Volltext Seite (XML)
zv r Belehrung und Unterhaltung N r. Dresden, den 7. Februar 18 li. . Lohn der Redlichkeit. ( Eine wahre Anekdote. ) ^n einem kleinen Dorfe des westl. Frank reichs lebte ein armer Knabe, Namens Per rin, der seine Aeltern verloren hatte, ehe er ihre Namen aussprechen konnte. Die Ge meinde ließ ihn mitleidig erziehen. Lesen und schreiben aber war alles, was er zu ler nen Gelegenheit hatte. Als er rZ Jahre alt war, kam er zu einem kleinen Pachter, des sen Vieh er hüten mußte. Lucette, ein jun ges Bauernmädchen aus der Nachbarschaft, trieb ihres Vaters Heerde oft auf ebendie selbe Weide, wo Perrin hütete. Sie mach ten bald Bekanntschaft. Beide waren gut, freundlich, dienstfertig, und gewannen sich lieb. So vergingen einige Jahre. Als Per rin 18 bis 19 Jahre alt war, ging er zu Lu- cettens Vater und bat, ihm das Mädchen zur Frau zu geben. Du meine Tochter het- rathen? antwortete ihm der Bauer. Wo denkst du hin! Kannst du ihr Kleider geben, Haft du ein HauS für sie und für dich, kannst du sie ernähren? Du dienst, du hast ja nichts, und meine Tochter ist nicht reich genug für euch beide. Nein, lieber Perrin, so fangt man keine Wi-rthschaft an. Aber ich habe Arme, sagte Perrin, ich bin stark, und es fehlt nie an Arbeit, wen« man Lust dazu hat. Habt keine Sorge, wir wollen uns schon ernähren. Dis jetzt habe ich jährlich fünf Thaler verdient, ich habe schon zwanzig gespart, damit können wir die Hochzeit ausrtchten. Ich werde noch fleißi ger arbeiten, ich werde noch mehr sparen, und dann kann ich endlich ein kleines Gut pachten. Viele reiche Dauern in unserm Dorfe haben auch klein angefangen, warum sollte es mir nicht auch glücken. — Nun, sagte Lucettens Vater, du bist noch jung, du kannst noch warten. Erwirb dir etwas, dann sollst du meine Tochter haben; aber eher sprich nicht mehr von der Sache. — Per rin ging fort. Er sand Lucetten auf dem Felde und erzählte ihr , was der Vater ge sagt hatte. Es war schon Abend. Beide gingen traurig auf dem Wege nach dem Dor fe, und eilten schneller voran, als es dunkler wurde. Perrin that einen Fehltritt und fiel. Als er sich ausrichtete, fand er einen schwere« Sack, worüber er gestrauchelt war. Er hob L