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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« rächet»« an allen Werktagen nachmittag« S Uhr. Bezugsprei«: Bei Abholung in - «u.gabrstellen 2 NM. im Monat, bei Suftelluu, durch die Boten 2,3» RM., bei Poftbeftellung ? ,. - „ , gebühr. Einzelnummern W'u^«W«^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend stellungen entgegtti. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Raumzeil- 20 Rxsg., die « gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich«. g-schr>2deneErfchci^ textlichen Teile I Reichrmark. Nachweisung-gebühr 20 Rcichapfcnnige. «ir. Kernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 «!a?"i^»!''b"mitteltenAnzcigenI!dernelinienn>irkeineWaran>ie. I-derAabatlansprocherlisch/, wennderBttraadurch — . ec Klage eingezogen werdenmuboderderAuftraggcbcrinKonkursgerSt. Anzetgennchmcn alleDerniilIlu>ig-.stellenentge,»n Puffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauplmannschas, M-itzen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forftrentamts Tharandt nnd des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr 189. — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 15 August 1S27 Oelkrieg. Die vor kurzem ausgebrochenen Machtkämpfe zwischen dem holländisch-englischen Petroleum» trust auf der einen, dem amerikanischen auf der anderen Seite interessieren uns Deutsche vorläufig inso fern, als möglicherweise wieder ein freier Wettbewerb zwischen den Erzeugnissen der beiden Gesellschaften zu einem Herabgehen der Preise namentlich für Benzin und Motoröl führt. Die Kämpfe sind ausgebrochen, weil die Amerikaner etwas schneller auf dem Plan waren als die Engländer und fehr gewinnbringende Verträge mit der allein noch außerhalb des Trustes befindlichen russischen Naphthaindustrie in Baku abgeschlossen haben. Die Engländer haben überhaupt Pech. Während des Weltkrieges haben sie größtes Gewicht auf die Eroberung M e s o p o 1 a m i e n s gelegt, weil dort angeblich Petro leumquellen von größtem Ausmaße vorhanden seien. Be kanntlich besteht dort seit langem die Anglo-Persian-Oil- Company, die allerdings ihr Haupterzeugungsgebiet im westlichen und südlichen Persien hat; von dort führt eine nicht weniger als 450 Kilometer lange Röhrenleitung zum Persischen Golf, wo dieses kostbare Naß in die Schiffe verfrachtet wird. So großes Gewicht legten die Engländer auf den Besitz Mesopotamiens und namentlich der ver muteten Olfelder im Norden dieses Gebietes um Mossul herum, daß es darob vor zwei Jahren wegen der Grenz führung beinahe zu einem Krieg zwischen England und der Türkei gekommen wäre. Dieser Krieg wurde durch das Eingreifen des Völkerbundes verhindert. Damit war der Mossulstreit aus der Welt gebracht, aber vor kurzem wurde im englischen Unterhause die unerfreuliche Mit teilung gemacht, daß man sich in seinen Hoffnungen ganz außerordentlich getäuscht habe. Auf der anderen Seite ist es den Engländern nicht gelungen, dem Vordringen des amerikanischen Oltrusts unter des noch immer sehr rüsti gen alten Rockefellers Führung nach den sehr aussichts reichen mexikanischen Petroleumfeldern Einhalt zu tun. Damit wird es den Amerikanern leicht werden, sogar der Vorherrschaft der englisch-holländischen Gruppe in Europa schwere Stunden zu bereiten. Das Erdöl ist zu einem entscheidenden Faktor in der Weltpolitik geworden; bei dem unlängst erfolgten Bruch zwischen England und Rußla n d spielte Sir Henry Deterling, der Präsident des englisch-holländischen Petro leumtrusts, eine fast entscheidende Rolle. Man arbeitet mit allen Mitteln gegen das Vordringen der Russen auf dem Petroleummarkt. Man ist wütend darüber, daß sich die Amerikaner dem Vorgehen gegen Rußland nicht nur uicht angeschlossen, sondern sogar mit den Russen ein Überein kommen getroffen haben. Die von Rußland nach England ausgefuhrte Petroleummenge beträgt jetzt schon 11 Prozent des gesamten englischen Bedarfs. Por allem aber ist die antirussische Propaganda der Engländer scharf durchkreuzt worden. Selbstverständlich kamen durch den Abbruch der Beziehungen die Russen in eine sehr schwere Lage, aus der sie nun durch die Amerikaner befreit worden sind. Die neue Konkurrenz, die nun von den Russen dem englischen Trust auf dem europäischen Kontinent bereitet wird — denn nur nach Europa und Nordafrika, aber nicht nach Amerika darf russisches Ol geliefert werden —, wird möglicherweise dazu führen, daß die Vereinbarungen zwischen dem englischen und dem amerikanischen Trust völlig in die Brüche gehen und die lachenden Dritten sind die Verbraucher, vor allem Frankreich und Deutsch land. Daß sich angesichts der gewaltigen Überproduktion von Petroleum, Benzin usw. ein scharfer Preiskampf er heben wird, ist ganz sicher. Im übrigen ist die englische Entrüstung um so unberechtigter, als die englischen Ver treter vorher selbst versucht haben, mit den Russen ein Übereinkommen zu schließen. . Wieder einmal beherrscht das Erdöl die Welt- Politik. Noch wichtiger als Kohle und Eisen ist dieses Ol geworden, das ja jetzt in der Hauptsache auch das Heiz- und Betriebsmaterial für dcu Schiffsverkehr abgibt. Eng land weiß nicht mehr, wohin mit seinem Kohlcnreichtum; jetzt droht ihm auch schwere Bedrängnis durch einen neuen Olmkrieg. — England hat sich darin verrechnet, durch den Weltkrieg zum wirtschaftliche« Weltherrscher werden zu können. Ser Reichskanzler an die Saaroereine. Berlin. Reichskanzler Dr. Marx hat an den in Würz burg tagenden BundderSaarvereine folgendes Tels gramm gerichtet: „Dem Bund der Saarvereine sende ich zi seiner diesjährigen Tagung meine herzlichsten Grüße. Dil Tagung wird, so hoffe ich, die Mitglieder der Saarvercine ii dem festen Willen bestärken, in ihrer zielbewußten vaterlän tuschen Arbeit für das schwergeprüfte Saargebiet nicht zu er lahmen." — Der Präsident der Rcgicrungskommission dei Saargebiets, Wilton, erklärte, daß die Regierungskom Mission bemüht sei, durch besondere UMerstützungsmaßnahmei den in Not geratenen BergarbeUcrfamilien zu helfen. Di, gegenwärtige Notlage der Bergarbeiter sei aber in erster uni letzter Linie in der Weltkohlenkrise mit ihrer um 15 Prozen zu hohen Weltkohlenproduktion zu suchen. Der deutsche Ozeanflug. Die „Meinen" Mewegr. — Die „Europa" zur MMW UMM». — Merida in EnimtiW. Langsame Besserung des Ilugweiters. Könnecke iu Köln gelandet. Die in Dessau eingelauscueu W-Kcrnachrichtcn haben leider die Hoffnungen ans einen baldigen Start noch nicht verstärken können. Der theoretisch früheste Nbflugstermin ist der Sonntagabend. Vor Irland liegt noch ein großes Tiefdruckgebiet, das langsam ostwärts wandert. Ob das über Grönland lagernde Hoch herunterkommen wird, was wohl zu wünschen wäre, ist noch nicht genau festzu- stetlen. Trotz alledem hat man alle Vorbereitungen sür ein^n Start am Sonntag abend getroffen. Die Maschinen sind bereits auf die Startbahn gebracht worden und wer den jetzt zum endgültig allerletzten Male hergerichtet, so daß man sich nur an das Steuer zu setzen haben wird, um die große Reise zu beginnen. Die Stadt Dessau hatte die Journalisten des Jn- uud Auslandes zu einem Tee in das schöne Messehaus ein geladen. An dem Empfang nahmen auch teil der an- haltischeMinisterpräsidentDeist.die Staats minister Müller und Weber, Professor Junkers und andere bekannte Persönlichkeiten. Nach freundlichen Be grüßungsworten des Bürgermeisters Hesse nahm Pro- seffor Junkers das Wort, um der Presse seinen und seiner Mitarbeiter Dank auszusprechen für die Unter stützung, die sie dem Unternehmen des Ozeanflugs ange deihen lasse. „Wir bauen Flugzeuge nicht nur," sagte Professor Junkers, „damit Luftlinien in Betrieb gesetzt werden. Die Aufgabe der Luftfahrt ist auch nicht erschöfpt mit den großen volkswirtschaftlichen Zielen, die mit ihr verbunden sind. Das Flugzeug soll vielmehr auch eine vermittelnde Aufgabe im allgemeinen haben. Poli tischer Kampf ist ost unfruchtbar; wir wollen einen frucht baren Kampf. Deutschland ist durch den sogenannten Friedensverlrag entwaffnet, namentlich zur Lust. B e - nutzen wir darum die Waffen der Mensch lichkeit und des friedlichen Verkehrs, um unsereJnteressenzu wahren." Der dritte Ozeanflieger Könnecke ist am Sonn abend nachmittag um 4>S Uhr auf dem Tempelhofer Feld in Berlin gestartet und abends 8,50 inKöln gelandet, von wo er den Ozeanflug antreten will. Zum Abschied auf dem Tempelhofer Feld hatte sich der amerikanische Botschafter Schürmann eingefunden, d" an Könnecke und seinen Begleiter eine herzliche Abschiedsreoc hielt. Er versicherte, daß das amerikanische Volk den deutschen Fliegern ein herzliches und begeistertes Willkommen bieten werde. In Köln wurde die „Germania" von einer gewaltigen Menschenmenge auf dem Flugplatz empfangen. Der Appa rat landete nach Einbruch der Dunkelheit im Spiel der Scheinwerfer. Außer Vertretern der Stadt sah man den amerikanischen und französischen Konsul. Könnecke hat am Sonntag zunächst einige Belastungsflüge ausgeführt, um auszuprobieren, wieviel sein Apparat tragen kann. Der französische Flieger Tarascon hat die Ein ladung der Handelskammer von Philadelphia, seinen Ozeanflug dort zu beenden, angenommen. Tarascon will Brennstoff für 41 Stunden mitnehmen und erst nieder- gehen, wenn dieser vollkommen verbraucht ist. Das Welter über den Ozean. Hamburg, 14. August. Die Deutsche Seewarte gibt über die augenblicklichen Wetterverhällnisse über dem Atlantik folgenden Bericht heraus: Der Kern des Tiefs, der den Flug zu nächst verzögerte, läuft bei 55 Grad nördlicher Breite und 7 Grad Westlänoen. Unter seinem Einfluß ist in Irland und England star ker böiger Südwest- bis Nordwestwind. In Schottland herrscht westliche Luftströmung von 15—20 Kilometer die Stunde. Diese Wittcrungsverhältnisse herrschen bis 12 Grad Westlänge. Zwi schen 12. und 13. Grad ist eine außerordentliche Luftströmung ein- getreten, die Regenschauer mit sich bringt. Noch weiter westlich dreht der Wind auf Nord- und Nordwest. Geänderter Flugweg — der nordwestlichste Kurs Dessau, 14. August. Die letzten Wetternachrichten veran laßten die Flieger, ihre Kurse abzuändern. Sie werden den nord östlichsten Kurs über dem Atlantik zusteuern und werden von Des sau zuerst Bremen ansteuern, von dort Helgoland und über die Nordsee nach Hull und von dort weiter über Schottland und die nördliche Spitze Irlands den Atlantik anfliegen. Das Flugzeug „Europa" hofft auf Mitchelfield bei Neuyork zu landen, die „Bremen" wird versuchen, nach Chicago zu fliegen. Der Abflug der Ozeanflugzeuge. Dessau, 14. August. Der Augenblick, auf den hüben und drüben Millionen von Menschen so lange gewartet haben, ist ge- ommen. Ganz Dessau ist auf den Beinen, Tausende umlagern den Platz. Nicht nur Dessauer sind es, viele sind von außerhalb ge- ömmen, um den Start zum ersten deutschen Ozeanflug zu sehen. Tausende starren bewaffneten und unbewaffneten Auges hm zu >em grauen Streifen, der sich in der Ferne hell vom Grün abzeuh- net. Der Startbahn, ohe deren feste Unterlage und Gefälle jo schwer belastete Maschinen, wie es die Ozeanflugzeuge sind, nicht vom Boden wegkämen. Die Flugplatzpolizei hält die Neugierigen weit zurück. Nur wenigs Auserwählte, Professor Junkers und die Seinen, Ingenieure des Werkes, die Angehörigen der Flieger und Vertreter der Behörden dürfen dicht an die Startbahn heran. Bei den Journalisten herrscht nervöses hin und her. Die Telephone liegen außer Sicht der Bahn und jo heißt es, laufen, um jene Etappe wahrzunchmen und der erste zu sein, der den gelungenen Start rneldet. Der Start. Dessau, 14. August. Die Ozeanslieger sind soeben 18.21 Uhr gestartet und zwar zuerst die „Bremen". Die „Bremen" kreiste nicht mehr über dem Flugplatz, sondern ist sogleich abgeslogen. 18.25 Uhr ist auch die „Europa" gestartet. Dessau, 14. August. Die amtlich bekannt gegebenen ge nauen Startzeiten sind „Bremen" nm. 18,20 Uhr, 47 Sekunden, „Europa" 18,25, 13 Sekunden. Die „Kremen" über Hannover. Hannover, 14. August. Nachdem die „Bremen" um 19,30 Uhr in etwa 100 Meter Höhe bei günstigem klaren Wetter Braunschweig überfolgen hatte, wurde die „Bremen^ um 19,31 Uhr vom Flugplatz Hannover aus gesichtet. Die Maschine flog in mittlerer Höhe mit dem- Kurs auf Bremen zu. Der Flugplatz Han nover hatte besondere Vorbereitungen getroffen, um den Ozean fliegern mittels eines zisstrnreichen Zahlensystems die Luftstärke und den Abstand der beiden Maschinen bekannt zu geben. Sie „EMM" iil Prelle» gklaidet. Berlin, 14. August. Nach einer Meldung des Flughafens Bremen ist die „Europa" um 23,01 in Bremen mit Bruch ge landet. Die Besatzung ist unverletzt. Die Landung dürste voraus sichtlich durch die starken Nebel und Gewitterbildungen über der Küste verurftcht worden sein. Genauere Einzelheiten stehen noch aus. An Bord der „Europa" befanden sich die Piloten Risticz, Edzard und Mister Knickebocker. Network in Erwartung Oer kremen. Chamberlin will entgegenfliegen. Neuyork. Die Presse bringt die Meldung von dem deutschen Ozeanflug in großer Aufmachung. Einmütig wird das Bedauern über die Notlandung der „Europa" und die Verschiebung des Abfluges von Könnecke ausge sprochen. Auch die Wetterberichte werden in Fettdruck ge bracht, dabei wird unterstrichen, daß die Deutschen im Ge gensatz zu den Franzosen sich nicht von schlechtem Wetter hätten abhalten lassen. Was die Vorbereitungen für den Empfang der „Bremen" anlangt, so beabsichtigt Chamber lin, ihr bis aus den Ozean cntgegcnzufliegen und bis nach Mitchelfrield das Geleit zu geben; das ist aber noch strittig, da man nicht weiß, ob die Flieger Chicago als Ziel ge wählt haben. Der amerikanische Landungsplatz rechnet mit dem Glücken des Ozeanfluges. Neuyork, 14. August. In einer längeren Konferenz legte heute die Komm'ndantur des voraussichtlichen Landungsplatzes der deulfchsn Ozeanflicger Mitchelfield die Empfangsmaßnahmen fest. An der Konferenz beteiligten sich auch der deutsche General- kcnsul von Lewinski. Die Offiziere des Flugplatzes erklärten, daß sie für die deutschen Ozcanflicgcr die besten Wünsche hegen und daß sie sicher sind, die deutschen Ozeanflieger nach glücklichem Fluge über den Ozean begrüßen zu können. Das schlechte Wet ter werde den Erfolg der deutschen Flieger nur noch größer machen. Der Start der G. 31 nach Dessau verschoben. Bremen. Wie der Vertreter der Telegraphen-Union erfährt, wurde der Start der G. 31 nach Dessau bis etwa gegen 12 Uhr hinausgezogen, da der Motor des Ozeanflng- zeugcs „Europa" herausgenommen und mit nach Dessau genommen werden soll. Außer den Piloten Edzard und Risticz werden sich auch das Ehepaar Knickerbocker nach Dessau zurückbegcbcn. Wie erneut bestätigt wird, ist die Notlandung der „Europa" auf das Versagen der Drossel klappen des Motors und aus drohende Gewitter zurückzu- sühren. Neue Probesliige Könneckes. Verschiebung des Starts bis Ende der Woche. Köln. Könnecke führt seit heute morgen auf dem Flugfeld Buschweiler Hof wieder größere Probcflugc mit