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Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff,, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Llttanncberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, KaufbaL, Kesselsdorf, Kleinschönbera, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Loyen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig. Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Bohndorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeliastadt, Spkchtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Juserüonspreis 15 Pfg. pro viergespalt«» TorpuSzeile. Dnict und Vertag von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für di« Redaktion Martin Berqer daleldg. Ns. 143. SourmbenS, SeK 6. Dezember 1W2. 61. Jshrg. ZUIN 2. Advent. Matth. 16, 27: Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem Jeglichen vergelten nach seinen Werken. Auch das ist Adventspredigt! Mitten in den Freuden- jubel hinein die Predigt von der Wiederkunft Christo zum Gericht! Ist denn das nicht eine Störung der Fest freude? Nein, nicht für die, welche gelernt haben, sich so recht von Herzen zu freuen, das; er in auf Erven kommen nrm, daß er unser sich erbarm und uns im Himmel mache reich und seinen lieben Englein gleich. Wer das gelernt hat, der schaut auch seinem Kommen zum Gerichte freudig entgegen; in dessen Herzen heißt es: Ach komm, ach komm, o Sonne, und führ uns allzumal zum ewgen Licht und Wonne in deinen Freudcnsaal. Denn die in beständiger Erfahrung seines Erbarmens stehen, die sich täglich durch sein Blut reinigen lassen von ihren Sünden, die sind ja die Brautgemetnde Jesu, die da singt: Es harrt die Braut so lange schon, o Herr, auf dein Er scheinen. Und doch müssen auch sie hintreten vor den Richterstuhl Christi, auf daß der Herr ihnen vergelte nach ihren Werken. Doch müssen auch sieoffenbar werden vor feinem heiligen Auge und die Vergeltung empfangen. Was Will das sagen: „nach seinen Werken?" Ist das nicht das Siegel auf den Triumph, mit dem die Welt auf ihren ehrbaren Wandel, auf ihre Wohlthätigkeit hinweist, das Siegel auf ihre Rede von der Ueberspanntheit der Forderung der Buße, der Bekehrung, des Glaubens, mit der die Kinder Gottes vor die gottlose, ungläubige Welt hintreten? Hat nicht die Welt im Grunde recht — sagt nicht Jesus selber, es komme auf die Werke an? Aber was sind denn das für Leute, von denen Jesus sagt, sie werden auftreten im Gerichte und aufzählen ihre Mtonie. 44 Roman von ks. v. SAreiverrh-fen. Ingeborg gelobt, nicht ein-, nein hundertmal in seinen Gedanken. Ingeborg! Sie stand vor seiner Erinnerung in ihrer bezaubernden Jugendicböne, er hörte ihre süßen Töne und irngte sich, ob er wirklich nur ihre äußere Erscheinung geliebt, ibre schöne, amnnthige Gestalt, ihr entzückendes Antlitz, ihre Augen, ibreu süß lächelnden Mund. — Er ver suchte, sich die gealterte Ingeborg vorzustellen. — ,,Nein, ich liebte sie, so wie sie sich gab, ich liebte sie, weil sie hoch und edel empfand —" Aber zugleich suhlte er die Unmöglichkeit, sich Ingeborg ohne den berückenden Schmelz der Jugend zu, denken, und die Frage, ob ihm Antonies Geschick so nahe geben würde, wäre sie häßlich oder verwachsen, drängte sich ihm ans. Hing denn auch er vom Aeußerlichen ab und war seiner gewaltigen Einwirkung unterworfen? Betrog er sich selbst? Ja, wäre Antonie von der Natur vernachlässigt, so hielt er die Verlobung vielleicht auch sür eine ausgezeichnete Versorgung, wofür Antonie auch noch dankbar zu sein hätte. Anstatt daß Erich, wie er eigentlich gewollt, mit Antonie selbst über ihre Verlobung sprach, fragte er nun Melanie, ob sich Toni ganz selbstständig und freiwillig zu diesem Schritte entschlossen habe. „Wenigstens habe ich sie nicht dazu beredet", entgegnete Melanie. „Ich weiß so gut wie Du, was sür eine Ehe das werden muß. Da mich aber Niemand um meine Ansicht ge fragt hat —" „So lassest Du sie einfach in ihr Unglück rennen!" Melanies Blick flimmerte. „Ja, sowie ich mich auch nicht hinein mische, daß Du Deinen jungen Bären der alten Schallwerth zur Dressur übergiebst. Hat der Heidesohn her nach an seiner Seele Schaden erlitten, so brauche ich nicht dafür zu sorgen." _ . strahlenden Thaten, ihre tödlichen Werke, und die auf s all ihr Aufzähten keine andere Antwort bekommen, als die: < Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr l Uedelthäter! Haben sie nicht Werke aufzuzählen, so glänzend, > daß manches Kind Gottes beschämt abseits stehen muß? „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen." Unv Alles, was nicht aus dem Glauben ksmmt, ist Sünde. Wie aber kann bei unwiedergeborenen Herzen von Glauben und von einem Thun des Glaubens die Rede sein? Kann auch ein fauler Baum gute Früchte bringen? Die Werke, die im Gerichte gelten, und um deretwillen die Gerechten nicht bleiben im Gerichte, sind die Werke, die sie gcthan haben im lebendigen Glauben an den Heiland, getrieben von der aus dem Glauben geborenen Liebe zu ihm. Der Glaube allein ist es, der deinem Wort, deinem Werk und und allem deinen Wesen Gehalt giebt, Ewigkeitsgehalt. Wird da nicht mancher Bankerott machen, von dem die Welt dachte, er habe Ueberflutz, uud wird da nicht bei Manchem sich ein Gewinn in seiner Lebensrechnung heraus stellen, den alle Welt und vielleicht er sich selber, für zahlungsunfähig gehalten hat? Da wird es erst recht offenbar, das furchtbare, ernste Wort: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nehme doch Schaden an seiner Seele?" Da wird alle Täuschung schwinden, da wird Alles in seinem wahren Werthe erkannt. Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen wie seine Werke sein werden. Wer sich selber sucht in seinen Werken, wird auch der Selbst sucht Lohn empfangen: Das ewige Feuer. Wer den Herrn , sucht in all seinem Werk und Wesen, der wird von dem Herr», dem gerechten Richter, den Gnadenlohn empfangen: Das ewige Leben. Des Herrn Augen sehen nach dem Glauben! So lasset auch uns nach unserm Glauben sehen, ob er da ist wie ein Licht, im Herzen still verborgen, und doch hinaus- „Nein, das sollst Du überhaupt nicht", sagte Waldburg kurz- „Als ob ich das nicht wüßte! Er wird erst gegen unsern Einfluß gestählt." Sie lachte aus, fuhr dann aber ernst fort: „Selbst Deiner allerchristlichsten Nächstenliebe würde man ein fach die Thür weisen, wolltest Du ungefragt reden. Und da mir keine andere offen steht —" „Machst Du die Augen zu —" „Nein, schweige ich, wo ich nicht gefragt werde, und rathe Dir, es auch zu thun, denn zum Reden gehört auch ein Recht." Währenddem batte sich Carlo Salvi die Gelegenbeit ver schafft, Antonie allein zu sprechen. Ein Vorwand war bald gefunden bei dem intimen Verkehr seiner Tante, der Frau v. Schallwerth, mit dem Tyrenhorstschen Hause. Aber Antonies Unbefangenheit erschwerte ihm jede Aussprache, sie verstand seine Anspielungen nicht und zeigte ihm deutlich, daß sie seine Entfernung wünsche, indem sie zuletzt ein Buch aufnahm und darin blätterte. Rasch legte er die Hand aus die Seiten und zog ihr das Buch weg. „Was fällt Ihnen ein?" fragte sie lachend. „Ich möchte gern lesen." „Nicht jetzt, sagte er hastig. „Sprechen Sie mit mir, Antonie, oder nein, hören Sie mich an, lasten Sie mich sprechen. Antonie, Sie sind wirklich blind, daß Sie nicht sehen, in welchen Abgrund von Verzweiflung —" Sie stand erschrocken auf und wich vor seinem flammenden Blick zurück, aber die Schranke war übersprangen, Carlo fuhr unbeirrt fort und schilderte ihr, indem er ihre Hand festhielt, seine glühend» Leidenschaft, seine Ueberzeugung, sie werde ihn noch lieben, sie könne nicht kalt und gleichgültig bei seinen Worten bleiben. Dann stürzte er vor ihr nieder auf seine Knie», beschwor sie, das schwache Band zu zerreißen, das sie mit dem alten Manne verknüpfte, nnd ihm ihre Hand zu geben, ihm besten Liebe ihr Herz wecken und zu eben solcher Gluch »Ursachen werde. Worte einer Leidenschaft, di» strahlend, leuchtend, wärmend. Herr, stärke uns den Glauben! so wollen wir miteinander beten, du und ich, lieber Leser! Den Anfänger und Vollender unseres Glaubens wollen wir zu unserm Beistand rufen: Herr, dein Gerichtstag naht herbei, Da ich soll vor dein Antlitz treten, Ach, laß mich wachen, laß mich beten, Daß ich des Himmels würdig sei. Gieb, daß ich heut und jeden Tag Für meinen letzten halten mag. Der Geisterpavillon. Eine Manövergeschichte von Ralph v. Rawitz. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) III. Uno endlich: — Eines Tages schmetterten die Trompeten „Tarata, tarata", der Rittmeister rief: „Kerls, klopft Euch den Staub ab," die Offiziere, die bisher an der Spitze der Escadron geplaudert hatten, ritten in ihren Zügen, und die Ulanen setzten sich adrett und schlank in den Sattel: Das Quartier Sykow war erreicht. Am Abend des Tages saß der wackere Christian bei seiner Küste und verzehrte eine beträchtliche Portion Schinken mit Sauerkraut — sein Leibgericht; er hatte bei dem eifrigen Genuß nicht Zeit zu Dankesworten und heftete nur seine gutmüthigen blauen Augen von Zeit zu Zeit, als Ausdruck seiner tiefsten Erkenntlichkeit, auf seine Auguste. Herr von Rohrbeck aber spazierte im Gutsgarten an der Seite des Fräuleins. Man war soeben vom Tisch aufgestanden; nur der Baron und einige Gäste hatten noch bei einer Flasche alten Rheinweins Posto gefaßt; man hörte deutlich ihre streitenden Stimmen durch die offenen Glasthüren bis in den stillen Park. ; Antonie, das junge, unerfahrene nnd dagegen hülflose Mädchen mit Schrecken und Angst erfüllten. Vergebens versuchte st« l ihn zu unterbrechen, gegen seine Einbildung zu protesiiren. : Er börte nicht auf ihre gestammelten Bitten, sie zu verkästen, - ihre Angst verstand er nicht; aufspringend, schloß er sie plötzlich i in seine Arme, nannte sie die Seine und bedeckte ihr Antlitz mit beißen Küsten. Mit einem Schreckensruf stieß ihn Antonie von sich. > Die Abneigung, die sie immer für ihn gehegt, steigerte sich > in diesem Augenblicke zehnfach. Sie empfand seine Frechheit als eine nanienlose Beleidigung und fühlte mit Genug- . thuung, daß sie durch des Hofmarschalls Werbung vor Carlos > Verfolgung gesichert war. „Fort! Unverschämt — schänd- : lich —!" stammelte sie. „Der Hofmarschall — ich werde : es ihm sagen —" „Antonie, Du bist noch frei, jener Bund schreit gegen , die Natur. Seit wann paart sich die blühende Jugend mit dein Grestenalier? Du mußt mein werden, nur der Zufall ' führte Dir den alten Mann zuerst zu — Du sollst mich er hören —!" : Jetzt endlich fand Antonie ihre Sprache wieder und rief: „Sie sind nicht bei Sinnen, Graf Salvi! Niemals — . niemals sollten Sie mir nahe kommen, wäre ich auch nicht verlobt!" „Du betrügst Dich selbst, Du kennst Dein Herz noch nicht. O, ick> flebe Dich an, zerreiße dieses Band, stürze Dich und mich nicht ins Unglück. Wir sind sür einander > geschaffen, ich fühle es —" Antoine wollte an ihm vorüber eilen, doch er hielt sie fest, er vernichte abermals, sie in seine Arme zu ziehen; da stieß sie ihn lo heftig zurück, daß er wankte und fast gefallen wäre. „Für einander geschaffen — wir?" rief sie mit einer Ge« beide de« Abscheus aus. „Ich habe Sie nie leiden mögen, jetzt hasse ich Sie, Sie sind wir unausstehlich — ich wollt», ich brauchte Sie nie wieder zu sehen."