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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Md ÄUWMi Zernsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. Zf. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29148. Kchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Nummer . Sonntag, den 25. Dezember MY t8. Sahrgang. Die .ONenLorfer Zeilung" erjcheinl Diens tag, Donnerstag und Sonnabend. B«,ug».Pr«is: Bierteljährlich 1,30 Mark, bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Im Falle höherer Gemalt (Krieg od. sonst, irgendwelcher Störungen des Betriebes der der Lieferanten od. d. Besörderungs- Ebmöchtungen) hat der Bezieher keinen Ä«- auf Lieferung oder RachltB.ru»g ber Seitnng od. aus Rücktahlung d. Oejugsneerse«. Amtlicher Teil. Einwohner-Wehr. Zur Sicherheit der Bewohner, zum Schutze von Liberi Und Eigentum, zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und zur Unterstützung der Polizei beabsichtigt der Gemeindsrat die Bildung einer Einwohnerwehr. Diese ist eine freiwillige unpolitische Formation, der Dienst in ihr ist ehrenamtlich. Die Wehr soll sich möglichst aus allen Kreisen der ans dem Boden dec Demokratie stehenden und alle Gewaltakte ablehnenden Bevölkerung zusammensetzen. Waffenfähige, möglichst militärisch ausgebildete Männer, die gewillt sind, der Wehr beizutreten, wollen sich öis 30. dss. Ms. in einer im Gemeindeamt (Meldeamt) ausliegenden Liste eintragen. Bereits bewirkte Meldungen sind nicht zu wieder holen. Bestimmung über die Stärke der Wehr und die Aus wahl der Mitglieder behält sich der Gemeinderat vor. Httendorf-Moritzdorf, am 23. Dezember 1919. Der Gemeind evorüsud. Vie Sttlmsäye ües beichsnslvpserz. Unter die Abgadepslicht beS nunmehr endgültig verab schiedeten Gesetzes über das Reichsnotopfer fallen alle natür lichen Personen, deren Vermögen mehr als 5000 Mark be trägt. Dieser Betrag ist bei jedem darüber hinauSgehenden vermögen von vornherein in Abzug zu bringen. Bei Ehe gatten, deren Vermögen für die Veranlagung zusammen gerechnet wird, werden als nicht abgabepflichtig 10000 Mt. in Abzug gebracht. Der Steuertarif beginnt mit 10 v. H. jsür alle abgabepflichtigen Vermögensbeträge bis 50000 Mk.) Und endet mit 65 v. H (bei den ganz großen Vermögen). Die Sätze sind gestaffelt; sie betragen für die ersten 50000 M. W v. H, für die nächsten (angefangenen oder vollen) KO 000 Mt. 12 v. H. Von einem Vermögen von 100000 Mk. sind (bei Ehegatten) abgabepflichtig 90000 Mk. daher zu zahlen 10 v. H. von 50 000 Mk gleich 5000 Mk. Plus 12 v H. von 40000 Mk gleich 4800 Mk., insgesamt 9800 Mark. Die Abgabe kann in einem Betrage im voraus ent richtet werden. Dem Abgabepflichtigen werden in diesem Falle vergütet für Barzahlungen bis 30. Juni 1920 8 v H., für Barzahlungen in der Zeit vom 1. Juli bid 31. Dez. 1920 4 v. H Die Abgabe kann auch auf eine Reihe von Jahren verteilt werden. In diesem Falle ist die Abgabe Mit 5 v. H. zu verzinsen und einschl. dieser 5 v. H. eme jährliche Tilgungsrente in Höhe von 6^/z v. H. der Ab gabe zu zahlen. Im ersten Jahr werden demgemäß nur 1»/, v. H. der Abgabeschuld getilgt. Die völlige Tilgung würde etwa 28 Jahre erfordern. Für den Teil der Abgabe der auf den Grundbesitz entfällt, kann auf Antrag eine jährliche Tilgungsrente in Höhe von 5 »/z v. H. als öffentliche Last in das Grundbuch eingetragen werden. Ermäßigungen der Steuerbeträge treten ein, wenn zwei oder mehr Kinder vorhanden sind. In diesem Falle sind außer den 10000 Mark für die Eltern für das zweite und jede» weitere Kind je 5000 Mark vom Vermögen in Ab zug bringen. Ferner wird die Abgabe von dem der Zahl der Kinder entsprechenden Vielfachen von 50000 Mark des abgabegflichtigen Vermögens nur zum Satze 10 v. H. er hoben. Für Ehegatten ohne Kinder oder mit einem Kind beträgt bei 100000 Mark Vermögen das Reichsnotopfer 9800 Mark, für Ehegatten mit zwei Kindern bei demselben nur 8500 Mark, da in Abzug zu bringen sind 15000 Mk. (10000 Mark plus 5000 Mark) und der Steuersatz auch iür die über die ersten 50000 Mark hinausgehenden restlichen 35000 Mark nur 10 v. H. (5000 Mark plus 3500 Mark) beträgt. Zinslose Stundung der Abgabe muß gewährt werden, Und zwar ganz oder teilweise, wenn ein Abgabepflichtige! e» beantragt, dessen steuerbares Einkommen nicht über 100000 Mark und dessen Jahreseinkommen nicht über 5000 Mut beträgt. Zinslose Stundung kann auch bet größeren Ver mögen bzw. größerem Einkommen gewährt werden, salls sich die Einziehung und Verzinsung der Abgabe als em be- sondere Härte erweist. Oertliches und «achstjches. Vttendors.Gkrtlla, den 27. Dezember -- Al» «in Zeichen christlicher Lieb« und Anhänglichkeit war der zahlreiche Besuch des Gotteshauses bei den kirch lichen Weihnachtsfeiern. Nicht nur am Kindergottesdienst am heiligen Abend, sondern auch in den Metten am 1 Feiertag war die Kirche bis auf den letzten Platz gefall'. Herrn Pfarrer Gräf gebührt für seine aufopfernde Tätigkeit, durch die schönen Wsihnachtsaufführungen mit den Kon firmanden und Konfirmandinnen, womit er die Gemeinde hoch erfreuie, herzlichen Dank. Auch sei an dieser Stelle Herrn Oberlehrer Georgi für seine vielen Bemühungen Dank gesagt. — Die nächste Nummer unserer Zeitung gelangt am Mittwoch zur Ausgabe. In dieser Nummer erscheinen die Neujahrs-Glückwunsch-Jnserate und bitten wir dieselben bis Dienstag abend aufzugeben. — 1 Pfennig täglich mehr I Es ist im Verhältnis zu vielen anderen und bedeutend höheren Unkosten des täglichen Lebens wirklich nicht viel mehr, wenn Sie nach dem 1. Januar diesen Betrag als Mehrausgabe ansetzen müssen, dafür, daß Ihnen Ihre Ottendorfer Zeitung bei allem Wetter ins Haus gebracht wird, daß sie gemütlich nach dem Abendbrot lesen, wieviel Ungemütliches jetzt aus aller Welt berichtet wird, daß Sie Bescheid wissen in allen amtlichen und nichtamtlichen Angelegenheiten des Lebens, die so neu und vielgestaltig täglich auf uns einstürmen, daß Ihnen wichtige Vorgänge schnell und unterhaltend berichtet werden, oaß Sie für An- und Verkäufe, für Unternehmungen und Vergnügungen einen stetig neuen Ueberblick haben usw. usw. Nicht wahr, Sie wissen, wie unnachsichtlich stark das Geld im Werte sank, wie Löhne, Papier, Maschinen usw. das Vielfache kosten wie früher, daß also dieses Ihnen dienende Unternehmen riesig gestiegene Unkosten gegen früher ver schlingt? — Nicht wahr, es erscheint Ihnen bei diesen Be trachtungen noch sehr gering, daß die Ottendorser Zeitung gegen den Friedenspreis von 40 Pfg. frei in« Haus ab 1. Januar Mk. 1.— frei ins Haus kostet, also gegen die Zeit vor dem Kriege noch nicht dreimal so viel und gegen den letzten Preis sogar nur ein Mehr von 1 Pfennig täglich. — Zwölf Nächte. Es ist die Zeit der zwölf Nächte oder der Zwölften. Sie gehen vom heiligen Abend bis zum Dreikönigstage, also sinds ihrer eigentlich dreizehn. Die zwölf erklärt sich aus volkstümlich runder Zahl, wie wir auch sagen alle acht Tuge, während es sich genauer um sieben hanoelt. Es soll mit jenem Wort auf die kommenden zwölf Monate Bezug genommen werden. Die Zahl der Eigenschaften, die der Volksmund den zwölf Nächten beilegt, ist eine kleine Heiligkeit und Geheimnis- reichtum zeichnen sie aus. Der Witterungsverlauf für das kommende Jahr soll sich nach der Witterung der zwölf Nächten richten. Träume zur Zeit der zwölf Nächte sind äußerst bedeutungsvoll und gehen meistens in Erfüllung. Wer einen Blick in die Zukunft tun will, tut es in der Zeit der zwölf Nächte. Bleigießen, Eiweißgerinnen muß, soll es irgend eine Bedeutung für das kommende Jahr haben, in der Zeit der zwölf Nächte verlegt werden. Will ein Mädchen ihren Zukünftigen erschauen, so hat sie in einen der zwölf Nächte um 12 Uh: mitternachts in den Spiegel, in ein mit Wasser gefülltes Faß oder in einem Tümpel zu fchauen. Bei unseren heidnischen Vorfahren galten die zwölf Nächte als eine hohe heilige Freudenzeit. In der Zeit der zwölf Nächte durste nicht gewaschen oder getrocknet, nicht gebacken oder gesponnen werden. Es war eine Zeit festlicher Ruhe, als die sie auch heule noch vielfach angesehen wird. Leider hat unsere Zeil mit ihrer Unrast nur noch wenig Sinn und Verständnis für das Empfinden der Volks seele. Und doch sollte man die langen Winterabende nicht vorübergehen lassen, ohne einmal einen Trunk aus diesem Born echten Volkstums zu tun. — In jedem Jahre erneuert sich die Aufforderung, die Sitte der Neujahrskarien-Versendung durch einen Akt der Wohltätigkeit abzulösen. Dagegen sprechen aber mancherlei Bedenken. Zu einem Abiösen gehören zwei Parteien, eine, die ablösen will, und die andere, die sich ablösen läßt. Die Neuzahrwunsch Abiölung ist jedoch einseitig, da die Gegen partei gar nicht gefragt wird. Empfindet man nicht die Pflicht oder den Wunsch zu graiulieren, dann ist eine Ab- töfung an sich überflüssig. Empfindet man jedoch die Herzens- oder Anftandspfllcht, dann müsste doch wohl die andere Partei um ihre Zustimmung zur Ablösung gefragt werden. Hier aber erfährt die andere Partei gar nichts von der stattgefundenen Ablösung, den die Zumutung, die langen Zeitungsspalten nach den Namen von Verwandten und Bekannten zu durchsuchen, grenzt an — Beleidigung. Äuöi-dnn könnte sich dieses Nachlesen nur auf am gleichen Ooe Wohnende beziehen. Das edle, stille Wohltun, da» einen vornehmen Charakter kennzeichnet, ist bei der Ablösung mcht zu finden. Man könnte es wohl verstehen, wenn einem in großem Maßstabe Wohltätigen eine gewisse Oeffentlichkeit als Ansporn für andere erwünscht erscheint; aber für ge spendete 2 oder 3 Mark öffentlich registriert, d. i. belobt zu werden, kann nicht verteidigt werden, denn der Namenab druck hat in diesem Falle nicht nur den Charakter einer Quittung. In den meisten Fällen kostet übrigens diese Wohltätigkeit dem Betreffenden auch weit weniger als die Gratulation; abgesehn von der in letzterem Falle erforder lichen Arbeit erfolgt demnach die Ablösung zugunsten de» Ablöfenden und stellt sich als eine egoistische Handlung dar. Die Frage, die so oft den Gegnern der Ablösung entgegen» gehalten wird: Ist es nicht besser, Not zu stillen, Elend zu lindern, als nichtssagende Karten auszusenden? — ist nur Verlegenheits-Argument, denn man kann nur eine Parallele zwischen gleichartigen Sachen ziehen. In einem Falle erfülle ich eine Pflicht gegen die Armen, die meines Geldes be dürfen, im anderen Falle eine Pflicht gegen meine Neben- msnschen, welche meines Geldes nicht bedürfen, sondern eine» Zeichens, daß ich mich ihrer erinnere, eines Wortes der Be achtung oder der Freundschaft. An wieviel Bekannte denkt man wohl öfters im Jahre, an die zu schreiben man nicht Zeit oder Gelegenheit findet I Hat es nicht für solche Fälle einen großen Wert, den Beginn des neuen Jahres dazu benutzen, das gegenseitige freundliche Gedenken durch eine Karte zu beweisen? Betrachtet man die Glückwunschkarten- seudung von diesem Standtpunkte aus, so ist von einer nichtssagenden Handlung kaum zu reden. Diejenigen aller- dings, welche mit der Glückwunschkartensendung tatsächlich eine Zwangshandlung zu erledigen pflegen, sollten es lassen. Schließlich wird seitens der Ablösenden nicht daran gedacht, daß sie mit der Ablösung durch eine Spende auf der einen Seite Gutes tun, während sie auf der andern Seite dadurch mit zur Schädigung der arbeitenden Bevölkerung beitragen denn wie viele Tausende finden nicht durch die Fabrikation von Glückwunschkarten ihr tägliches Brot. Die ganze Ab lösung stellt sich somit leider meist als ein Akt der Be quemlichkeit, oder gar des Egoismus dar, selten al» ein Akt sittlicher Ueberzeugung, niemals aber als vornehme Art ser Wohltätigkeit. Man gedenke der Armen und Be dürftigen an dem Feste, welches sich von selbst dazu empfiehlt: am Weihnachtsfeste. Man gebe da mit offenem Herzen und reichlich, aber man verquicke Wohltätigkeit nicht mit Bequemlichkeit und Sparsamkeit. Dresden. Die Kohlenzufuhren für die Elektrizität», werke in Dresden sind so gering, daß die Stromversorgung ernstlich gefährdet ist. Die Lage hat sich dadurch verschärft- saß das Gröbner Werk infolge eines Maschinenschadens die Stromlieferung nach Dresden einstellen mußte. Großenhain. Von einem bedauerlichen Unglücks fall betroffen wurde die Familie des Gutsbesitzer» Loui» Dörschel in Lenz. Am Freitag abend war fast ausgedroschen, da kam der die landwirtschaftliche Schule besuchende 17 Jahre alte Sohn Rudolph herbei und wollte, um die Mutter zu entlasten, mit Helsen. Durch einen Fehltritt kam der Bedauernswerte dem Balkenloch zu nahe und stürzte herab und schlug mit dem Hinterkopf auf die Tenne; wa» den Tod zur Folge hatte. Der Familie wendet sich allge meine Teilnahme zu. Kamenz. Auf der Königsbrückerstraße wurde am Sonnabend nachmittag ein Dresdner Auto kontrolliert und dabei als Schleichhandelsware 18 Stückchen Butter, drei Brote und noch eine Schweinskeule vorgesunden und be schlagnahmt. Nieder-Neukirch. Auf eigenartiger Weise um« Leben gekommen ist am Sonntag Vormittag der 16 jährige Sohn Richard des Herrn Gutsbesitzers Hultsch. Derselbe wollte mit seinem Vater Häcksel schneiden und turnte zuvor an einer in der Scheune befindliche Stange, wobei sich ein um seinen Hals hängender dünner Bindsaden mit um die Stange gewickelt hatte, der den Bedauernswerten beim Ab rutschen von der betreffenden Stange augenblicklich derart strangulierte, daß sofort angestellte Wiederbelebungsversuche ieider erfolglos blieben und der schnell herbeigerufene Arzt nur noch den Tod feststellen konnte. Den ElternS de» auf so tragischer Weise ums Leben Gekommenen wendet sich allgemeine Teilnahme zu.