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708 rechte, wenn sie nicht durch Talent unterstützt Werden, gegen das Verdienst nickt ausrelchen können. Wer geflissentlich die neuen Ansich ten , welche sich mit dem Verlaufe der Jahr hunderte, nach den Erweisen aus der Ge schichte, den Menschen gleichsam ausdringen, verdunkeln, wer die Verhältnisse, welche die sen Ansichten gemäß eingeleitet werden und allmätig Festigkeit erhalten, stören will, der muß unterliegen, weil er von einem Gesichts punkte ausgeht, der zu einer neuen Or nung der Dinge nicht mehr paßt. Seine fremd artigen Ansichten können sich mit den neuen nicht vertragen; von denselben geleitet, will er aus dem behaglichen Zustande, in welchen sie ihn versehen, nicht herausgehen, und wenn er zurückwetchen muß, schreit er über Unrecht und Gewalt, die ihm Menschen an- thun sollen, da es doch der veränderte Zeit geist ist, welcher eine neue Anordnung durch aus gebietet, und dessen Werkzeuge Manschen seyn müssen, die seiner Sache das Wort füh ren. Er kann über seinen Sturz nicht kla gen; sich muß er Vorwürfe über seine Ver blendung machen, die ihn die Wahrheit nicht sehen läßt. Er sollte die Geschichte studie ren und daraus lernen, wie oft sich der Zu stand der Menschheit durch Revolutionen und Kriege geändert, und wie ost schon in dem Gedränge der Umstände das Alte seinen Un tergang im Widerstreben gegen das Neue ge funden hat. Es kann nicht Alles ewig dau ern: dieß liegt in der Natur der Sache. Menschen welken hin, Völker verschwinden, Staaten gehen unter, und die Stellen dersel ben nehmen andere Menschen, Völker und Staaten ein. Das Verdienst hat jederzeit bei solchen G^eaenKelttn seine Rechnung gefunden, und wenn c? vorher verkannt und hintangesetzt worden rst, Hot cs n-.k zum Schrecken aller, die es in der Tiefe gelassen haben, erhoben und durch die nachdrücklichste Sprache seine Gegner mit ihrem unnützen Geschwatze, wel che sich, mit ungültigen Mitteln versehen, ge gen dasselbe stemmten, zum Schweigen ge bracht. Doch nicht immer sind solche vortheil hafte Zeitpunkte für dasselbe eingctreten, oder, wenn sie auch eingetreten sind, so hat doch mancher, der sich durch Talente auszeichnele, zurücktreten müssen, weil er von denen ver drängt wurde, die allein Herr seyn wollten, und ihre Grundsätze nicht mit dem seinigeu übereinstimmend fanden. Das Schicksal d's Verdienstes ist es von jeher gewesen, ven kannt, verstoßen und unterdrückt zu werden. Schmeichelei, Kriecherei, Bestechung, Cabale und allerhand erniedrigende Künste haben demselben den Weg vertreten, so daß es kein Gedeihen haben konnte. Dasselbe hat es an Anstrengungen und Aufopferungen nicht feh len lassen, die oft seinen körperlichen und gei stigen Zustand zerrütteten; es hat bei Tag und bei Nacht rastlos gewirtet, um sich nur ein nothdürftiges, wenn auch kein bequemes Auskommen zu verschaffen; es hat ganz für seine Mitmenschen gelebt und sich auf eine uneigennützige Weise gezeigt; es hat keine Unbequemlichkeit gescheuet, um nur einiger maßen Zutritt zu erhalten; allein es ist in einem Dunkel geblieben, das es nicht ver schuldet hatte. Menschen, welche die Finster niß liebten, konnten da^ Licht nicht vertra gen, welches eS verbreitete, und an ihren Vorurtheilen hängend, wollten sie sich nicht