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Lokalanzeiger und AnzeigeblaLL für Ottendorf-Okrilla u. Umg. ^chckmngstage: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Bezugspreis monatlich 1.10 Mchürbüch Trügerlohn. Im Falle höherer Gewalt (Störungen des Betriebes der otttung, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen) hat der Bezieher keinen «Wrmh auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugs- Anzeigenpreis: Die 6 gespaltene mm-Zeile oder deren Raum 5 H/. Alles weitere über Nachlaß usw. laut aufliegender Anzeigenprcislistc L Anzeigen-Annahme bis 10 Uhr vor» mittags des Erscheinungstages. Bei fernmündlicher Anzeigenannahme wird keine Gewähr für Richtigkeit übernommen. Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Nachlaß» anspruch. Diese Zeki««- vervsfentNcht die amtlichen Bekanntmachungen der Gemeinde - Behörde zv Ottendorf-Okrilla «nd de« Finanzamtes zu Radeberg. Kauptschriftleitung: Georg Rühle, Ottendors-Okrilla Vertreter: Hermann Rühle, Ottendors-Okrilla Verantwortlich für Anzeigen u. Bilder: Hermann Rühle, Ottendors-Okrilla Postscheckkonto: Leipzig 29148. Druck und Verlag: Hermann Rühle, Ottendors-Okrilla. Girokonto: Ottendors-Okrilla 136. Nummer 55 Fernruf: 2S1 Dienstag, den 11. Mai 1937 DA.iV.:803 36. Jahrgang Unerhörte LertMungsverluche Gcneralvikar von Trier bleibt wegen Verdachtes der Begünstigung unvereidigt ...Die Verhandlungen in dem Sittlichkeitspro» m ", stellen den 46jährigen katholischen Pfarrer r Bauer vor der Großen Strafkammer iy er begegneten auch am Montag, dem dritten Vcr- Eag, gespanntester Aufmerksamkeit. Auch dieser I - L brachte durch die Vernehmung des bischöft Generalvikars als Zeugen neues, sehr tz.M'ßreiches Material hinsichtlich der unglaublichen j». Mungsmanöver seitens der bischöflichen Behörden " AU Bauer. backst diesen unerhörten Vertnschnngsversuchen sei zn- dez ein Fall nachgetragcn, der in der Vernehmung Ernm»^^ von Trier zur Spracke kam. So hatte in: schön »ngsverfahren die Staatsanwaltschaft vom bi- bkten >" Generalvikariat die Herausgabe der Personal- Angeklagten Bauer, Pfarrer der Gememde einaekorderi. Zu aroßer Ueberraschung Wieder ein AM »smärtL in Sa Arn Eröffnung der Reichsautobahnstreüe Sicben- lehn—Frankenberg Wieder konnte im Gau Sachsen ein Stück des Ric- senwcrkes des nationalsozialistischen Aufbaues vollendet werden, nämlich die 25 Kilometer lange Teilstrecke der Neichsautobahn der großen Ost-W e st-V e r b i n - düng Schlesien—Rheinland-Süddeutschlaud, zwischen Siebenlehn und Frankenberg. Die Arbeiten an dieser Strecke brachten in der zweieinhalbjährigen Bauzeit Tau senden von sächsischen Volksgenossen Beschäftigung und Brot. Die Betriebseröffnung wurde der Bedeutung des Geschehnisses wegen in feierlicher Form vorgenommen. An der Feier nahmen in erster Linie die mehr als Mull »uf der Strecke beschäftigt gewesenen Arbeiter teil sowie Ehrende Männer aus Partei, Staat, Wehrmacht usw. Nachdem Reichsbahnoberrat Claußnitzer von der Obersten Anleitung Dresden der Reichsautobahn dem Reichsstatt- !>Utcr Mutschmann die Fertigstellung der Teilstrecke ^meldet batte, sprach dieser von dem gewaltigen Schaf en des Nationalsozialismus, das sich in starkem Maß w diesen Bauwerken der Reichsautobahnen zeige. Diese neuesten Verkehrswege seien notwendig geworden, um die " cjstiingsfähigkeit der Industrie und der gesam- wn Wirtschaft zu erhalten und zu steigern. Der Reichsstatthalter sprach von der schweren Arbeit, die die Volksgenossen hier in Sonnenglut und Kälte, bei Regen nud Schnee als Opfer für die Gemeinschaft brachten, um für das neue Deutschland Werte zu schaffen. Bei der Eröffnungsfahrt über die neue Strecke kam wieder einmal eindringlich die Schönheit der sächsischen Heimat zum Bewußtsein. Die Reichs- «Mobahnen werden ohne Zweifel sehr viel dazu beitragen, bah das schöne Sachsen in verstärkter Weise das Ziel non Besuchern und Urlaubsreisenden werden wird, denn Sach sen ist ja an sich schon durch seine vorbildlichen Straßen in Europa bekanntgeworden. Arbeit sür kinderreiche Väter Abschluß der rassepolitischen Tagung in Zittau Den Abschluß der Arbeitstagung des Rassepolitischen "wies in Zittau bildete die Großkundgebung, auf dir w Vertretung des Staatsministers Lenk Gauamtsleiter Haase eingehend über die Kinderreichenbeihilfen und A'er die Maßnahmen zn Behebung der Arbeitslosigkeit underrcicher Familienväier berichtete; von ihnen konnten v. H. in Sachsen wieder in Lohn und Brot gebracht werden. Das Sächsischen Winschastsministerium sei be müht, die Arbeit des Rassevolinschen Amtes nicht nur zu Unterstützen sondern sich in sie zu vertiefen und an der Gasung der Aufgaben mitzuarbeiten. Auch Gauamtsleiter Knorr hob die Notwendigkeit dieser Bestrebungen "vch besonders hervor. Wenn das deutsche Volk seinen ^istungsstand behaupten wolle, müsse es dafür sorgen, "atz seine tüchtigsten und fähigsten Mitglieder die meisten A'der besäßen. — Neichsamtsleiicr Dr. Groß jühue wuer anderem aus: Wenn wir Werte des Geistes, der ^ele. des Glaubens gebunden sein lassen an dis Kratt °er Erblichkeit, dann leiten wir nicht Geistiges aus Stosst "cheni ab. sondern wir betonen damit die Einheit und !> Mcheit des Lebens, das zu gleicher Zeit Leiv und Seele, mm Stoff ist. Wenn wir von Raff« oder Blut jpxe- A'u dann sprechen wir vom Leben, das sich in diesem Muer uns gebundener Gestalt und geprägte» Form u»ttt. Das ist kein Materialismus und nichts was die limdiagen der Kultur antastet. sondern es ist der etn- ? le Weg. »in die Grundlagen einer wahre» Kultur wie- ^Verzustellen. Zie Untersuchung -es Zeppelin - Unglücks Rosendahl sagt aus Ms erster Zeuge in der Untersuchung über die Kata strophe des Luftschiffes „Hindenburg" wurde der Kom mandant der Marinestation Lakehurst, Commander Ro sendahl, von dem Ausschuß vernommen. Commander Ro sendahl, der als der hervorragendste Luftschiffsachverstän dige der amerikanischen Marine und als der wichtigste der zu vernehmenden Zeugen gilt, beschrieb die Landungs manöver des Luftschiffes, die seines Erachtens normal gewesen seien. Er bezeichnete die atmosphä rischen Bedingungen während des Landungsmanövers als vollkommen zufrieden st ellend; während des gan zen Landungsmanövers habe er nichts außergewöhnliches bemerkt. Zu dem Kernpunkt des Verhörs, nämlich dem Ur sprung des Feuers, erklärte Rosendahl, das erste, was er gesehen habe, sei eine kleine Flammengarbe über dem Hinteren Schiffskörper gewesen Er habe sofort das Ge fühl gehabt, daß dies den Untergang des Schiffes be deute; er wisse aber natürlich nicht, wie das Feuer ent standen sei. Nach der ersten kleinen Stichflamme sei das ganze Heck des Luftschiffes in Flammen aufgegangen. Er sei sehr überrascht gewesen, nicht mehr Explosionen in Verbindung mit diesem Brand gehört zu haben. Die schwachen Explosionen während des Brandes seien nach seiner Ansicht hauptsächlich der Aufzehrung des Luftschif fes durch Gasflammen znzuschreiben gewesen. Commander Rosendahl erklärte weiter, das Luftschiff habe bei dem Ausbruch des Brandes 200 Fuß (etwa sechzig Meter) Flughöhe gehabt; zu keiner Zeit habe es den Bo den berührt. Die Landungsseile hätten vor dem Brand bereits vier Minuten auf dem Boden gelegen, so daß — nach Aussage Rosendahls — die Entladung stati stischer Elektrizität durch den Erdkontakt der Landungsseile als Brandursache praktisch ausscheidet. Auf Befragen erklärte Rosendahl, die Vereinigten Staaten hätten Praktisch das Weltmonopol für das nicht entzündbare Helium-Gas, dessen Verwendung durch Gesetz von 1025 und 1927 geregelt sei. (Diese Rege lung bedeutet ein Regierungsverbot, Helium-Gas aus den Vereinigten Staaten auszuführen. D. Schriftlta.) erhielt die Staatsanwaltschaft darauf ein Schreiben des Generalvikariats. in dem mitgeteilt wurde, daß ein Pfar rer Bauer in Marpingen (also ein ganz anderer Ortsnamen diesseits unbekannt sei. Auf eine Frage des Oberstaatsanwaltes während der Vernehmung des Bischofs, ob es sich dabei um ein Ver sehen oder um den Versuch einer bewußten Irreführung gehandelt habe, gibt der Bischof die merkwürdige Ant wort, daß er überhaupt lieber gesehen hätte, wenn die Herausgabe der Akten rundweg abgclehnt worden wäre! Diese eigenartige Auffassung in einem Fall, in dem es sich um die Ueberführung eines Iugendverderbers und notorischen Sittlichkeitsverbrechers handelt, begründet er damit, daß er das Vertrauen des hinter ihm stehenden Klerus erhalten müsse, um zum „Segen" feiner Diözese regieren zu können. Es braucht eigentlich gar nicht betont werden, daß kein Leiter einer Behörde in Deutschland in der gleichen Lage so handeln würde. Wohin dieser Standpunkt des Bischofs führte, siebt man nur allzu deutlich in diesem Prozeß. Nach der Eröffnung des dritten Verhandlungstages teilte der Verteidiger des Angeklagten Bauer dem Gericht mit, daß sein Mandant eine Erklärung zu den Verfeh lungen abgeben wolle. „Ich kann mich", so sagte der Angeklagte, „Nachdem ich die einzelnen Zeugen bei ihrer Vernehmung gesehen und gehört habe, und mir alles wieder durch den Kopf gehen ließ, auch der Einzelheiten wieder erinnern." Mit etwas lauterer Stimme als am ersten Tag schil dert er nun die einzelnen Vorkommnisse, die sich voll und ganz mit den Aussagen der Zeugen decken. Oberstaatsanwalt Dr. Hofmann läßt den An geklagten befragen, ob er vor Eintritt in die Pfarrstellen von dem Bifchof in Trier empfangen worden sei. Der Angeklagte bejaht dies in dem Fall der Pfarr stelle Laubach, nicht dagegen im Fall Weidingen, Im August 1932 habe ihn der Bischof jedoch wegen der Vor kommnisse in Weidingen rufen lasten und ihn ernstlich ermaknt. Der Oberstaatsanwalt erklärt hierzu, der Bischof habt bei seiner am Sonnabend unter Eid erfolgten Verneh mung erklärt? er könne sich nicht mehr erinnern, daß Bauer bei ihm gewesen tat. Wilhelm von Meister, der Vizepräsident der Amerikanischen Zeppelin-Transport-Companie und Verrre- ter des Zeppelin-Luftschiffbaues für Amerika sagt aus, daß die Landungsvorbereitungen vom Luftschiff aus in etwa 45 Meter Höhe erfolgten. Das Luftschiff habe so gut wie stillqelegest. Meister bemerkte, nach dem Ablassen von Wassexballast ein starkes Licht in der oberen Finne, dann sei eine Flamme aus der Äackbordseite herausgeschlagen und sofort stand das ganze Heck in Flammen. Blomderg und Riddentrop bei Krönungr» empföngen Der Reichskriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg stattete am Montag dem englischen Kriegsmint- ster Duff Cooper sowie dem britischen Generalstabschef Sir Cvril Deverell einen Besuch ab und folgte einer Einladung des Armp-Council, des Beirates der britischen Armee, die zu Ehren der militärischen Vertreter und der Delegierten der fremden Mächte ergangen war. Am Abend nahmen von Blomberg und von Ribbentrop am Staars- bankett der britischen Regierung für die ausländischen Abordnungen und Botschafter teil. — Der Generalfeld marschall und von Ribbentrop folgten auch der Einladung des Sprechers des englischen Unterhauses, der in seiner Dienstwohnung im Westminster-Palast einen Empfang gab, an dem sämtliche Krönnngsabordnungen und die in London beglaubigten Botschafter teilnahmen. Dr. Goebbels in Mannheim Reichsminister Dr. Goebbels traf am Montagabend zu einem kurzen Besuch in Mannheim ein. Beim Staats- empfang der Badischen Staatsregierung erinnerte Dr. Goebbels daran, daß ex in seiner Studienzeit ost in der Stadt geweilt habe. „Aeußerlich Hai sich das Bild dieser Stadt fast nicht geändert. Nur die Menschen auf den Straßen zeigen, eine wie große Wandlung vor sich ge gangen ist. Es war aber nicht die Zeit, die die Menschen geändert hat, sondern die Menschen haben die Zeit ge ändert: das ist eigentlich das beglückendste Gefühl, daS uns Nationalfozialisten erfüllen kann. Die hinter uns lie genden Jahre des Kampfes sind schwer und voller Ent behrungen für uns gewesen, sie waren aber auch die Lehr meister für unsere heutigen Aufgaben." Dann wird Gencralwkar Dr. von Meurers ver- nommen, Als er, so beginnt der Zeuge, am 31. Oktober 1935 sein Amt als Generalvikar übernommen habe, habe er von den Verfehlungen des Bauer gehört und ihn er sucht. am 2. November nach Trier zu kommen. Bauer sei einige Tage später*dagewesen und er. der Zeuge, habe ibn über die bekannten sittlichen Verfehlungen in Weldin- gen vernommen. , Der Oberstaatsanwalt stellt den Antrag, das Schrei- den des Generalvikars vom 20. April 1936 zu verlesen, das bei der Vernehmung des Bischofs von Trier eine Rolle spielte, und in dem er auf einen von der Staatsanwalt» schäft schriftlich gestellten Antrag hin, die Personalakte* Les Pfarrers. Bauer zu übersenden, antwortete. * Hierauf antwortet der Gcneralvikar. nach den kirchen- gcscklichen Bestimmungen dürfe er kirchliche Akten nicht zur Verfügung stellen. — Auf diese Erklärung hin springt der Oberstaatsanwalt auf und bezeichnet den Inhalt dcS Schreibens vom 20. April 1936 als eine bewußte Irreführung und Täuschung. Die Ausführun gen des Zeugen hätten die Bestätigung erbracht, daß wir einen Staat im Staat hätten. Der Zeuge betont nochmals, daß er solche Akten nicht habe Herausgeber» können. Er gibt aber zu, daß er sich in dem Schreiben etwas klarer und deutlicher hätte ausdrücke« können Der Eeneralvikär behauptet hierzu, er habe tatsächlich „nicht gewußt", wo die Akten gelegen hätten, und außer dem sei ihm nickt bekannt gewesen, wie viele Akten über Bauer überhaupt Vorlagen. Hierauf stellt der Oberstaats anwalt erneut den Antrag, den Generalvikar nicht zu ver- einigen, weil durch die Vernehmung der drei Staars- polizeibeamteu weiterhin bestätigt sei, daß der Zeuge durch den Inhalt des Schreibens vom 20. April.1936 Tatsachen zugunsten des Angeklagten Baner verschleierte. DaS Gericht zog sich erneut zur Beratung über den Antrag zurück und verkündete nach Wiedereintritt tn die Verhandlung, daß die Vereidigung des Zeugen. General- Vikar Dr. von Meurers, wegen Verdachtes der Begünsti- gung, unterbleibe. — —.