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Wil»dr»ff-Dxe»de« Postscheck: Dresden LSM Freitag, den 25 Juni 192« Jie Beratung des ArsteMWroWs Caillaux. Deutscher Reichstag 6S. Berlin, 24. Juni. (216. Sitznng.) Keynes. Das angewendet auf die derzeitigen Abhängigkeitsverhält nisse zwischen den einzelnen Völkern Europas bedeutet nichts anderes, als daß Keynes von dieser allmählich Her anwachsenden Einsicht eine Reform der bisher bestehenden wirtschaftlich-finanziellen Zwangsbeziehungen in Europa erhofft, wie er sie seit sieben Jahren erhofft hat und mit Einsatz aller Kräfte herbeizuführen bestrebt gewesen ist- Nicht etwa im Interesse Deutschlands, sondern im Inter esse einer Konsolidierung der Weltwirtschaft. Das Kabinett Vnand-LMaux. Außerordentliche Vollmachten verlangt. Das von Briand neugebildete Kabinett hat nach bis herigen Meldungen sowohl in der Kammer wie im Senat einen günstigen Eindruck gemacht. In dein neuen Kabi nett übernimmt Briand außer dem Vorsitz wieder das Portefeuille des Austern, während das Finanzministerium, um dessen Besetzung langwierige und schwierige Verband- Äoo11 on, »Frau Keynes. Frau Dr. Becker u. a. Begrüßende Ansprachen hielten Kultusminister Dr. Becker, der Rektor Professor Pompecki und Pro fessor Ludwig Bernhard, denen Keynes mit für Deutschland äußerst sympathischere Worten dankte. Sozialdemokratischer Abänderungsantrag angenommen. Im Rechtsausschutz des Reichstages wurde bei der Weiterüeratung des Gesetzes über die Fürstenabfindung mit 16 gegen 9 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen der Kommunisten ein sozialdemokratischer Antrag angenom men, der dem 8 8 des Fürstenabsindungsgesetzes folgende Fassung gibt. Zivillisten, Kronfideikommitzrenten, Kron- dotationsrenten und ähnliche Renten fallen entschädi gungslos fort. Von der Deutschen Volkspartei wurde hierzu erklärte, daß es ihr außerordentlich schwerfalle, der sozialdemokratischen Forderung zuzustimmen, daß die Deutsche Volkspartei aber ein Opfer bringen wolle, um das Zustandekommen des Gesetzes zu ermöglichen. Von sozialdemokratischer Seite wurde erklärt, dast sich die So zialdemokraten noch weitere Forderungen Vor behalten müßten. Der Rechtsaüsschuß trat sodann in die Beratung der 88 9—11 der Regierungsvorlage ein, die bestimmen, was aus der Streitmasse dem Lande vorweg ohne Entschädi gung zuzuteilen ist (Schlösser von kulturhistorischer Bedeu tung, Museen, Parkanlagen usw.), und was aus Privat vermögen der Fürsten gegen Entschädigung an das Land abzutreten ist. Der deutschnationale Abg. Dr. Ever ling beantragte Streichung dieser Paragraphen und empfahl, dafür in den folgenden 8 12 eine Einfügung zu setzen, wonach die Abtretung der Museen, Bibliotheken usw. nur gegen angemessene Entschädigung erfolgen soll. Dieser Antrag wurde gegen die Antragsteller und die Völ kischen abgelehnt. Der 8 9 wurde schließlich gegen die Stimmen der drei Kommunisten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten und Deutfchnationalen angenommen. Der Ausschuß vertagte sich sodann auf Freitag. Dcgoutte als Oberbefehls haber der Nheinarmee er nannt wurde. An Guillau- mats Stelle soll General Rollet treten, der be kanntlich längere Zeit Vor sitzender der Jnteralliier- tcn Militär-Kontrollkom- Mission in Berlin war. Der neue Kriegsminister Guillaumat soll ein An hänger der einjähri- gen Dienstzeit sein und soll beabsichtigen, das vor- Das größte Interesse wendet sich natürlich dem neuen Nlnanzmlmster Caillaux zu, der vielfach als der eigentliche Kops dcs ne,len Kabinetts bezeichnet wird. Caillaux wird! mit Unterstützung der Regierung vom Parlament die Ver abschiedung der von ihm beabsichtigten Finanzgesetze in kürzester Zeit verlangen und w e i t g e h e n d st e B ef u g- nisse zur Durchführung dieser Reform vom Parlament erbitten. Es dürfte sich hier also um etwas Ähnliches handeln wie bei dem Ermächtigungsgesetz, das seinerzeit das Kabinett Marx vom Reichstag zur Stabilisierung der deutschen Währung erhielt, über die Pläne Cail laux' verlautet, daß er außerordentlich einschneidende Be schränkungen der Staatsausgaben beab, sichtigt, ferner eine Reform der Finanzverwaltung und der französischen Handelsverträge durchführen will. Die Vorstellung des neuen Kabinetts in der Kammer ist für nächsten Dienstag in Aussicht genommen. * Die sozialistische Kammerfraktion hat beschlossen, die neue Regierung zu interpellieren und ihr dabei eine Reihe von Einzelfragen vorzulegen, nsbesondere über die Ver wendung des Morganfonds, über die Stabilisierungsbe- dingungen, das Washingtoner Abkommen und über die Sparmaßnahmen. Die Kämpfe 1« Syrien London, 25. Juni. Wie der Times aus Haifa berichtet wird, befindet sich der Hauptstiitzpunkt der Insurgenten nunmehr in der Demaszener Oase, wo man zurzeit eifrig mit dem Ausbau von Befestigungsanlagen beschäftigt ist. Aber auch in anderen Teilen Syriens entwickeln die Ausständigen große Aktivität. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Px »«U-dr-sjcr r««r»lLL- ^scheint xch». S Uhr Mr dr« i«-; »-»M- Ta,. : Sri «dl-Uuua in G« ««schtst-stell- aud »cn Lu»o«brstellr« LW». I« Monat, del Alftcll»«, »«rdd dir Sotra 2,ZV Mt., bri Postdrstclliin, HNUl. «dtraz- ,, - - . «ebkhr. Einzelnummer» Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Auraun«u» P»2«»ru «»»««,««. Am Falle höherer »email, Krieg oder s,«Itt,erPe»ed»ft»r»»,e« desteh, »et« «asPruch^nus Liefer»», aar Ariluu, »der ÄLrzllrla de- Brz«4»»rrli<-. — «ilekse»»»»« -dr,eiand>er SchriUÜlede erfolg «er, me», Port» deilte,t. stand, habe er zuerst manche der deutschen Gelehrten und Volkswirtschastker, die er jetzt wiedersehe, kennen und schätzen gelernt. An dem Bankett zu Ehren des Gastes nahmen teil der preußische Kultusminister Dr. Becker mit mehreren Herren seines Ministeriums, Staatssekretär v. Schubert, der amerikanische Bot- schafter Schurman. der englische Botschaftsrat inngen notwendig waren, Caillaux erhalt. Bon Be deutung ist auch die Neubesetzung des Kriegs- MlniperiumsmitGeneralGuillaumat.der im November 1924 zum Nachfolger des Generals Ein kommunistischer Antrag auf Einstellung des Straf- »erfabrens gegen mehrere kommunistische Abgeordnete wurde rem Geschäftsordnungsausschutz überwiesen. Der Gesetzent- vurs über die vorläufige Anwendung von Wirtschaftsabkom- nen geht an den Handelspolitischen Ausschuß. Der Gesetz- mtwurs, der das R e g i st e r p f u n d r c ch t rcichsrechtlich für ille im Bau befindlichen Schiffe einführt, wurde in zweiter and dritter Beratung ohne Aussprache angenommen. Zur zweiten Beratung stand dann die Vorlage, wodurch das Gesetz aber den Verkehr mit unedlen Metallen auf ein halbes Jahr bis Ende 1926 verlängert werden soll. In gleicher Weise soll das Gesetz über den Verkehr mit Edelmetall e n , Edelsteinen und Perlen verlängert werden. Dieses Gesetz wird wer dahin abgcändert, daß nur das Verbot des Ankaufs von Edelmetallen usw. durch Minderjährige und des Feilbietens im Umherziehen bestehenbleibt, ebenso die strengere Bestrafung ves Diebstabls von Gegenständen ans Edelmetallen, dre dem östmtlichcu Nutzen dienen oder öffentlich ausgestellt sind. Abg. Meyer-Berlin (Dem.) wandte sich gegen die Ver längerung dcs Gesetzes über den Verkehr mit unedlen Metallen, da dessen Resormbedürftigkeit allgemein anerkannt sei. Die Verlängerung beider Gesetze wurde in zweiter und dritter Lesung beschlossen. Der von der Deutschen Volkspartci enmebrüchte GejeHenllvurs auf Erhöhung der siönen wird aus Antrag dcs Abg. Gcrig (Ztr.) an den Haus- haltsausschuß zurückverwiesen, nachdem in einer längeren > Geschäftsordnungsdebatte auch Staatssekretär Kempner mit Rücksicht aus die Konscgucnzen der Vorlage eme no gmauge Ausschußberatung für notwendig erklärt Zatte. Die zweite Beratung der Novelle zum Meterfchutzgejetz ^"'Abg.^Trcmi^ ,führte aus, die Wohnungszwangs' wirtschakt könne nicht vollständig beseitigt werden, solange die Keynes spricht. Als Gast der Universität Berlin sprach in Berlin dort Namentlich zur Zeit des Versailler Vertragsabschlusses; vielgenannte englische Wirtschaftspolitiker IohnMayn-> "rd Keynes. Unser Berliner Mitarbeiter schreibt dazu: Ein englischer Professor aus Cambridge spricht da im, größten Saal der Berliner Universität. Nur ein be liebiger Professor? Nein, ein Mann, der Weltruf hat, ein Mann, dem die Welt zuhört, auf den die Welt leider noch zu wenig hörte. Es ist Maynard Keynes, dessen Name einen siebenjährigen Kampf gegen den weltwirt schaftlichen Unsinn erst des Versailler Vertrages, dann gegen die Unmöglichkeiten des Londoner Abkom mens von 1924 bedeutet. Er war Sachverständiger und Vertreter des Britischen Schatzamtes bei den Versailler Friedensverhandlungen, trat aber zurück, als er jenen weltwirtschaftlichen Unsinn, in der Mitte Europas ein ^nechtsvolk zu schaffen, das allen zu dienen hat, allmäh- sich heraofdänimern sah. Lange, ehe der Zusammenbruch hr deutschen Währung erfolgte, hat er ihn vorausgesehen und vorausgesagt, jenen Zusammenbruch, der ja die Revision des Versailler Vertrages in London erzwang. Die Rechnung, die Keynes machte und macht, ist von einer klassischen Einfachheit: Deutschland kann die ihm auferlegten Zahlungen an die Entente nur dann leisten, wenn es einen entsprechenden Ausfuhrüberschuß herbei führt, die ausländischen Märkte weitgehend erobert. Da gegen wird sich aber gerade das Ausland im Interesse der eigenen Industrie mittels Zöllen usw. zur Wehr setzen, damit aber zugleich die deutsche Zahlungsfähigkeit ein schnüren. Bleibt Versailles, bleibt London, dann kann die Weltwirtschaft aus diesem Fehlerkreis nie heraus, kann eine wirtschaftliche — und währungspolitische — Beruhi- Sbng nie eintreten. Doch nicht darüber sprach Keynes, sondern er, der Liberale, hat sich mehr mit dem auseinandergesetzt, was man früher als englischen Wirtschaftsliberalismus bezeichnete, hat die Frage aufgeworfen, ob die --heorie des größten englischen Nationalökonomen, A d a m Smith, von dem kairo, InuE Er' noch gilt, d. h. von jener Lehre, die — um ein bekanntes Wort zu — dem Staat der Wirtschaft gegenüber nur eine Nachtwächterrolle" verstattete. Die liberale National ökonomie Keynes' steht nicht mehr auf diesem unbedingten ^tandwmkt; allzu tiefe Spuren haben die durch den inter- «„tioiialen Konkurrenzkampf und den Krieg verursachten Eingriffe des Staates in die Wirtschaft hinterlassen und das frühere gegenseitige Verhältnis zugunsten des Staates verschoben. „Der Fortschritt liegt in der Entwicklung und der Anerkennung halb autonomer Körperschaften im Nahmen des Staates, Körperschaften, die teils autonom sind, aber letzten Endes der Souveränität der Demokratie unterstehen." Keynes steht also auf dem Standpunkt, daß der Privategoismus, die Initiative der Einzelpersönlichkeit keineswegs ausgeschaltet werden darf, daß aber freilich die gewaltigen wirtschaftlichen Zusammenballungen all mählich fast das Aussehen öffentlicher Körperschaften.er halten und auch im Inner« „halbsozialisiert" sind, d. h. vor allem zum Teil mit öffentlichen Geldern arbeiten und daher Rücksichten auf das Gemeinwohl nehmen müssen. Rein staatliche Unternehmungen sind — und da muß Herrn Keynes recht gegeben werden — nicht zu empfehlen, Und der Staat darf nicht die Tätigkeiten übernehmen, die schon in der Hand von Privatpersonen liegen. Seine Auf gabe ist es vielmebr, die über das Individuum hinaus gebenden wirtschaftlichen Verhältnisse zu regeln, und dabei kommt vor allem Währung s frage und Kreditpolitik in Frage, weiter, alles was mit der Anlegung volkswirtschaftlicher Ersparnisse znsammen- hängt. Also die Beeinflussung der Richtung, in der sich die Vermehrung des Volkseinkommens bewegt. Keynes lehnt den Sozialismus — dieses Kind des englischen Wirtschaftsliberalismus — glatt ab, ist viel mehr der Ansicht, daß das kapitalistische System noch nicht nbgLwirtschaftet hat und noch fähig fei, weltwirtschaftliche Reformen durchzuführen. Daß die augenblickliche welt wirtschaftliche Lage nach jeder Richtung hin reform bedürftig ist, kann niemand leugnen; und daß hierbei ge rade Europa ganz besonders nach wirtschaftlich-inter nationalen Neuregelungen schreit, ist Pine unbestreitbare Tatsache. Bloß fehlen Europa die Mittel, und Amerik a, das zu helfen in der Lage sei, fehlt der Wille, den ersten grundsätzlichen Schritt zu tun. Keynes stellte und stellt in den Mittelpnnkt seines wirtschaftlichen Denkens und Polemisierens immer den einen Satz, daß jede Reform von der Einsicht in ihre Not wendigkeit auszugehen hat, nicht von irgendwelchem Zwang. „Wir brauchen neue Überzeugungen, die ganz Natürlich aus der ehrlichen Prüfung des Verhältnisses Unserer Gefühle zu den Tatsachen der Außenwelt heraus- wachsen." Darin liegt ein Stück des Erbes aus dem englischen Wirtschaftsliberalismus: daß der Mensch wirtschaftlich schließlich allein, nur durch seine Einsicht geleitet, auf das wmmt. was nickt bloß seinem Privatwohl. WEim a"ck dem wirtschaftlichen Wohl seines gesamten Volkes bient. Nr 146 — 85 Jahrgang. Lel,gr.-«dr.: .rlmUblatt- liegende Militärreformgefetz mit solchen Durch, suhrungsbestlmmungen zur Verhandlung zu bringen, die zugleich den Wünschen des Landes nach Verringerung der Militärllasten Rechnung tragen und die völlige Sicherheit Frankreichs verbürgen. Zusammenfassend wird von der französischen Presse festgestellt, daß die neue Zusammen) setzung des Kabinetts Briand einen Ruck nach links bedeute. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. s «Usdraffer Tageblatt enthält die «mUlche« Vebavavvach»»««, der Ämtshauptmanaschatz Weitze«, des Amtsgerichts a»d Stadtrats z» Wilsdruff, ForstreMaatt^ThIrU, Fiuauram-sN^^ Sohn Maynard Keynss der bedeutende eng lische Nationalökonom aus Cambridge, wurde geboren am 5. Juni 1883. Er sagte bei dem ihm gegebenen Fest essen in Berlin von selber, er sei ein Kind der Universität und eigentlich kein Poli tiker. Sein Vater sei Universttätsprofessor gewesen, sein eigener Geburtsort sei eine Universitätsstadt ge wesen und er hoffe, als Hochschullehrer zu ster ben. In Versailles, bei den Verhandlungen nach dem Wafsenstill-