 68 Jahren. Schandau. Eino neue Forststraße wird im Hohnsteiner Revier durch Pioniere her gestellt. So notwendig sie zur Abfuhre von Holzprodukten ist, so bedauert werden anderer seits die Holzfällungen, welche durch diese Straßevanlage bedingt werden. Eine der schönsten Waldpromenaden des Hohnsteiner Gebietes, die herrlichste Hartie vom Hoben Stein bis zum Scheibenberg, verschwindet damit von der Bildfläche. Großenhain. Interessenten seien darauf aufmerksam gemacht, daß in diesem Jahre der hiesige Pfingst-Vieh- und Jahemarkt nicht wie üblich, zwei Wochen nach Pfingsten, sondern schon nächste Woche, und zwar Mittwoch den 21. Juni Viehmarkt, sowie Donnerstag den 22. und Freitag den 23, Juni Jahrmarkt, stattfindet. Mühlberg a. d. E. In große Aufregung versetzt wurde am 2. Pstngstfeiertage der Gutsbesitzer Hasemann und seine Frau im nahen Köttlitz. Die Frau hörte Geräusch im Keller und als sie auf den Hausflur trat, stürzte ein fremder Mann an ihr vorüber und lief in die Wohnstube. Hier zertrümmerte er den Ofen, dann ging er auf den Hof ent kleidete sich vollständig und kroch in den Gänsestall. Nach kurzer Zeit kam er aus dem Stall heraus, kletterte über den Zaun und lief in Feld. Als er bald darauf wieder nach dem Hause zurückkam, wurde er von mehreren Leuten angehalten und veranlaßt, seine Kleidung anzuzieheu. Dann wurde er nach hier transportiert, wo man ihn laufen ließ. (!) Der ca. 26 Jahre alte Mann, welcher eine Uhr und 5 Mark bei sich trug und, wie aus Papieren hervorging, zuletzt in einem Orte bei Dresden gewohnt hat, ist allem Anschein nach geistesgestört. Am Donnerstag nachmittag drang er in das Elb- fährhauS ein, warf beim Fortgehen die Tür heftig zu, zog den Schlüssel ab und warf diesen in die Elbe. Als er ein junges Mädchen von hier begegnete, stürzte er auf dieses zu und faßte es bei der Kehle; nur mit Mühe gelang es hinzukommenden Personen die Ueberfallene zu befreien. Seitdem ist der Unhold verschwunden; er soll sich nach der be nachbarten sächsischen Grenze zu gewandt haben. Leipzig. Die hiesige „Volkszeitung" wird in den deutschen Zeitungen gegenwärtig wieder viel erwähnt wegen eines in ihren Spalten herrschenden eigenartigen Tones, namentlich wegen zweier Aeußerungen über die Königin Luise von Preußen und über den Parlamentarier Eugen Richter. In einem Artikel „In eigner Sache" kündigt das Blatt nunmehr an, daß in einem Verlage in einigen Monaten eine Denkschrift erscheinen werde zur Jahrhundert eier der Schlacht bei Jena. Aus dieser werde dem Leser „Luisens Porträt in voller Schönheit entgegenleuchten" und der Beweis erbracht werden, daß dieselbe Preußens Inter essen" auf das schwerste geschädigt habe. — Im Grundstück Markt Nr. 13 ver unglückte der zur Bedienung des Fahrstuhles angestellte Markthelfer Radefeld- Der Fahr- 'tuhl ist jedenfalls über den Haltepunkt am Treppenflur des Erdgeschosses nach dem Keller zu weit gegangen. Als der Verunglückte chnell herausklettern und durch die schon ge öffnete Tür auf den Treppenflur gelange» wollte, quetschte ihn die obere Wand des sich weiter abwärts bewegenden Fahrstuhls fest. So wurde er, mit dem Kopfe nach außen liegend und mit dem Körper in den in seiner Weiterbewegung gehemmten Fahrstuhl herab hängend, von hinzukommenden Personen tot ausgefunden. Der Anprall und das bedeutende Gewicht des Fahrstuhls hatten seinen sofortigen Tod herbeigeführt. Stötteritz. Einen Selbmstordversuch unter nahm Mittwoch mittag in der 1. Stunde der 62 Jahre alte Schneidergehilfe Meling. Der alte Mann, der schon seit längerer Zeit geistig nicht mehr ganz klar war, überschüttete sein Kleider mit Petroleum und setzte sie dann in Brand. Plauen, Wegen schwerer Uebergriffe gegen militärische Vorgesetzte des 5- Infanterie regiments „Kronprinz" Nr. 104 in Chemnitz hatten sich vor dem hiesigen Landgericht der Fabrikarbeiter Baumann, der Ausputzer Schmidt der Photograph Grunewald und der Haus besitzer Lenk, sämtlich aus Rodewisch i. V. zu verantwoten. Während des vorjährigen Manövers lag die erste Kompagnie des 104. Infanterieregiments in Rodewisch in Quartier. Bei einem Gewehr- und Mäntel- Appell hatten die Angeklagten, die früher selbst bei den 104 ern dienten, die Soldaten zum Ungehorsam aufgereizt, den damaligen Fähnrich Horst Müller und den damaligen Hauptmann und Kompagniechef jetzigen Major Graf Pfeil beleidigt, bedroht und ersteren so gar nach Beendigung des Apells verfolgt und gemißhandelt. Die Vorgänge hatten einen Menschenansammlung zur Folge, die einen bedrohlichen Charakter gegen die Vorgesetzten der Soldaten annahm. Auf einen Soldaten, der betrunken zum Appell erschien und deshalb abgeführt werden mußte, brachte die Menge sogar ein Hoch (!) aus. Man gebrauchte auch beleidigende Ausdrücke. Die Angeklagten taten sich jedoch besonders hervor und mischten sich fortgesetzt gänzlich unberechtigt in militärische Dinge. Vom Königlich sächsischen Kciegsminister wurde nun gegen Baumann, Schmidt, Grune wald und Lenk Strafantrag wegen Beleidigung gestellt, gegen Haumann außerdem noch wegen Aufforderung und Anreizung der Soldaten, dem Befehle der Vorgesetzten nicht Gehorsam zu leisten. Die Angeklagten wurden wie folgt verurteilt. Grunewald erhielt 6 Monate, Baumann 4 Monate, Lenk 3 Monate und Schmidt 2 Monate Gefängnis.