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zur Belehrung und Unterhaltung» Nr. Dresden, den i. Hctbr. lZ^o. l l o. DaS Franziskanerkloster Hei Ma* fra, in Portugal. I^nter die merkwürdigen Gebäude, welche die P^achtliebe neuerer Zeiten hervorbrachte, gehört, ohne Zweifel, auch das berühmte Franztskanerkloster bet dem Dorfe Mafra in Portugal. Es liegt ohnge- fähr vier teutsche Meilen von Lissabon, von wo aus man auf einer prächtigen, durch aus gepflasterten Straße dahin gelangt. So wie dieses Gebäude mit dem weltbekannten Eskorial in Spanien und der Pracht« vollen Kirche Superga Lm ehemaligen P i e m o n t e si sch e n, an Schönheit wett eifert, so hat seine Entstehung auch fast die nämliche Ursache gehabt, welche bet Errich tung jener Prachtgcbäude wirksam war. Bekanntlich gelobte PhiUppder Zweite, König von Spanien, während der Schlacht bei St. Quentin, weicherer in Person bei wohnte, auf den Fall, daß die Franzosen von den Spaniern geschlagen würden, ein Kloster von nie gesehener Pracht zu errichten, und Victor Amadeus, der, mit dem Prin zen Eugen, seine Hauptstadt Turin von den Franzosen belagert sah, versprach, wenn die Feinde die Belagerung Turins aufznhe- ben genöthigt würden, der Jungfrau Marta, welche auf dem Berge, wo der König mit dem Prinzen stand, eine kleine Kapelle hatte, ei nen kostbaren Tempel zu bauen. Beider Wünsche wurden erfüllt und beide Könige hielten Wort. Philipp der Zweite errichtete in den Jahren 12^3. bis 1584- durch die Baumeister Monegro, Herrera und Villacastin, das Eskorial, welches die Spanier auch San Lorenzo el Real nen nen, mit einem Aufwande von beinahe 6 Millionen Dukaten, ohne jedoch die Beendi gung seines Werks zu erleben; Viktor Amadeus aber erbaute vom Jahre 1715 an bis 1731 )ene Kirche, nebst einem adelichen Stifte, und verwendete darauf über 12 Mil lionen LivreS. Eben so gelobte nun auch Kö nig Johann der Fünfte, dec in den Jah ren 1706. bis 1750. Portugals beherrsch te, in einer schweren Krankheit, rufden Fall der Wiedergenesung, 12 armen Franziskanermön- chen, welche damals eine elende Hütte in Mafra bewohnten, ein kostbares Kloster zu erbauen. Der König genas, und nun wurde der Nation eineSteuer aufgelegt, von derenErtrage 12000 Arbeiter ein Haus aufführten, das dem Staake