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B e i t r ü g e zur - Belehrung und Unterhaltung. -. . Nr. Dresden, den 13. Juni rgro. 65. Cspie eines Ehe-Contracts zwi schen zweien christlichen Perso nen, aus den ersten Zeiten des vorigen Jahrhunderts. lauter den Papieren meines seligen Groß vaters, der vor dreißig Jahren, im fünf und siebenzigsten Jahre seines Alters, starb, fand sich unter andern ein Ehe-Contract, den er wahrscheinlich entweder zum eignen Gebrau che entworfen, oder aus andern Händen an sich gebracht hatte. Doch dem fey Ivie ihm wolle, als eine eigne Erscheinung in ihrer Art, verdient so etwas in Zetten, die jeder vernünftigen Idee günstig sind, gewiß Be herzigung, wenn das Ganze auch nur wenig Unterhaltung gewahren sollte. Im Namen Gottes! i) Daß die Ehen im Himmel geschloffen werden, ist ein Glaube, der denen nm so heiliger scyn muß, die den Ehestand als einen Wehe stand, oder als das Ende aller Weltlust haben verschreien hören. Aber die se!» Glauben können nur die bestätigt finden, welche nicht an den Himmel zu verzweifeln Ursache haben. Mit Gehet und mit Gott, wovon ein großer Theil derer, die in den Ehestand treten, nichts wissen will, wollen wir dah-ro diese irrdische Vereinigung zn Freud und Leid beginnen, und in ihr den Himmel mit getrostem Muthe erwarten, den Gottesfurcht und Frömmigkeit ar beitsamen, fleißigen, geduldigen und zufriedenen Menschen auf Erden geben kann. Gottes Wille soll also auch unser Wille sepn. 2) Wir wollen uns als christliche un vernünftige Menschen lieben und achten. Ei nes komme dem andern mit Liebe zuvor, aber keines mache Anspruch auf dieses Zuvor kom men, sondern suche und finde vielmehr in der treuen Befolgung seiner Pflich ten sein ganzes eheliches Himmelreich. Auf diese Art werden wir Liebe geben und Li be nehmen, ohne fürchten zu dürfen, uns durch Liebe einander lästig zu werden oder gar der Eifersucht die Thüre zu öfnen und Nahrung zu geben. Wer seine Pflicht thut, ist nie müssig, wer nie müssig ist, bekommt keine Veranlassung zu Grillen; wer keine Grille» hat, hat keine Wünsche; und wem nichts zu wünschen übrig ist, der ist glücklich. Un fr- Ehe wird also glücklich feyn, Ttt