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Amtsblatt für die Grtsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lnkal-Ameiger für die Ortschaften Bretnig. Hauswald«, Großröbrsdarf. Frankenthal Md Nmgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Tbonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatte«* vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung«boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag >/»11 Uhr einzusenden. Schrifkleilung, Druck unö Verlsg von N. Schurig, Bretnig. Nr. 101. Sonnabend, den 17. Dezember 1910. Einiges über Vie gute alte Zett in Bretnig und Hauswalde Verfaßt von weitaus tzsttft bediel in Bretnig. (Fortsetzung.) Unter diesen Verhältnissen wurde von Seiten des Pachters olles Mögliche erdacht, um sich an der Gemrinde zu rächen. So verbot er ohne weiteres der Gemeinde Bret nig, auf dem Wege durch den Hof zu fahren; die Gemeinde und die Herrschaft hatten früher einen gegenseitigen Grundstücks-Verkauf abge schlossen: die Herrschaft kaufte der Gemeinde ein Grundstück — die sogenannten Hut- danneln — und bie Fiebigleiche ad und hat dafür der Gemeinde den Gememdebusch, wo damal» große» schlagbares Hol, stand, ge geben; die Herrschaft hat sich den heutigen Fiebigweg zum Befahren ihrer Grundstücks vorbehalten; die Gemeinde hat da» auch qe- lau, aber voch wohl, wie da» so geschieht, etwa» versehen (dis soweit habe ich diesen Gegenstand mit vieler Mühe in Erfahrung gebracht, jedoch kann ich für die Einzelheiten nicht ganz sicher bürgen), kurz Auerswalv ließ niemand mehr durch den Hof fahren un» e» mußte auf dem alten Mühlwege gefahren werden. Nun suchten die Bauern und sanden heraus, daß die Herrschaft zwar freies Fahren auf diesem Wegs hatte, aber nickt Schafe treiben lassen durfte; info.gebessen ließen die Bauern ein feste» Tor an diesen Weg bauen und Tag uno Nacht Wache dazu stellen, so daß de» Pachters Schafe nicht mehr heraus getrieben werden konnten. Der Pachter aber war auch nicht aut den Kopf gefallen und ließ, da er freie« Fohren auf diesem Wege hatte, alle seine Schaf« auf Wagen hinau« schaffen. Da aber da» tägliche Hinaus« und Hereinfahren dec Schafe doch zu umständlich und zeitraubend war, so ließ er einen Stall aus seinem Grundstücke bauen und die Schafe blieben dort, dis Lie Sache doch endlich zum Ausgleich gekommen ist, welcher sich jeden falls so gestaltet hat, daß beiderseits die Wege wieder freigegeben wurden. So wären noch viele ähnliche Fälle zu er zählen, doch wirb schon hierdurch da« präch tige Verhältnis zwischen Auerswald und den Lauer« genügend gekennzeichnet sein und ich will nur noch erwähnen, daß der Kampf während der ganzen neunjährigen Pachlzeit desselben fortgesetzt wurde. Daß für Auers wald kein Nutzen daraus erwachsen konnte, ist leicht ersichtlich. So verständigten sich die Drescher oft mit den Schafknechten, daß das Getreide, wenn e« halb auSgrdroschen war. statt Stroh in die Schaf« gefüttert wurde. Die Bauern wie die ganzen Hofeleu'e sorgten dafür, daß nicht zu viel wuchs, die Drescher, daß nicht zu viel ausgedroschen wurde, und da« Zwanggesinbe war auch nicht darauf vei- feffen, dem Pachter großen Nutzen zu schaffen, so daß derselbe, nach seiner eigenen Versiche rung, während der neunjährigen Pachtteit in Bretnig 14000 Taler zugefchustert hat. Dazu hatte ec auch keinen Freund erworben, so daß bei dem im Jahre 1828 erfolgten Wegzuge dieser Familie, als sts aus dem Hoftor her aus kam, ern AbzugSkonzect gegeben wurde, wie e» nur selten zu hören fein wird. Wer eine alte O entür, er» Stück Blech, eine Gießkanne, oder sonst einen Spektakel machen den Gegenstand ergreifen konnte, stimmte in diese jämmerliche Musik mit ein- Unter sol chen Umständen verließ dieser Pachter Bret nig, sein Vermögen und keinen Freund zulück- lassend, und man kann daraus ersehen, daß e« nicht rätlich ist, sich gegenüber denen, mit welchen man zu verkehren gezwungen ist, auf einen schroffen und feindlichen Fuß zu stellen. Ein ganz andere« Verhältnis bestand da gegen zwischen den Bewohnern von Bretnig und dem folgenden Pachter, welchem bei seinem Wegzuge im Jahre 1838 Kränze und Gedichte überreicht wurden. In einem dieser Gedichte waren folgende an Auerswald erinnernde Verse enthalten: Zehn Jahre sind'«, al« bö» und bitter Ein Pachter ging auf andres Land; Mit ihm verzog sich ein Gewitter, Da« lange über Bretnig stand, Sich oft entlud mit Zank und Streit Und mancherlei Verdrießlichkeit. Die Freundschaft, die so gern vereint, War diesem Manne fremd und feind; Drum keme Seele an ihm hing Und Jeder froh war, daß er ging. Nun fühlten sich die Bewohner von Bretnig und Hauswalde, obwohl keine Aussicht auf Abschaffung »er Fcohndienste vorhanden war, erleichtert und blickten mit Hoffnung auf den neuen Pachter. Man hatte sich auch in diesem, dem schon ein guter Ruf voran ging, nicht getäuscht. Derselbe, namens Beirich. war von 1828 bi« 1838 hter und wußte sich, ob gleich er ein Hitzkopf war, bei den Hofeleulen beliebt zu machen. Ec verstano e«, mit den Leuten umzugehn und die Sache beim rechten Zipfel anzugretfen. Frühmorgens beim Antritt der Hoseleute mar er selbst mit am Platze, redete mit den Leuten, gab denselben die sogenannte Zahlge und sagte: „Wenn ihr damit fertig seid, bekommt ihr noch einen Branntwein und habt auf heute Feierabend.^ Da kam dann Leben in Menschen und Vieh und gewöhnlich war die aufgegedene Arbeit schon zu Mittag fer tig; zudem war dieselbe auch aus-Beste au»- gefuhrl, sodaß Herr Beirich den größten Nutzen davon hatte. Aber auch die Hoseleute hatten großen Vorteil von dieser Einrichtung, denn sie konnten nun^ihre eigenen Geschäft« besser besorgen. (Fortsetzung folgt.) OertliÄes unv Sächsisches. — Em billiger Wetterprophet, der sich Jeder leisten kann, ist ein Tannenzapfen, den man an einem Faden frei vor« Fenster hängt. Wird da» Wetter trübe, so öffnet der Tannen zapfen seine Schuppen, so daß riese frei von der inneren Hülle abstehen, ist dagegen Regen in Sicht, schließen sich die Schuppen und legen sich glatt aufeinander. Man prüfe da« Mittel! Oberlichtenau. Dec bisherige Hilss geistliche in Radeberg, Herr k. Höhne ist hier zum Pfarrer gewählt worden. Kamenz. Der wegen betrügerischen Bankerott« von der Staatsanwaltschaft gesuchte vormalige Geschäftsinhaber Laudel aus Kamenz wurde am 13. d. M. in Bonn verhaftet, nachdem er zuvor Verwandte mit dem Revolver bedroht hatte. Zn der Gefängniszelle machte er durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Bautzen. Für die Ermittelung und Ergreifung de» Täter« oder der Täler, die für da« furchtbare Verbrechen in RuppectS- dorf in Betracht kommen, har die königliche Staatsanwaltschaft eine Belohnung oon KOO Maik ausgesetzt. Bekanntlich wurden am 8. Dezember diese« Jahre» in RuppertSdorf die 69jährige verw. Christiane Auguste Aedlich uno deren Tochter, die 37jährige Ernestine Paulrne Geolich g'lötet. Bautzen. (Die gestohlenen Pferde ge funden !) Am letzten Donnerstag waren der hiesigen Fuhrwerksfirma und Posthalterei von Wobst von einem ebenso frechen wie raffinierten Diebe zwei wertvolle Pferde mitsamt dem Wagen in Großpostwitz gestohlen worden. Trotz eifrigster Nachforschungen war e« bisher noch nicht gelungen, der gestohlenen Tiere oder de» Täter» habhaft zu werden. Während eine Spur nach Böhmen wie«, deutete eine andere darauf hin, daß sich der Dieb nach Schlesien gewandt habe. Diese letztere An nahme hat sich nun bestätigt. In Hirschberg i. Schl, ist man den Pferden auf die Spar gekommen, wo sie ein reicher Kaufmann von dem Drebe erstanden hatte. Letzterer hat mit dem Erlös natürlich schnellsten« da» Weile gesucht. Dre « 5 en , 15. Dez. Auf Veranlassung der Schutzgemeinschast für Baulieseranten in der Kr«i«hauptmannschast Dretden ist 40 Bauunternehmern die Ausübung ihre» Ge- werbe« rechtskräftig unlersagt worden. Die genannte Gchutzgemetnschaft hat sestgestellt, »aß die Dresdner Baugesellsckast vom 1. Juli 1S05 bi» 31. Oktober 1910 an wirkliche Bauunternehmer, einschließlich Gommern, 76 Baustellen verkauft hat, wovon Käufer von 48 Baustellen zugrundegegangen sind, nicht eingerechnet die erst an einen Zwischenhändler und dann an einen Unternehmer verkauften Stellen. E« würden dann 56 Stellen sein. An Hypotheken sind 1 150 000 Mark verloren gegangen. — In der Zeit vom 5. September bis 10. Dezember kamen in Dresden insgesamt 45 Grundstücke zur Zwangsversteigerung, bei denen sich ein Hypothskenaussall von zirka 751000 Maik ergab. — Begnadigung. Se. Majestät der König hat den Mittweidaer Mörder Mann, der vom Chemnitzer Schwurgerichte 2 mal zum Tobe verurteilt worden ist, zu lebenslänglicher Zucht hausstrafe begnadigt. — Ein Vierkrieg ist in Johanngeorgenstadt entbrannt. Währ nd bisher noch 5 Zehntel Lagerbier mit 15 verkauft wurden, be schlossen die Gastwirte mit Rücksicht auf die hohen Auigaben die 4-Zehntel-Gläser zu diesem Preise einzuiühren. Die Arbeiter nahmen hierzu Stellung und beschlossen, den Bier- genuß einzustellen und die kleineren Gläser energisch zu bekämpfen. — Eine neue sächsische Stadt mit revidier ter Slädleordnung? Die Landgemeinden Deuben, Potschappel, NiederhäSlich und Döh le« im Plauenschen Grunde streben, wie die „P. N. N." melden, die Vereinigung zu einer Stadt mit revidierter Slädleordnung an. Der Bezirksausschuß der Amtrhauptmannschast Dresden-Altstadt wird sich in den nächsten Taaen mit diesem Wunsch beschäftigen. Chemnitz. Am Mittwoch vormittags wurde im Zrisigwalde der in Hilbersdorf be schäftigte Arzt Dr. Brückner erstochen aufge- funden. Brückner war vor einigen Tagen verhaftet worden, weil er im Verdachte stand, Sittlichkeitsverbrechen an Knoben begangen zu haben. Ec war jwoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Man nimmt an, daß Selbstmord in Verbindung mit dieser Ange legenheit vorliegt. — Sieben Schwindler haben in Aue fol genden Trick angewendet: Sie erzählten den Leuten, eine Berliner Spreckapparatefirma wolle in jede Straße zwei Sprechapparale verschenken. Um Aussicht darauf zu Haden, sollten sie nur 3 Platten a 3 Mar! kaufen. Dann wurde den Leuten ein Bestellschein 2V. Jahrgang. vorgslegt, dessen Inhalt ja natürlich klar war, also nicht gelesen «erden brauchte. Die Leute unterschrieven und bestellten damit 45 Platten a 3 Mark, bis zu deren Bezahlung der Apparat Eigentum der Firma bleiben soll. Es sind eine Menge Leute auf die 135 Mark hereingefallen. Die Polizei hat sich in» Mittel gelegt. — Sert dem 21. November wird der Bahnschaffuer Grundmann au» Mittweida vermißt. Li« heute ist e» nicht gelungen, eine Spur von ihm zu finden. Falkenstein, 14. Dez. Auf dem Wege von Brodenfeld nach Trrrersoorf hat heute vormittag der 10jährige Sohn be» Waldarbeiter» Weigel aus Brodenfelo einen Leitungsmast der Elektrischen Uederlandzen- irale Bergsn-ArnoldSgrün erklettert. Bei Be rührung der Hochspannungsleitung wurde er vom elektrischen Strome auf der Stelle ge lötet. Die Umgebung der Unsallstelle wurde sofort abgesperrt und die Leitung abgestellt. Leipzig. Hier stellte sich ein etwa 30 Jahre alter Arbeiter au» Dre»den freiwillig der Polizei unter der Bezichtigung, bet einer Speditionsfirma Gelder unterschlagen zu haben. Leipzig. (Enttäuschte Weihnachttsparer.) Eine unangenehme lleberraschung wird bi»- weilen den Mitgliedern der sog. Sparverein« um die Weihnacht»zeit zuteil, wenn die wäh rend de» Jahre» meist mühsam vom Mund« abgesparten Gelder zur Verteilung komme» sollen. Es stellt sich nicht allzu selten heraus, daß die gesparten Gelder von den Kassierern veruntreut und diese flüchtig geworden sind. Bor wenigen Tagen erst wurde ein solcher Fall aus Greiz i. V. gemeldet. Die gleich« unangenehme Ueverraschung h.ben jetzt die Mitglieder de» Spar-Verein» „Vater Jahn* im Leipziger Vorort Leutzsch machen müssen. Auch hier mußte der Vorstand den Sparer» mitteilen, daß der langjährige Vereinskassierer, der Bildhauer Ernst Ermisch au» Leipzig- Lindenau, mit den gesamten Spargeldern in Höhr von 2000 Mk. durchgegangen ist. Auch von diesem Defraudanten konnte man noch keine Spur finden. Kirchennachrichten von Bretnig. 4. Advent: 8'/, Uhr Beichte und Abend mahl. 9 Uhr PredigtgolteSdienst. Text: Joh. 3, 27—30. Nachanttags 5 Uhc Lbend- mahlSgotteödienst, (Letzte Abendmahlsfeier i« alten Jahre ) Geooren: dem Fabrikarbeiter Friedrich Ewald Zschiedrich ein Sohu; d.-m Favrik- acbeiter Ferdinand Alwin Petzold ein Sohu. Getauft: Linda Marianna Ilse, Toch ter de» Kaufmann» Max Heinrich Zschöcper. Lv-Iutder ZitngNngtveiein» Sonntag aben»s '/«8 Uhr Ltefuch oe» Famrlienaoenoe» de« Jungsrauenvsceln» im deutschen Hiuse. — Mittwoch den 21. Dezember abends Uhr im Anker: MiftNSchtrltitr, bitte, alle Mitglieder kommen! Kirchennachnchtm von Großröhrsdorf. Geburten: Prut Han», S. de» Zi- qarrenarbeiters Reinhard Bernhild Schön« Nr. 270. — Kurl Adolf, S. des Fabrikarb. Adolf Bernhard Rentsch Nr. 187w.— Außer dem ein unehelicher Knabe. Sterbefälle: Wrlly Hin«, S. de» Heizers Gustav Emil Görner Nr. 188 b, 1 M. 4 T. alt. — Chri^iane Caroline Beier geb. Gottlö.-er, Nr. 90, 89 I. 1 M. 12 T.