Volltext Seite (XML)
Nr. Dresden, den 14. Nsvbr. 1810. 129. ueber Kaffee- und Z ucker - C 0 nsumti 0 n in Sachsen. §)urch die politischen Ereignisse ist seit ei nigen Jahren der Kaffee und Zucker zu einer Höhe im Preiste gestiegen, dast man fick wun dern muß, wir es noch unbemittelte Menschen geben kann , die stch diese Leckerei nicht abge- wvhnen. Selbst bei dmjeuig-n, welche die unent behrlichsten Bedürfnisse kaum erschwingen können, muß täglich zu ein Parr Dreiern Nath werden, um Lcthchen Kaffee in Was ser aufzulösen und als Deirkatesse zu genie sten; ja sogar der Bettler tragt des Abends von denen des T^gcö über zusammengetrie- bencn Kupferpfennigen einm Theil in den Kaufmanns! iden , um sich den folgenden Morgen einen Labetrant bereiten zu können. Wohl bekomme es ihm! denn es ist lucht meine Meinung, ihn von dieser vermeintli chen DenkaN'sse auszuschliesten, da er das natürliche Recht hat, alles zu geniesten, was die Natur wachsen laßt und er bezahlen kann. Zu der Zeit , als das Pfund Kaffee und das Pfund Zucker mit 6 und 7 gl. bezahlt wurde, war es eine Seltenheit in niedern Standen, Kaffee trinken zu sehen; ja bet dem wohlhabenden Bürger und Dauer geschähe dieses nur bei Ehrengelagen und an hohen Festtagen, und zwar aus kleinen töpfernen Näpfchen, weil man, der Wohlfeilheit der Waare ohngeachtet, mit dergl. Geschirr kei nen Aufwand machte. Sonderbar ist es, dast, so wie Kaffee und Zucker im Preiste stiegen, auch bei mehreren Menschen dcr Appetit dazu und die Sucht, mit dem Geschirr zu glanzen, immer reger wurde, so dast beides jetzt für unentbehrlich gehalten wird. Man hört zwar viele sich über die der- malige schreckliche Thcuerung dieser Leckereien beschweren, aber auch dabei äußern: ich kann selbige nicht entbehren, ich bin einmal daran gewöhnt, und sollten die Preiste noch höher steigen. Aber was ist denn eigentlich diese Gewohnheit? doch weiter nichts, als etwas Ueberflüstiges; denn was ich mir successive angewöhnt habe, kann ich mir auch eben ss wieder abgewöhnen und doch dabei bestehen, weil ich vorher auch ohne ein Magen-Elixir von Kaffee und Zucker bestand, und kraftvol ler war, als jetzt.